Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Einleitungzur
Herzogthum in Cärnthen angerichtet; welche alle/ bey dem Fall
des Carolinischen Haußes an Macht gar sehr zunahmen/ gleich-
wohl aber (die in Bretagne/ Normandie, und zu Benevento
ausgenommen) eigentlich nur grosse Stadthalter waren. Eine
grössere Gewalt aber hatten die Sächßischen Herzoge/ welche die
Sachsen aus Connivenz der Käyser mit grosser Macht unter
sich selbst aus Wittekinds Hauße creirten/ und war Ludolphus,
dessen pronepos, der erste; Daher diejenigen/ welche vor Hen-
rico Billingio
von keinen Sächßischen Herzogen wissen wollen/
sehr anstossen. Und so bestunde die Sache biß ins 12te Seculum/
ohne daß die Hertzoge sich durchaus erblich machten und ferner kei-
ne Käyserliche Bedienten waren/ daß das Lotharingische Her-
zogthum in zwey Theil/ nemlich Ober-Lothringen/ oder Duca-
tum Mosellanum,
und Nieder-Lothringen/ oder Ducatum
Mosanum
getheilet wurde/ das Zäringische Herzogthum
aus dem Schwäbischen erwuchß/ die Herzogthümer Steyer-
marck/ Crain und Meran sich von Cärnthen abrissen/ Oe-
sterreich wegen einer Anforderung an Bäyern auch ein Herzog-
thum ward/ und in Sachsen ein neuer Ducatus Saxoniae Al-
bingicus
mit Hermanno Billingio auffgerichtet wurde/ wel-
cher doch in Lothario Supplinburgensi mit dem alten Witte-
kindischen Herzogthum wieder zusammen kam. Jm 12ten Sec.
ward denen vom Herzogthum Sachsen vertriebenen Erben
Henrici Leonis zu Gefallen das Hertzogthum Braunschweig
und Lüneburg gestifftet/ welches sich zwar theilte/ aber im 14den
Sec. wieder zusammen kam. So machte auch Käyser Frideri-
cus Barbarossa A.
1181. im Lager bey Lübeck die Pommerischen
Fürsten zu Herzogen/ und die Linburgischen Graffen/ da sie vom
Ducatu Mosano abstehen musten/ behielten auch den Herzo-
gen-Titul/ die Teckischen Herzoge entstunden auch aus einer Li-
nie der Zäringischen. Jm 14den Sec. wurden viel zu dieser Digni-
tät erhoben; Denn Käyser Ludovicus Bavarus machte Castruc-
cium
zum Hertzog zu Lucca wovon Meibomius und Leibni-
tius
das Diploma ediret haben/ wie auch A. 1339. Rainaldum

II.

Einleitungzur
Herzogthum in Caͤrnthen angerichtet; welche alle/ bey dem Fall
des Caroliniſchen Haußes an Macht gar ſehr zunahmen/ gleich-
wohl aber (die in Bretagne/ Normandie, und zu Benevento
ausgenommen) eigentlich nur groſſe Stadthalter waren. Eine
groͤſſere Gewalt aber hatten die Saͤchßiſchen Herzoge/ welche die
Sachſen aus Connivenz der Kaͤyſer mit groſſer Macht unter
ſich ſelbſt aus Wittekinds Hauße creirten/ und war Ludolphus,
deſſen pronepos, der erſte; Daher diejenigen/ welche vor Hen-
rico Billingio
von keinen Saͤchßiſchen Herzogen wiſſen wollen/
ſehr anſtoſſen. Und ſo beſtunde die Sache biß ins 12te Seculum/
ohne daß die Hertzoge ſich durchaus erblich machten uñ ferner kei-
ne Kaͤyſerliche Bedienten waren/ daß das Lotharingiſche Her-
zogthum in zwey Theil/ nemlich Ober-Lothringen/ oder Duca-
tum Moſellanum,
und Nieder-Lothringen/ oder Ducatum
Moſanum
getheilet wurde/ das Zaͤringiſche Herzogthum
aus dem Schwaͤbiſchen erwuchß/ die Herzogthuͤmer Steyer-
marck/ Crain und Meran ſich von Caͤrnthen abriſſen/ Oe-
ſterreich wegen einer Anforderung an Baͤyern auch ein Herzog-
thum ward/ und in Sachſen ein neuer Ducatus Saxoniæ Al-
bingicus
mit Hermanno Billingio auffgerichtet wurde/ wel-
cher doch in Lothario Supplinburgenſi mit dem alten Witte-
kindiſchen Herzogthum wieder zuſammen kam. Jm 12ten Sec.
ward denen vom Herzogthum Sachſen vertriebenen Erben
Henrici Leonis zu Gefallen das Hertzogthum Braunſchweig
und Luͤneburg geſtifftet/ welches ſich zwar theilte/ aber im 14den
Sec. wieder zuſammen kam. So machte auch Kaͤyſer Frideri-
cus Barbaroſſa A.
1181. im Lager bey Luͤbeck die Pommeriſchen
Fuͤrſten zu Herzogen/ und die Linburgiſchen Graffen/ da ſie vom
Ducatu Moſano abſtehen muſten/ behielten auch den Herzo-
gen-Titul/ die Teckiſchen Herzoge entſtunden auch aus einer Li-
nie der Zaͤringiſchen. Jm 14den Sec. wurden viel zu dieſer Digni-
taͤt erhoben; Denn Kaͤyſer Ludovicus Bavarus machte Caſtruc-
cium
zum Hertzog zu Lucca wovon Meibomius und Leibni-
tius
das Diploma ediret haben/ wie auch A. 1339. Rainaldum

II.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0302" n="284"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einleitungzur</hi></fw><lb/>
Herzogthum in Ca&#x0364;rnthen angerichtet; welche alle/ bey dem Fall<lb/>
des Carolini&#x017F;chen Haußes an Macht gar &#x017F;ehr zunahmen/ gleich-<lb/>
wohl aber (die in <hi rendition="#aq">Bretagne/ Normandie,</hi> und zu <hi rendition="#aq">Benevento</hi><lb/>
ausgenommen) eigentlich nur gro&#x017F;&#x017F;e Stadthalter waren. Eine<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Gewalt aber hatten die Sa&#x0364;chßi&#x017F;chen Herzoge/ welche die<lb/>
Sach&#x017F;en aus <hi rendition="#aq">Connivenz</hi> der Ka&#x0364;y&#x017F;er mit gro&#x017F;&#x017F;er Macht unter<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t aus Wittekinds Hauße <hi rendition="#aq">creirt</hi>en/ und war <hi rendition="#aq">Ludolphus,</hi><lb/>
de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">pronepos,</hi> der er&#x017F;te; Daher diejenigen/ welche vor <hi rendition="#aq">Hen-<lb/>
rico Billingio</hi> von keinen Sa&#x0364;chßi&#x017F;chen Herzogen wi&#x017F;&#x017F;en wollen/<lb/>
&#x017F;ehr an&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en. Und &#x017F;o be&#x017F;tunde die Sache biß ins 12te Seculum/<lb/>
ohne daß die Hertzoge &#x017F;ich durchaus erblich machten uñ ferner kei-<lb/>
ne Ka&#x0364;y&#x017F;erliche Bedienten waren/ daß das Lotharingi&#x017F;che Her-<lb/>
zogthum in zwey Theil/ nemlich Ober-Lothringen/ oder <hi rendition="#aq">Duca-<lb/>
tum Mo&#x017F;ellanum,</hi> und Nieder-Lothringen/ oder <hi rendition="#aq">Ducatum<lb/>
Mo&#x017F;anum</hi> getheilet wurde/ das Za&#x0364;ringi&#x017F;che Herzogthum<lb/>
aus dem Schwa&#x0364;bi&#x017F;chen erwuchß/ die Herzogthu&#x0364;mer Steyer-<lb/>
marck/ <hi rendition="#aq">Crain</hi> und <hi rendition="#aq">Meran</hi> &#x017F;ich von Ca&#x0364;rnthen abri&#x017F;&#x017F;en/ Oe-<lb/>
&#x017F;terreich wegen einer Anforderung an Ba&#x0364;yern auch ein Herzog-<lb/>
thum ward/ und in Sach&#x017F;en ein neuer <hi rendition="#aq">Ducatus Saxoniæ Al-<lb/>
bingicus</hi> mit <hi rendition="#aq">Hermanno Billingio</hi> auffgerichtet wurde/ wel-<lb/>
cher doch in <hi rendition="#aq">Lothario Supplinburgen&#x017F;i</hi> mit dem alten Witte-<lb/>
kindi&#x017F;chen Herzogthum wieder zu&#x017F;ammen kam. Jm 12ten Sec.<lb/>
ward denen vom Herzogthum Sach&#x017F;en vertriebenen Erben<lb/><hi rendition="#aq">Henrici Leonis</hi> zu Gefallen das Hertzogthum Braun&#x017F;chweig<lb/>
und Lu&#x0364;neburg ge&#x017F;tifftet/ welches &#x017F;ich zwar theilte/ aber im 14den<lb/>
Sec. wieder zu&#x017F;ammen kam. So machte auch Ka&#x0364;y&#x017F;er <hi rendition="#aq">Frideri-<lb/>
cus Barbaro&#x017F;&#x017F;a A.</hi> 1181. im Lager bey Lu&#x0364;beck die Pommeri&#x017F;chen<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten zu Herzogen/ und die Linburgi&#x017F;chen Graffen/ da &#x017F;ie vom<lb/><hi rendition="#aq">Ducatu Mo&#x017F;ano</hi> ab&#x017F;tehen mu&#x017F;ten/ behielten auch den Herzo-<lb/>
gen-Titul/ die Tecki&#x017F;chen Herzoge ent&#x017F;tunden auch aus einer Li-<lb/>
nie der Za&#x0364;ringi&#x017F;chen. Jm 14den Sec. wurden viel zu die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Digni-</hi><lb/>
ta&#x0364;t erhoben; Denn Ka&#x0364;y&#x017F;er <hi rendition="#aq">Ludovicus Bavarus</hi> machte <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;truc-<lb/>
cium</hi> zum Hertzog zu <hi rendition="#aq">Lucca</hi> wovon <hi rendition="#aq">Meibomius</hi> und <hi rendition="#aq">Leibni-<lb/>
tius</hi> das <hi rendition="#aq">Diploma edir</hi>et haben/ wie auch A. 1339. <hi rendition="#aq">Rainaldum</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">II.</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[284/0302] Einleitungzur Herzogthum in Caͤrnthen angerichtet; welche alle/ bey dem Fall des Caroliniſchen Haußes an Macht gar ſehr zunahmen/ gleich- wohl aber (die in Bretagne/ Normandie, und zu Benevento ausgenommen) eigentlich nur groſſe Stadthalter waren. Eine groͤſſere Gewalt aber hatten die Saͤchßiſchen Herzoge/ welche die Sachſen aus Connivenz der Kaͤyſer mit groſſer Macht unter ſich ſelbſt aus Wittekinds Hauße creirten/ und war Ludolphus, deſſen pronepos, der erſte; Daher diejenigen/ welche vor Hen- rico Billingio von keinen Saͤchßiſchen Herzogen wiſſen wollen/ ſehr anſtoſſen. Und ſo beſtunde die Sache biß ins 12te Seculum/ ohne daß die Hertzoge ſich durchaus erblich machten uñ ferner kei- ne Kaͤyſerliche Bedienten waren/ daß das Lotharingiſche Her- zogthum in zwey Theil/ nemlich Ober-Lothringen/ oder Duca- tum Moſellanum, und Nieder-Lothringen/ oder Ducatum Moſanum getheilet wurde/ das Zaͤringiſche Herzogthum aus dem Schwaͤbiſchen erwuchß/ die Herzogthuͤmer Steyer- marck/ Crain und Meran ſich von Caͤrnthen abriſſen/ Oe- ſterreich wegen einer Anforderung an Baͤyern auch ein Herzog- thum ward/ und in Sachſen ein neuer Ducatus Saxoniæ Al- bingicus mit Hermanno Billingio auffgerichtet wurde/ wel- cher doch in Lothario Supplinburgenſi mit dem alten Witte- kindiſchen Herzogthum wieder zuſammen kam. Jm 12ten Sec. ward denen vom Herzogthum Sachſen vertriebenen Erben Henrici Leonis zu Gefallen das Hertzogthum Braunſchweig und Luͤneburg geſtifftet/ welches ſich zwar theilte/ aber im 14den Sec. wieder zuſammen kam. So machte auch Kaͤyſer Frideri- cus Barbaroſſa A. 1181. im Lager bey Luͤbeck die Pommeriſchen Fuͤrſten zu Herzogen/ und die Linburgiſchen Graffen/ da ſie vom Ducatu Moſano abſtehen muſten/ behielten auch den Herzo- gen-Titul/ die Teckiſchen Herzoge entſtunden auch aus einer Li- nie der Zaͤringiſchen. Jm 14den Sec. wurden viel zu dieſer Digni- taͤt erhoben; Denn Kaͤyſer Ludovicus Bavarus machte Caſtruc- cium zum Hertzog zu Lucca wovon Meibomius und Leibni- tius das Diploma ediret haben/ wie auch A. 1339. Rainaldum II.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/302
Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/302>, abgerufen am 19.05.2024.