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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Einleitung zur
rient und Africa entstunden die Saracenischen Califatus: So
blieb doch noch zum Schluß des 5ten Sec. Griechenland/ klein
Asien, Thracien, das Ost-Theil von Jtalien/ die Herrschafft
über Rom/ und das Auspicium Augustale, oder die in allgemei-
nen consens bestehende allerhöchste Auctorität in allen vorhin
zum Römischen Reich gehörigen Ländern/ krafft welcher (weil
die Feuda damahls noch nicht so bekannt waren) alle erzehlten
Reiche den Römischen Käyser dennoch comiter hielten. Caro-
lus M.
der Beherrscher des grossen Fränckischen Reichs/ erhielt
die Herrschafft über Rom und einen Theil solches Auspicii mit
freywilliger Cession des Römischen Volcks und der Käyser zu
Constantinopel selbst/ und vereinigte es mit seinem grossen Frän-
ckischen Reich/ iedoch daß er hierdurch dasselbe nicht zu einem
Stück oder Lehen des Römischen Reichs machte/ sondern nur
die comem reverentiam in einen höhern Grad setzte. Er und
seine Nachfolger wolten/ daß die Herrschafft von Rom und sol-
ches Auspicium bey dem Ost-Fränckischen Reich bleiben solte;
es verfiel aber bey der Zerüttung des 9. und 10ten Sec. an die
West-Fränckischen und Jtaliänischen Könige/ wiewohl die letz-
ten sich dessen endlich/ da sie rem ipsam nicht hatten/ gar ent-
hielten. Otto I. bemächtigte sich des Jtaliänischen Reichs und
der Herrschafft über Rom/ brachte mit allgemeinen consens
das Auspicium Augustale auff sich und seine Nachfolger am
Deutschen neuerrichteten Reich: Bey welchem es auch biß je-
tzo mit allgemeiner Einstimmung blieben/ da man den Römisch-
Deutschen Käyser auch bey der grösten Schwäche des Deut-
schen Reichs vor das Haubt der Christenheit gehalten hat. Ob-
gedachtes Deutsche Reich hat biß dato noch seine vom Käyser-
thum separatas rationes; Jtalien aber/ so Otto I. und das Are-
lati
sche Reich/ so Conradus Salicus erlanget/ haben sie selbst nicht
dem Deutschen Reich/ sondern dem Käyserthum unterworffen/
wie man aus den Diplomatibus und andern monumentis schlies-
sen kann. So bestehet denn das Käyserthum jetzt eigentlich aus
dem eminenti Dominio über Rom/ dem Augustal-Respect,

und

Einleitung zur
rient und Africa entſtunden die Saraceniſchen Califatus: So
blieb doch noch zum Schluß des 5ten Sec. Griechenland/ klein
Aſien, Thracien, das Oſt-Theil von Jtalien/ die Herrſchafft
uͤber Rom/ und das Auſpicium Auguſtale, oder die in allgemei-
nen conſens beſtehende allerhoͤchſte Auctoritaͤt in allen vorhin
zum Roͤmiſchen Reich gehoͤrigen Laͤndern/ krafft welcher (weil
die Feuda damahls noch nicht ſo bekannt waren) alle erzehlten
Reiche den Roͤmiſchen Kaͤyſer dennoch comiter hielten. Caro-
lus M.
der Beherrſcher des groſſen Fraͤnckiſchen Reichs/ erhielt
die Herrſchafft uͤber Rom und einen Theil ſolches Auſpicii mit
freywilliger Cesſion des Roͤmiſchen Volcks und der Kaͤyſer zu
Conſtantinopel ſelbſt/ und vereinigte es mit ſeinem groſſen Fraͤn-
ckiſchen Reich/ iedoch daß er hierdurch daſſelbe nicht zu einem
Stuͤck oder Lehen des Roͤmiſchen Reichs machte/ ſondern nur
die comem reverentiam in einen hoͤhern Grad ſetzte. Er und
ſeine Nachfolger wolten/ daß die Herrſchafft von Rom und ſol-
ches Auſpicium bey dem Oſt-Fraͤnckiſchen Reich bleiben ſolte;
es verfiel aber bey der Zeruͤttung des 9. und 10ten Sec. an die
Weſt-Fraͤnckiſchen und Jtaliaͤniſchen Koͤnige/ wiewohl die letz-
ten ſich deſſen endlich/ da ſie rem ipſam nicht hatten/ gar ent-
hielten. Otto I. bemaͤchtigte ſich des Jtaliaͤniſchen Reichs und
der Herrſchafft uͤber Rom/ brachte mit allgemeinen conſens
das Auſpicium Auguſtale auff ſich und ſeine Nachfolger am
Deutſchen neuerrichteten Reich: Bey welchem es auch biß je-
tzo mit allgemeiner Einſtimmung blieben/ da man den Roͤmiſch-
Deutſchen Kaͤyſer auch bey der groͤſten Schwaͤche des Deut-
ſchen Reichs vor das Haubt der Chriſtenheit gehalten hat. Ob-
gedachtes Deutſche Reich hat biß dato noch ſeine vom Kaͤyſer-
thum ſeparatas rationes; Jtalien aber/ ſo Otto I. und das Are-
lati
ſche Reich/ ſo Conradus Salicus erlanget/ haben ſie ſelbſt nicht
dem Deutſchen Reich/ ſondern dem Kaͤyſerthum unterworffen/
wie man aus den Diplomatibus uñ andern monumentis ſchlieſ-
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dem eminenti Dominio uͤber Rom/ dem Auguſtal-Reſpect,

und
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[304/0322] Einleitung zur rient und Africa entſtunden die Saraceniſchen Califatus: So blieb doch noch zum Schluß des 5ten Sec. Griechenland/ klein Aſien, Thracien, das Oſt-Theil von Jtalien/ die Herrſchafft uͤber Rom/ und das Auſpicium Auguſtale, oder die in allgemei- nen conſens beſtehende allerhoͤchſte Auctoritaͤt in allen vorhin zum Roͤmiſchen Reich gehoͤrigen Laͤndern/ krafft welcher (weil die Feuda damahls noch nicht ſo bekannt waren) alle erzehlten Reiche den Roͤmiſchen Kaͤyſer dennoch comiter hielten. Caro- lus M. der Beherrſcher des groſſen Fraͤnckiſchen Reichs/ erhielt die Herrſchafft uͤber Rom und einen Theil ſolches Auſpicii mit freywilliger Cesſion des Roͤmiſchen Volcks und der Kaͤyſer zu Conſtantinopel ſelbſt/ und vereinigte es mit ſeinem groſſen Fraͤn- ckiſchen Reich/ iedoch daß er hierdurch daſſelbe nicht zu einem Stuͤck oder Lehen des Roͤmiſchen Reichs machte/ ſondern nur die comem reverentiam in einen hoͤhern Grad ſetzte. Er und ſeine Nachfolger wolten/ daß die Herrſchafft von Rom und ſol- ches Auſpicium bey dem Oſt-Fraͤnckiſchen Reich bleiben ſolte; es verfiel aber bey der Zeruͤttung des 9. und 10ten Sec. an die Weſt-Fraͤnckiſchen und Jtaliaͤniſchen Koͤnige/ wiewohl die letz- ten ſich deſſen endlich/ da ſie rem ipſam nicht hatten/ gar ent- hielten. Otto I. bemaͤchtigte ſich des Jtaliaͤniſchen Reichs und der Herrſchafft uͤber Rom/ brachte mit allgemeinen conſens das Auſpicium Auguſtale auff ſich und ſeine Nachfolger am Deutſchen neuerrichteten Reich: Bey welchem es auch biß je- tzo mit allgemeiner Einſtimmung blieben/ da man den Roͤmiſch- Deutſchen Kaͤyſer auch bey der groͤſten Schwaͤche des Deut- ſchen Reichs vor das Haubt der Chriſtenheit gehalten hat. Ob- gedachtes Deutſche Reich hat biß dato noch ſeine vom Kaͤyſer- thum ſeparatas rationes; Jtalien aber/ ſo Otto I. und das Are- latiſche Reich/ ſo Conradus Salicus erlanget/ haben ſie ſelbſt nicht dem Deutſchen Reich/ ſondern dem Kaͤyſerthum unterworffen/ wie man aus den Diplomatibus uñ andern monumentis ſchlieſ- ſen kann. So beſtehet denn das Kaͤyſerthum jetzt eigentlich aus dem eminenti Dominio uͤber Rom/ dem Auguſtal-Reſpect, und

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/322>, abgerufen am 19.05.2024.