Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Histor. medii aevi.
und denen Ruderibus des Lotharischen/ Jtalischen und Arelati-
schen Reichs/ wovon hernach. Der Augustal-Respect ist auch/
da das Constantinop. Käyserthum im 15den Sec. ausgangen/
gantz auff das Deutsche Käyserthum gefallen.

Das Fränckische grosse Reich/ so Carolus M. recht in
Stand brachte/ muß auch jetzo in seinen Ruderibus gesucht wer-
den. Es wurden durch Ludovicii Pii Theilung daraus drey Rei-
che/ nemlich das Lotharische nebst Jtalien/ das Ost- und West-
Fränckische: Das andre machte sich unter Conrado I. mit
Einwilligung der übrigen Carolinischen Erben gantz frey/ und
ward das Deutsche Reich daraus/ das dritte bestehet noch in
Franckreich/ jedoch ohne einiges über die andern habendes Recht.

Vor Carolo M. hat man von keinem allgemeinen Deutschen
Königreich
was gewust/ sondern es funden sich in Deutschland
folgende particulier Reiche/ als das Fränckische/ Bäyerische/
Alemannische/ Friesische und Sächßische. Das Fräncki-
sche
Königreich war dasjenige/ was vor Carolo M. in Ger-
mani
en zum Fränckischen Reich gehöret/ als Francken und Hes-
sen-Land/ Thüringen/ die Wetterau und Pfalz/ denn das Thü-
ringische Reich wurde von diesen verschlungen. Das Bäye-
rische
Reich entstund im fünfften Seculo, da sich die Bäyern
vom Römischen Reich unter dem König Adalgerone loß rissen/
welches auch/ ob sie gleich von den Francken sehr gedemüthiget
wurden/ also/ wiewohl mit dem Nahmen der Hertzoge/ fort wäh-
rete/ biß Carolus M. den letzten/ Thassilonem, bezwung. Hier-
zu gehörete Bäyern/ Cärnthen/ das westliche Theil von Oester-
reich/ Steyermarck und das Nördliche Theil des Tyrols. Das
Alemannische oder Schwäbische Reich hatte zu erst Könige/
und hernach/ da es die Francken sehr demüthigten/ Herzoge. Es
gehörte darzu Schwaben/ das östliche Theil der Schweitz und
Graubündten. Das Friesische Reich entsprung im vierdten
Seculo/ da König Richold denen Römern den Gehorsam
auffsagte/ und währete biß auff Radbodum, den Carolus M.
überwand; Es war von der Eider biß an den Rhein nach

Nie-
Q q

Hiſtor. medii ævi.
und denen Ruderibus des Lothariſchen/ Jtaliſchen und Arelati-
ſchen Reichs/ wovon hernach. Der Auguſtal-Reſpect iſt auch/
da das Conſtantinop. Kaͤyſerthum im 15den Sec. ausgangen/
gantz auff das Deutſche Kaͤyſerthum gefallen.

Das Fraͤnckiſche groſſe Reich/ ſo Carolus M. recht in
Stand brachte/ muß auch jetzo in ſeinen Ruderibus geſucht wer-
den. Es wurden durch Ludovicii Pii Theilung daraus drey Rei-
che/ nemlich das Lothariſche nebſt Jtalien/ das Oſt- und Weſt-
Fraͤnckiſche: Das andre machte ſich unter Conrado I. mit
Einwilligung der uͤbrigen Caroliniſchen Erben gantz frey/ und
ward das Deutſche Reich daraus/ das dritte beſtehet noch in
Franckreich/ jedoch ohne einiges uͤber die andern habendes Recht.

Vor Carolo M. hat man von keinem allgemeinen Deutſchen
Koͤnigreich
was gewuſt/ ſondern es funden ſich in Deutſchland
folgende particulier Reiche/ als das Fraͤnckiſche/ Baͤyeriſche/
Alemanniſche/ Frieſiſche und Saͤchßiſche. Das Fraͤncki-
ſche
Koͤnigreich war dasjenige/ was vor Carolo M. in Ger-
mani
en zum Fraͤnckiſchen Reich gehoͤret/ als Francken und Heſ-
ſen-Land/ Thuͤringen/ die Wetterau und Pfalz/ denn das Thuͤ-
ringiſche Reich wurde von dieſen verſchlungen. Das Baͤye-
riſche
Reich entſtund im fuͤnfften Seculo, da ſich die Baͤyern
vom Roͤmiſchen Reich unter dem Koͤnig Adalgerone loß riſſen/
welches auch/ ob ſie gleich von den Francken ſehr gedemuͤthiget
wurden/ alſo/ wiewohl mit dem Nahmen der Hertzoge/ fort waͤh-
rete/ biß Carolus M. den letzten/ Thasſilonem, bezwung. Hier-
zu gehoͤrete Baͤyern/ Caͤrnthen/ das weſtliche Theil von Oeſter-
reich/ Steyermarck und das Noͤrdliche Theil des Tyrols. Das
Alemanniſche oder Schwaͤbiſche Reich hatte zu erſt Koͤnige/
und hernach/ da es die Francken ſehr demuͤthigten/ Herzoge. Es
gehoͤrte darzu Schwaben/ das oͤſtliche Theil der Schweitz und
Graubuͤndten. Das Frieſiſche Reich entſprung im vierdten
Seculo/ da Koͤnig Richold denen Roͤmern den Gehorſam
auffſagte/ und waͤhrete biß auff Radbodum, den Carolus M.
uͤberwand; Es war von der Eider biß an den Rhein nach

Nie-
Q q
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0323" n="305"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;tor. medii ævi.</hi></fw><lb/>
und denen <hi rendition="#aq">Ruderibus</hi> des Lothari&#x017F;chen/ Jtali&#x017F;chen und <hi rendition="#aq">Arelati-</hi><lb/>
&#x017F;chen Reichs/ wovon hernach. Der <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tal-Re&#x017F;pect</hi> i&#x017F;t auch/<lb/>
da das <hi rendition="#aq">Con&#x017F;tantinop.</hi> Ka&#x0364;y&#x017F;erthum im 15den Sec. ausgangen/<lb/>
gantz auff das Deut&#x017F;che Ka&#x0364;y&#x017F;erthum gefallen.</p><lb/>
          <p>Das <hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ncki&#x017F;che gro&#x017F;&#x017F;e Reich</hi>/ &#x017F;o <hi rendition="#aq">Carolus M.</hi> recht in<lb/>
Stand brachte/ muß auch jetzo in &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Ruderibus</hi> ge&#x017F;ucht wer-<lb/>
den. Es wurden durch <hi rendition="#aq">Ludovicii Pii</hi> Theilung daraus drey Rei-<lb/>
che/ nemlich das <hi rendition="#aq">Lothari</hi>&#x017F;che neb&#x017F;t Jtalien/ das O&#x017F;t- und We&#x017F;t-<lb/>
Fra&#x0364;ncki&#x017F;che: Das andre machte &#x017F;ich unter <hi rendition="#aq">Conrado I.</hi> mit<lb/>
Einwilligung der u&#x0364;brigen <hi rendition="#aq">Carolini</hi>&#x017F;chen Erben gantz frey/ und<lb/>
ward das Deut&#x017F;che Reich daraus/ das dritte be&#x017F;tehet noch in<lb/>
Franckreich/ jedoch ohne einiges u&#x0364;ber die andern habendes Recht.</p><lb/>
          <p>Vor <hi rendition="#aq">Carolo M.</hi> hat man von keinem allgemeinen <hi rendition="#fr">Deut&#x017F;chen<lb/>
Ko&#x0364;nigreich</hi> was gewu&#x017F;t/ &#x017F;ondern es funden &#x017F;ich in Deut&#x017F;chland<lb/>
folgende <hi rendition="#aq">particulier</hi> Reiche/ als das Fra&#x0364;ncki&#x017F;che/ Ba&#x0364;yeri&#x017F;che/<lb/><hi rendition="#aq">Alemanni</hi>&#x017F;che/ Frie&#x017F;i&#x017F;che und Sa&#x0364;chßi&#x017F;che. Das <hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ncki-<lb/>
&#x017F;che</hi> Ko&#x0364;nigreich war dasjenige/ was vor <hi rendition="#aq">Carolo M.</hi> in <hi rendition="#aq">Ger-<lb/>
mani</hi>en zum Fra&#x0364;ncki&#x017F;chen Reich geho&#x0364;ret/ als Francken und He&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en-Land/ Thu&#x0364;ringen/ die Wetterau und Pfalz/ denn das Thu&#x0364;-<lb/>
ringi&#x017F;che Reich wurde von die&#x017F;en ver&#x017F;chlungen. Das <hi rendition="#fr">Ba&#x0364;ye-<lb/>
ri&#x017F;che</hi> Reich ent&#x017F;tund im fu&#x0364;nfften <hi rendition="#aq">Seculo,</hi> da &#x017F;ich die Ba&#x0364;yern<lb/>
vom Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Reich unter dem Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Adalgerone</hi> loß ri&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
welches auch/ ob &#x017F;ie gleich von den Francken &#x017F;ehr gedemu&#x0364;thiget<lb/>
wurden/ al&#x017F;o/ wiewohl mit dem Nahmen der Hertzoge/ fort wa&#x0364;h-<lb/>
rete/ biß <hi rendition="#aq">Carolus M.</hi> den letzten/ <hi rendition="#aq">Thas&#x017F;ilonem,</hi> bezwung. Hier-<lb/>
zu geho&#x0364;rete Ba&#x0364;yern/ Ca&#x0364;rnthen/ das we&#x017F;tliche Theil von Oe&#x017F;ter-<lb/>
reich/ Steyermarck und das No&#x0364;rdliche Theil des Tyrols. Das<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Alemanni</hi></hi><hi rendition="#fr">&#x017F;che</hi> oder <hi rendition="#fr">Schwa&#x0364;bi&#x017F;che</hi> Reich hatte zu er&#x017F;t Ko&#x0364;nige/<lb/>
und hernach/ da es die Francken &#x017F;ehr demu&#x0364;thigten/ Herzoge. Es<lb/>
geho&#x0364;rte darzu Schwaben/ das o&#x0364;&#x017F;tliche Theil der Schweitz und<lb/>
Graubu&#x0364;ndten. Das <hi rendition="#fr">Frie&#x017F;i&#x017F;che</hi> Reich ent&#x017F;prung im vierdten<lb/>
Seculo/ da Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Richold</hi> denen Ro&#x0364;mern den Gehor&#x017F;am<lb/>
auff&#x017F;agte/ und wa&#x0364;hrete biß auff <hi rendition="#aq">Radbodum,</hi> den <hi rendition="#aq">Carolus M.</hi><lb/>
u&#x0364;berwand; Es war von der Eider biß an den Rhein nach<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q q</fw><fw place="bottom" type="catch">Nie-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[305/0323] Hiſtor. medii ævi. und denen Ruderibus des Lothariſchen/ Jtaliſchen und Arelati- ſchen Reichs/ wovon hernach. Der Auguſtal-Reſpect iſt auch/ da das Conſtantinop. Kaͤyſerthum im 15den Sec. ausgangen/ gantz auff das Deutſche Kaͤyſerthum gefallen. Das Fraͤnckiſche groſſe Reich/ ſo Carolus M. recht in Stand brachte/ muß auch jetzo in ſeinen Ruderibus geſucht wer- den. Es wurden durch Ludovicii Pii Theilung daraus drey Rei- che/ nemlich das Lothariſche nebſt Jtalien/ das Oſt- und Weſt- Fraͤnckiſche: Das andre machte ſich unter Conrado I. mit Einwilligung der uͤbrigen Caroliniſchen Erben gantz frey/ und ward das Deutſche Reich daraus/ das dritte beſtehet noch in Franckreich/ jedoch ohne einiges uͤber die andern habendes Recht. Vor Carolo M. hat man von keinem allgemeinen Deutſchen Koͤnigreich was gewuſt/ ſondern es funden ſich in Deutſchland folgende particulier Reiche/ als das Fraͤnckiſche/ Baͤyeriſche/ Alemanniſche/ Frieſiſche und Saͤchßiſche. Das Fraͤncki- ſche Koͤnigreich war dasjenige/ was vor Carolo M. in Ger- manien zum Fraͤnckiſchen Reich gehoͤret/ als Francken und Heſ- ſen-Land/ Thuͤringen/ die Wetterau und Pfalz/ denn das Thuͤ- ringiſche Reich wurde von dieſen verſchlungen. Das Baͤye- riſche Reich entſtund im fuͤnfften Seculo, da ſich die Baͤyern vom Roͤmiſchen Reich unter dem Koͤnig Adalgerone loß riſſen/ welches auch/ ob ſie gleich von den Francken ſehr gedemuͤthiget wurden/ alſo/ wiewohl mit dem Nahmen der Hertzoge/ fort waͤh- rete/ biß Carolus M. den letzten/ Thasſilonem, bezwung. Hier- zu gehoͤrete Baͤyern/ Caͤrnthen/ das weſtliche Theil von Oeſter- reich/ Steyermarck und das Noͤrdliche Theil des Tyrols. Das Alemanniſche oder Schwaͤbiſche Reich hatte zu erſt Koͤnige/ und hernach/ da es die Francken ſehr demuͤthigten/ Herzoge. Es gehoͤrte darzu Schwaben/ das oͤſtliche Theil der Schweitz und Graubuͤndten. Das Frieſiſche Reich entſprung im vierdten Seculo/ da Koͤnig Richold denen Roͤmern den Gehorſam auffſagte/ und waͤhrete biß auff Radbodum, den Carolus M. uͤberwand; Es war von der Eider biß an den Rhein nach Nie- Q q

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/323
Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/323>, abgerufen am 24.11.2024.