Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.Huren-Regiment. Geschrey der Soldaten so ihn ersahen/ erschreckt/ nach demLuitprand.Lib. I. c. 8. Stadt-Thor zulieff; Das Kriegs-Volck setzte zum possen in grosser Menge hinter ihn her. Als solches die Wachten der Be- lägerten ersahen/ eilten sie/ unwissend woher dieser Lermen ent- stehe/ und einen Haubt-Sturm besorgend/ aus Furcht von den Mauren; Daher jene sich solcher guten Gelegenheit unverzüglich brauchten/ Sturm lieffen/ und die Stadt eroberten. So weibisch hatte das schon angehende Huren-Regiment die Römer ge- macht. Der furchtsame Lambert ließ sich niergends finden/ und die wiedrige faction in Rom muste auch gelinde Seiten auff zie- hen. Dahero war Arnolph überall Sieger/ und ließ sich end- lich zu Rom vom Pabst Formoso zum Käyser kröhnen/ wobey die Römischen Bürger den Eyd ablegten/ sie wolten/ so lang sie lebten/ dem Käyser Arnolphen gehorchen/ und weder Lamber- ten/ noch seiner Mutter anhangen/ wie hiervon ein Gelehrter dieSigon. ad h. a. formul auffbewahret hat. Arnolph ließ seinen Zorn an der Tusculanischen Partey redlich aus/ und musten viele ihre Köpf- fe hergeben/ doch hatten sich die vornehmsten schon davon ge- macht. Weil aber in Beförderung der Folgen die gröste Krafft des Sieges bestunde/ säumte der Käyser nicht/ sondern fiel in Lamberts Erbländer ein/ und belagerte dessen Mutter/ weil er ihn nicht finden konte/ zu Camerino. Weil sie nun in ihrer Macht ferner keine Hülffe sahe/ fuchte sie dieselbe in einer schmählichen List/ und bestach einen von des Käysers Dienern/ daß er ihm einen vergiffteten Tranck/ unter dem Vorwand/ er wolle ihm et- was wieder den Zorn geben/ beybrachte. Es schlug aber sol- ches nicht nach Verlangen an/ sondern der Käyser schlieff hier-Luitprand. & Ursperg. ad h. a. auff 3 Tage aneinander/ und da er erwachte/ zeigte er seinen in- nerlichen elenden Zustand durch ein grausames Brüllen an; wie er denn seinen Verstand hierbey meistens verlohren hatte/ zu- mahl da der erste Anfall des Ubels der stärckste war. Man hat deswegen/ weil der Haupt-Thäter sich mit der Flucht gerettet/ einen andern Bedienten/ Nahmens Graman/ gefoltert/ und nebstAventinus ad h. a. einigen andern mit der Todes-Straffe beleget. Gleichwohl ge- rieth D
Huren-Regiment. Geſchrey der Soldaten ſo ihn erſahen/ erſchreckt/ nach demLuitprand.Lib. I. c. 8. Stadt-Thor zulieff; Das Kriegs-Volck ſetzte zum poſſen in groſſer Menge hinter ihn her. Als ſolches die Wachten der Be- laͤgerten erſahen/ eilten ſie/ unwiſſend woher dieſer Lermen ent- ſtehe/ und einen Haubt-Sturm beſorgend/ aus Furcht von den Mauren; Daher jene ſich ſolcher guten Gelegenheit unverzuͤglich brauchten/ Sturm lieffen/ und die Stadt eroberten. So weibiſch hatte das ſchon angehende Huren-Regiment die Roͤmer ge- macht. Der furchtſame Lambert ließ ſich niergends finden/ und die wiedrige faction in Rom muſte auch gelinde Seiten auff zie- hen. Dahero war Arnolph uͤberall Sieger/ und ließ ſich end- lich zu Rom vom Pabſt Formoſo zum Kaͤyſer kroͤhnen/ wobey die Roͤmiſchen Buͤrger den Eyd ablegten/ ſie wolten/ ſo lang ſie lebten/ dem Kaͤyſer Arnolphen gehorchen/ und weder Lamber- ten/ noch ſeiner Mutter anhangen/ wie hiervon ein Gelehrter dieSigon. ad h. a. formul auffbewahret hat. Arnolph ließ ſeinen Zorn an der Tuſculaniſchen Partey redlich aus/ und muſten viele ihre Koͤpf- fe hergeben/ doch hatten ſich die vornehmſten ſchon davon ge- macht. Weil aber in Befoͤrderung der Folgen die groͤſte Krafft des Sieges beſtunde/ ſaͤumte der Kaͤyſer nicht/ ſondern fiel in Lamberts Erblaͤnder ein/ und belagerte deſſen Mutter/ weil er ihn nicht finden konte/ zu Camerino. Weil ſie nun in ihrer Macht ferner keine Huͤlffe ſahe/ fuchte ſie dieſelbe in einer ſchmaͤhlichen Liſt/ und beſtach einen von des Kaͤyſers Dienern/ daß er ihm einen vergiffteten Tranck/ unter dem Vorwand/ er wolle ihm et- was wieder den Zorn geben/ beybrachte. Es ſchlug aber ſol- ches nicht nach Verlangen an/ ſondern der Kaͤyſer ſchlieff hier-Luitprand. & Urſperg. ad h. a. auff 3 Tage aneinander/ und da er erwachte/ zeigte er ſeinen in- nerlichen elenden Zuſtand durch ein grauſames Bruͤllen an; wie er denn ſeinen Verſtand hierbey meiſtens verlohren hatte/ zu- mahl da der erſte Anfall des Ubels der ſtaͤrckſte war. Man hat deswegen/ weil der Haupt-Thaͤter ſich mit der Flucht gerettet/ einen andern Bedienten/ Nahmens Graman/ gefoltert/ und nebſtAventinus ad h. a. einigen andern mit der Todes-Straffe beleget. Gleichwohl ge- rieth D
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Huren-Regiment.
Geſchrey der Soldaten ſo ihn erſahen/ erſchreckt/ nach dem
Stadt-Thor zulieff; Das Kriegs-Volck ſetzte zum poſſen in
groſſer Menge hinter ihn her. Als ſolches die Wachten der Be-
laͤgerten erſahen/ eilten ſie/ unwiſſend woher dieſer Lermen ent-
ſtehe/ und einen Haubt-Sturm beſorgend/ aus Furcht von den
Mauren; Daher jene ſich ſolcher guten Gelegenheit unverzuͤglich
brauchten/ Sturm lieffen/ und die Stadt eroberten. So weibiſch
hatte das ſchon angehende Huren-Regiment die Roͤmer ge-
macht. Der furchtſame Lambert ließ ſich niergends finden/ und
die wiedrige faction in Rom muſte auch gelinde Seiten auff zie-
hen. Dahero war Arnolph uͤberall Sieger/ und ließ ſich end-
lich zu Rom vom Pabſt Formoſo zum Kaͤyſer kroͤhnen/ wobey
die Roͤmiſchen Buͤrger den Eyd ablegten/ ſie wolten/ ſo lang ſie
lebten/ dem Kaͤyſer Arnolphen gehorchen/ und weder Lamber-
ten/ noch ſeiner Mutter anhangen/ wie hiervon ein Gelehrter die
formul auffbewahret hat. Arnolph ließ ſeinen Zorn an der
Tuſculaniſchen Partey redlich aus/ und muſten viele ihre Koͤpf-
fe hergeben/ doch hatten ſich die vornehmſten ſchon davon ge-
macht. Weil aber in Befoͤrderung der Folgen die groͤſte Krafft
des Sieges beſtunde/ ſaͤumte der Kaͤyſer nicht/ ſondern fiel in
Lamberts Erblaͤnder ein/ und belagerte deſſen Mutter/ weil er ihn
nicht finden konte/ zu Camerino. Weil ſie nun in ihrer Macht
ferner keine Huͤlffe ſahe/ fuchte ſie dieſelbe in einer ſchmaͤhlichen
Liſt/ und beſtach einen von des Kaͤyſers Dienern/ daß er ihm
einen vergiffteten Tranck/ unter dem Vorwand/ er wolle ihm et-
was wieder den Zorn geben/ beybrachte. Es ſchlug aber ſol-
ches nicht nach Verlangen an/ ſondern der Kaͤyſer ſchlieff hier-
auff 3 Tage aneinander/ und da er erwachte/ zeigte er ſeinen in-
nerlichen elenden Zuſtand durch ein grauſames Bruͤllen an; wie
er denn ſeinen Verſtand hierbey meiſtens verlohren hatte/ zu-
mahl da der erſte Anfall des Ubels der ſtaͤrckſte war. Man hat
deswegen/ weil der Haupt-Thaͤter ſich mit der Flucht gerettet/
einen andern Bedienten/ Nahmens Graman/ gefoltert/ und nebſt
einigen andern mit der Todes-Straffe beleget. Gleichwohl ge-
rieth
Luitprand.
Lib. I. c. 8.
Sigon. ad
h. a.
Luitprand.
& Urſperg.
ad h. a.
Aventinus
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