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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Römisches
rieth hierdurch alle Kriegs-Verfassung ins stecken/ und muste
man dem Käyser zurück in sein geliebtes Bäyern bringen. Auff
der Rückreise kam ihm eine Lust an/ Berengarn/ der ihn begleitete/
die Augen außsteche zu laßen/ und sich der gestalt des Jtaliänischen
Königreichs zu versichern; man warnte aber diesen heimlich da-
vor/ daß er bey Nacht in sein getreues Friaul flohe. Der Käyser
aber muste auff der Rück reise noch vernehmen/ wie die auffrühri-
schen Bürger zu Pavia seine Soldaten so gepuzet hatten/ das sie
G. Persona
Cosmod.
Act. VI. cap.

44.
sich in die Cloacen verstecken müssen. Er ließ gleichwohl in
Jtalien einen tapffern Mann/ Nahmens Walfrieth/ zum Stadt-
halter.

XXII.

Der Pabst Formosus, welcher sich ungeacht seiner
listigen Griffe/ aus gerechtem Gerichte Gottes immer mehr
Jo. Marius
de Schism.
Part. III. c. 2.
Sigon p.
143.
Feinde machte/ starb umb diese Zeit/ und hinterließ einen gar
schlechten Nachruhm/ hingegen eine grosse Freude bey der Tu-
sculani
schen Partey/ welche in 2. Tagen (weil sie mit ihren Ser-
gio,
zumahl aus Furcht vor dem Käyser/ so bald nicht wieder an-
setzen durffte] einen Toscaneser/ der sich Bonifacium den sech-
sten nennete/ auf den Päbstlichen Stuhl brachte/ worüber aber das
Volck/ so ihm nicht gewogen war/ einen grossen Tumult an-
fieng. Einige der Päbstischen Scribenten wollen einen grund-
bösen Menschen aus ihm machen/ andre aber entschuldigen ihn
möglichst; Wiewohl hieran wenig gelegen/ indem der Todt
ihn keinen Theil an unsern Händeln nehmen ließ/ sondern/ nach-
dem er nur 15. Tage gesessen/ und von podagra unsäglich war ge-
plagt worden/ hinweg nahm. Hier brachte es nun vorgedach-
ter Partey neue Mühe/ einen ihr anständigen Pabst zu bekom-
men/ worzu Marck graff Adelbert den Bischoff Stephanum von
Anagnia, Formosi ehemahligen Competitorem, in Vorschlag
brachte/ man drunge auch durch/ und bekam dieser neue Pabst
den Nahmen Stephani des sechsten. Weil er nun gedachter fa-
ction
alles zu dancken hatte/ als ward er auch derselben gantz ei-
gen/ und gieng es nun zuförderst über den todten Formosum her/
dessen Gedächtniß man in äusserste Schande setzen wolte. Der

Pabst

Roͤmiſches
rieth hierdurch alle Kriegs-Verfaſſung ins ſtecken/ und muſte
man dem Kaͤyſer zuruͤck in ſein geliebtes Baͤyern bringen. Auff
der Ruͤckreiſe kam ihm eine Luſt an/ Berengarn/ der ihn begleitete/
die Augen außſtechē zu laßen/ und ſich der geſtalt des Jtaliaͤniſchen
Koͤnigreichs zu verſichern; man warnte aber dieſen heimlich da-
vor/ daß er bey Nacht in ſein getreues Friaul flohe. Der Kaͤyſer
aber muſte auff der Ruͤck reiſe noch vernehmen/ wie die auffruͤhri-
ſchen Buͤrger zu Pavia ſeine Soldaten ſo gepuzet hatten/ das ſie
G. Perſona
Coſmod.
Act. VI. cap.

44.
ſich in die Cloacen verſtecken muͤſſen. Er ließ gleichwohl in
Jtalien einen tapffern Mann/ Nahmens Walfrieth/ zum Stadt-
halter.

XXII.

Der Pabſt Formoſus, welcher ſich ungeacht ſeiner
liſtigen Griffe/ aus gerechtem Gerichte Gottes immer mehr
Jo. Marius
de Schiſm.
Part. III. c. 2.
Sigon p.
143.
Feinde machte/ ſtarb umb dieſe Zeit/ und hinterließ einen gar
ſchlechten Nachruhm/ hingegen eine groſſe Freude bey der Tu-
ſculani
ſchen Partey/ welche in 2. Tagen (weil ſie mit ihren Ser-
gio,
zumahl aus Furcht vor dem Kaͤyſer/ ſo bald nicht wieder an-
ſetzen durffte] einen Toſcaneſer/ der ſich Bonifacium den ſech-
ſten nennete/ auf den Paͤbſtlichen Stuhl brachte/ woruͤber aber das
Volck/ ſo ihm nicht gewogen war/ einen groſſen Tumult an-
fieng. Einige der Paͤbſtiſchen Scribenten wollen einen grund-
boͤſen Menſchen aus ihm machen/ andre aber entſchuldigen ihn
moͤglichſt; Wiewohl hieran wenig gelegen/ indem der Todt
ihn keinen Theil an unſern Haͤndeln nehmen ließ/ ſondern/ nach-
dem er nur 15. Tage geſeſſen/ und von podagra unſaͤglich war ge-
plagt worden/ hinweg nahm. Hier brachte es nun vorgedach-
ter Partey neue Muͤhe/ einen ihr anſtaͤndigen Pabſt zu bekom-
men/ worzu Marck graff Adelbert den Biſchoff Stephanum von
Anagnia, Formoſi ehemahligen Competitorem, in Vorſchlag
brachte/ man drunge auch durch/ und bekam dieſer neue Pabſt
den Nahmen Stephani des ſechſten. Weil er nun gedachter fa-
ction
alles zu dancken hatte/ als ward er auch derſelben gantz ei-
gen/ und gieng es nun zufoͤrderſt uͤber den todten Formoſum her/
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[26/0036] Roͤmiſches rieth hierdurch alle Kriegs-Verfaſſung ins ſtecken/ und muſte man dem Kaͤyſer zuruͤck in ſein geliebtes Baͤyern bringen. Auff der Ruͤckreiſe kam ihm eine Luſt an/ Berengarn/ der ihn begleitete/ die Augen außſtechē zu laßen/ und ſich der geſtalt des Jtaliaͤniſchen Koͤnigreichs zu verſichern; man warnte aber dieſen heimlich da- vor/ daß er bey Nacht in ſein getreues Friaul flohe. Der Kaͤyſer aber muſte auff der Ruͤck reiſe noch vernehmen/ wie die auffruͤhri- ſchen Buͤrger zu Pavia ſeine Soldaten ſo gepuzet hatten/ das ſie ſich in die Cloacen verſtecken muͤſſen. Er ließ gleichwohl in Jtalien einen tapffern Mann/ Nahmens Walfrieth/ zum Stadt- halter. G. Perſona Coſmod. Act. VI. cap. 44. XXII. Der Pabſt Formoſus, welcher ſich ungeacht ſeiner liſtigen Griffe/ aus gerechtem Gerichte Gottes immer mehr Feinde machte/ ſtarb umb dieſe Zeit/ und hinterließ einen gar ſchlechten Nachruhm/ hingegen eine groſſe Freude bey der Tu- ſculaniſchen Partey/ welche in 2. Tagen (weil ſie mit ihren Ser- gio, zumahl aus Furcht vor dem Kaͤyſer/ ſo bald nicht wieder an- ſetzen durffte] einen Toſcaneſer/ der ſich Bonifacium den ſech- ſten nennete/ auf den Paͤbſtlichen Stuhl brachte/ woruͤber aber das Volck/ ſo ihm nicht gewogen war/ einen groſſen Tumult an- fieng. Einige der Paͤbſtiſchen Scribenten wollen einen grund- boͤſen Menſchen aus ihm machen/ andre aber entſchuldigen ihn moͤglichſt; Wiewohl hieran wenig gelegen/ indem der Todt ihn keinen Theil an unſern Haͤndeln nehmen ließ/ ſondern/ nach- dem er nur 15. Tage geſeſſen/ und von podagra unſaͤglich war ge- plagt worden/ hinweg nahm. Hier brachte es nun vorgedach- ter Partey neue Muͤhe/ einen ihr anſtaͤndigen Pabſt zu bekom- men/ worzu Marck graff Adelbert den Biſchoff Stephanum von Anagnia, Formoſi ehemahligen Competitorem, in Vorſchlag brachte/ man drunge auch durch/ und bekam dieſer neue Pabſt den Nahmen Stephani des ſechſten. Weil er nun gedachter fa- ction alles zu dancken hatte/ als ward er auch derſelben gantz ei- gen/ und gieng es nun zufoͤrderſt uͤber den todten Formoſum her/ deſſen Gedaͤchtniß man in aͤuſſerſte Schande ſetzen wolte. Der Pabſt Jo. Marius de Schiſm. Part. III. c. 2. Sigon p. 143.

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/36>, abgerufen am 21.11.2024.