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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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wieder das Pabstuhm.
tes seyn/ das an statt der Gaben/ die Gott sonst bey den von ihm
kommenden Aembtern gibt/ die Boßheit einpflantzet?
13. Was vor Intriguen bey Ersetzung des Päbstlichen
Stuhls vorgehen/ ist oben p. 84. sq. beschrieben worden. Solte
wohl ein verständiger glauben können/ daß Gott von so viel 100.
Jahren her seine Stadthalter auff der Welt auff diese Art habe
setzen wollen? Man bedencke nur/ was fast alle Historien der
Conclavium bekennen/ daß die Cardinäle offtmahls/ wenn es
zu lang mit der Wahl währet/ aus Ungedult einen Pabst ma-
chen. Sind das des heil. Geistes Wege?
14. Man setze hinzu/ daß die Könige der Welt/ sonderlich
Franckreich und Spanien/ bey einer Pabst-Wahl die Macht ha-
ben/ diejenigen zu excludiren/ welche sie nicht zum Pabst verlan-
gen; Ja solche Freyheit haben von einiger Zeit her so gar privat-
Personen in Rom/ als die Donna Olympia, aus special-Haß
wieder diesen und jenen sich genommen/ mit welchen die Cardi-
näle erst lang tractiren müssen/ sie zu begütigen/ daß sie in
eine ihnen wiedrige Wahl eingewilliget. Kan denn ein Mensch
iemand excludiren/ daß ihn GOtt nicht zum Kirchen-Haupt
machen solle? Und muß man erst die Fürsten fragen/ wer ihnen
nicht zu Gottes Stadthalter anstehe?
15. Was hat die Jansenistische Sache nicht vor Lermen ge-
macht/ da der Pabst nicht einmahl so viel Respect hat/ daß die
Jansenisten seinen Bullen zu Gefallen glauben/ daß die 5. Pro-
positiones in Jansenii
Buch stehen. Zumahl da ein Pabst den
Jansenisten gehäßig/ der andre geneigt gewesen. Lächerliche
Streiche hiervon sind in der Histoire generale du Jansenisme
eines Papisten zu lesen.
16. Die Missae siccae, da man ohne Brodt und Wein sich
nur vor dem Altar zierte/ und gauckelte/ waren ehemahls im
Pabstthum sehr heilig gehalten/ und der Pabst hat sie nebst an-
dern augenscheinlichen Greueln noch nicht abgeschaffet.
17. Es ist unläugbahr/ daß der Pabst die höchste Macht ü-
ber alle Printzen der Welt suche und sich zuschreibe. Hildebrand
mach-
wieder das Pabſtuhm.
tes ſeyn/ das an ſtatt der Gaben/ die Gott ſonſt bey den von ihm
kommenden Aembtern gibt/ die Boßheit einpflantzet?
13. Was vor Intriguen bey Erſetzung des Paͤbſtlichen
Stuhls vorgehen/ iſt oben p. 84. ſq. beſchrieben worden. Solte
wohl ein verſtaͤndiger glauben koͤnnen/ daß Gott von ſo viel 100.
Jahren her ſeine Stadthalter auff der Welt auff dieſe Art habe
ſetzen wollen? Man bedencke nur/ was faſt alle Hiſtorien der
Conclavium bekennen/ daß die Cardinaͤle offtmahls/ wenn es
zu lang mit der Wahl waͤhret/ aus Ungedult einen Pabſt ma-
chen. Sind das des heil. Geiſtes Wege?
14. Man ſetze hinzu/ daß die Koͤnige der Welt/ ſonderlich
Franckreich und Spanien/ bey einer Pabſt-Wahl die Macht ha-
ben/ diejenigen zu excludiren/ welche ſie nicht zum Pabſt verlan-
gen; Ja ſolche Freyheit haben von einiger Zeit her ſo gar privat-
Perſonen in Rom/ als die Donna Olympia, aus ſpecial-Haß
wieder dieſen und jenen ſich genommen/ mit welchen die Cardi-
naͤle erſt lang tractiren muͤſſen/ ſie zu beguͤtigen/ daß ſie in
eine ihnen wiedrige Wahl eingewilliget. Kan denn ein Menſch
iemand excludiren/ daß ihn GOtt nicht zum Kirchen-Haupt
machen ſolle? Und muß man erſt die Fuͤrſten fragen/ wer ihnen
nicht zu Gottes Stadthalter anſtehe?
15. Was hat die Janſeniſtiſche Sache nicht vor Lermen ge-
macht/ da der Pabſt nicht einmahl ſo viel Reſpect hat/ daß die
Janſeniſten ſeinen Bullen zu Gefallen glauben/ daß die 5. Pro-
poſitiones in Janſenii
Buch ſtehen. Zumahl da ein Pabſt den
Janſeniſten gehaͤßig/ der andre geneigt geweſen. Laͤcherliche
Streiche hiervon ſind in der Hiſtoire generale du Janſeniſme
eines Papiſten zu leſen.
16. Die Miſſæ ſiccæ, da man ohne Brodt und Wein ſich
nur vor dem Altar zierte/ und gauckelte/ waren ehemahls im
Pabſtthum ſehr heilig gehalten/ und der Pabſt hat ſie nebſt an-
dern augenſcheinlichen Greueln noch nicht abgeſchaffet.
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ber alle Printzen der Welt ſuche und ſich zuſchreibe. Hildebrand
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[351/0369] wieder das Pabſtuhm. tes ſeyn/ das an ſtatt der Gaben/ die Gott ſonſt bey den von ihm kommenden Aembtern gibt/ die Boßheit einpflantzet? 13. Was vor Intriguen bey Erſetzung des Paͤbſtlichen Stuhls vorgehen/ iſt oben p. 84. ſq. beſchrieben worden. Solte wohl ein verſtaͤndiger glauben koͤnnen/ daß Gott von ſo viel 100. Jahren her ſeine Stadthalter auff der Welt auff dieſe Art habe ſetzen wollen? Man bedencke nur/ was faſt alle Hiſtorien der Conclavium bekennen/ daß die Cardinaͤle offtmahls/ wenn es zu lang mit der Wahl waͤhret/ aus Ungedult einen Pabſt ma- chen. Sind das des heil. Geiſtes Wege? 14. Man ſetze hinzu/ daß die Koͤnige der Welt/ ſonderlich Franckreich und Spanien/ bey einer Pabſt-Wahl die Macht ha- ben/ diejenigen zu excludiren/ welche ſie nicht zum Pabſt verlan- gen; Ja ſolche Freyheit haben von einiger Zeit her ſo gar privat- Perſonen in Rom/ als die Donna Olympia, aus ſpecial-Haß wieder dieſen und jenen ſich genommen/ mit welchen die Cardi- naͤle erſt lang tractiren muͤſſen/ ſie zu beguͤtigen/ daß ſie in eine ihnen wiedrige Wahl eingewilliget. Kan denn ein Menſch iemand excludiren/ daß ihn GOtt nicht zum Kirchen-Haupt machen ſolle? Und muß man erſt die Fuͤrſten fragen/ wer ihnen nicht zu Gottes Stadthalter anſtehe? 15. Was hat die Janſeniſtiſche Sache nicht vor Lermen ge- macht/ da der Pabſt nicht einmahl ſo viel Reſpect hat/ daß die Janſeniſten ſeinen Bullen zu Gefallen glauben/ daß die 5. Pro- poſitiones in Janſenii Buch ſtehen. Zumahl da ein Pabſt den Janſeniſten gehaͤßig/ der andre geneigt geweſen. Laͤcherliche Streiche hiervon ſind in der Hiſtoire generale du Janſeniſme eines Papiſten zu leſen. 16. Die Miſſæ ſiccæ, da man ohne Brodt und Wein ſich nur vor dem Altar zierte/ und gauckelte/ waren ehemahls im Pabſtthum ſehr heilig gehalten/ und der Pabſt hat ſie nebſt an- dern augenſcheinlichen Greueln noch nicht abgeſchaffet. 17. Es iſt unlaͤugbahr/ daß der Pabſt die hoͤchſte Macht uͤ- ber alle Printzen der Welt ſuche und ſich zuſchreibe. Hildebrand mach-

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/369>, abgerufen am 08.05.2024.