Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Huren-Regiment.
rechtmäßigen Käyser und König von Jtalien/ damit er an ihm
einen Schutz haben möchte; Und weil es in Rom allzu unsicher
schiene/ schrieb er zu Ravenna ein Concilium aus/ in welchem
Formosus und Stephanus zugleich gerechtfertiget wurden/ hinge-
gen Sergius, und die Cardinäle Benedictus, Marinus, Johannes
und die zwey Paschales, so es mit jenen hielten/ von 74. Bischöf-
fen verdammt wurden. Daselbst ward auch geschlossen/ daß in
Zukunfft des Käysers Abgesandten iedesmahl bey der Pabst-
Wahl seyn solten/ damit denen grossen dabey vorlauffenden Un-
ordnungen und der cabale der grossen Römischen Huren möchte
gewehret werden. Hiedurch aber wurde die Tusculanische fa-
ction
nun auff Lamberten erbittert/ und hetzte die meisten Jtali-
änischen Fürsten an/ von ihm abzusetzen/ und dem verlassenen
Berengar zuzufallen. Den Anfang hiervon machte Mangin-
fried/ Graff zu Milano, welchen aber Lambert bald dämpffete/
und andern zum Exempel tödten ließ. Aber damit wurde es nur
ärger/ und brach Marckgraff Adelbert/ das Haupt des Tuscu-
lani
schen Bundes/ hiermit loß. Diesen hetzte unter andern sein
ehrgeitziges Weib Bertha an/ welche zuvor mit Lothario, Graf-
fen zu Arelate, Königs Lotharii in Lothringen unächten Sohn/
vermählet gewesen/ und nicht ruhen konte/ biß sie Königin war;
daher gantz Europa von ihr das Sprichwort hatte/ sie hätte
einsmahls zu ihrem Gemahl gesagt/ sie wolte ihn entweder zum
König oder Esel machen. Adelbert sammlete in der Eyl einige
Soldaten/ und indem Lambert sich auf der Jagt zu Marinco erlu-
stigte/ gieng er nebst dem Graffen Hildebrand auff ihn zu. Lambert
erfuhr dieses auff der Jagt/ faßte/ vom Zorn auffgebracht/ alle sei-
ne Hertzhafftigkeit zusammen/ und damit er seine Feinde übereilen
möchte/ gieng er mit 100 Mann plötzlich auf Adelberten loß. Des-
sen Völcker/ so sich nichts weniger einbildeten/ hatten sich besof-
fen/ und ruheten nach geschehenen Marsch aus/ wurden also in ih-
rer Sicherheit fast alle niedergemacht. Graff Hildebrand ret-
tete sein Leben mit der Flucht/ und Adelbert versteckte sich aus
Furcht hinter eine Krippe/ wurde aber bald gefunden/ und vor

den
D 3

Huren-Regiment.
rechtmaͤßigen Kaͤyſer und Koͤnig von Jtalien/ damit er an ihm
einen Schutz haben moͤchte; Und weil es in Rom allzu unſicher
ſchiene/ ſchrieb er zu Ravenna ein Concilium aus/ in welchem
FormoſusStephanus zugleich gerechtfertiget wurden/ hinge-
gen Sergius, und die Cardinaͤle Benedictus, Marinus, Johannes
und die zwey Paſchales, ſo es mit jenen hielten/ von 74. Biſchoͤf-
fen verdammt wurden. Daſelbſt ward auch geſchloſſen/ daß in
Zukunfft des Kaͤyſers Abgeſandten iedesmahl bey der Pabſt-
Wahl ſeyn ſolten/ damit denen groſſen dabey vorlauffenden Un-
ordnungen und der cabale der groſſen Roͤmiſchen Huren moͤchte
gewehret werden. Hiedurch aber wurde die Tuſculaniſche fa-
ction
nun auff Lamberten erbittert/ und hetzte die meiſten Jtali-
aͤniſchen Fuͤrſten an/ von ihm abzuſetzen/ und dem verlaſſenen
Berengar zuzufallen. Den Anfang hiervon machte Mangin-
fried/ Graff zu Milano, welchen aber Lambert bald daͤmpffete/
und andern zum Exempel toͤdten ließ. Aber damit wurde es nur
aͤrger/ und brach Marckgraff Adelbert/ das Haupt des Tuſcu-
lani
ſchen Bundes/ hiermit loß. Dieſen hetzte unter andern ſein
ehrgeitziges Weib Bertha an/ welche zuvor mit Lothario, Graf-
fen zu Arelate, Koͤnigs Lotharii in Lothringen unaͤchten Sohn/
vermaͤhlet geweſen/ und nicht ruhen konte/ biß ſie Koͤnigin war;
daher gantz Europa von ihr das Sprichwort hatte/ ſie haͤtte
einsmahls zu ihrem Gemahl geſagt/ ſie wolte ihn entweder zum
Koͤnig oder Eſel machen. Adelbert ſammlete in der Eyl einige
Soldaten/ uñ indem Lambert ſich auf der Jagt zu Marinco erlu-
ſtigte/ gieng er nebſt dem Graffen Hildebrand auff ihn zu. Lambert
erfuhr dieſes auff der Jagt/ faßte/ vom Zorn auffgebracht/ alle ſei-
ne Hertzhafftigkeit zuſammen/ und damit er ſeine Feinde uͤbereilen
moͤchte/ gieng er mit 100 Mann ploͤtzlich auf Adelberten loß. Deſ-
ſen Voͤlcker/ ſo ſich nichts weniger einbildeten/ hatten ſich beſof-
fen/ und ruheten nach geſchehenen Marſch aus/ wurden alſo in ih-
rer Sicherheit faſt alle niedergemacht. Graff Hildebrand ret-
tete ſein Leben mit der Flucht/ und Adelbert verſteckte ſich aus
Furcht hinter eine Krippe/ wurde aber bald gefunden/ und vor

den
D 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0039" n="29"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Huren-Regiment.</hi></fw><lb/>
rechtma&#x0364;ßigen Ka&#x0364;y&#x017F;er und Ko&#x0364;nig von Jtalien/ damit er an ihm<lb/>
einen Schutz haben mo&#x0364;chte; Und weil es in Rom allzu un&#x017F;icher<lb/>
&#x017F;chiene/ &#x017F;chrieb er zu <hi rendition="#aq">Ravenna</hi> ein <hi rendition="#aq">Concilium</hi> aus/ in welchem<lb/><hi rendition="#aq">Formo&#x017F;us</hi><hi rendition="#aq">Stephanus</hi> zugleich gerechtfertiget wurden/ hinge-<lb/>
gen <hi rendition="#aq">Sergius,</hi> und die Cardina&#x0364;le <hi rendition="#aq">Benedictus, Marinus, Johannes</hi><lb/>
und die zwey <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;chales,</hi> &#x017F;o es mit jenen hielten/ von 74. Bi&#x017F;cho&#x0364;f-<lb/>
fen verdammt wurden. Da&#x017F;elb&#x017F;t ward auch ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ daß in<lb/>
Zukunfft des Ka&#x0364;y&#x017F;ers Abge&#x017F;andten iedesmahl bey der Pab&#x017F;t-<lb/>
Wahl &#x017F;eyn &#x017F;olten/ damit denen gro&#x017F;&#x017F;en dabey vorlauffenden Un-<lb/>
ordnungen und der <hi rendition="#aq">cabale</hi> der gro&#x017F;&#x017F;en Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Huren mo&#x0364;chte<lb/>
gewehret werden. Hiedurch aber wurde die <hi rendition="#aq">Tu&#x017F;culani</hi>&#x017F;che <hi rendition="#aq">fa-<lb/>
ction</hi> nun auff Lamberten erbittert/ und hetzte die mei&#x017F;ten Jtali-<lb/>
a&#x0364;ni&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten an/ von ihm abzu&#x017F;etzen/ und dem verla&#x017F;&#x017F;enen<lb/>
Berengar zuzufallen. Den Anfang hiervon machte Mangin-<lb/>
fried/ Graff zu <hi rendition="#aq">Milano,</hi> welchen aber Lambert bald da&#x0364;mpffete/<lb/>
und andern zum Exempel to&#x0364;dten ließ. Aber damit wurde es nur<lb/>
a&#x0364;rger/ und brach Marckgraff Adelbert/ das Haupt des <hi rendition="#aq">Tu&#x017F;cu-<lb/>
lani</hi>&#x017F;chen Bundes/ hiermit loß. Die&#x017F;en hetzte unter andern &#x017F;ein<lb/>
ehrgeitziges Weib <hi rendition="#aq">Bertha</hi> an/ welche zuvor mit <hi rendition="#aq">Lothario,</hi> Graf-<lb/>
fen zu <hi rendition="#aq">Arelate,</hi> Ko&#x0364;nigs <hi rendition="#aq">Lotharii</hi> in Lothringen una&#x0364;chten Sohn/<lb/>
verma&#x0364;hlet gewe&#x017F;en/ und nicht ruhen konte/ biß &#x017F;ie Ko&#x0364;nigin war;<lb/>
daher gantz Europa von ihr das Sprichwort hatte/ &#x017F;ie ha&#x0364;tte<lb/>
einsmahls zu ihrem Gemahl ge&#x017F;agt/ &#x017F;ie wolte ihn entweder zum<lb/>
Ko&#x0364;nig oder E&#x017F;el machen. <hi rendition="#aq">Adelbert</hi> &#x017F;ammlete in der Eyl einige<lb/>
Soldaten/ uñ indem Lambert &#x017F;ich auf der Jagt zu <hi rendition="#aq">Marinco</hi> erlu-<lb/>
&#x017F;tigte/ gieng er neb&#x017F;t dem Graffen Hildebrand auff ihn zu. Lambert<lb/>
erfuhr die&#x017F;es auff der Jagt/ faßte/ vom Zorn auffgebracht/ alle &#x017F;ei-<lb/>
ne Hertzhafftigkeit zu&#x017F;ammen/ und damit er &#x017F;eine Feinde u&#x0364;bereilen<lb/>
mo&#x0364;chte/ gieng er mit 100 Mann plo&#x0364;tzlich auf Adelberten loß. De&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Vo&#x0364;lcker/ &#x017F;o &#x017F;ich nichts weniger einbildeten/ hatten &#x017F;ich be&#x017F;of-<lb/>
fen/ und ruheten nach ge&#x017F;chehenen Mar&#x017F;ch aus/ wurden al&#x017F;o in ih-<lb/>
rer Sicherheit fa&#x017F;t alle niedergemacht. Graff Hildebrand ret-<lb/>
tete &#x017F;ein Leben mit der Flucht/ und Adelbert ver&#x017F;teckte &#x017F;ich aus<lb/>
Furcht hinter eine Krippe/ wurde aber bald gefunden/ und vor<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 3</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0039] Huren-Regiment. rechtmaͤßigen Kaͤyſer und Koͤnig von Jtalien/ damit er an ihm einen Schutz haben moͤchte; Und weil es in Rom allzu unſicher ſchiene/ ſchrieb er zu Ravenna ein Concilium aus/ in welchem Formoſus uñ Stephanus zugleich gerechtfertiget wurden/ hinge- gen Sergius, und die Cardinaͤle Benedictus, Marinus, Johannes und die zwey Paſchales, ſo es mit jenen hielten/ von 74. Biſchoͤf- fen verdammt wurden. Daſelbſt ward auch geſchloſſen/ daß in Zukunfft des Kaͤyſers Abgeſandten iedesmahl bey der Pabſt- Wahl ſeyn ſolten/ damit denen groſſen dabey vorlauffenden Un- ordnungen und der cabale der groſſen Roͤmiſchen Huren moͤchte gewehret werden. Hiedurch aber wurde die Tuſculaniſche fa- ction nun auff Lamberten erbittert/ und hetzte die meiſten Jtali- aͤniſchen Fuͤrſten an/ von ihm abzuſetzen/ und dem verlaſſenen Berengar zuzufallen. Den Anfang hiervon machte Mangin- fried/ Graff zu Milano, welchen aber Lambert bald daͤmpffete/ und andern zum Exempel toͤdten ließ. Aber damit wurde es nur aͤrger/ und brach Marckgraff Adelbert/ das Haupt des Tuſcu- laniſchen Bundes/ hiermit loß. Dieſen hetzte unter andern ſein ehrgeitziges Weib Bertha an/ welche zuvor mit Lothario, Graf- fen zu Arelate, Koͤnigs Lotharii in Lothringen unaͤchten Sohn/ vermaͤhlet geweſen/ und nicht ruhen konte/ biß ſie Koͤnigin war; daher gantz Europa von ihr das Sprichwort hatte/ ſie haͤtte einsmahls zu ihrem Gemahl geſagt/ ſie wolte ihn entweder zum Koͤnig oder Eſel machen. Adelbert ſammlete in der Eyl einige Soldaten/ uñ indem Lambert ſich auf der Jagt zu Marinco erlu- ſtigte/ gieng er nebſt dem Graffen Hildebrand auff ihn zu. Lambert erfuhr dieſes auff der Jagt/ faßte/ vom Zorn auffgebracht/ alle ſei- ne Hertzhafftigkeit zuſammen/ und damit er ſeine Feinde uͤbereilen moͤchte/ gieng er mit 100 Mann ploͤtzlich auf Adelberten loß. Deſ- ſen Voͤlcker/ ſo ſich nichts weniger einbildeten/ hatten ſich beſof- fen/ und ruheten nach geſchehenen Marſch aus/ wurden alſo in ih- rer Sicherheit faſt alle niedergemacht. Graff Hildebrand ret- tete ſein Leben mit der Flucht/ und Adelbert verſteckte ſich aus Furcht hinter eine Krippe/ wurde aber bald gefunden/ und vor den D 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/39
Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/39>, abgerufen am 27.04.2024.