Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.Römisches den Käyser gebracht/ welcher ihn noch mit seiner Gemahlin Re-de auffzog/ daß/ weil sie ihn nicht zum König hätte machen kön- nen/ hätte sie ihn doch zum Esel gemacht/ und hinter die Krippe gebracht; schickte ihn darauff ins Gefängniß nach Pavia: Er selbst begab sich wieder nach Marinco seiner Lust zu gebrauchen: welches aber zu seinem Untergang ausschlug. Denn als er einsmahls jagte/ und bey einer Hecke auff ein wild Schwein lan- ge gewartet hatte/ niemand aber von seinen Bedienten bey ihm ge- blieben/ als Hugo, Graff von Milano, legte er sich in dessen Schoß zu ruhen: Hugo diese gute Gelegenheit ersehend/ ent- schlosse sich seines Vaters Manginfrieds Todt zu rächen/ schlug mit einer Keule/ damit man das Blut nicht sehen möchte/ ihn in Nacken/ und gab hernach vor/ er sey vom Pferde gestürtzt. XXV. So bald Berengar zu Verona seines Feindes Todt ver- und
Roͤmiſches den Kaͤyſer gebracht/ welcher ihn noch mit ſeiner Gemahlin Re-de auffzog/ daß/ weil ſie ihn nicht zum Koͤnig haͤtte machen koͤn- nen/ haͤtte ſie ihn doch zum Eſel gemacht/ und hinter die Krippe gebracht; ſchickte ihn darauff ins Gefaͤngniß nach Pavia: Er ſelbſt begab ſich wieder nach Marinco ſeiner Luſt zu gebrauchen: welches aber zu ſeinem Untergang ausſchlug. Denn als er einsmahls jagte/ und bey einer Hecke auff ein wild Schwein lan- ge gewartet hatte/ niemand aber von ſeinen Bedienten bey ihm ge- blieben/ als Hugo, Graff von Milano, legte er ſich in deſſen Schoß zu ruhen: Hugo dieſe gute Gelegenheit erſehend/ ent- ſchloſſe ſich ſeines Vaters Manginfrieds Todt zu raͤchen/ ſchlug mit einer Keule/ damit man das Blut nicht ſehen moͤchte/ ihn in Nacken/ und gab hernach vor/ er ſey vom Pferde geſtuͤrtzt. XXV. So bald Berengar zu Verona ſeines Feindes Todt ver- und
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Roͤmiſches
den Kaͤyſer gebracht/ welcher ihn noch mit ſeiner Gemahlin Re-
de auffzog/ daß/ weil ſie ihn nicht zum Koͤnig haͤtte machen koͤn-
nen/ haͤtte ſie ihn doch zum Eſel gemacht/ und hinter die Krippe
gebracht; ſchickte ihn darauff ins Gefaͤngniß nach Pavia: Er
ſelbſt begab ſich wieder nach Marinco ſeiner Luſt zu gebrauchen:
welches aber zu ſeinem Untergang ausſchlug. Denn als er
einsmahls jagte/ und bey einer Hecke auff ein wild Schwein lan-
ge gewartet hatte/ niemand aber von ſeinen Bedienten bey ihm ge-
blieben/ als Hugo, Graff von Milano, legte er ſich in deſſen
Schoß zu ruhen: Hugo dieſe gute Gelegenheit erſehend/ ent-
ſchloſſe ſich ſeines Vaters Manginfrieds Todt zu raͤchen/ ſchlug
mit einer Keule/ damit man das Blut nicht ſehen moͤchte/ ihn in
Nacken/ und gab hernach vor/ er ſey vom Pferde geſtuͤrtzt.
XXV.
So bald Berengar zu Verona ſeines Feindes Todt ver-
nommen/ begab er ſich nach Pavia, machte den gefangenen Adel-
bert loß/ und verband ſich mit ihm. Die wiedrige Partey wuſte
nun in Jtalien keinen Rath/ und erſahe endlich den jungen Lud-
wig/ Koͤnig in Provence, Boſonis Sohn/ welcher ihr der
naͤchſte und auff Muͤtterlicher ſeite von Kaͤyſer Carln entſproſſen
war/ zu ihrer Stuͤtze. Es war dieſer Printz/ ſo wohl alß ſein
Vater Boſo, von groſſen Geiſt und ſonderbahrer Einbildung/
dabey aber eines veraͤnderlichen Gemuͤths/ wiewohl es ihm auch
an groſſen Tugenden nicht fehlte. Seinem naturell nach konte
es nicht anders ſeyn/ er muſte das angebotene Koͤnigreich willig
annehmen/ zumahl unter andern der benachbarte Marckgraff
Adelbert zu Saluzze, oder/ wie es damahls genennet ward/ Epo-
rædia (worzu die itzigen Savoyiſchen Laͤnder gehoͤrten) auch
beytrat. Dieſer Adelbert von Saluzze, war einer der maͤch-
tigſten Herren in Jtalien/ und hatte ſich mit Giſela, Berengarii
Tochter/ vermaͤhlet/ welches ihn doch nicht abhielt/ ſeinen
Schwieger-Vater zu verfolgen. Man hielte ihn insgemein
vor einen ſehr Gottsfuͤrchtigen Herren/ weil er oͤffters/ wenn er
vom Jagen zuruͤck kommen/ und ſonſt nichts bey ſich gehabt/ de-
nen Armen ſein koſtbahres Jagt-Horn zum Allmoſen gegeben/
und
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