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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Huren-Regiment.
ging/ aber nichts sonderliches ausrichtete. Damahls verstarb
auch der Pabst Anastasius, und schien es der Tusculanischen fa-
ction
wieder Zeit/ einen ihres Mittels empor zu bringen. Die
Huren-Gesellschafft brachte den alten Lando in Vorschlag/ und
weil die Theodora diesen Vater ihres Galans sonderlich mit
aller ihrer Macht erhoben wissen wolte/ kam es endlich dahin/
daß der Stuhl zu Rom abermahls so schändlich besetzet ward.
Umb selbige Zeit entstund in der Abendländischen Kirche/ allwo
bißhero nur die Benedictiner/ Gregorianer und Schottischen
Mönche/ und zwar die ersten vornehmlich/ in Flor gewesen waren/
ein neuer Mönchs-Orden der Cluniacenser. Denn Odo,
ein Abt der Benedictiner-Mönche zu Clugny in Burgundien/
sahe/ daß der Benedictiner-Orden fast durchaus verderbt/ und
von seiner alten Zucht abgekommen war. Er fing demnach an/
sein Kloster auff eine neue Art einzurichten/ welche solchen Bey-
fall bey andern erhielt/ daß hiervon ein neuer Orden entstund.

V.

Lando hatte nur 6 Wochen gesessen/ da er seine kurtze Eh-
re mit der Ewigkeit verwechseln muste; Es wolte demnach der
unzüchtigen Cabale fast schwehr werden/ da ihre geschicktesten
Männer so bald weg sturben/ andre an deren Stelle zu verschaf-
fen: Die alte Theodora fiel deßwegen auf ihren jungen Galant,A. 913.
den Ertzbischoff zu Ravenna Cynthium, und setzte sich vor/ ihn un-
geacht seiner Unerfahrenheit zum Pabst zu machen. Sie und ihre
Tochter spahrten deßwegen bey dem Marckgraffen Adelbert
von Lucca keine Liebkosungen/ daß er seine gröste Gewalt und
Kunst zu dieser Sache anwendete. Cynthius ward demnach/
ungeacht ihn die zu Ravenna wegen seines bösen Lebens verjagt
hatten/ Pabst zu Rom/ nennte sich Johannem, und setzte das Huren-
Regiment wieder auff festen Fuß/ da indessen Adelbert an die Ma-
roziam
so fest verbunden war/ daß auch ein geschickter Scribent
vorgiebt/ die alte Theodora sey seine Schwiegermutter ge-Sigon. ad A.
913.

wesen. Jndessen züchtigte GOtt auchdie räuberische Ungarn/
durch Arnolphen/ Marck graffen/ und Hertzogen in Bäyern/ des-
sen Vater Hertzog Leopolden die Ungarn erschlagen hatten. Denn

er

Huren-Regiment.
ging/ aber nichts ſonderliches ausrichtete. Damahls verſtarb
auch der Pabſt Anaſtaſius, und ſchien es der Tuſculaniſchen fa-
ction
wieder Zeit/ einen ihres Mittels empor zu bringen. Die
Huren-Geſellſchafft brachte den alten Lando in Vorſchlag/ und
weil die Theodora dieſen Vater ihres Galans ſonderlich mit
aller ihrer Macht erhoben wiſſen wolte/ kam es endlich dahin/
daß der Stuhl zu Rom abermahls ſo ſchaͤndlich beſetzet ward.
Umb ſelbige Zeit entſtund in der Abendlaͤndiſchen Kirche/ allwo
bißhero nur die Benedictiner/ Gregorianer und Schottiſchen
Moͤnche/ und zwar die erſten vornehmlich/ in Flor geweſen waren/
ein neuer Moͤnchs-Orden der Cluniacenſer. Denn Odo,
ein Abt der Benedictiner-Moͤnche zu Clugny in Burgundien/
ſahe/ daß der Benedictiner-Orden faſt durchaus verderbt/ und
von ſeiner alten Zucht abgekommen war. Er fing demnach an/
ſein Kloſter auff eine neue Art einzurichten/ welche ſolchen Bey-
fall bey andern erhielt/ daß hiervon ein neuer Orden entſtund.

V.

Lando hatte nur 6 Wochen geſeſſen/ da er ſeine kurtze Eh-
re mit der Ewigkeit verwechſeln muſte; Es wolte demnach der
unzuͤchtigen Cabale faſt ſchwehr werden/ da ihre geſchickteſten
Maͤnner ſo bald weg ſturben/ andre an deren Stelle zu verſchaf-
fen: Die alte Theodora fiel deßwegen auf ihren jungen Galant,A. 913.
den Ertzbiſchoff zu Ravenna Cynthium, und ſetzte ſich vor/ ihn un-
geacht ſeiner Unerfahrenheit zum Pabſt zu machen. Sie und ihre
Tochter ſpahrten deßwegen bey dem Marckgraffen Adelbert
von Lucca keine Liebkoſungen/ daß er ſeine groͤſte Gewalt und
Kunſt zu dieſer Sache anwendete. Cynthius ward demnach/
ungeacht ihn die zu Ravenna wegen ſeines boͤſen Lebens verjagt
hattẽ/ Pabſt zu Rom/ nennte ſich Johannem, uñ ſetzte das Huren-
Regiment wieder auff feſten Fuß/ da indeſſen Adelbert an die Ma-
roziam
ſo feſt verbunden war/ daß auch ein geſchickter Scribent
vorgiebt/ die alte Theodora ſey ſeine Schwiegermutter ge-Sigon. ad A.
913.

weſen. Jndeſſen zuͤchtigte GOtt auchdie raͤuberiſche Ungarn/
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ſen Vater Hertzog Leopolden die Ungarn erſchlagen hatten. Denn

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[39/0049] Huren-Regiment. ging/ aber nichts ſonderliches ausrichtete. Damahls verſtarb auch der Pabſt Anaſtaſius, und ſchien es der Tuſculaniſchen fa- ction wieder Zeit/ einen ihres Mittels empor zu bringen. Die Huren-Geſellſchafft brachte den alten Lando in Vorſchlag/ und weil die Theodora dieſen Vater ihres Galans ſonderlich mit aller ihrer Macht erhoben wiſſen wolte/ kam es endlich dahin/ daß der Stuhl zu Rom abermahls ſo ſchaͤndlich beſetzet ward. Umb ſelbige Zeit entſtund in der Abendlaͤndiſchen Kirche/ allwo bißhero nur die Benedictiner/ Gregorianer und Schottiſchen Moͤnche/ und zwar die erſten vornehmlich/ in Flor geweſen waren/ ein neuer Moͤnchs-Orden der Cluniacenſer. Denn Odo, ein Abt der Benedictiner-Moͤnche zu Clugny in Burgundien/ ſahe/ daß der Benedictiner-Orden faſt durchaus verderbt/ und von ſeiner alten Zucht abgekommen war. Er fing demnach an/ ſein Kloſter auff eine neue Art einzurichten/ welche ſolchen Bey- fall bey andern erhielt/ daß hiervon ein neuer Orden entſtund. V. Lando hatte nur 6 Wochen geſeſſen/ da er ſeine kurtze Eh- re mit der Ewigkeit verwechſeln muſte; Es wolte demnach der unzuͤchtigen Cabale faſt ſchwehr werden/ da ihre geſchickteſten Maͤnner ſo bald weg ſturben/ andre an deren Stelle zu verſchaf- fen: Die alte Theodora fiel deßwegen auf ihren jungen Galant, den Ertzbiſchoff zu Ravenna Cynthium, und ſetzte ſich vor/ ihn un- geacht ſeiner Unerfahrenheit zum Pabſt zu machen. Sie und ihre Tochter ſpahrten deßwegen bey dem Marckgraffen Adelbert von Lucca keine Liebkoſungen/ daß er ſeine groͤſte Gewalt und Kunſt zu dieſer Sache anwendete. Cynthius ward demnach/ ungeacht ihn die zu Ravenna wegen ſeines boͤſen Lebens verjagt hattẽ/ Pabſt zu Rom/ nennte ſich Johannem, uñ ſetzte das Huren- Regiment wieder auff feſten Fuß/ da indeſſen Adelbert an die Ma- roziam ſo feſt verbunden war/ daß auch ein geſchickter Scribent vorgiebt/ die alte Theodora ſey ſeine Schwiegermutter ge- weſen. Jndeſſen zuͤchtigte GOtt auchdie raͤuberiſche Ungarn/ durch Arnolphen/ Marck graffen/ und Hertzogen in Baͤyern/ deſ- ſen Vater Hertzog Leopolden die Ungarn erſchlagen hatten. Denn er A. 913. Sigon. ad A. 913.

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/49>, abgerufen am 21.11.2024.