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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Huren-Regiment.
auff Berengars Abforderung sie durchaus nicht übergeben wol-
te. Jndessen machte der grosse Otto die Böhmen durch Uber-
windung ihres Fürstens Bogislav sich folgends unterthänig/
stifftete auch nicht wenig zur Ehre Gottes und Ausbreitung der
Kirchen Christi; wie er denn kurtz zuvor das neue Bischthum
Havelberg auffgerichtet/ die zu Meissen/ Merseburg und Zeiz/
aber folgends zu Stande gebracht hat.

III.

Die geängstigte Adelheid/ und ihr großmüthiger Be-
schützer Atho wusten nun unter Menschen keine andre Hülsse/
als bey dem siegprangenden Otto in Deutschland/ daher der lez-
te sich zu ihm begab/ und so wohl selbst/ als Adelheid durch einen
Brieff/ unsern Helden das Königreich von Jtalien nebst ihrer
Vermählung antrugen. Otto/ den das vortheilhaffte Gerüch-Sigon. p. 163.
Frodoardus
ad h. a.

te von den ausnehmend schönen Tugenden der unvergleichlichen
Adelheid schon eingenommen hatten/ säumte sich nicht/ sondern
brachte es zu mehrer Sicherheit dahin/ daß sein ältester Sohn/
Ludolph/ zum Mit-Regenten des Deutschen Reichs verordnet
wurde/ und begab sich mit einer schönen Kriegsmacht in Jtalien/
allwo Berengar die Festung Canusio mit einer genauen Belä-
gerung ängstete/ und noch vor der Deutschen Ankunfft damit
fertig zu werden hoffete. So bald Otto Jtalien betratt/ schien
es als wenn ihm lauter Siegs-Palmen untergebreitet würden;
Das mächtige Veron ergab sich alsobald/ und demselben folg-
ten viel Länder und Städte nach/ welches aber unser siegender
Otto nicht so zu Hertzen nahm/ als das in letzten Zügen liegende
Canusio: Er schickte einen Vertrauten dahin/ welcher/ da er
wegen enger Umbzirckung nicht hinein konnte/ des Königs
Brieff an Adelheiden/ nebst einem Ring zur Versicherung seiner
zu ihr tragenden Liebe und angebotener ehelicher Treue/ durch ei-
nen Pfeil-Schuß herein brachte. Dieses machte denen Belä-
gerten ein Hertz/ die Belägerer aber verzweiffelt; Sie huben
die Belägerung auff/ und Otto kam dahin/ vermählte sich mit
Adelheiden/ welche in Jtalien so beliebt war/ daß nunmehr
umb ihret willen fast alles/ insonderheit der Reichs-Sitz Pavia,

den
J 3

Huren-Regiment.
auff Berengars Abforderung ſie durchaus nicht uͤbergeben wol-
te. Jndeſſen machte der groſſe Otto die Boͤhmen durch Uber-
windung ihres Fuͤrſtens Bogislav ſich folgends unterthaͤnig/
ſtifftete auch nicht wenig zur Ehre Gottes und Ausbreitung der
Kirchen Chriſti; wie er denn kurtz zuvor das neue Biſchthum
Havelberg auffgerichtet/ die zu Meiſſen/ Merſeburg und Zeiz/
aber folgends zu Stande gebracht hat.

III.

Die geaͤngſtigte Adelheid/ und ihr großmuͤthiger Be-
ſchuͤtzer Atho wuſten nun unter Menſchen keine andre Huͤlſſe/
als bey dem ſiegprangenden Otto in Deutſchland/ daher der lez-
te ſich zu ihm begab/ und ſo wohl ſelbſt/ als Adelheid durch einen
Brieff/ unſern Helden das Koͤnigreich von Jtalien nebſt ihrer
Vermaͤhlung antrugen. Otto/ den das vortheilhaffte Geruͤch-Sigon. p. 163.
Frodoardus
ad h. a.

te von den ausnehmend ſchoͤnen Tugenden der unvergleichlichen
Adelheid ſchon eingenommen hatten/ ſaͤumte ſich nicht/ ſondern
brachte es zu mehrer Sicherheit dahin/ daß ſein aͤlteſter Sohn/
Ludolph/ zum Mit-Regenten des Deutſchen Reichs verordnet
wurde/ und begab ſich mit einer ſchoͤnen Kriegsmacht in Jtalien/
allwo Berengar die Feſtung Canuſio mit einer genauen Belaͤ-
gerung aͤngſtete/ und noch vor der Deutſchen Ankunfft damit
fertig zu werden hoffete. So bald Otto Jtalien betratt/ ſchien
es als wenn ihm lauter Siegs-Palmen untergebreitet wuͤrden;
Das maͤchtige Veron ergab ſich alſobald/ und demſelben folg-
ten viel Laͤnder und Staͤdte nach/ welches aber unſer ſiegender
Otto nicht ſo zu Hertzen nahm/ als das in letzten Zuͤgen liegende
Canuſio: Er ſchickte einen Vertrauten dahin/ welcher/ da er
wegen enger Umbzirckung nicht hinein konnte/ des Koͤnigs
Brieff an Adelheiden/ nebſt einem Ring zur Verſicherung ſeiner
zu ihr tragenden Liebe und angebotener ehelicher Treue/ durch ei-
nen Pfeil-Schuß herein brachte. Dieſes machte denen Belaͤ-
gerten ein Hertz/ die Belaͤgerer aber verzweiffelt; Sie huben
die Belaͤgerung auff/ und Otto kam dahin/ vermaͤhlte ſich mit
Adelheiden/ welche in Jtalien ſo beliebt war/ daß nunmehr
umb ihret willen faſt alles/ inſonderheit der Reichs-Sitz Pavia,

den
J 3
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[69/0079] Huren-Regiment. auff Berengars Abforderung ſie durchaus nicht uͤbergeben wol- te. Jndeſſen machte der groſſe Otto die Boͤhmen durch Uber- windung ihres Fuͤrſtens Bogislav ſich folgends unterthaͤnig/ ſtifftete auch nicht wenig zur Ehre Gottes und Ausbreitung der Kirchen Chriſti; wie er denn kurtz zuvor das neue Biſchthum Havelberg auffgerichtet/ die zu Meiſſen/ Merſeburg und Zeiz/ aber folgends zu Stande gebracht hat. III. Die geaͤngſtigte Adelheid/ und ihr großmuͤthiger Be- ſchuͤtzer Atho wuſten nun unter Menſchen keine andre Huͤlſſe/ als bey dem ſiegprangenden Otto in Deutſchland/ daher der lez- te ſich zu ihm begab/ und ſo wohl ſelbſt/ als Adelheid durch einen Brieff/ unſern Helden das Koͤnigreich von Jtalien nebſt ihrer Vermaͤhlung antrugen. Otto/ den das vortheilhaffte Geruͤch- te von den ausnehmend ſchoͤnen Tugenden der unvergleichlichen Adelheid ſchon eingenommen hatten/ ſaͤumte ſich nicht/ ſondern brachte es zu mehrer Sicherheit dahin/ daß ſein aͤlteſter Sohn/ Ludolph/ zum Mit-Regenten des Deutſchen Reichs verordnet wurde/ und begab ſich mit einer ſchoͤnen Kriegsmacht in Jtalien/ allwo Berengar die Feſtung Canuſio mit einer genauen Belaͤ- gerung aͤngſtete/ und noch vor der Deutſchen Ankunfft damit fertig zu werden hoffete. So bald Otto Jtalien betratt/ ſchien es als wenn ihm lauter Siegs-Palmen untergebreitet wuͤrden; Das maͤchtige Veron ergab ſich alſobald/ und demſelben folg- ten viel Laͤnder und Staͤdte nach/ welches aber unſer ſiegender Otto nicht ſo zu Hertzen nahm/ als das in letzten Zuͤgen liegende Canuſio: Er ſchickte einen Vertrauten dahin/ welcher/ da er wegen enger Umbzirckung nicht hinein konnte/ des Koͤnigs Brieff an Adelheiden/ nebſt einem Ring zur Verſicherung ſeiner zu ihr tragenden Liebe und angebotener ehelicher Treue/ durch ei- nen Pfeil-Schuß herein brachte. Dieſes machte denen Belaͤ- gerten ein Hertz/ die Belaͤgerer aber verzweiffelt; Sie huben die Belaͤgerung auff/ und Otto kam dahin/ vermaͤhlte ſich mit Adelheiden/ welche in Jtalien ſo beliebt war/ daß nunmehr umb ihret willen faſt alles/ inſonderheit der Reichs-Sitz Pavia, den Sigon. p. 163. Frodoardus ad h. a. J 3

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/79>, abgerufen am 24.11.2024.