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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Erstes Hundert.
Wer nun Sonn vnd Wonne liebet/ muß sich machen auch bereit/
Daß er mit der Finsternüsse bringe zu bestimmte Zeit.

94.
Ein alt Weib.
Ein altes Weib das schön/ macht mit so seltnen Gaben
Daß über jhr daher stets schweben weisse Raben.
95.
Auff Draneem.
Dranees wüntschet seinem Weibe langes Leben/ (dann jhr Geld
Das sie hat/ verdient es billich) doch er meint in jener Welt.
96.
Fürsten.
Fürsten sind deß Vaterlandes Väter; drum wer jhre Scham
Wo entblöst vnd sie verschimpfft/ hat den Fluch/ wie weiland
Cham.
97.
Wittiben.
Wer sich an ein Schinbein stösset/ der hat grosse kurtze Schmer-
tzen:
Witwen/ welchen Männer sterben/ fühlen gleiches in dem
Hertzen.
98.
Lust vnd Leid.
WAs die Jugend hat erfreut/
Hat das Alter offt bereut;
Lust vnd Leid/ die sind getreut.
99. Glau-
B b b iij

Erſtes Hundert.
Wer nun Sonn vnd Wonne liebet/ muß ſich machen auch bereit/
Daß er mit der Finſternuͤſſe bringe zu beſtim̃te Zeit.

94.
Ein alt Weib.
Ein altes Weib das ſchoͤn/ macht mit ſo ſeltnen Gaben
Daß uͤber jhr daher ſtets ſchweben weiſſe Raben.
95.
Auff Draneem.
Dranees wuͤntſchet ſeinem Weibe langes Leben/ (dann jhr Geld
Das ſie hat/ verdient es billich) doch er meint in jener Welt.
96.
Fuͤrſten.
Fuͤrſten ſind deß Vaterlandes Vaͤter; drum wer jhre Scham
Wo entbloͤſt vnd ſie verſchimpfft/ hat den Fluch/ wie weiland
Cham.
97.
Wittiben.
Wer ſich an ein Schinbein ſtoͤſſet/ der hat groſſe kurtze Schmer-
tzen:
Witwen/ welchen Maͤnner ſterben/ fuͤhlen gleiches in dem
Hertzen.
98.
Luſt vnd Leid.
WAs die Jugend hat erfreut/
Hat das Alter offt bereut;
Luſt vnd Leid/ die ſind getreut.
99. Glau-
B b b iij
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[21/0549] Erſtes Hundert. Wer nun Sonn vnd Wonne liebet/ muß ſich machen auch bereit/ Daß er mit der Finſternuͤſſe bringe zu beſtim̃te Zeit. 94. Ein alt Weib. Ein altes Weib das ſchoͤn/ macht mit ſo ſeltnen Gaben Daß uͤber jhr daher ſtets ſchweben weiſſe Raben. 95. Auff Draneem. Dranees wuͤntſchet ſeinem Weibe langes Leben/ (dann jhr Geld Das ſie hat/ verdient es billich) doch er meint in jener Welt. 96. Fuͤrſten. Fuͤrſten ſind deß Vaterlandes Vaͤter; drum wer jhre Scham Wo entbloͤſt vnd ſie verſchimpfft/ hat den Fluch/ wie weiland Cham. 97. Wittiben. Wer ſich an ein Schinbein ſtoͤſſet/ der hat groſſe kurtze Schmer- tzen: Witwen/ welchen Maͤnner ſterben/ fuͤhlen gleiches in dem Hertzen. 98. Luſt vnd Leid. WAs die Jugend hat erfreut/ Hat das Alter offt bereut; Luſt vnd Leid/ die ſind getreut. 99. Glau- B b b iij

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/549>, abgerufen am 28.09.2024.