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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Sechstes Hundert.
92.
Ein Babylonischer Gebranch.
ZU Babel worden schone Töchter auff freyem Marcktefeil ge-
stellt;
Die Ungestalten aber namen zur Mitgifft so gelöstes Geld.
Wann dieses Heute noch bey Tage solt ebenmässig auch geschehn/
So wer es gut für solche Freyer die nur auff schnöde Müntze sehn.
Jch aber/ wann ich diesem Brauche nach Willen solte pflichten bey/
So meint ich/ daß allhier das geben viel seliger als nehmen sey.
93.
Die Verwüstung Troja.
Eine Stut vnd Hengst/ haben Troja umgekehrt
Nemlich Helena, vnd der Griechen höltznes Pferd.
94.
Auff Falsum.
Jst Falsus ein Apostel? die Zung ist jhm zertheilt?
O nein; es ist nur sonsten ein Ubel/ das nicht heilt.
95.
Eine gleiche Heurath.
Cacus hat ein Weib genommen/ die ist jhm an allem gleich
Häßlich/ böse/ faul vnd diebisch/ geil/ versoffen vnd nicht reich.
96.
Auff Vanam.
Dein Mann/ der ist der Finger; Fraw Vana du der Ring;
Schaw/ das nicht mit dem Ringe wer fälschlich siegeln gieng.
97.
Von meinen Reimen.
SJnd meine Reime richtig?
Sind meine Worte wichtig?
Nur/ daß nicht beydes nichtig/
Sonst sind sie gar nicht tüchtig!
98. Der
H h h iiij
Sechſtes Hundert.
92.
Ein Babyloniſcher Gebranch.
ZU Babel worden ſchone Toͤchter auff freyem Marcktefeil ge-
ſtellt;
Die Ungeſtalten aber namen zur Mitgifft ſo geloͤſtes Geld.
Wann dieſes Heute noch bey Tage ſolt ebenmaͤſſig auch geſchehn/
So wer es gut fuͤr ſolche Freyer die nur auff ſchnoͤde Muͤntze ſehn.
Jch aber/ wann ich dieſem Brauche nach Willen ſolte pflichten bey/
So meint ich/ daß allhier das geben viel ſeliger als nehmen ſey.
93.
Die Verwuͤſtung Troja.
Eine Stut vnd Hengſt/ haben Troja umgekehrt
Nemlich Helena, vnd der Griechen hoͤltznes Pferd.
94.
Auff Falſum.
Jſt Falſus ein Apoſtel? die Zung iſt jhm zertheilt?
O nein; es iſt nur ſonſten ein Ubel/ das nicht heilt.
95.
Eine gleiche Heurath.
Cacus hat ein Weib genommen/ die iſt jhm an allem gleich
Haͤßlich/ boͤſe/ faul vnd diebiſch/ geil/ verſoffen vnd nicht reich.
96.
Auff Vanam.
Dein Mann/ der iſt der Finger; Fraw Vana du der Ring;
Schaw/ das nicht mit dem Ringe wer faͤlſchlich ſiegeln gieng.
97.
Von meinen Reimen.
SJnd meine Reime richtig?
Sind meine Worte wichtig?
Nur/ daß nicht beydes nichtig/
Sonſt ſind ſie gar nicht tuͤchtig!
98. Der
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[117/0647] Sechſtes Hundert. 92. Ein Babyloniſcher Gebranch. ZU Babel worden ſchone Toͤchter auff freyem Marcktefeil ge- ſtellt; Die Ungeſtalten aber namen zur Mitgifft ſo geloͤſtes Geld. Wann dieſes Heute noch bey Tage ſolt ebenmaͤſſig auch geſchehn/ So wer es gut fuͤr ſolche Freyer die nur auff ſchnoͤde Muͤntze ſehn. Jch aber/ wann ich dieſem Brauche nach Willen ſolte pflichten bey/ So meint ich/ daß allhier das geben viel ſeliger als nehmen ſey. 93. Die Verwuͤſtung Troja. Eine Stut vnd Hengſt/ haben Troja umgekehrt Nemlich Helena, vnd der Griechen hoͤltznes Pferd. 94. Auff Falſum. Jſt Falſus ein Apoſtel? die Zung iſt jhm zertheilt? O nein; es iſt nur ſonſten ein Ubel/ das nicht heilt. 95. Eine gleiche Heurath. Cacus hat ein Weib genommen/ die iſt jhm an allem gleich Haͤßlich/ boͤſe/ faul vnd diebiſch/ geil/ verſoffen vnd nicht reich. 96. Auff Vanam. Dein Mann/ der iſt der Finger; Fraw Vana du der Ring; Schaw/ das nicht mit dem Ringe wer faͤlſchlich ſiegeln gieng. 97. Von meinen Reimen. SJnd meine Reime richtig? Sind meine Worte wichtig? Nur/ daß nicht beydes nichtig/ Sonſt ſind ſie gar nicht tuͤchtig! 98. Der H h h iiij

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/647>, abgerufen am 24.11.2024.