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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Zu-Gabe.
123.
Grabschrifft eines Müllers.
Der Tod hat einen Müller hier zu Staube gantz gemahlen/
Doch darff er jhm die Metze nicht/ deß Handwercks halben/
zahlen.
124.
Grabschrifft eines Koches.
Bey Hofe frist man Küchejungen; in diesem finstren Loch
Frist jetzt beß Todes Hofepursche/ wol gar den guten Koch.
125.
Grabschrifft eines Artztes.
HJer liegt ein Artzt; vom Wasser hat er zuvor sein Leben/
Jetzt hat er von dem Wasser den Geist hin müssen geben;
Schaw/ wie wir offt von einem jetzt Nutz/ jetzt Schaden heben!
126.
Poeten.
HIppocrene soll euch träncken/
Und/ jhr Tichter/ wollt nur dencken
An Lyaeus süsse Kost?
O es ist euch wol bewust/
Hyppocrene macht den Meister/
Bacchus der erhält die Geister.
127.
Weintrauben.
Wann ist die Speise Tranck? wann ist der Tranck vns Speise?
Sprich Bacchum drüber an/ daß er dir solches weise.
128.
Die verheurathete Venus.
JHr/ die jhr die Venus hönet/ daß sie jhr zum Mann erlesen
Der da lahm/ grob/ starck vnd tölpisch/ der ein Hammer-
schmid gewesen/
Wist
Zu-Gabe.
123.
Grabſchrifft eines Muͤllers.
Der Tod hat einen Muͤller hier zu Staube gantz gemahlen/
Doch darff er jhm die Metze nicht/ deß Handwercks halben/
zahlen.
124.
Grabſchrifft eines Koches.
Bey Hofe friſt man Kuͤchejungen; in dieſem finſtren Loch
Friſt jetzt beß Todes Hofepurſche/ wol gar den guten Koch.
125.
Grabſchrifft eines Artztes.
HJer liegt ein Artzt; vom Waſſer hat er zuvor ſein Leben/
Jetzt hat er von dem Waſſer den Geiſt hin muͤſſen geben;
Schaw/ wie wir offt von einem jetzt Nutz/ jetzt Schaden heben!
126.
Poeten.
HIppocrene ſoll euch traͤncken/
Und/ jhr Tichter/ wollt nur dencken
An Lyæus ſuͤſſe Koſt?
O es iſt euch wol bewuſt/
Hyppocrene macht den Meiſter/
Bacchus der erhaͤlt die Geiſter.
127.
Weintrauben.
Wann iſt die Speiſe Tranck? wann iſt der Tranck vns Speiſe?
Sprich Bacchum druͤber an/ daß er dir ſolches weiſe.
128.
Die verheurathete Venus.
JHr/ die jhr die Venus hoͤnet/ daß ſie jhr zum Mann erleſen
Der da lahm/ grob/ ſtarck vnd toͤlpiſch/ der ein Hammer-
ſchmid geweſen/
Wiſt
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[240/0770] Zu-Gabe. 123. Grabſchrifft eines Muͤllers. Der Tod hat einen Muͤller hier zu Staube gantz gemahlen/ Doch darff er jhm die Metze nicht/ deß Handwercks halben/ zahlen. 124. Grabſchrifft eines Koches. Bey Hofe friſt man Kuͤchejungen; in dieſem finſtren Loch Friſt jetzt beß Todes Hofepurſche/ wol gar den guten Koch. 125. Grabſchrifft eines Artztes. HJer liegt ein Artzt; vom Waſſer hat er zuvor ſein Leben/ Jetzt hat er von dem Waſſer den Geiſt hin muͤſſen geben; Schaw/ wie wir offt von einem jetzt Nutz/ jetzt Schaden heben! 126. Poeten. HIppocrene ſoll euch traͤncken/ Und/ jhr Tichter/ wollt nur dencken An Lyæus ſuͤſſe Koſt? O es iſt euch wol bewuſt/ Hyppocrene macht den Meiſter/ Bacchus der erhaͤlt die Geiſter. 127. Weintrauben. Wann iſt die Speiſe Tranck? wann iſt der Tranck vns Speiſe? Sprich Bacchum druͤber an/ daß er dir ſolches weiſe. 128. Die verheurathete Venus. JHr/ die jhr die Venus hoͤnet/ daß ſie jhr zum Mann erleſen Der da lahm/ grob/ ſtarck vnd toͤlpiſch/ der ein Hammer- ſchmid geweſen/ Wiſt

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/770>, abgerufen am 22.11.2024.