Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite
515.Halt mich für Mutter nicht; Weil ich in dieser Sache
Mir kiese strenges Recht. Des Käysers Donnern krache
Mit Schwefel ernsten Grimms und schütte Straffen aus
Auf die verdammte Schaar/ die Agrippinens Hauß
Den Himmel demes Thron's sich zu bestürmen wagen;
520.Und auf der Lügen Grund Verläumbdungs-Berge tra-
gen
Zu stürtzen dich durch mich. Jch heische Rach' auff sie/
Jch/ die ich mich umb Schutz der Unschuld nicht bemüh';
Jch/ die der Nahme nur der Mutter frey kan sprechen.
Die minste meiner That kan ihr Geschoos zerbrechen/
525.Daß Falschheit auf mich schärff't. Es straffe Rach' und
Schwerdt;
Es tilge Blitz und Glutt. Der Boßheit wird verwehrt:
Daß nicht die Schlang' ihr Gifft in neue Köpff' außspren-
get
Wenn/ was die Rach' abhau't der Klugheit Glutt versän-
get.
Es fahre Straff' und Blitz auf die/ die deinen Ruhm
530.Mehr tödten/ als mein Heil. Kan sich der Tugend Blum'
Und deines Herschens Preiß so schändlich bilden lassen?
Daß auch die Mutter müß' ihr eignes Abbild hassen?
Diß heist die Majestät an dir zu hoch verletz't.
Diß heischet Flamm' und Pfal. Mein Schimpff bleib'
ungeschätzt/
535.Darmit diß Läster-Volck schwärtzt meiner Unschuld Lil-
gen.
Weil doch ihr eytricht Blutt nicht kan die Flecken tilgen
Darmit es uns verstell't: Jedoch/ was ficht uns an?
Weil ja Verläumbdung nicht die Tugend schimpffen kan.
Wer unsre Mutter-Milch der Liebe wil vergällen
540.Der weise: Daß von ihm was süßer's könne kwällen/
Als aus der Mutter Brust? Was schaff't Silane gut's?
Steh'n neue Zepter feil; mag meine Hand-voll Blut's
Das Kaussgeld gerne seyn. Kan sie dich höher heben/
Mag man Domitien den Mutter Nahmen geben/
545.Und urtheil'n: Agrippin' ist keines Sohnes werth/
Weil sie nicht alles gab. Wie unbedachtsam fährt
Aus
515.Halt mich fuͤr Mutter nicht; Weil ich in dieſer Sache
Mir kieſe ſtrenges Recht. Des Kaͤyſers Donnern krache
Mit Schwefel ernſten Grimms und ſchuͤtte Straffen aus
Auf die verdammte Schaar/ die Agrippinens Hauß
Den Himmel demes Thron’s ſich zu beſtuͤrmen wagen;
520.Und auf der Luͤgen Grund Verlaͤumbdungs-Berge tra-
gen
Zu ſtuͤrtzen dich durch mich. Jch heiſche Rach’ auff ſie/
Jch/ die ich mich umb Schutz der Unſchuld nicht bemuͤh’;
Jch/ die der Nahme nur der Mutter frey kan ſprechen.
Die minſte meiner That kan ihr Geſchoos zerbrechen/
525.Daß Falſchheit auf mich ſchaͤrff’t. Es ſtraffe Rach’ und
Schwerdt;
Es tilge Blitz und Glutt. Der Boßheit wird verwehrt:
Daß nicht die Schlang’ ihr Gifft in neue Koͤpff’ außſpren-
get
Wenn/ was die Rach’ abhau’t der Klugheit Glutt verſaͤn-
get.
Es fahre Straff’ und Blitz auf die/ die deinen Ruhm
530.Mehr toͤdten/ als mein Heil. Kan ſich der Tugend Blum’
Und deines Herſchens Preiß ſo ſchaͤndlich bilden laſſen?
Daß auch die Mutter muͤß’ ihr eignes Abbild haſſen?
Diß heiſt die Majeſtaͤt an dir zu hoch verletz’t.
Diß heiſchet Flamm’ und Pfal. Mein Schimpff bleib’
ungeſchaͤtzt/
535.Darmit diß Laͤſter-Volck ſchwaͤrtzt meiner Unſchuld Lil-
gen.
Weil doch ihr eytricht Blutt nicht kan die Flecken tilgen
Darmit es uns verſtell’t: Jedoch/ was ficht uns an?
Weil ja Verlaͤumbdung nicht die Tugend ſchimpffen kan.
Wer unſre Mutter-Milch der Liebe wil vergaͤllen
540.Der weiſe: Daß von ihm was ſuͤßer’s koͤnne kwaͤllen/
Als aus der Mutter Bruſt? Was ſchaff’t Silane gut’s?
Steh’n neue Zepter feil; mag meine Hand-voll Blut’s
Das Kauſſgeld gerne ſeyn. Kan ſie dich hoͤher heben/
Mag man Domitien den Mutter Nahmen geben/
545.Und urtheil’n: Agrippin’ iſt keines Sohnes werth/
Weil ſie nicht alles gab. Wie unbedachtſam faͤhrt
Aus
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp>
          <p><pb facs="#f0038" n="20."/><note place="left">515.</note>Halt mich fu&#x0364;r Mutter nicht; Weil ich in die&#x017F;er Sache<lb/>
Mir kie&#x017F;e &#x017F;trenges Recht. Des Ka&#x0364;y&#x017F;ers Donnern krache<lb/>
Mit Schwefel ern&#x017F;ten Grimms und &#x017F;chu&#x0364;tte Straffen aus<lb/>
Auf die verdammte Schaar/ die Agrippinens Hauß<lb/>
Den Himmel demes Thron&#x2019;s &#x017F;ich zu be&#x017F;tu&#x0364;rmen wagen;<lb/><note place="left">520.</note>Und auf der Lu&#x0364;gen Grund Verla&#x0364;umbdungs-Berge tra-<lb/><hi rendition="#et">gen</hi><lb/>
Zu &#x017F;tu&#x0364;rtzen dich durch mich. Jch hei&#x017F;che Rach&#x2019; auff &#x017F;ie/<lb/>
Jch/ die ich mich umb Schutz der Un&#x017F;chuld nicht bemu&#x0364;h&#x2019;;<lb/>
Jch/ die der Nahme nur der Mutter frey kan &#x017F;prechen.<lb/>
Die min&#x017F;te meiner That kan ihr Ge&#x017F;choos zerbrechen/<lb/><note place="left">525.</note>Daß Fal&#x017F;chheit auf mich &#x017F;cha&#x0364;rff&#x2019;t. Es &#x017F;traffe Rach&#x2019; und<lb/><hi rendition="#et">Schwerdt;</hi><lb/>
Es tilge Blitz und Glutt. Der Boßheit wird verwehrt:<lb/>
Daß nicht die Schlang&#x2019; ihr Gifft in neue Ko&#x0364;pff&#x2019; auß&#x017F;pren-<lb/><hi rendition="#et">get</hi><lb/>
Wenn/ was die Rach&#x2019; abhau&#x2019;t der Klugheit Glutt ver&#x017F;a&#x0364;n-<lb/><hi rendition="#et">get.</hi><lb/>
Es fahre Straff&#x2019; und Blitz auf die/ die deinen Ruhm<lb/><note place="left">530.</note>Mehr to&#x0364;dten/ als mein Heil. Kan &#x017F;ich der Tugend Blum&#x2019;<lb/>
Und deines Her&#x017F;chens Preiß &#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;ndlich bilden la&#x017F;&#x017F;en?<lb/>
Daß auch die Mutter mu&#x0364;ß&#x2019; ihr eignes Abbild ha&#x017F;&#x017F;en?<lb/>
Diß hei&#x017F;t die Maje&#x017F;ta&#x0364;t an dir zu hoch verletz&#x2019;t.<lb/>
Diß hei&#x017F;chet Flamm&#x2019; und Pfal. Mein Schimpff bleib&#x2019;<lb/><hi rendition="#et">unge&#x017F;cha&#x0364;tzt/</hi><lb/><note place="left">535.</note>Darmit diß La&#x0364;&#x017F;ter-Volck &#x017F;chwa&#x0364;rtzt meiner Un&#x017F;chuld Lil-<lb/><hi rendition="#et">gen.</hi><lb/>
Weil doch ihr eytricht Blutt nicht kan die Flecken tilgen<lb/>
Darmit es uns ver&#x017F;tell&#x2019;t: Jedoch/ was ficht uns an?<lb/>
Weil ja Verla&#x0364;umbdung nicht die Tugend &#x017F;chimpffen kan.<lb/>
Wer un&#x017F;re Mutter-Milch der Liebe wil verga&#x0364;llen<lb/><note place="left">540.</note>Der wei&#x017F;e: Daß von ihm was &#x017F;u&#x0364;ßer&#x2019;s ko&#x0364;nne kwa&#x0364;llen/<lb/>
Als aus der Mutter Bru&#x017F;t? Was &#x017F;chaff&#x2019;t Silane gut&#x2019;s?<lb/>
Steh&#x2019;n neue Zepter feil; mag meine Hand-voll Blut&#x2019;s<lb/>
Das Kau&#x017F;&#x017F;geld gerne &#x017F;eyn. Kan &#x017F;ie dich ho&#x0364;her heben/<lb/>
Mag man Domitien den Mutter Nahmen geben/<lb/><note place="left">545.</note>Und urtheil&#x2019;n: Agrippin&#x2019; i&#x017F;t keines Sohnes werth/<lb/>
Weil &#x017F;ie nicht alles gab. Wie unbedacht&#x017F;am fa&#x0364;hrt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Aus</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20./0038] Halt mich fuͤr Mutter nicht; Weil ich in dieſer Sache Mir kieſe ſtrenges Recht. Des Kaͤyſers Donnern krache Mit Schwefel ernſten Grimms und ſchuͤtte Straffen aus Auf die verdammte Schaar/ die Agrippinens Hauß Den Himmel demes Thron’s ſich zu beſtuͤrmen wagen; Und auf der Luͤgen Grund Verlaͤumbdungs-Berge tra- gen Zu ſtuͤrtzen dich durch mich. Jch heiſche Rach’ auff ſie/ Jch/ die ich mich umb Schutz der Unſchuld nicht bemuͤh’; Jch/ die der Nahme nur der Mutter frey kan ſprechen. Die minſte meiner That kan ihr Geſchoos zerbrechen/ Daß Falſchheit auf mich ſchaͤrff’t. Es ſtraffe Rach’ und Schwerdt; Es tilge Blitz und Glutt. Der Boßheit wird verwehrt: Daß nicht die Schlang’ ihr Gifft in neue Koͤpff’ außſpren- get Wenn/ was die Rach’ abhau’t der Klugheit Glutt verſaͤn- get. Es fahre Straff’ und Blitz auf die/ die deinen Ruhm Mehr toͤdten/ als mein Heil. Kan ſich der Tugend Blum’ Und deines Herſchens Preiß ſo ſchaͤndlich bilden laſſen? Daß auch die Mutter muͤß’ ihr eignes Abbild haſſen? Diß heiſt die Majeſtaͤt an dir zu hoch verletz’t. Diß heiſchet Flamm’ und Pfal. Mein Schimpff bleib’ ungeſchaͤtzt/ Darmit diß Laͤſter-Volck ſchwaͤrtzt meiner Unſchuld Lil- gen. Weil doch ihr eytricht Blutt nicht kan die Flecken tilgen Darmit es uns verſtell’t: Jedoch/ was ficht uns an? Weil ja Verlaͤumbdung nicht die Tugend ſchimpffen kan. Wer unſre Mutter-Milch der Liebe wil vergaͤllen Der weiſe: Daß von ihm was ſuͤßer’s koͤnne kwaͤllen/ Als aus der Mutter Bruſt? Was ſchaff’t Silane gut’s? Steh’n neue Zepter feil; mag meine Hand-voll Blut’s Das Kauſſgeld gerne ſeyn. Kan ſie dich hoͤher heben/ Mag man Domitien den Mutter Nahmen geben/ Und urtheil’n: Agrippin’ iſt keines Sohnes werth/ Weil ſie nicht alles gab. Wie unbedachtſam faͤhrt Aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/38
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 20.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/38>, abgerufen am 21.11.2024.