Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.
Aus Eyfer aber uns die Gutthat von der Zungen? Hat ihre Thorheit uns den Fehler abgezwungen/ Und statt des Lachens/ Zorn? Jn dem nicht gläublich schein't: 550.Daß/ die ihr Kind bring't umb/ wenn Fremb des redlich mein't So kan der Warheit Straht der Lügen Rauch zertreiben. So wolle nun mein Fürst den Mördern Gifft verschrei- ben/ Daß sie auff uns gekoch't; So werd' ihr zischend Blutt Ein Opffer unser Rach'/ ein Gauckelspiel der Glutt! 555.Ein Spiegel ernster Straff. Es mag der Zorn-Sturm krachen Auff diese/ die dich woll'n zum Mutter-Mörder machen/ Die eine Mutter dir woll'n rauben; Weil sie dich So sehr/ so hertzlich lib't! Was aber müh' ich mich Umb Straffen? Seh' ich doch das Wasser meiner Zeh- ren 560.Jn Wolcken sich zerzieh'n/ die Blitz' und Keilgebehren Auf der Verräther Kopff. Schau't: Nero theilet schon/ Der Laster Marter aus/ der Tugend reichen Lohn. Nero. Frau Mutter/ zwar es fehl't uns nicht an Arg- wohns-Gründen Der Ehrgeitz läß't sich auch nicht durch Gesetze binden/ 565.Die die Natur gleich schreib't. Die Hochmuths-Spinne web't Jhr Garn/ an dem sie sich empor an Gipffel heb't Aus eignem Eingeweid'. Hat man mit Kinder-Blutte Schlicht Unheil außgelesch't; mit was für heißerm Mut- te Eröffnet man ihr Kwäll der Adern/ wenn fein Schaum 570.Uns neue Purper färbt't? Der Kronsucht süßer Traum Stellt Eltern Kinder für als Gifft-erfüllte Schlangen/ Vergäll't als Drach' und Molch den/ der offt nichts be- gangen/ Weil auch aus Wind' und Lufft der Schälsucht gifftig Zahn Jhr eine Speise mach't; Jedoch wir woll'n die Bahn Der B 3
Aus Eyfer aber uns die Gutthat von der Zungen? Hat ihre Thorheit uns den Fehler abgezwungen/ Und ſtatt des Lachens/ Zorn? Jn dem nicht glaͤublich ſchein’t: 550.Daß/ die ihr Kind bring’t umb/ wenn Fremb des redlich mein’t So kan der Warheit Straht der Luͤgen Rauch zertreiben. So wolle nun mein Fuͤrſt den Moͤrdern Gifft verſchrei- ben/ Daß ſie auff uns gekoch’t; So werd’ ihr ziſchend Blutt Ein Opffer unſer Rach’/ ein Gauckelſpiel der Glutt! 555.Ein Spiegel ernſter Straff. Es mag der Zorn-Sturm krachen Auff dieſe/ die dich woll’n zum Mutter-Moͤrder machen/ Die eine Mutter dir woll’n rauben; Weil ſie dich So ſehr/ ſo hertzlich lib’t! Was aber muͤh’ ich mich Umb Straffen? Seh’ ich doch das Waſſer meiner Zeh- ren 560.Jn Wolcken ſich zerzieh’n/ die Blitz’ und Keilgebehren Auf der Verraͤther Kopff. Schau’t: Nero theilet ſchon/ Der Laſter Marter aus/ der Tugend reichen Lohn. Nero. Frau Mutter/ zwar es fehl’t uns nicht an Arg- wohns-Gruͤnden Der Ehrgeitz laͤß’t ſich auch nicht durch Geſetze binden/ 565.Die die Natur gleich ſchreib’t. Die Hochmuths-Spinne web’t Jhr Garn/ an dem ſie ſich empor an Gipffel heb’t Aus eignem Eingeweid’. Hat man mit Kinder-Blutte Schlicht Unheil außgeleſch’t; mit was fuͤr heißerm Mut- te Eroͤffnet man ihr Kwaͤll der Adern/ wenn fein Schaum 570.Uns neue Purper faͤrbt’t? Der Kronſucht ſuͤßer Traum Stellt Eltern Kinder fuͤr als Gifft-erfuͤllte Schlangen/ Vergaͤll’t als Drach’ und Molch den/ der offt nichts be- gangen/ Weil auch aus Wind’ und Lufft der Schaͤlſucht gifftig Zahn Jhr eine Speiſe mach’t; Jedoch wir woll’n die Bahn Der B 3
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Aus Eyfer aber uns die Gutthat von der Zungen?
Hat ihre Thorheit uns den Fehler abgezwungen/
Und ſtatt des Lachens/ Zorn? Jn dem nicht glaͤublich
ſchein’t:
Daß/ die ihr Kind bring’t umb/ wenn Fremb des redlich
mein’t
So kan der Warheit Straht der Luͤgen Rauch zertreiben.
So wolle nun mein Fuͤrſt den Moͤrdern Gifft verſchrei-
ben/
Daß ſie auff uns gekoch’t; So werd’ ihr ziſchend Blutt
Ein Opffer unſer Rach’/ ein Gauckelſpiel der Glutt!
Ein Spiegel ernſter Straff. Es mag der Zorn-Sturm
krachen
Auff dieſe/ die dich woll’n zum Mutter-Moͤrder machen/
Die eine Mutter dir woll’n rauben; Weil ſie dich
So ſehr/ ſo hertzlich lib’t! Was aber muͤh’ ich mich
Umb Straffen? Seh’ ich doch das Waſſer meiner Zeh-
ren
Jn Wolcken ſich zerzieh’n/ die Blitz’ und Keilgebehren
Auf der Verraͤther Kopff. Schau’t: Nero theilet ſchon/
Der Laſter Marter aus/ der Tugend reichen Lohn.
Nero. Frau Mutter/ zwar es fehl’t uns nicht an Arg-
wohns-Gruͤnden
Der Ehrgeitz laͤß’t ſich auch nicht durch Geſetze binden/
Die die Natur gleich ſchreib’t. Die Hochmuths-Spinne
web’t
Jhr Garn/ an dem ſie ſich empor an Gipffel heb’t
Aus eignem Eingeweid’. Hat man mit Kinder-Blutte
Schlicht Unheil außgeleſch’t; mit was fuͤr heißerm Mut-
te
Eroͤffnet man ihr Kwaͤll der Adern/ wenn fein Schaum
Uns neue Purper faͤrbt’t? Der Kronſucht ſuͤßer Traum
Stellt Eltern Kinder fuͤr als Gifft-erfuͤllte Schlangen/
Vergaͤll’t als Drach’ und Molch den/ der offt nichts be-
gangen/
Weil auch aus Wind’ und Lufft der Schaͤlſucht gifftig
Zahn
Jhr eine Speiſe mach’t; Jedoch wir woll’n die Bahn
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