Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.
630.Versätzen in der wilden Thiere Zunfft. Last der Sirenen Lied euch nicht in Abgrund stürtzen; Verstopff't das Ohr mit Wachse der Vernunft. Schein't ihr gleich itzt zu leideu/ sie zu siegen; Jhr sol't doch Lohn; sie aber Straffe krigen. 3. Die Laster. 635.Sol/ die für uns in Himmel sich geflüchtet/ Auch dort nicht hoch am Brette sitz't/ Weil Jupiter nach uns die Segel richtet/ Ohn mächtig dreu'n? Daß sie straff't/ lohn't und schü'tzt/ Sind ihrer viel durch dich zum Zepter kommen? 640Bekröntestu das itz'ge Haupt der Welt? Hat Agrippin' itzt Meyneyd fürgenommen? Weil nun dein Arm der Unschuld Schutz nicht hält/ Was ist dein Schwerdt denn ohne Spitze? Die Wage sonder Zunge nütze. 3. Die Tugenden. 645.Ach Göttin/ daß dein Eyfer nicht bald bricht! Denn/ hat die Boßheit gleich den Hencker im gewißen/ Kan Tugend auch gleich Lust im Tod und Kwal genüßen So füll't es doch der Blinden Augen nicht. Jst Tugend gleich ihr' eigne Frucht und Werth; 650.So gönn' uns doch nur auch der Ehren Zierath-Blätter/ Schick' auf die Hellen-Zucht einmal ein Unglücks-Wetter So wird das Werck sie lehren: Daß dein Schwerdt Ja schneiden könn'/ und dein Gewichte Nach Würden abwig't Straff'- und Früchte. 2. Die Gerechtigkeit. 655.Brich Hell' und Himmel auf! ihr Werckzeug meiner Wercke/ Rach' und Belohnung komm't/ nehm't euch mein an. Eröfnet aller Welt der großen Göttin Stärcke: Daß sie Gestirn' und Abgrund öffnen kan. Jhr müßt mit Blitz auff Sünd und Laster regnen. 660.Die Tugenden mit Ehren-Kräntzen segnen. Die
630.Verſaͤtzen in der wilden Thiere Zunfft. Laſt der Sirenen Lied euch nicht in Abgrund ſtuͤrtzen; Verſtopff’t das Ohr mit Wachſe der Vernunft. Schein’t ihr gleich itzt zu leideu/ ſie zu ſiegen; Jhr ſol’t doch Lohn; ſie aber Straffe krigen. 3. Die Laſter. 635.Sol/ die fuͤr uns in Himmel ſich gefluͤchtet/ Auch dort nicht hoch am Brette ſitz’t/ Weil Jupiter nach uns die Segel richtet/ Ohn maͤchtig dreu’n? Daß ſie ſtraff’t/ lohn’t und ſchuͤ’tzt/ Sind ihrer viel durch dich zum Zepter kommen? 640Bekroͤnteſtu das itz’ge Haupt der Welt? Hat Agrippin’ itzt Meyneyd fuͤrgenommen? Weil nun dein Arm der Unſchuld Schutz nicht haͤlt/ Was iſt dein Schwerdt denn ohne Spitze? Die Wage ſonder Zunge nuͤtze. 3. Die Tugenden. 645.Ach Goͤttin/ daß dein Eyfer nicht bald bricht! Denn/ hat die Boßheit gleich den Hencker im gewißen/ Kan Tugend auch gleich Luſt im Tod und Kwal genuͤßen So fuͤll’t es doch der Blinden Augen nicht. Jſt Tugend gleich ihr’ eigne Frucht und Werth; 650.So goͤnn’ uns doch nur auch der Ehren Zierath-Blaͤtter/ Schick’ auf die Hellen-Zucht einmal ein Ungluͤcks-Wetter So wird das Werck ſie lehren: Daß dein Schwerdt Ja ſchneiden koͤnn’/ und dein Gewichte Nach Wuͤrden abwig’t Straff’- und Fruͤchte. 2. Die Gerechtigkeit. 655.Brich Hell’ und Himmel auf! ihr Werckzeug meiner Wercke/ Rach’ und Belohnung komm’t/ nehm’t euch mein an. Eroͤfnet aller Welt der großen Goͤttin Staͤrcke: Daß ſie Geſtirn’ und Abgrund oͤffnen kan. Jhr muͤßt mit Blitz auff Suͤnd und Laſter regnen. 660.Die Tugenden mit Ehren-Kraͤntzen ſegnen. Die
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Verſaͤtzen in der wilden Thiere Zunfft.
Laſt der Sirenen Lied euch nicht in Abgrund ſtuͤrtzen;
Verſtopff’t das Ohr mit Wachſe der Vernunft.
Schein’t ihr gleich itzt zu leideu/ ſie zu ſiegen;
Jhr ſol’t doch Lohn; ſie aber Straffe krigen.
3. Die Laſter.
Sol/ die fuͤr uns in Himmel ſich gefluͤchtet/
Auch dort nicht hoch am Brette ſitz’t/
Weil Jupiter nach uns die Segel richtet/
Ohn maͤchtig dreu’n? Daß ſie ſtraff’t/ lohn’t und ſchuͤ’tzt/
Sind ihrer viel durch dich zum Zepter kommen?
Bekroͤnteſtu das itz’ge Haupt der Welt?
Hat Agrippin’ itzt Meyneyd fuͤrgenommen?
Weil nun dein Arm der Unſchuld Schutz nicht haͤlt/
Was iſt dein Schwerdt denn ohne Spitze?
Die Wage ſonder Zunge nuͤtze.
3. Die Tugenden.
Ach Goͤttin/ daß dein Eyfer nicht bald bricht!
Denn/ hat die Boßheit gleich den Hencker im gewißen/
Kan Tugend auch gleich Luſt im Tod und Kwal genuͤßen
So fuͤll’t es doch der Blinden Augen nicht.
Jſt Tugend gleich ihr’ eigne Frucht und Werth;
So goͤnn’ uns doch nur auch der Ehren Zierath-Blaͤtter/
Schick’ auf die Hellen-Zucht einmal ein Ungluͤcks-Wetter
So wird das Werck ſie lehren: Daß dein Schwerdt
Ja ſchneiden koͤnn’/ und dein Gewichte
Nach Wuͤrden abwig’t Straff’- und Fruͤchte.
2. Die Gerechtigkeit.
Brich Hell’ und Himmel auf! ihr Werckzeug meiner
Wercke/
Rach’ und Belohnung komm’t/ nehm’t euch mein an.
Eroͤfnet aller Welt der großen Goͤttin Staͤrcke:
Daß ſie Geſtirn’ und Abgrund oͤffnen kan.
Jhr muͤßt mit Blitz auff Suͤnd und Laſter regnen.
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