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Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.

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Hält Blutt-Beil/ Gift-Glaß/ Dolch für kein Verbrechen
nicht.
Otho. Jch wil auff ihre Treu' auf's Käysers Gnade hof-
fen.
440.Jch muß zum Käyser eil'n/ das Vorgemach steh't offen;
Agrip. Geh hin! Wer selbst sich stürtz't ist nicht bejammerns
werth.
Wo aber wird von uns das Segel hingekehr't?
Umb das Sirenen-Lied Poppeens zu umbschiffen?
Es werde der Magnet der Laster nur ergriffen/
445.Nach dem uns der Compaß der Tugend irre macht.
Nur Muth! Durch Kühnheit wird gefährlich Ding voll-
bracht.
Der Schauplatz verändert sich ins
Käysers Gemach.
Nero. Otho. Paris.
Nero. Mein Freund/ dir unsre Gunst nun würcklich kund
zu machen/
Und daß wir für dein Heil so wie für unsers wachen/
Sol unser itzig Schluß ein kräftig Zeugnüs seyn/
450.Der in gantz Portugal dich sätz't zum Land-Vogt' ein.
Nimm Schwerdt und Gürtel hin/ als Zeichen deines
Standes.
Die Vollmacht: und/ nach dem der Zustand selbten Lan-
des
Nicht kan sein Haupt entpehr'n/ so muß noch diesen Tag
Die Reyse seyn bestell't. Dein Weib Poppee mag/
455.So viel ihr Hauß vergönn't/ in-des zu Hofe leben.
Otho. Daß ihre Majestät mich zu der Würd' erheben/
Jst kein gemeiner Strahl des Käysers Gnade nicht.
Jch opffere dafür/ Gehorsam/ Treue/ Pflicht;
Und wünsche: Nerons Hauß mög' ewig sieghaft blühen.
460.Wie aber? Darf mit mir nicht auch Poppee zihen?
Paris. Der Frauen Zärtligkeit säum't Reisen allzusehr:
Zu dem ist Nerons Schluß: Daß künftig Niemand mehr/
Dem
Haͤlt Blutt-Beil/ Gift-Glaß/ Dolch fuͤr kein Verbrechen
nicht.
Otho. Jch wil auff ihre Treu’ auf’s Kaͤyſers Gnade hof-
fen.
440.Jch muß zum Kaͤyſer eil’n/ das Vorgemach ſteh’t offen;
Agrip. Geh hin! Wer ſelbſt ſich ſtuͤrtz’t iſt nicht bejam̃erns
werth.
Wo aber wird von uns das Segel hingekehr’t?
Umb das Sirenen-Lied Poppeens zu umbſchiffen?
Es werde der Magnet der Laſter nur ergriffen/
445.Nach dem uns der Compaß der Tugend irre macht.
Nur Muth! Durch Kuͤhnheit wird gefaͤhrlich Ding voll-
bracht.
Der Schauplatz veraͤndert ſich ins
Kaͤyſers Gemach.
Nero. Otho. Paris.
Nero. Mein Freund/ dir unſre Gunſt nun wuͤrcklich kund
zu machen/
Und daß wir fuͤr dein Heil ſo wie fuͤr unſers wachen/
Sol unſer itzig Schluß ein kraͤftig Zeugnuͤs ſeyn/
450.Der in gantz Portugal dich ſaͤtz’t zum Land-Vogt’ ein.
Nimm Schwerdt und Guͤrtel hin/ als Zeichen deines
Standes.
Die Vollmacht: und/ nach dem der Zuſtand ſelbten Lan-
des
Nicht kan ſein Haupt entpehr’n/ ſo muß noch dieſen Tag
Die Reyſe ſeyn beſtell’t. Dein Weib Poppee mag/
455.So viel ihr Hauß vergoͤnn’t/ in-des zu Hofe leben.
Otho. Daß ihre Majeſtaͤt mich zu der Wuͤrd’ erheben/
Jſt kein gemeiner Strahl des Kaͤyſers Gnade nicht.
Jch opffere dafuͤr/ Gehorſam/ Treue/ Pflicht;
Und wuͤnſche: Nerons Hauß moͤg’ ewig ſieghaft bluͤhen.
460.Wie aber? Darf mit mir nicht auch Poppee zihen?
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Zu dem iſt Nerons Schluß: Daß kuͤnftig Niemand mehr/
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[42./0060] Haͤlt Blutt-Beil/ Gift-Glaß/ Dolch fuͤr kein Verbrechen nicht. Otho. Jch wil auff ihre Treu’ auf’s Kaͤyſers Gnade hof- fen. Jch muß zum Kaͤyſer eil’n/ das Vorgemach ſteh’t offen; Agrip. Geh hin! Wer ſelbſt ſich ſtuͤrtz’t iſt nicht bejam̃erns werth. Wo aber wird von uns das Segel hingekehr’t? Umb das Sirenen-Lied Poppeens zu umbſchiffen? Es werde der Magnet der Laſter nur ergriffen/ Nach dem uns der Compaß der Tugend irre macht. Nur Muth! Durch Kuͤhnheit wird gefaͤhrlich Ding voll- bracht. Der Schauplatz veraͤndert ſich ins Kaͤyſers Gemach. Nero. Otho. Paris. Nero. Mein Freund/ dir unſre Gunſt nun wuͤrcklich kund zu machen/ Und daß wir fuͤr dein Heil ſo wie fuͤr unſers wachen/ Sol unſer itzig Schluß ein kraͤftig Zeugnuͤs ſeyn/ Der in gantz Portugal dich ſaͤtz’t zum Land-Vogt’ ein. Nimm Schwerdt und Guͤrtel hin/ als Zeichen deines Standes. Die Vollmacht: und/ nach dem der Zuſtand ſelbten Lan- des Nicht kan ſein Haupt entpehr’n/ ſo muß noch dieſen Tag Die Reyſe ſeyn beſtell’t. Dein Weib Poppee mag/ So viel ihr Hauß vergoͤnn’t/ in-des zu Hofe leben. Otho. Daß ihre Majeſtaͤt mich zu der Wuͤrd’ erheben/ Jſt kein gemeiner Strahl des Kaͤyſers Gnade nicht. Jch opffere dafuͤr/ Gehorſam/ Treue/ Pflicht; Und wuͤnſche: Nerons Hauß moͤg’ ewig ſieghaft bluͤhen. Wie aber? Darf mit mir nicht auch Poppee zihen? Paris. Der Frauen Zaͤrtligkeit ſaͤum’t Reiſen allzuſehr: Zu dem iſt Nerons Schluß: Daß kuͤnftig Niemand mehr/ Dem

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 42.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/60>, abgerufen am 24.11.2024.