Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.
An der Lucriner See sich auf ihr Vorwerg tragen. 255. Nero. Wem mißt die Mutter denn des Schifbruchs Uhr- sprung bey? Ager. Sie urtheil't: Daß ihr Fall ein bloßer Zufall sey. Nero. Schein't Agrippine nicht auf uns Verdacht zu fas- sen? Ager. Sie hat ihr nimmermehr den Argwohn träumen lassen. Nero. Was eusert sie sich denn für unserm Angesicht? 260. Ager. Ein matter Leib verlangt mehr Finsternüs/ als Licht. Nero. Jst nichts nicht/ was sie sonst von uns zu thun be- gehre? Anic. Hilf Himmel! Was entfäll't dem Mörder für Ge- wehre? Nero. Verräther! wie? woher komm't solch Verräthrisch Stahl. Ager. Jhr Götter! bin ich todt? trift mich ein Donner- 265.strahl? Anic. Eröffn' es: Worzu sol solch Meuchel-Mördrisch Eisen. Ager. Man muß: Daß ich's hieher gebracht/ mir vor er- weisen. Anic. Wie? Wilstu/ Schelme/ dis/ was Sonnen klar/ umbsteh'n? Ager. Solch Schelm-stück nimmermehr/ und solt' ich stracks vergeh'n. Anic. Der Dolch ist zweifelsfrey vom Himmel nicht ge- 270.fällen. Ager. Solch Einwurff kan mir nicht mehr schaden/ als euch allen. Anic. Vernein'stu: Daß der Dolch dir aus den Kleidern fiel. Ager. Es find't sich leicht ein Stock/ wenn man wen schla- gen wil. Nero. Trabanten/ Fässel her! Schlüß't ihn in Band und Ketten. Ager. Der Himmel wird daraus die Unschuld schon erretten. Nero.
An der Lucriner See ſich auf ihr Vorwerg tragen. 255. Nero. Wem mißt die Mutter denn des Schifbruchs Uhr- ſprung bey? Ager. Sie urtheil’t: Daß ihr Fall ein bloßer Zufall ſey. Nero. Schein’t Agrippine nicht auf uns Verdacht zu faſ- ſen? Ager. Sie hat ihr nimmermehr den Argwohn traͤumen laſſen. Nero. Was euſert ſie ſich denn fuͤr unſerm Angeſicht? 260. Ager. Ein matter Leib verlangt mehr Finſternuͤs/ als Licht. Nero. Jſt nichts nicht/ was ſie ſonſt von uns zu thun be- gehre? Anic. Hilf Himmel! Was entfaͤll’t dem Moͤrder fuͤr Ge- wehre? Nero. Verraͤther! wie? woher komm’t ſolch Verraͤthriſch Stahl. Ager. Jhr Goͤtter! bin ich todt? trift mich ein Donner- 265.ſtrahl? Anic. Eroͤffn’ es: Worzu ſol ſolch Meuchel-Moͤrdriſch Eiſen. Ager. Man muß: Daß ich’s hieher gebracht/ mir vor er- weiſen. Anic. Wie? Wilſtu/ Schelme/ dis/ was Sonnen klar/ umbſteh’n? Ager. Solch Schelm-ſtuͤck nimmermehr/ und ſolt’ ich ſtracks vergeh’n. Anic. Der Dolch iſt zweifelsfrey vom Himmel nicht ge- 270.faͤllen. Ager. Solch Einwurff kan mir nicht mehr ſchaden/ als euch allen. Anic. Vernein’ſtu: Daß der Dolch dir aus den Kleidern fiel. Ager. Es find’t ſich leicht ein Stock/ wenn man wen ſchla- gen wil. Nero. Trabanten/ Faͤſſel her! Schluͤß’t ihn in Band und Ketten. Ager. Der Him̃el wird daraus die Unſchuld ſchon erretten. Nero.
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ſprung bey?
Ager. Sie urtheil’t: Daß ihr Fall ein bloßer Zufall ſey.
Nero. Schein’t Agrippine nicht auf uns Verdacht zu faſ-
ſen?
Ager. Sie hat ihr nimmermehr den Argwohn traͤumen
laſſen.
Nero. Was euſert ſie ſich denn fuͤr unſerm Angeſicht?
Ager. Ein matter Leib verlangt mehr Finſternuͤs/ als
Licht.
Nero. Jſt nichts nicht/ was ſie ſonſt von uns zu thun be-
gehre?
Anic. Hilf Himmel! Was entfaͤll’t dem Moͤrder fuͤr Ge-
wehre?
Nero. Verraͤther! wie? woher komm’t ſolch Verraͤthriſch
Stahl.
Ager. Jhr Goͤtter! bin ich todt? trift mich ein Donner-
ſtrahl?
Anic. Eroͤffn’ es: Worzu ſol ſolch Meuchel-Moͤrdriſch
Eiſen.
Ager. Man muß: Daß ich’s hieher gebracht/ mir vor er-
weiſen.
Anic. Wie? Wilſtu/ Schelme/ dis/ was Sonnen klar/
umbſteh’n?
Ager. Solch Schelm-ſtuͤck nimmermehr/ und ſolt’ ich
ſtracks vergeh’n.
Anic. Der Dolch iſt zweifelsfrey vom Himmel nicht ge-
faͤllen.
Ager. Solch Einwurff kan mir nicht mehr ſchaden/ als
euch allen.
Anic. Vernein’ſtu: Daß der Dolch dir aus den Kleidern
fiel.
Ager. Es find’t ſich leicht ein Stock/ wenn man wen ſchla-
gen wil.
Nero. Trabanten/ Faͤſſel her! Schluͤß’t ihn in Band und
Ketten.
Ager. Der Him̃el wird daraus die Unſchuld ſchon erretten.
Nero.
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