Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.275. Nero. Gab Agrippine dir so grimmen Anschlag an? Ager. Jch starre! Daß man mich auf sie befragen kan. Nero. So hastu von dir selbst solch Mordstück fürgenom- men? Ager. Kein Mordstück ist mir nie nicht in Gedancken kom- men. Nero. Vorräther/ sol die Pein die Warheit pressen aus? 280. Ager. Die Unschuld wird besteh'n auch unter Flamm und Graus. Nero. Bring't Schwefel/ Pech/ laß't ihn zergliedern und verbrennen. Ager. Jch werde dennoch nichts Berräthrisches bekennen. Nero. Verstockter Hertzen Trotz fäll't durch die Marter hin. Ager. Der rechte Himmel weiß: Daß ich nicht schuldig 285.bin. Anic. Ein frey Bekäntnüs weiß auch Laster rein zu bren- nen. Ager. Wer frey von Lastern ist/ darf keine nicht bekennen. Nero. Wo Agrippine dich erkauff't hat/ seystu frey. Ager. Glaubt: Daß die Redligkeit nicht zu erkauffen sey. Anic. Oft läß't der Redlichste sich durch Beredung lei- 290.ten. Ager. Nicht sorge: Daß mein | Fuß wird auf dem Eise gleiten. Nero. Wie? Daß dein Leugnen so für Agrippinen ficht. Ager. Wen eigne Tugend schütz't/ der darf Verfechtens nicht. Anic. Du kanst noch Ruhm und Lohn für dein Bekäntnüs krigen. Ager. Aufrichtigkeit läß't sich durch Gaben nicht besi- 295.gen. Nero. So siege Kwal und Schimpf und Hencker über dich! Bring't Flamme/ foltern her. Ager. Kein Hencker schre- cket mich. Nero. Spann't den Verräther an; brauch't Messer/ Pech und Kertzen. Ager.
275. Nero. Gab Agrippine dir ſo grimmen Anſchlag an? Ager. Jch ſtarre! Daß man mich auf ſie befragen kan. Nero. So haſtu von dir ſelbſt ſolch Mordſtuͤck fuͤrgenom- men? Ager. Kein Mordſtuͤck iſt mir nie nicht in Gedancken kom- men. Nero. Vorraͤther/ ſol die Pein die Warheit preſſen aus? 280. Ager. Die Unſchuld wird beſteh’n auch unter Flamm und Graus. Nero. Bring’t Schwefel/ Pech/ laß’t ihn zergliedern und verbrennen. Ager. Jch werde dennoch nichts Berraͤthriſches bekennen. Nero. Verſtockter Hertzen Trotz faͤll’t durch die Marter hin. Ager. Der rechte Himmel weiß: Daß ich nicht ſchuldig 285.bin. Anic. Ein frey Bekaͤntnuͤs weiß auch Laſter rein zu bren- nen. Ager. Wer frey von Laſtern iſt/ darf keine nicht bekennen. Nero. Wo Agrippine dich erkauff’t hat/ ſeyſtu frey. Ager. Glaubt: Daß die Redligkeit nicht zu erkauffen ſey. Anic. Oft laͤß’t der Redlichſte ſich durch Beredung lei- 290.ten. Ager. Nicht ſorge: Daß mein | Fuß wird auf dem Eiſe gleiten. Nero. Wie? Daß dein Leugnen ſo fuͤr Agrippinen ficht. Ager. Wen eigne Tugend ſchuͤtz’t/ der darf Verfechtens nicht. Anic. Du kanſt noch Ruhm und Lohn fuͤr dein Bekaͤntnuͤs krigen. Ager. Aufrichtigkeit laͤß’t ſich durch Gaben nicht beſi- 295.gen. Nero. So ſiege Kwal und Schimpf und Hencker uͤber dich! Bring’t Flamme/ foltern her. Ager. Kein Hencker ſchre- cket mich. Nero. Spann’t den Verraͤther an; brauch’t Meſſer/ Pech und Kertzen. Ager.
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men?
Ager. Kein Mordſtuͤck iſt mir nie nicht in Gedancken kom-
men.
Nero. Vorraͤther/ ſol die Pein die Warheit preſſen aus?
Ager. Die Unſchuld wird beſteh’n auch unter Flamm und
Graus.
Nero. Bring’t Schwefel/ Pech/ laß’t ihn zergliedern und
verbrennen.
Ager. Jch werde dennoch nichts Berraͤthriſches bekennen.
Nero. Verſtockter Hertzen Trotz faͤll’t durch die Marter
hin.
Ager. Der rechte Himmel weiß: Daß ich nicht ſchuldig
bin.
Anic. Ein frey Bekaͤntnuͤs weiß auch Laſter rein zu bren-
nen.
Ager. Wer frey von Laſtern iſt/ darf keine nicht bekennen.
Nero. Wo Agrippine dich erkauff’t hat/ ſeyſtu frey.
Ager. Glaubt: Daß die Redligkeit nicht zu erkauffen ſey.
Anic. Oft laͤß’t der Redlichſte ſich durch Beredung lei-
ten.
Ager. Nicht ſorge: Daß mein | Fuß wird auf dem Eiſe
gleiten.
Nero. Wie? Daß dein Leugnen ſo fuͤr Agrippinen ficht.
Ager. Wen eigne Tugend ſchuͤtz’t/ der darf Verfechtens
nicht.
Anic. Du kanſt noch Ruhm und Lohn fuͤr dein Bekaͤntnuͤs
krigen.
Ager. Aufrichtigkeit laͤß’t ſich durch Gaben nicht beſi-
gen.
Nero. So ſiege Kwal und Schimpf und Hencker uͤber
dich!
Bring’t Flamme/ foltern her. Ager. Kein Hencker ſchre-
cket mich.
Nero. Spann’t den Verraͤther an; brauch’t Meſſer/ Pech
und Kertzen.
Ager.
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