Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.CLEOPATRA. So fange man den Wurm durch eigne Zauberei/240.Und tichte: daß August verlibt/ gefangen sei. August. Wi wenn das geile Weib bald würcklich wolte liben? Wi könten wir dis Werck mit fug nach Rom verschiben? Gallus. Wer hir nicht scheutern wil/ dem fehlt's an Ausflucht nicht. Ein Weib wi sehr es brennt verdecket Brunst und Licht/ 245.Grbt sich so bald nicht bloß/ lockt durch ihr widerstreben. Der Eckel muß ihr Reitz/ di Tugend Schminck' abgeben/ Versagt/ was si selbst wünscht/ wil halb genöthigt sein. Nichts minder brauche man auch disseits reinen Schein; Man mahl' ihr süsse vor: daß si den Widerwillen/ 250.Der Römer tieffen Haß nicht besser könne stillen/ Bei welchem beider Lib' nicht glücklich könte blüh'n; Als da si würde selbst nach Rom persöhnlich zihn/ Und durch ihr Tugend-Licht/ durch ihrer Anmuth Sternen Di Wolcken des Verdachts aus Rom und Welt entfernen: 255.Denn könte si und er mit mehr gewünschter Frucht/ Jm heilgen Capitol/ was Julius gesuch't/ Anton umbsonst verlangt/ den süssen Zweck erreichen/ Für ihren Füssen schaun das Meer di Segel streichen Den Weltkreis kniende ihr Dienst- und Zinßbar sehn/ 260.Wiweit sich umb den Punckt di Sternen-Circkel drehn. August. Wol! laßt di Segel uns recht nach dem Winde richten. Man muß durch klugen Witz di schlaue List zernichten. Das schwebend-hohe Nest des Papegoyens lacht/ Der Schlange zischen aus. Jhr beide/ seit bedacht/ 265.So bald di Stadt besetzt/ der Hafen ist verwahret/ Daß ihr behuttsam sanfft und klug mit ihr versahret/ Bedient Cleopatren/ spring't ihr mit Troste bei/ Und meldet: daß August ihr Freund/ ihr Schutzherr sei. Der
CLEOPATRA. So fange man den Wurm durch eigne Zauberei/240.Und tichte: daß Auguſt verlibt/ gefangen ſei. Auguſt. Wi wenn das geile Weib bald wuͤrcklich wolte liben? Wi koͤnten wir dis Werck mit fug nach Rom verſchiben? Gallus. Wer hir nicht ſcheutern wil/ dem fehlt’s an Ausflucht nicht. Ein Weib wi ſehr es brennt verdecket Brunſt und Licht/ 245.Grbt ſich ſo bald nicht bloß/ lockt durch ihr widerſtreben. Der Eckel muß ihr Reitz/ di Tugend Schminck’ abgeben/ Verſagt/ was ſi ſelbſt wuͤnſcht/ wil halb genoͤthigt ſein. Nichts minder brauche man auch diſſeits reinen Schein; Man mahl’ ihr ſuͤſſe vor: daß ſi den Widerwillen/ 250.Der Roͤmer tieffen Haß nicht beſſer koͤnne ſtillen/ Bei welchem beider Lib’ nicht gluͤcklich koͤnte bluͤh’n; Als da ſi wuͤrde ſelbſt nach Rom perſoͤhnlich zihn/ Und durch ihr Tugend-Licht/ durch ihrer Anmuth Sternen Di Wolcken des Verdachts aus Rom und Welt entfernen: 255.Denn koͤnte ſi und er mit mehr gewuͤnſchter Frucht/ Jm heilgen Capitol/ was Julius geſuch’t/ Anton umbſonſt verlangt/ den ſuͤſſen Zweck erreichen/ Fuͤr ihren Fuͤſſen ſchaun das Meer di Segel ſtreichen Den Weltkreis kniende ihr Dienſt- und Zinßbar ſehn/ 260.Wiweit ſich umb den Punckt di Sternen-Circkel drehn. Auguſt. Wol! laßt di Segel uns recht nach dem Winde richten. Man muß durch klugen Witz di ſchlaue Liſt zernichten. Das ſchwebend-hohe Neſt des Papegoyens lacht/ Der Schlange ziſchen aus. Jhr beide/ ſeit bedacht/ 265.So bald di Stadt beſetzt/ der Hafen iſt verwahret/ Daß ihr behuttſam ſanfft und klug mit ihr verſahret/ Bedient Cleopatren/ ſpring’t ihr mit Troſte bei/ Und meldet: daß Auguſt ihr Freund/ ihr Schutzherr ſei. Der
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CLEOPATRA.
So fange man den Wurm durch eigne Zauberei/
Und tichte: daß Auguſt verlibt/ gefangen ſei.
Auguſt. Wi wenn das geile Weib bald wuͤrcklich wolte liben?
Wi koͤnten wir dis Werck mit fug nach Rom verſchiben?
Gallus. Wer hir nicht ſcheutern wil/ dem fehlt’s an Ausflucht
nicht.
Ein Weib wi ſehr es brennt verdecket Brunſt und Licht/
Grbt ſich ſo bald nicht bloß/ lockt durch ihr widerſtreben.
Der Eckel muß ihr Reitz/ di Tugend Schminck’ abgeben/
Verſagt/ was ſi ſelbſt wuͤnſcht/ wil halb genoͤthigt ſein.
Nichts minder brauche man auch diſſeits reinen Schein;
Man mahl’ ihr ſuͤſſe vor: daß ſi den Widerwillen/
Der Roͤmer tieffen Haß nicht beſſer koͤnne ſtillen/
Bei welchem beider Lib’ nicht gluͤcklich koͤnte bluͤh’n;
Als da ſi wuͤrde ſelbſt nach Rom perſoͤhnlich zihn/
Und durch ihr Tugend-Licht/ durch ihrer Anmuth Sternen
Di Wolcken des Verdachts aus Rom und Welt entfernen:
Denn koͤnte ſi und er mit mehr gewuͤnſchter Frucht/
Jm heilgen Capitol/ was Julius geſuch’t/
Anton umbſonſt verlangt/ den ſuͤſſen Zweck erreichen/
Fuͤr ihren Fuͤſſen ſchaun das Meer di Segel ſtreichen
Den Weltkreis kniende ihr Dienſt- und Zinßbar ſehn/
Wiweit ſich umb den Punckt di Sternen-Circkel drehn.
Auguſt. Wol! laßt di Segel uns recht nach dem Winde
richten.
Man muß durch klugen Witz di ſchlaue Liſt zernichten.
Das ſchwebend-hohe Neſt des Papegoyens lacht/
Der Schlange ziſchen aus. Jhr beide/ ſeit bedacht/
So bald di Stadt beſetzt/ der Hafen iſt verwahret/
Daß ihr behuttſam ſanfft und klug mit ihr verſahret/
Bedient Cleopatren/ ſpring’t ihr mit Troſte bei/
Und meldet: daß Auguſt ihr Freund/ ihr Schutzherr ſei.
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