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Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

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CLEOPATRA.
75.Ob er als unser Freind und Schutzherr hier gebahre?
Ob sein Bedienungs-Schein nicht Sklavisch uns verwahre?
Ob man uns aus der Burg di Ausfarth nicht verwehrt?
Di Stadt als Feind besätzt/ das Schatz-und Rüst-Haus leert?
Das Heer in Dinste zeucht/ di Bürger ihm vereydet;
80.Auf einen Augenblick uns Macht und Treu' abschneidet?
So schöne Früchte trägt uns sein versprechen ein.
Zu dem/ wem wolte nicht auch höchst verdächtig sein?
Daß unser Todt-Feind sich so bald verlibt anstellet.
Wenn di kohl-schwartze Luft sich uuversehns erhellet/
85.Gebihrt di schwangre Nacht der Wolcken Blitz und Keil:
So ist dem Keiser nur sein Liebes-Kosen feil/
Umb unsern Untergang. Di sich zu sehr verbinden/
Di lassen selten Treu und Wahrheit bei sich finden.
Man lobt uns ja den Traum der Ehreu-Seulen ein/
90.Di/ wi man schwermmt/ zu Rom uns solln gewidmet sein/
Doch stehn si schwerlich sonst wo/ als aufs Keisers Zungen.
Wir werden nicht nach Rom geladen/ nein gezwungen:
Da Ehr' und Liebe doch nichts nicht zu zwingen pflegt.
Ja/ was wird dis und das hier so genau erwegt?
95.Hier läs't des Keisers Brieff/ den wir für wenig Stunden/
Jm Zimmer deß Anton zur Nachricht haben funden.
Charm. Gerechte Götter! wird nicht bald durch Blitz ver-
zehrt/
Ein solch zwei-züngicht Mund/ ein solch zwei-schneidend
Schwerdt?
August hiß sie di Faust ins Libsten Blutte röthen/
100.Hier wil er: daß Anton Cleopatren sol tödten:
Sagt auch noch beiden Heil für Mord- und Todschlag zu.
Cleopatr. Nnn urtheilt: ob man dem Augnst wol unrecht
thu;
Wenn wir uns wenig gutt's aus seinen Wercken schlüssen?
Wi? oder wollet ihr mehr Grund und Zeugnüs wissen?
105.Schaut/ bitt ich/ schaut/ nemmt hin des Dolabellen Hand/
Di diser redlichste der Römer uns gesandt.
Was
F v
CLEOPATRA.
75.Ob er als unſer Freind und Schutzherr hier gebahre?
Ob ſein Bedienungs-Schein nicht Sklaviſch uns verwahre?
Ob man uns aus der Burg di Ausfarth nicht verwehrt?
Di Stadt als Feind beſaͤtzt/ das Schatz-und Ruͤſt-Haus leert?
Das Heer in Dinſte zeucht/ di Buͤrger ihm vereydet;
80.Auf einen Augenblick uns Macht und Treu’ abſchneidet?
So ſchoͤne Fruͤchte traͤgt uns ſein verſprechen ein.
Zu dem/ wem wolte nicht auch hoͤchſt verdaͤchtig ſein?
Daß unſer Todt-Feind ſich ſo bald verlibt anſtellet.
Wenn di kohl-ſchwartze Luft ſich uuverſehns erhellet/
85.Gebihrt di ſchwangre Nacht der Wolcken Blitz und Keil:
So iſt dem Keiſer nur ſein Liebes-Koſen feil/
Umb unſern Untergang. Di ſich zu ſehr verbinden/
Di laſſen ſelten Treu und Wahrheit bei ſich finden.
Man lobt uns ja den Traum der Ehreu-Seulen ein/
90.Di/ wi man ſchwerm̃t/ zu Rom uns ſolln gewidmet ſein/
Doch ſtehn ſi ſchwerlich ſonſt wo/ als aufs Keiſers Zungen.
Wir werden nicht nach Rom geladen/ nein gezwungen:
Da Ehr’ und Liebe doch nichts nicht zu zwingen pflegt.
Ja/ was wird dis und das hier ſo genau erwegt?
95.Hier laͤſ’t des Keiſers Brieff/ den wir fuͤr wenig Stunden/
Jm Zimmer deß Anton zur Nachricht haben funden.
Charm. Gerechte Goͤtter! wird nicht bald durch Blitz ver-
zehrt/
Ein ſolch zwei-zuͤngicht Mund/ ein ſolch zwei-ſchneidend
Schwerdt?
Auguſt hiß ſie di Fauſt ins Libſten Blutte roͤthen/
100.Hier wil er: daß Anton Cleopatren ſol toͤdten:
Sagt auch noch beiden Heil fuͤr Mord- und Todſchlag zu.
Cleopatr. Nnn urtheilt: ob man dem Augnſt wol unrecht
thu;
Wenn wir uns wenig gutt’s aus ſeinen Wercken ſchluͤſſen?
Wi? oder wollet ihr mehr Grund und Zeugnuͤs wiſſen?
105.Schaut/ bitt ich/ ſchaut/ nem̃t hin des Dolabellen Hand/
Di diſer redlichſte der Roͤmer uns geſandt.
Was
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[0119] CLEOPATRA. Ob er als unſer Freind und Schutzherr hier gebahre? Ob ſein Bedienungs-Schein nicht Sklaviſch uns verwahre? Ob man uns aus der Burg di Ausfarth nicht verwehrt? Di Stadt als Feind beſaͤtzt/ das Schatz-und Ruͤſt-Haus leert? Das Heer in Dinſte zeucht/ di Buͤrger ihm vereydet; Auf einen Augenblick uns Macht und Treu’ abſchneidet? So ſchoͤne Fruͤchte traͤgt uns ſein verſprechen ein. Zu dem/ wem wolte nicht auch hoͤchſt verdaͤchtig ſein? Daß unſer Todt-Feind ſich ſo bald verlibt anſtellet. Wenn di kohl-ſchwartze Luft ſich uuverſehns erhellet/ Gebihrt di ſchwangre Nacht der Wolcken Blitz und Keil: So iſt dem Keiſer nur ſein Liebes-Koſen feil/ Umb unſern Untergang. Di ſich zu ſehr verbinden/ Di laſſen ſelten Treu und Wahrheit bei ſich finden. Man lobt uns ja den Traum der Ehreu-Seulen ein/ Di/ wi man ſchwerm̃t/ zu Rom uns ſolln gewidmet ſein/ Doch ſtehn ſi ſchwerlich ſonſt wo/ als aufs Keiſers Zungen. Wir werden nicht nach Rom geladen/ nein gezwungen: Da Ehr’ und Liebe doch nichts nicht zu zwingen pflegt. Ja/ was wird dis und das hier ſo genau erwegt? Hier laͤſ’t des Keiſers Brieff/ den wir fuͤr wenig Stunden/ Jm Zimmer deß Anton zur Nachricht haben funden. Charm. Gerechte Goͤtter! wird nicht bald durch Blitz ver- zehrt/ Ein ſolch zwei-zuͤngicht Mund/ ein ſolch zwei-ſchneidend Schwerdt? Auguſt hiß ſie di Fauſt ins Libſten Blutte roͤthen/ Hier wil er: daß Anton Cleopatren ſol toͤdten: Sagt auch noch beiden Heil fuͤr Mord- und Todſchlag zu. Cleopatr. Nnn urtheilt: ob man dem Augnſt wol unrecht thu; Wenn wir uns wenig gutt’s aus ſeinen Wercken ſchluͤſſen? Wi? oder wollet ihr mehr Grund und Zeugnuͤs wiſſen? Schaut/ bitt ich/ ſchaut/ nem̃t hin des Dolabellen Hand/ Di diſer redlichſte der Roͤmer uns geſandt. Was F v

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/119>, abgerufen am 21.11.2024.