Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.CLEOPATRA. Hat nicht di Königin di Bahn uns schon gebrochen?Und durch den kurtzen Todt unsterblich Lob versprochen? 205.Da uns sonst nichts als Schimpf und Marter ist bestellt/ Da ein'itzt unter uns ins Keisers Hände fällt. Zu dem laß uns den Feind uns noch das Leben lassen; Wi bald wird ohne dis nicht dieser Leib erblassen? Sol nun des Lebens-Spann' uns| di Geburt entzihn 210.Des Nachruhms/ der mit uns kan tausend Jahre blüh'n? Nein/ trautste Charmium! wer rühmlich nach wil setzen/ Muß nicht di Haut zu zart/ das Blutt zu theuer schätzen. Es bringet schlechten Ruhm verdienen durch viel Schweiß/ Dis/ was ein Troffen Blutt stracks zu erwerben weiß. 215.Di Ewigkeit/ di wir durch keine treue Dienste Bis auf den Tag erlangt/ krig't Jras zum gewienfte/ Wenn si ihr sterbend nur gleich als zur Ader läßt. Wird/ ohne diese That wer Charmium gewest/ Wo Jras hat gelebt/ di Nachwelt ichtwas wissen? 220.Auf Schwester! es muß auch uns Glider dis verschlissen/ Was unser Haupt verschleust; dis stechen/ was si stach. Es sticht. Jch sterbe! folg' auch also rühmlich nach. Charm. Solch sterben bringet Ruhm/ dis Leben Schmach und Bürde/ Sol/ di di erst an Treu di ander war an Würde/ 225.Hier/ nun durch Todt und Blutt man umb den Sigs-Krantz kämpft/ Di ietzt am Reyen sein? di Flamme wird gedämpft/ Durch Rauch; der Tugend-Glantz durch Thränen-schwan- gre Wehmuth. Wir haben ohne dis durch all zu tieffe Dehmuth/ Durch di man hat den Feind das Unthier zähmen wolln/ 230.Viel unsers Ruhm's verspielt/ den wir itzt hertzhaft solln Ersetzen durch den Todt. Jedoch für allen dingen/ Laßt uns Cleopatrens ertheilten heisch vollbringen: Und ihrer Leiche thun di letzte Todten-Pflicht. Da nun das Werck so sehr an viel Gepränge nicht/ Als
CLEOPATRA. Hat nicht di Koͤnigin di Bahn uns ſchon gebrochen?Und durch den kurtzen Todt unſterblich Lob verſprochen? 205.Da uns ſonſt nichts als Schimpf und Marter iſt beſtellt/ Da ein’itzt unter uns ins Keiſers Haͤnde faͤllt. Zu dem laß uns den Feind uns noch das Leben laſſen; Wi bald wird ohne dis nicht dieſer Leib erblaſſen? Sol nun des Lebens-Spann’ uns| di Geburt entzihn 210.Des Nachruhms/ der mit uns kan tauſend Jahre bluͤh’n? Nein/ trautſte Charmium! wer ruͤhmlich nach wil ſetzen/ Muß nicht di Haut zu zart/ das Blutt zu theuer ſchaͤtzen. Es bringet ſchlechten Ruhm verdienen durch viel Schweiß/ Dis/ was ein Troffen Blutt ſtracks zu erwerben weiß. 215.Di Ewigkeit/ di wir durch keine treue Dienſte Bis auf den Tag erlangt/ krig’t Jras zum gewienfte/ Wenn ſi ihr ſterbend nur gleich als zur Ader laͤßt. Wird/ ohne dieſe That wer Charmium geweſt/ Wo Jras hat gelebt/ di Nachwelt ichtwas wiſſen? 220.Auf Schweſter! es muß auch uns Glider dis verſchliſſen/ Was unſer Haupt verſchleuſt; dis ſtechen/ was ſi ſtach. Es ſticht. Jch ſterbe! folg’ auch alſo ruͤhmlich nach. Charm. Solch ſterben bringet Ruhm/ dis Leben Schmach und Buͤrde/ Sol/ di di erſt an Treu di ander war an Wuͤrde/ 225.Hier/ nun durch Todt und Blutt man umb den Sigs-Krantz kaͤmpft/ Di ietzt am Reyen ſein? di Flamme wird gedaͤmpft/ Durch Rauch; der Tugend-Glantz durch Thraͤnen-ſchwan- gre Wehmuth. Wir haben ohne dis durch all zu tieffe Dehmuth/ Durch di man hat den Feind das Unthier zaͤhmen wolln/ 230.Viel unſers Ruhm’s verſpielt/ den wir itzt hertzhaft ſolln Erſetzen durch den Todt. Jedoch fuͤr allen dingen/ Laßt uns Cleopatrens ertheilten heiſch vollbringen: Und ihrer Leiche thun di letzte Todten-Pflicht. Da nun das Werck ſo ſehr an viel Gepraͤnge nicht/ Als
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CLEOPATRA.
Hat nicht di Koͤnigin di Bahn uns ſchon gebrochen?
Und durch den kurtzen Todt unſterblich Lob verſprochen?
Da uns ſonſt nichts als Schimpf und Marter iſt beſtellt/
Da ein’itzt unter uns ins Keiſers Haͤnde faͤllt.
Zu dem laß uns den Feind uns noch das Leben laſſen;
Wi bald wird ohne dis nicht dieſer Leib erblaſſen?
Sol nun des Lebens-Spann’ uns| di Geburt entzihn
Des Nachruhms/ der mit uns kan tauſend Jahre bluͤh’n?
Nein/ trautſte Charmium! wer ruͤhmlich nach wil ſetzen/
Muß nicht di Haut zu zart/ das Blutt zu theuer ſchaͤtzen.
Es bringet ſchlechten Ruhm verdienen durch viel Schweiß/
Dis/ was ein Troffen Blutt ſtracks zu erwerben weiß.
Di Ewigkeit/ di wir durch keine treue Dienſte
Bis auf den Tag erlangt/ krig’t Jras zum gewienfte/
Wenn ſi ihr ſterbend nur gleich als zur Ader laͤßt.
Wird/ ohne dieſe That wer Charmium geweſt/
Wo Jras hat gelebt/ di Nachwelt ichtwas wiſſen?
Auf Schweſter! es muß auch uns Glider dis verſchliſſen/
Was unſer Haupt verſchleuſt; dis ſtechen/ was ſi ſtach.
Es ſticht. Jch ſterbe! folg’ auch alſo ruͤhmlich nach.
Charm. Solch ſterben bringet Ruhm/ dis Leben Schmach
und Buͤrde/
Sol/ di di erſt an Treu di ander war an Wuͤrde/
Hier/ nun durch Todt und Blutt man umb den Sigs-Krantz
kaͤmpft/
Di ietzt am Reyen ſein? di Flamme wird gedaͤmpft/
Durch Rauch; der Tugend-Glantz durch Thraͤnen-ſchwan-
gre Wehmuth.
Wir haben ohne dis durch all zu tieffe Dehmuth/
Durch di man hat den Feind das Unthier zaͤhmen wolln/
Viel unſers Ruhm’s verſpielt/ den wir itzt hertzhaft ſolln
Erſetzen durch den Todt. Jedoch fuͤr allen dingen/
Laßt uns Cleopatrens ertheilten heiſch vollbringen:
Und ihrer Leiche thun di letzte Todten-Pflicht.
Da nun das Werck ſo ſehr an viel Gepraͤnge nicht/
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