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Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

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CLEOPATRA.
Wo der Cleopatra verweißte Kinder sind;
Verschaffet: daß das Heer nichts feindliches beginnt.
375.Was aber hat August aus diesem ihm znschlissen/
Umb: daß Caesarion ist heimlich ausgerissen?
Was reitzt ihn: daß er scheut des Keisers Gnad und Licht?
Dem/ der sich uns nicht traut/ dem trau'n wir gleichfals nicht.
Arius. Den blauen Himmel mahlt mehr nicht als eine
Sonne;
380.So muß ein Keyser sein der Erden Haupt und Wonne.
August. Wol! wo Regier-sucht ist gewurtzelt einmal ein/
Da muß mit Strumpf und Stiel der Stamm vertilget sein.
Er rühmt sich des Anten Gefährten/ Caesars Erben/
Was wird nun rathsam sein?
Arius. Caesarion muß sterben.
385.
August. Recht! stell't an Gräntz und Port dem falschen
Keiser nach.
Sein Todt verleih't uns Ruh/ sein Leben Ungemach.
Jst nun das grosse Reich/ das di Vernunfft muß stützen/
Daß ein groß Geist beseeln/ viel Hände müssen schützen/
Mit allem wol versehn? So laß't nns unsre Stadt/
390.Di unsre Gegenwart für länst gewünschet hat/ (gissen/
Durch Beuth' und Sieg erfreu'n/ und nach dem Bluttver-
Nach Krig-und Bürger-Pest des Janus Tempel schlüssen.
Jedoch/ weil wir uns gleich itzt in der Gruff hier schau'n/
Wo Alexander ihm ließ sein Begräbnüs bau'n/
395.Last uns den/ dem sich Glück und Tugend stets vermählet
Dem eine neue Welt zu zwingen hat gefehlet/
Den/ dessen grossen Geist der Erden-Kreiß nicht schlooß
Jm engen Sarche sehn. Macht Ertzt und Rügel loß.
Hier ligt der grosse Held/ von dem Augnst muß lernen:
400.Der Leib vergeh' in Asch/ der Geist steig' an di Sternen/
Für dessen todtem Bild' (O edle Tugends-Art!)
Des Caesars Geist beseelt; das Antlitz schamroth ward/
Di Seele Seufzer ließ. So müß' auch diesem Leben/
Sein ihn vergötternd Ruhm uns Flamm und Flügel geben
405Zu gleicher Ehren-höh'. Jn-des/ dafern dein Glantz
Nicht unsern Dinst außschlägt/ nimm diesen Lorber-Krantz/
Den
G 2
CLEOPATRA.
Wo der Cleopatra verweißte Kinder ſind;
Verſchaffet: daß das Heer nichts feindliches beginnt.
375.Was aber hat Auguſt aus dieſem ihm znſchliſſen/
Umb: daß Cæſarion iſt heimlich ausgeriſſen?
Was reitzt ihn: daß er ſcheut des Keiſers Gnad und Licht?
Dem/ der ſich uns nicht traut/ dem trau’n wir gleichfals nicht.
Arius. Den blauen Himmel mahlt mehr nicht als eine
Sonne;
380.So muß ein Keyſer ſein der Erden Haupt und Wonne.
Auguſt. Wol! wo Regier-ſucht iſt gewurtzelt einmal ein/
Da muß mit Strumpf und Stiel der Stam̃ vertilget ſein.
Er ruͤhmt ſich des Anten Gefaͤhrten/ Cæſars Erben/
Was wird nun rathſam ſein?
Arius. Cæſarion muß ſterben.
385.
Auguſt. Recht! ſtell’t an Graͤntz und Port dem falſchen
Keiſer nach.
Sein Todt verleih’t uns Ruh/ ſein Leben Ungemach.
Jſt nun das groſſe Reich/ das di Vernunfft muß ſtuͤtzen/
Daß ein groß Geiſt beſeeln/ viel Haͤnde muͤſſen ſchuͤtzen/
Mit allem wol verſehn? So laß’t nns unſre Stadt/
390.Di unſre Gegenwart fuͤr laͤnſt gewuͤnſchet hat/ (giſſen/
Durch Beuth’ und Sieg erfreu’n/ und nach dem Bluttver-
Nach Krig-und Buͤrger-Peſt des Janus Tempel ſchluͤſſen.
Jedoch/ weil wir uns gleich itzt in der Gruff hier ſchau’n/
Wo Alexander ihm ließ ſein Begraͤbnuͤs bau’n/
395.Laſt uns den/ dem ſich Gluͤck und Tugend ſtets vermaͤhlet
Dem eine neue Welt zu zwingen hat gefehlet/
Den/ deſſen groſſen Geiſt der Erden-Kreiß nicht ſchlooß
Jm engen Sarche ſehn. Macht Ertzt und Ruͤgel loß.
Hier ligt der groſſe Held/ von dem Augnſt muß lernen:
400.Der Leib vergeh’ in Aſch/ der Geiſt ſteig’ an di Sternen/
Fuͤr deſſen todtem Bild’ (O edle Tugends-Art!)
Des Cæſars Geiſt beſeelt; das Antlitz ſchamroth ward/
Di Seele Seufzer ließ. So muͤß’ auch dieſem Leben/
Sein ihn vergoͤtternd Ruhm uns Flam̃ und Fluͤgel geben
405Zu gleicher Ehren-hoͤh’. Jn-des/ dafern dein Glantz
Nicht unſern Dinſt außſchlaͤgt/ nim̃ dieſen Lorber-Krantz/
Den
G 2
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[0129] CLEOPATRA. Wo der Cleopatra verweißte Kinder ſind; Verſchaffet: daß das Heer nichts feindliches beginnt. Was aber hat Auguſt aus dieſem ihm znſchliſſen/ Umb: daß Cæſarion iſt heimlich ausgeriſſen? Was reitzt ihn: daß er ſcheut des Keiſers Gnad und Licht? Dem/ der ſich uns nicht traut/ dem trau’n wir gleichfals nicht. Arius. Den blauen Himmel mahlt mehr nicht als eine Sonne; So muß ein Keyſer ſein der Erden Haupt und Wonne. Auguſt. Wol! wo Regier-ſucht iſt gewurtzelt einmal ein/ Da muß mit Strumpf und Stiel der Stam̃ vertilget ſein. Er ruͤhmt ſich des Anten Gefaͤhrten/ Cæſars Erben/ Was wird nun rathſam ſein? Arius. Cæſarion muß ſterben. Auguſt. Recht! ſtell’t an Graͤntz und Port dem falſchen Keiſer nach. Sein Todt verleih’t uns Ruh/ ſein Leben Ungemach. Jſt nun das groſſe Reich/ das di Vernunfft muß ſtuͤtzen/ Daß ein groß Geiſt beſeeln/ viel Haͤnde muͤſſen ſchuͤtzen/ Mit allem wol verſehn? So laß’t nns unſre Stadt/ Di unſre Gegenwart fuͤr laͤnſt gewuͤnſchet hat/ (giſſen/ Durch Beuth’ und Sieg erfreu’n/ und nach dem Bluttver- Nach Krig-und Buͤrger-Peſt des Janus Tempel ſchluͤſſen. Jedoch/ weil wir uns gleich itzt in der Gruff hier ſchau’n/ Wo Alexander ihm ließ ſein Begraͤbnuͤs bau’n/ Laſt uns den/ dem ſich Gluͤck und Tugend ſtets vermaͤhlet Dem eine neue Welt zu zwingen hat gefehlet/ Den/ deſſen groſſen Geiſt der Erden-Kreiß nicht ſchlooß Jm engen Sarche ſehn. Macht Ertzt und Ruͤgel loß. Hier ligt der groſſe Held/ von dem Augnſt muß lernen: Der Leib vergeh’ in Aſch/ der Geiſt ſteig’ an di Sternen/ Fuͤr deſſen todtem Bild’ (O edle Tugends-Art!) Des Cæſars Geiſt beſeelt; das Antlitz ſchamroth ward/ Di Seele Seufzer ließ. So muͤß’ auch dieſem Leben/ Sein ihn vergoͤtternd Ruhm uns Flam̃ und Fluͤgel geben Zu gleicher Ehren-hoͤh’. Jn-des/ dafern dein Glantz Nicht unſern Dinſt außſchlaͤgt/ nim̃ dieſen Lorber-Krantz/ Den G 2

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/129>, abgerufen am 08.05.2024.