Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

Bild:
<< vorherige Seite
CLEOPATRA.
Den nicht der Zeiten Sturm der Nachwelt Blitz wird tilgen/
Und dieser Krone Gold nebst dieser handvoll Lilgen/
Zum Denckmals-Opffer an. Arius. Wil nicht auch Fürst
August
410.Di Ptolomeer sehn.
August. Wir hatten hier nur Lust/
Den König zu beehrn. Di solln den Dinst nicht haben/
Mit derer Körper Geist und Nachruhm ward begraben.
Reyen
Der Tiber/ des Nilus/ der Donau/
des Rheins.
Tyber. Legt nun der Ril di stoltzen Wellen nider?
Und betet er di Tiber an?
415.Schaut: wi/ was dem Verhängnüß ist zu wider/
So seicht' und mirbe wurtzeln kan!
Ob gleich mein Strom nicht tausend Flüß' einschlingt/
Mein Sand nicht Gold/ mein Schaum nicht Perlen führet/
Mein Fuß Corall; mein Schilf nicht Zucker bringt;
420.Ob meine Schooß gleich nicht Rubin gebühret:
So lehret Rom doch: daß ich bin
Des Meeres Haupt/ der Flüsse Königin.
Der Tiger und Eufrat sind für mir saufft' und klein/
Uud bücken sich für meiner Römer Füssen/
425.Pactol und Tagus muß beim Reichthumm dürftig sein/
Weil beide mir den Gold-Sand zinsen müssen.
Daß Gangens Jäscht mit Diamanten strahlt/
Der kalte Nord mit schimmernden Kristallen;
Des grüne Meer sich bräunet mit Corallen/
430.Des Jndus Silber-Flutt sich mit Schmaragden mahlt;
Jst ihre Frucht/ doch mein Gewinst/
Jn dem sie wie di Zucker-Bienen/
Zwar Honig sammlen/ doch nicht ihnen.
Di edlen Steine stehn der Tiber nur zu Dienst';
Umb
CLEOPATRA.
Den nicht der Zeiten Sturm der Nachwelt Blitz wird tilgen/
Und dieſer Krone Gold nebſt dieſer handvoll Lilgen/
Zum Denckmals-Opffer an. Arius. Wil nicht auch Fuͤrſt
Auguſt
410.Di Ptolomeer ſehn.
Auguſt. Wir hatten hier nur Luſt/
Den Koͤnig zu beehrn. Di ſolln den Dinſt nicht haben/
Mit derer Koͤrper Geiſt und Nachruhm ward begraben.
Reyen
Der Tiber/ des Nilus/ der Donau/
des Rheins.
Tyber. Legt nun der Ril di ſtoltzen Wellen nider?
Und betet er di Tiber an?
415.Schaut: wi/ was dem Verhaͤngnuͤß iſt zu wider/
So ſeicht’ und mirbe wurtzeln kan!
Ob gleich mein Strom nicht tauſend Fluͤß’ einſchlingt/
Mein Sand nicht Gold/ mein Schaum nicht Perlen fuͤhret/
Mein Fuß Corall; mein Schilf nicht Zucker bringt;
420.Ob meine Schooß gleich nicht Rubin gebuͤhret:
So lehret Rom doch: daß ich bin
Des Meeres Haupt/ der Fluͤſſe Koͤnigin.
Der Tiger und Eufrat ſind fuͤr mir ſaufft’ und klein/
Uud buͤcken ſich fuͤr meiner Roͤmer Fuͤſſen/
425.Pactol und Tagus muß beim Reichthum̃ duͤrftig ſein/
Weil beide mir den Gold-Sand zinſen muͤſſen.
Daß Gangens Jaͤſcht mit Diamanten ſtrahlt/
Der kalte Nord mit ſchimmernden Kriſtallen;
Des gruͤne Meer ſich braͤunet mit Corallen/
430.Des Jndus Silber-Flutt ſich mit Schmaragden mahlt;
Jſt ihre Frucht/ doch mein Gewinſt/
Jn dem ſie wie di Zucker-Bienen/
Zwar Honig ſam̃len/ doch nicht ihnen.
Di edlen Steine ſtehn der Tiber nur zu Dienſt’;
Umb
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#AUG">
          <p><pb facs="#f0130"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CLEOPATRA.</hi></hi></fw><lb/>
Den nicht der Zeiten Sturm der Nachwelt Blitz wird tilgen/<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd die&#x017F;er Krone Gold neb&#x017F;t die&#x017F;er handvoll Lilgen/<lb/>
Zum Denckmals-Opffer an. <hi rendition="#aq">Arius.</hi> Wil nicht auch Fu&#x0364;r&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">Augu&#x017F;t</hi><lb/><note place="left">410.</note>Di Ptolomeer &#x017F;ehn.</p>
        </sp>
        <sp who="#AUG">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;t.</hi> </speaker>
          <p>Wir hatten hier nur Lu&#x017F;t/<lb/>
Den Ko&#x0364;nig zu beehrn. Di &#x017F;olln den Din&#x017F;t nicht haben/<lb/>
Mit derer Ko&#x0364;rper Gei&#x017F;t und Nachruhm ward begraben.</p>
        </sp><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Reyen</hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Der Tiber/ des Nilus/ der Donau/<lb/>
des Rheins.</hi> </hi> </stage><lb/>
          <sp who="#FLUSS">
            <speaker>Tyber.</speaker>
            <p>Legt nun der Ril di &#x017F;toltzen Wellen nider?<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd betet er di Tiber an?<lb/><note place="left">415.</note>Schaut: wi/ was dem Verha&#x0364;ngnu&#x0364;ß i&#x017F;t zu wider/<lb/>
So &#x017F;eicht&#x2019; und mirbe wurtzeln kan!<lb/>
Ob gleich mein Strom nicht tau&#x017F;end Flu&#x0364;ß&#x2019; ein&#x017F;chlingt/<lb/>
Mein Sand nicht Gold/ mein Schaum nicht Perlen fu&#x0364;hret/<lb/>
Mein Fuß Corall; mein Schilf nicht Zucker bringt;<lb/><note place="left">420.</note>Ob meine Schooß gleich nicht Rubin gebu&#x0364;hret:<lb/>
So lehret Rom doch: daß ich bin<lb/>
Des Meeres Haupt/ der Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Ko&#x0364;nigin.<lb/>
Der Tiger und Eufrat &#x017F;ind fu&#x0364;r mir &#x017F;aufft&#x2019; und klein/<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>ud bu&#x0364;cken &#x017F;ich fu&#x0364;r meiner Ro&#x0364;mer Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/<lb/><note place="left">425.</note>Pactol und Tagus muß beim Reichthum&#x0303; du&#x0364;rftig &#x017F;ein/<lb/>
Weil beide mir den Gold-Sand zin&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Daß Gangens Ja&#x0364;&#x017F;cht mit Diamanten &#x017F;trahlt/<lb/>
Der kalte Nord mit &#x017F;chimmernden Kri&#x017F;tallen;<lb/>
Des gru&#x0364;ne Meer &#x017F;ich bra&#x0364;unet mit Corallen/<lb/><note place="left">430.</note>Des Jndus Silber-Flutt &#x017F;ich mit Schmaragden mahlt;<lb/>
J&#x017F;t ihre Frucht/ doch mein Gewin&#x017F;t/<lb/>
Jn dem &#x017F;ie wie di Zucker-Bienen/<lb/>
Zwar Honig &#x017F;am&#x0303;len/ doch nicht ihnen.<lb/>
Di edlen Steine &#x017F;tehn der Tiber nur zu Dien&#x017F;t&#x2019;;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Umb</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0130] CLEOPATRA. Den nicht der Zeiten Sturm der Nachwelt Blitz wird tilgen/ Und dieſer Krone Gold nebſt dieſer handvoll Lilgen/ Zum Denckmals-Opffer an. Arius. Wil nicht auch Fuͤrſt Auguſt Di Ptolomeer ſehn. Auguſt. Wir hatten hier nur Luſt/ Den Koͤnig zu beehrn. Di ſolln den Dinſt nicht haben/ Mit derer Koͤrper Geiſt und Nachruhm ward begraben. Reyen Der Tiber/ des Nilus/ der Donau/ des Rheins. Tyber. Legt nun der Ril di ſtoltzen Wellen nider? Und betet er di Tiber an? Schaut: wi/ was dem Verhaͤngnuͤß iſt zu wider/ So ſeicht’ und mirbe wurtzeln kan! Ob gleich mein Strom nicht tauſend Fluͤß’ einſchlingt/ Mein Sand nicht Gold/ mein Schaum nicht Perlen fuͤhret/ Mein Fuß Corall; mein Schilf nicht Zucker bringt; Ob meine Schooß gleich nicht Rubin gebuͤhret: So lehret Rom doch: daß ich bin Des Meeres Haupt/ der Fluͤſſe Koͤnigin. Der Tiger und Eufrat ſind fuͤr mir ſaufft’ und klein/ Uud buͤcken ſich fuͤr meiner Roͤmer Fuͤſſen/ Pactol und Tagus muß beim Reichthum̃ duͤrftig ſein/ Weil beide mir den Gold-Sand zinſen muͤſſen. Daß Gangens Jaͤſcht mit Diamanten ſtrahlt/ Der kalte Nord mit ſchimmernden Kriſtallen; Des gruͤne Meer ſich braͤunet mit Corallen/ Des Jndus Silber-Flutt ſich mit Schmaragden mahlt; Jſt ihre Frucht/ doch mein Gewinſt/ Jn dem ſie wie di Zucker-Bienen/ Zwar Honig ſam̃len/ doch nicht ihnen. Di edlen Steine ſtehn der Tiber nur zu Dienſt’; Umb

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/130
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/130>, abgerufen am 21.11.2024.