Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.CLEOPATRA. Antonius. Cleopatra. Ein Hauptman. Cleoptra. Mein Fürst! mein Haupt! mein Hertz! Anton. Mein Schatz! mein süsses Licht! Wie! daß das Thränen-Saltz ihr auß den Augen bricht? Daß sich ihr Hertze muß mit bolen Seufzern kühlen? Wie/ daß die Brüste so mit kurtzem Athem spielen? 305.Was wird durch diese Wolck' uns für ein Blitz gebracht? Cleopatra. Mein Trost/ mein Auffenthalt/ als nach durch küster Nacht Di Sonn' auß Thetis Bett'/ ich auß deß Fürsten Armen Di satten Glider hob/ fiel ich/ umb das Erbarmen Der Götter über uns zu suchen/ fürs Altar/ 310.Wo man dem Apis reicht di heil'gen Opffer dar. Jch streute Weyrauch auf; es wolte keiner brennen; Der Abgott wolte nicht di besten Früchte kennen/ Mit welchen iemals ihn di Vormelt hat gespeist; Ja/ wie ein wilder Nord/ der durch di Hölen reist; 317.So fing sein Ebenbild erschrecklich anzubrüllen/ Biß endlich Thränen ihm anß dem Gesichte fiellen/ Der voll von kalter Furcht mit beben fast verging/ Und auf den Boden sanck. Nach solcher Angst umbfing Den güldnen Opffer-Tisch ein unversähnes Zittern/ 320.Als man der Jsis Bild sich sahe gantz zersplittern; Serapis silbern Haupt fiel von sich selbst entzwey. Anton. O/ daß der Himmel uns nicht ewig ab- hold sei! Cleopat. Man sahe durch den Hoff di todten Geister irren Den Crocodil bethränt/ di heilgen Schlangen girren/ 325.Als ein gantz frembder Drach' in ihren Tempel kam/ Und zwischen Dampf und Rauch mit zischen Abschid nam. Der hochgeweih'te Fisch verlohr di Silber-Schopffen/ Di nie bewölckte Luft/ auß der kein Wasser-Tropffen Nie raan/ zerfloß in Blutt. Es kam kein süsser Thon 330.Auß Memnons Marmel-Seul/ ob Titans Fackel schon Auf dieses Wunder-Bild di glüend-heissen Strahlen Mit tausend Funcken warff. Di rundgeperlten Schalen Mit
CLEOPATRA. Antonius. Cleopatra. Ein Hauptman. Cleoptra. Mein Fuͤrſt! mein Haupt! mein Hertz! Anton. Mein Schatz! mein ſuͤſſes Licht! Wie! daß das Thraͤnen-Saltz ihr auß den Augen bricht? Daß ſich ihr Hertze muß mit bolen Seufzern kuͤhlen? Wie/ daß die Bruͤſte ſo mit kurtzem Athem ſpielen? 305.Was wird durch dieſe Wolck’ uns fuͤr ein Blitz gebracht? Cleopatra. Mein Troſt/ mein Auffenthalt/ als nach durch kuͤſter Nacht Di Sonn’ auß Thetis Bett’/ ich auß deß Fuͤrſten Armen Di ſatten Glider hob/ fiel ich/ umb das Erbarmen Der Goͤtter uͤber uns zu ſuchen/ fuͤrs Altar/ 310.Wo man dem Apis reicht di heil’gen Opffer dar. Jch ſtreute Weyrauch auf; es wolte keiner brennen; Der Abgott wolte nicht di beſten Fruͤchte kennen/ Mit welchen iemals ihn di Vormelt hat geſpeiſt; Ja/ wie ein wilder Nord/ der durch di Hoͤlen reiſt; 317.So fing ſein Ebenbild erſchrecklich anzubruͤllen/ Biß endlich Thraͤnen ihm anß dem Geſichte fiellen/ Der voll von kalter Furcht mit beben faſt verging/ Und auf den Boden ſanck. Nach ſolcher Angſt umbfing Den guͤldnen Opffer-Tiſch ein unverſaͤhnes Zittern/ 320.Als man der Jſis Bild ſich ſahe gantz zerſplittern; Serapis ſilbern Haupt fiel von ſich ſelbſt entzwey. Anton. O/ daß der Himmel uns nicht ewig ab- hold ſei! Cleopat. Man ſahe durch den Hoff di todten Geiſter irren Den Crocodil bethraͤnt/ di heilgen Schlangen girren/ 325.Als ein gantz frembder Drach’ in ihren Tempel kam/ Und zwiſchen Dampf und Rauch mit ziſchen Abſchid nam. Der hochgeweih’te Fiſch verlohr di Silber-Schopffen/ Di nie bewoͤlckte Luft/ auß der kein Waſſer-Tropffen Nie raan/ zerfloß in Blutt. Es kam kein ſuͤſſer Thon 330.Auß Memnons Marmel-Seul/ ob Titans Fackel ſchon Auf dieſes Wunder-Bild di gluͤend-heiſſen Strahlen Mit tauſend Funcken warff. Di rundgeperlten Schalen Mit
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CLEOPATRA.
Antonius. Cleopatra. Ein Hauptman.
Cleoptra. Mein Fuͤrſt! mein Haupt! mein Hertz! Anton.
Mein Schatz! mein ſuͤſſes Licht!
Wie! daß das Thraͤnen-Saltz ihr auß den Augen bricht?
Daß ſich ihr Hertze muß mit bolen Seufzern kuͤhlen?
Wie/ daß die Bruͤſte ſo mit kurtzem Athem ſpielen?
Was wird durch dieſe Wolck’ uns fuͤr ein Blitz gebracht?
Cleopatra. Mein Troſt/ mein Auffenthalt/ als nach durch
kuͤſter Nacht
Di Sonn’ auß Thetis Bett’/ ich auß deß Fuͤrſten Armen
Di ſatten Glider hob/ fiel ich/ umb das Erbarmen
Der Goͤtter uͤber uns zu ſuchen/ fuͤrs Altar/
Wo man dem Apis reicht di heil’gen Opffer dar.
Jch ſtreute Weyrauch auf; es wolte keiner brennen;
Der Abgott wolte nicht di beſten Fruͤchte kennen/
Mit welchen iemals ihn di Vormelt hat geſpeiſt;
Ja/ wie ein wilder Nord/ der durch di Hoͤlen reiſt;
So fing ſein Ebenbild erſchrecklich anzubruͤllen/
Biß endlich Thraͤnen ihm anß dem Geſichte fiellen/
Der voll von kalter Furcht mit beben faſt verging/
Und auf den Boden ſanck. Nach ſolcher Angſt umbfing
Den guͤldnen Opffer-Tiſch ein unverſaͤhnes Zittern/
Als man der Jſis Bild ſich ſahe gantz zerſplittern;
Serapis ſilbern Haupt fiel von ſich ſelbſt entzwey.
Anton. O/ daß der Himmel uns nicht ewig ab- hold ſei!
Cleopat. Man ſahe durch den Hoff di todten Geiſter irren
Den Crocodil bethraͤnt/ di heilgen Schlangen girren/
Als ein gantz frembder Drach’ in ihren Tempel kam/
Und zwiſchen Dampf und Rauch mit ziſchen Abſchid nam.
Der hochgeweih’te Fiſch verlohr di Silber-Schopffen/
Di nie bewoͤlckte Luft/ auß der kein Waſſer-Tropffen
Nie raan/ zerfloß in Blutt. Es kam kein ſuͤſſer Thon
Auß Memnons Marmel-Seul/ ob Titans Fackel ſchon
Auf dieſes Wunder-Bild di gluͤend-heiſſen Strahlen
Mit tauſend Funcken warff. Di rundgeperlten Schalen
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