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Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

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CLEOPATRA.
August. Den du gewiß zuvor ihm haft hineingesteckt.
Dercet. Der Himmel wolle nicht: daß mich solch Mord be-
fleck't.
August. Man weiß was Sklaven sich oft mördrisch unter-
wunden.
10.
Dercet. Jch weiß wi hoch ein Knecht dem Herren sei ver-
bunden;
Wi weit ein böser Mensch durch Laster kommen kan.
Nein! Dercetaeen klebt kein solches Brandmal an.
Der Schatten folgt dem Licht/ di Pein dem Ubelthäter.
Man lib't Verrätherei; doch haßt man den Verräther.
15.Es sucht di Rache zwar oft ihres Feindes Blutt/
Doch ist si dem/ der es ihr lifert/ nicht stets gutt.
Anton hat selbst den Stahl ihm durch das Hertz getriben/
Dem ich biß in den Todt aufrichtig treu verblibeu:
Auch wolt' ich noch nicht itzt des Keysers Treuer sein/
20.Vergrübe Nacht und Todt nicht meinen Herren ein.
Nun aber Fürst Anton nicht mehr mein Herr ist bliben/
Trag ich den Mohren auch zu dinen kein beliben:
Der ich in Rom erzeug't/ noch so viel Römisch kan:
Es stehe mir kein Herr als nur ein Römer an.
25.Und weil man sich doch auch verlib't ins Feindes Tugend/
So wil ich keinem sonst aufopfern Geist und und Jugend/
Als dem an Rath und That unsterblichen August.
Schweb't nun ein Tropffen Blutt ein Athem in der Brust/
Der falsch und untreu ist/ so mag das Schwefel-Blitzen/
30.Den kohl-pech schwartzen Brunn der Adern mir zerritzen.
Wo nun der Keyser mich zum Sklaven würdig schätzt/
Hat mein verwegen Fuß bir glücklich angesätzt.
August. Darf sich der Keiser wol auf deine Worte gründen?
Dercet. Man wird di Glutt eh' kalt/ als mich hier falsch be-
finden.
35.
August. Wenn hat Anton an sich so grimme That voll-
bracht?
Dercet. Vor keiner Stunde nicht/ es war schon Mitternacht.
August. Wi bistu so gar bald durch Wach und Pforten kommen!
Wol?
E 2
CLEOPATRA.
Auguſt. Den du gewiß zuvor ihm haft hineingeſteckt.
Dercet. Der Himmel wolle nicht: daß mich ſolch Mord be-
fleck’t.
Auguſt. Man weiß was Sklaven ſich oft moͤrdriſch unter-
wunden.
10.
Dercet. Jch weiß wi hoch ein Knecht dem Herren ſei ver-
bunden;
Wi weit ein boͤſer Menſch durch Laſter kommen kan.
Nein! Dercetæen klebt kein ſolches Brandmal an.
Der Schatten folgt dem Licht/ di Pein dem Ubelthaͤter.
Man lib’t Verraͤtherei; doch haßt man den Verraͤther.
15.Es ſucht di Rache zwar oft ihres Feindes Blutt/
Doch iſt ſi dem/ der es ihr lifert/ nicht ſtets gutt.
Anton hat ſelbſt den Stahl ihm durch das Hertz getriben/
Dem ich biß in den Todt aufrichtig treu verblibeu:
Auch wolt’ ich noch nicht itzt des Keyſers Treuer ſein/
20.Vergruͤbe Nacht und Todt nicht meinen Herren ein.
Nun aber Fuͤrſt Anton nicht mehr mein Herr iſt bliben/
Trag ich den Mohren auch zu dinen kein beliben:
Der ich in Rom erzeug’t/ noch ſo viel Roͤmiſch kan:
Es ſtehe mir kein Herr als nur ein Roͤmer an.
25.Und weil man ſich doch auch verlib’t ins Feindes Tugend/
So wil ich keinem ſonſt aufopfern Geiſt und und Jugend/
Als dem an Rath und That unſterblichen Auguſt.
Schweb’t nun ein Tropffen Blutt ein Athem in der Bruſt/
Der falſch und untreu iſt/ ſo mag das Schwefel-Blitzen/
30.Den kohl-pech ſchwartzen Brunn der Adern mir zerritzen.
Wo nun der Keyſer mich zum Sklaven wuͤrdig ſchaͤtzt/
Hat mein verwegen Fuß bir gluͤcklich angeſaͤtzt.
Auguſt. Darf ſich der Keiſer wol auf deine Worte gruͤnden?
Dercet. Man wird di Glutt eh’ kalt/ als mich hier falſch be-
finden.
35.
Auguſt. Wenn hat Anton an ſich ſo grimme That voll-
bracht?
Dercet. Vor keiner Stunde nicht/ es war ſchon Mitternacht.
Auguſt. Wi biſtu ſo gar bald durch Wach und Pforten kom̃en!
Wol?
E 2
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[0097] CLEOPATRA. Auguſt. Den du gewiß zuvor ihm haft hineingeſteckt. Dercet. Der Himmel wolle nicht: daß mich ſolch Mord be- fleck’t. Auguſt. Man weiß was Sklaven ſich oft moͤrdriſch unter- wunden. Dercet. Jch weiß wi hoch ein Knecht dem Herren ſei ver- bunden; Wi weit ein boͤſer Menſch durch Laſter kommen kan. Nein! Dercetæen klebt kein ſolches Brandmal an. Der Schatten folgt dem Licht/ di Pein dem Ubelthaͤter. Man lib’t Verraͤtherei; doch haßt man den Verraͤther. Es ſucht di Rache zwar oft ihres Feindes Blutt/ Doch iſt ſi dem/ der es ihr lifert/ nicht ſtets gutt. Anton hat ſelbſt den Stahl ihm durch das Hertz getriben/ Dem ich biß in den Todt aufrichtig treu verblibeu: Auch wolt’ ich noch nicht itzt des Keyſers Treuer ſein/ Vergruͤbe Nacht und Todt nicht meinen Herren ein. Nun aber Fuͤrſt Anton nicht mehr mein Herr iſt bliben/ Trag ich den Mohren auch zu dinen kein beliben: Der ich in Rom erzeug’t/ noch ſo viel Roͤmiſch kan: Es ſtehe mir kein Herr als nur ein Roͤmer an. Und weil man ſich doch auch verlib’t ins Feindes Tugend/ So wil ich keinem ſonſt aufopfern Geiſt und und Jugend/ Als dem an Rath und That unſterblichen Auguſt. Schweb’t nun ein Tropffen Blutt ein Athem in der Bruſt/ Der falſch und untreu iſt/ ſo mag das Schwefel-Blitzen/ Den kohl-pech ſchwartzen Brunn der Adern mir zerritzen. Wo nun der Keyſer mich zum Sklaven wuͤrdig ſchaͤtzt/ Hat mein verwegen Fuß bir gluͤcklich angeſaͤtzt. Auguſt. Darf ſich der Keiſer wol auf deine Worte gruͤnden? Dercet. Man wird di Glutt eh’ kalt/ als mich hier falſch be- finden. Auguſt. Wenn hat Anton an ſich ſo grimme That voll- bracht? Dercet. Vor keiner Stunde nicht/ es war ſchon Mitternacht. Auguſt. Wi biſtu ſo gar bald durch Wach und Pforten kom̃en! Wol? E 2

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/97>, abgerufen am 24.11.2024.