Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

Bild:
<< vorherige Seite
CLEOPATRA.
Dercet. Wol! denn ich hatte vor das Losungs-Wort ver-
nommen.
August. Was meinstu? welch ein Sturm hab' ihn in Grund
gejagt?
40.
Dercet. Weil man Cleopatren ihm fälschlich todt gesagt.
August. Uns tauret/ daß der Mann durch ein solch Weib
sol fallen.
Der Libe Gifft ist doch das gistigst' unter allen;
Wi manchen hohen Sinn hat doch di Pest verzehrt/
Wi manche Länder hat di Glutt in Rauch verkehrt!
45.Vermaledeites Weib/ sei tausend mal verfluchet!
Wir woll'n entschuldigt sein. Augustus hat versuchet/
Was zu versuchen war. Doch er schlug alles aus.
Wer sich nicht leschen läst/ der siht sein brennend Haus/
Gar billich in der Asch'. Jedoch/ der Unfall zwinget
50.Uns bittre Thränen ab. Anton dein Kleinmuth bringet
Dich selbst umb Geist und Reich/ und dein verzweifelnd Stich
Beraubt des Wolthuns uns/ des Lebens aber dich.
Hat das Verhängnüs denn uns nicht den Ruhm wolln gönnen;
Daß wir zwar sighaft sein/ doch auch vergeben können?
55.Jedoch der Schmertz muß nicht verspilen Glück' und Zeit/
Ein Augenblick versäumt Sieg und Gelegenheit.
Stracks/ Hauptmann! lasset sich di Läger fertig machen.
Den aber/ laß't in deß aufs fleissigste bewachen.
Augustus. Proculejus. Corn. Gallus.
Trabanten Hauptmann.
Hauptm. Hochmächtig-grosser Fürst/ ein Hauptmann des
Anton/
60.Such't ängstiglich Verhör.| August. Sehr wol! wir wissen
schon
Den Vorschmack seiner Angst. Er wird zum Kreutze krichen.
Beruft di Räthe bald. Wiviel ist Nacht verstrichen?
Hauptm. Es sind noch ungefähr zwei Stunden bis an Tag.
August. Sagt dem Canidius: daß er uns sehen mag.
Gewafnet?
CLEOPATRA.
Dercet. Wol! denn ich hatte vor das Loſungs-Wort ver-
nommen.
Auguſt. Was meinſtu? welch ein Sturm hab’ ihn in Grund
gejagt?
40.
Dercet. Weil man Cleopatren ihm faͤlſchlich todt geſagt.
Auguſt. Uns tauret/ daß der Mann durch ein ſolch Weib
ſol fallen.
Der Libe Gifft iſt doch das giſtigſt’ unter allen;
Wi manchen hohen Sinn hat doch di Peſt verzehrt/
Wi manche Laͤnder hat di Glutt in Rauch verkehrt!
45.Vermaledeites Weib/ ſei tauſend mal verfluchet!
Wir woll’n entſchuldigt ſein. Auguſtus hat verſuchet/
Was zu verſuchen war. Doch er ſchlug alles aus.
Wer ſich nicht leſchen laͤſt/ der ſiht ſein brennend Haus/
Gar billich in der Aſch’. Jedoch/ der Unfall zwinget
50.Uns bittre Thraͤnen ab. Anton dein Kleinmuth bringet
Dich ſelbſt umb Geiſt und Reich/ und dein verzweifelnd Stich
Beraubt des Wolthuns uns/ des Lebens aber dich.
Hat das Verhaͤngnuͤs denn uns nicht den Ruhm wolln goͤñen;
Daß wir zwar ſighaft ſein/ doch auch vergeben koͤnnen?
55.Jedoch der Schmertz muß nicht verſpilen Gluͤck’ und Zeit/
Ein Augenblick verſaͤumt Sieg und Gelegenheit.
Stracks/ Hauptmann! laſſet ſich di Laͤger fertig machen.
Den aber/ laß’t in deß aufs fleisſigſte bewachen.
Auguſtus. Proculejus. Corn. Gallus.
Trabanten Hauptmann.
Hauptm. Hochmaͤchtig-groſſer Fuͤrſt/ ein Hauptmann des
Anton/
60.Such’t aͤngſtiglich Verhoͤr.| Auguſt. Sehr wol! wir wiſſen
ſchon
Den Vorſchmack ſeiner Angſt. Er wird zum Kreutze krichen.
Beruft di Raͤthe bald. Wiviel iſt Nacht verſtrichen?
Hauptm. Es ſind noch ungefaͤhr zwei Stunden bis an Tag.
Auguſt. Sagt dem Canidius: daß er uns ſehen mag.
Gewafnet?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0098"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">CLEOPATRA.</hi> </hi> </fw><lb/>
        <sp who="#DER">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Dercet.</hi> </speaker>
          <p>Wol! denn ich hatte vor das Lo&#x017F;ungs-Wort ver-<lb/><hi rendition="#et">nommen.</hi></p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#AUG">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;t.</hi> </speaker>
          <p>Was mein&#x017F;tu? welch ein Sturm hab&#x2019; ihn in Grund<lb/><hi rendition="#et">gejagt?</hi></p>
        </sp><lb/>
        <note place="left">40.</note>
        <sp who="#DER">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Dercet.</hi> </speaker>
          <p>Weil man Cleopatren ihm fa&#x0364;l&#x017F;chlich todt ge&#x017F;agt.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#AUG">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;t.</hi> </speaker>
          <p><hi rendition="#fr">U</hi>ns tauret/ daß der Mann durch ein &#x017F;olch Weib<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ol fallen.</hi><lb/>
Der Libe Gifft i&#x017F;t doch das gi&#x017F;tig&#x017F;t&#x2019; unter allen;<lb/>
Wi manchen hohen Sinn hat doch di Pe&#x017F;t verzehrt/<lb/>
Wi manche La&#x0364;nder hat di Glutt in Rauch verkehrt!<lb/><note place="left">45.</note>Vermaledeites Weib/ &#x017F;ei tau&#x017F;end mal verfluchet!<lb/>
Wir woll&#x2019;n ent&#x017F;chuldigt &#x017F;ein. Augu&#x017F;tus hat ver&#x017F;uchet/<lb/>
Was zu ver&#x017F;uchen war. Doch er &#x017F;chlug alles aus.<lb/>
Wer &#x017F;ich nicht le&#x017F;chen la&#x0364;&#x017F;t/ der &#x017F;iht &#x017F;ein brennend Haus/<lb/>
Gar billich in der A&#x017F;ch&#x2019;. Jedoch/ der <hi rendition="#fr">U</hi>nfall zwinget<lb/><note place="left">50.</note><hi rendition="#fr">U</hi>ns bittre Thra&#x0364;nen ab. Anton dein Kleinmuth bringet<lb/>
Dich &#x017F;elb&#x017F;t umb Gei&#x017F;t und Reich/ und dein verzweifelnd Stich<lb/>
Beraubt des Wolthuns uns/ des Lebens aber dich.<lb/>
Hat das Verha&#x0364;ngnu&#x0364;s denn uns nicht den Ruhm wolln go&#x0364;n&#x0303;en;<lb/>
Daß wir zwar &#x017F;ighaft &#x017F;ein/ doch auch vergeben ko&#x0364;nnen?<lb/><note place="left">55.</note>Jedoch der Schmertz muß nicht ver&#x017F;pilen Glu&#x0364;ck&#x2019; und Zeit/<lb/>
Ein Augenblick ver&#x017F;a&#x0364;umt Sieg und Gelegenheit.<lb/>
Stracks/ Hauptmann! la&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich di La&#x0364;ger fertig machen.<lb/>
Den aber/ laß&#x2019;t in deß aufs fleis&#x017F;ig&#x017F;te bewachen.</p>
        </sp><lb/>
        <stage><hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tus. Proculejus. Corn. Gallus.</hi><lb/>
Trabanten Hauptmann.</stage><lb/>
        <sp who="#SOS">
          <speaker>Hauptm.</speaker>
          <p>Hochma&#x0364;chtig-gro&#x017F;&#x017F;er Fu&#x0364;r&#x017F;t/ ein Hauptmann des<lb/><hi rendition="#et">Anton/</hi><lb/><note place="left">60.</note>Such&#x2019;t a&#x0364;ng&#x017F;tiglich Verho&#x0364;r.| <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;t.</hi> Sehr wol! wir wi&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chon</hi><lb/>
Den Vor&#x017F;chmack &#x017F;einer Ang&#x017F;t. Er wird zum Kreutze krichen.<lb/>
Beruft di Ra&#x0364;the bald. Wiviel i&#x017F;t Nacht ver&#x017F;trichen?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SOS">
          <speaker>Hauptm.</speaker>
          <p>Es &#x017F;ind noch ungefa&#x0364;hr zwei Stunden bis an Tag.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#AUG">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;t.</hi> </speaker>
          <p>Sagt dem Canidius: daß er uns &#x017F;ehen mag.</p>
        </sp><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Gewafnet?</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0098] CLEOPATRA. Dercet. Wol! denn ich hatte vor das Loſungs-Wort ver- nommen. Auguſt. Was meinſtu? welch ein Sturm hab’ ihn in Grund gejagt? Dercet. Weil man Cleopatren ihm faͤlſchlich todt geſagt. Auguſt. Uns tauret/ daß der Mann durch ein ſolch Weib ſol fallen. Der Libe Gifft iſt doch das giſtigſt’ unter allen; Wi manchen hohen Sinn hat doch di Peſt verzehrt/ Wi manche Laͤnder hat di Glutt in Rauch verkehrt! Vermaledeites Weib/ ſei tauſend mal verfluchet! Wir woll’n entſchuldigt ſein. Auguſtus hat verſuchet/ Was zu verſuchen war. Doch er ſchlug alles aus. Wer ſich nicht leſchen laͤſt/ der ſiht ſein brennend Haus/ Gar billich in der Aſch’. Jedoch/ der Unfall zwinget Uns bittre Thraͤnen ab. Anton dein Kleinmuth bringet Dich ſelbſt umb Geiſt und Reich/ und dein verzweifelnd Stich Beraubt des Wolthuns uns/ des Lebens aber dich. Hat das Verhaͤngnuͤs denn uns nicht den Ruhm wolln goͤñen; Daß wir zwar ſighaft ſein/ doch auch vergeben koͤnnen? Jedoch der Schmertz muß nicht verſpilen Gluͤck’ und Zeit/ Ein Augenblick verſaͤumt Sieg und Gelegenheit. Stracks/ Hauptmann! laſſet ſich di Laͤger fertig machen. Den aber/ laß’t in deß aufs fleisſigſte bewachen. Auguſtus. Proculejus. Corn. Gallus. Trabanten Hauptmann. Hauptm. Hochmaͤchtig-groſſer Fuͤrſt/ ein Hauptmann des Anton/ Such’t aͤngſtiglich Verhoͤr.| Auguſt. Sehr wol! wir wiſſen ſchon Den Vorſchmack ſeiner Angſt. Er wird zum Kreutze krichen. Beruft di Raͤthe bald. Wiviel iſt Nacht verſtrichen? Hauptm. Es ſind noch ungefaͤhr zwei Stunden bis an Tag. Auguſt. Sagt dem Canidius: daß er uns ſehen mag. Gewafnet?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/98
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/98>, abgerufen am 24.11.2024.