Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
einige in der Flucht einander selbst über einenHauffen rennten und beschädigten/ andere über die Stöcke oder in Moraste stürtzten/ also daß die Deutschen nicht so wohl zu kämpffen Noth/ als nur niederzumetzgen Gelegenheit hatten. Gegen Abend ward der ohne diß den Tag Des Morgens vermochte sie auch der noch Der Feldherr stellte alsofort ein Theil seines Es war nun schon alles zum Sturme fertig/ muth- G 3
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
einige in der Flucht einander ſelbſt uͤber einenHauffen rennten und beſchaͤdigten/ andere uͤber die Stoͤcke oder in Moraſte ſtuͤrtzten/ alſo daß die Deutſchen nicht ſo wohl zu kaͤmpffen Noth/ als nur niederzumetzgen Gelegenheit hatten. Gegen Abend ward der ohne diß den Tag Des Morgens vermochte ſie auch der noch Der Feldherr ſtellte alſofort ein Theil ſeines Es war nun ſchon alles zum Sturme fertig/ muth- G 3
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Arminius und Thußnelda.
einige in der Flucht einander ſelbſt uͤber einen
Hauffen rennten und beſchaͤdigten/ andere uͤber
die Stoͤcke oder in Moraſte ſtuͤrtzten/ alſo daß
die Deutſchen nicht ſo wohl zu kaͤmpffen Noth/
als nur niederzumetzgen Gelegenheit hatten.
Gegen Abend ward der ohne diß den Tag
unauffhoͤrlich gewehrte Regen abermahls mit
einem noch ſchꝛecklicheꝛn Sturmwinde begleitet/
welcher in den Waͤldern das oberſte zu unterſte
drehete/ und dahero ſelbſt die Deutſchen zwang
ſich auff die Flaͤche zuruͤck zu ziehen/ wiewohl ſie
den Roͤmern den zornigen Himmel zu einem
genugſam grauſamen Feinde uͤber dem Halße
lieſſen/ und des Nachts die vom Feinde im Sti-
che gelaſſenen Wagen und Beute bey abermah-
ligem Wolleben durchſuchten.
Des Morgens vermochte ſie auch der noch
waͤhrende Sturm nicht auffzuhalten/ ſondern ſie
brachen/ wiewohl wegen der haͤuffig uͤber einan-
der gefallenen Baͤume/ unter denen viel hundeꝛt
ihrer Feinde erbaͤrmlich zerſchmettert lagen/ mit
groſſer Muͤh durch den Forſt durch/ und kamen
endlich an das zwiſchen dem Alme- und Lippen-
ſtrome befeſtigte Laͤger der Roͤmeꝛ/ in welches ſich
Lucius Caͤditius/ Arbogaſt und noch etliche ande-
re Heerfuͤhrer/ mit allen denen/ welche von dieſer
zweyer Tage Niederlage uͤbrig blieben waren/
eingeſchloſſen hatten.
Der Feldherr ſtellte alſofort ein Theil ſeines
Heeres in Schlacht-Ordnung/ und ließ durch
einen Hauptmann das laͤnglicht viereckichte
auch zwar ſehr veſte/ aber wideꝛ die Roͤmiſche Art
mit Kuͤchen/ Badſtuben/ Betten und allerhand
Hausrath angefuͤllte Laͤger auffodern/ mit der
Bedrohung: daß wenn ſie den Sturmbock den
Wall beruͤhren lieſſen/ er ſo denn von keinen Be-
dingungen ihrer Erhebung hoͤren wolte. Er
kriegte aber zur Antwort: daß ſie ſich biß aufden
letzten Blutstropffen zu wehren entſchloſſen
haͤtten. Hiermit befahl Hertzog Herrmann alſo-
bald denen Zim̃erleuten/ und einem Theile ohne
diß mit Beilen und Aexten verſehener Kriegs-
leute/ Reißig-Gebuͤnder zu Fuͤllung der Graͤ-
ben und Sturmleitern zu Erſteigung der Waͤl-
le zu fertigen. Er ſelbſt legte auch/ um ſein Volck
deſto mehr auffzufriſchen/ mit Hand an; Zumal
bey denen Deutſchen ohnediß die Kriegs-O-
berſten mehr durch ihr eigenes Beyſpiel/ als
durch Befehle/ ihre anvertraute Gewalt auszu-
uͤben pflegen. Er machte hierauff Tag und
Nacht zu Uberwaͤltigung des Laͤgers moͤchligſte
Anſtalt. Jnzwiſchen ließ er den Hertzog Catu-
mer wiſſen: daß er mit ſeinem noch hinterſtelli-
gen Fluͤgel gegen Norden und uͤber den Lippe-
ſtrom abweichen/ alſo verhindern ſolte/ daß die
im Laͤger beſchloſſenen ſich nicht daraus an die
ſo weit nicht entfernte Feſtung Aliſon abziehen
koͤnten. Hertzog Jubiln aber hieß er mit
einem Theil Reuterey durch die Alme ſetzen/
um diſſeits der Lippe die Seite gegen Aliſon
zu bedecken.
Es war nun ſchon alles zum Sturme fertig/
zwey aus Heynbuchen hundert und zwantzig
Ellenbogen lang gemachte und mit einem ſtar-
cken eiſernen Widerkopffe verſehene/ auch mit
einem wider das Feuer durch ein ledernes
Sturm-Dach verwahrte Sturm-Boͤcke/ an
derer iedem vier tauſend Maͤnner ziehen mu-
ſten/ hatten an zweyen Orten den Wall dreyſ-
ſig Ellen breit uͤber einen Hauffen geworffen.
Der Graben war an unterſchiedenen Orten
ausgefuͤllet/ und es waren vier mit Eiſen und
Alaun wider das Feuer bedeckte Sturmthuͤr-
me zum anſchieben fertig. Die groſſen Stein-
ſchleudern waren an dienliche Orte gepflantzt/
und es ſolte gleich zum Anlauffen das Zei-
chen gegeben werden/ als man den dritten Tag
bey der Sonnen Auffgang gegen Weſten uͤ-
ber der Alme einen ſtarcken Schall von Trom-
peten und andern Kriegs-Spielen vernahm/
welchen der daher kommende Wind hefftig ver-
groͤſſerte/ ein von dem Hermundurer Fuͤrſten
zuruͤckjagender Edelmann aber berichtete/ daß
zwey Legionen Roͤmer/ welches man aus ihren
zwey Adlern erkennte/ nebſt etlichen Hauffen
Reutern recht gegen ihn anzuͤgen. Der Feldherꝛ
muth-
G 3
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