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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] nen in seinem Lager ihm bekandten Parthischen
Auskundschafter Pharneus des Pacors Anzug
durch Einrathung eines fernen Umweges auf-
gehalten/ und inzwischen sich zu verstecken
Lufft bekommen hätte/ die Römer dißmahl in
nicht geringere Gefahr als Craßus verfallen
wären. Ventidius ließ hierauff den Pacor
mit seinem gantzen Heere unverhindert über
den Phrat setzen/ und verleitete durch angema-
ste Furcht diesen hitzigen Fürsten zum andern
mahl: daß er an eben dem Tage/ als Craßus
geschlagen worden war/ unter der eitelen Ein-
bildung: Es hielte das Rad des Glückes einen
so richtigen Lauff als die Sonne innen/ das in
der Höhe verwahrte Römische Läger stürmte.
Alleine der Ausschlag lehrte ihn: daß der Sieg
ein Geschäncke des Verhängnüßes/ nicht ge-
wisser Zeiten sey. Zwantzig tausend Parthen
bissen ins Graß/ und Pacor selbst ward auf der
Flucht an einem steilen Berge von der deutschen
Reuterey überritten/ von einem Friesischen Rit-
ter/ welcher hernach hiervon den Nahmen Ritt-
berg bekam/ durchstochen/ und der Kern des
Parthischen Adels/ welche seine Leiche noch zu
erfechten vermeinten/ erlegt. Ja die Deutschen
schnitten so gar den flüchtigen Parthen die Brü-
cke über den Phrat ab: daß die überbliebenen
sich nach Samosata in das Comagenische Sy-
rien flüchten musten. Ventidius/ der des Für-
sten Pacor Kopff zu einem Zeichen seines Sie-
ges/ und einem Schlüssel aller mit Parthen
noch besetzten Festungen brauchte/ hatte zwar
Lust nunmehr gar in Persien einzubrechen; aber
der über so viel Siegen eifersüchtige Anton setz-
te durch einen über Hals über Kopff mit den
Parthern gemachten Frieden ihm allhier ein
Ziel/ dem Fürsten Segimer aber schob er einen
Riegel für sich seiner gefangenen Asblaste wei-
ter zu nähern; und muste sich jener an einem
Siegs-Gepränge/ dieser an einem Lorberkran-
tze/ einem güldenen Halsbande/ einem mit Tür-
kißen versetzten Sebel und Bogen/ einer blau-
[Spaltenumbruch] en Fahne/ und einer goldgestückten Roßdecke/
die ihm der Römische Rath liefern ließ/ vergnü-
gen. Also naget der Neid nichts minder an der
Tugend; als die Kefer an den edelsten Blumen
und Aehren; ja er schläget selbter öffter als der
Feind ein Bein unter; und fället so wol dem
Glücke als der Tapfferkeit in die Speichen:
daß sie nicht das völlige Ziel erreichen kan. Al-
leine Segimers Liebe erregte täglich in seinem
Gemüthe ein solches Ungestüm: daß es sich mit
so eitelen Geschencken/ als mit welchem Rauche
der Römische Rath sonst meisterlich zu handeln/
und ihre Bundsgenossen zu verblenden wuste/
nicht beruhigte. Diesemnach nahm er acht
hundert seiner Deutschen/ und zweyhundert
Armenier der Parthischen Sprache wol erfahr-
ne Kriegs-Leute/ ließ sie der erschlagenen Par-
then/ theils auch Comagenische Kleider und
Rüstung nehmen; und streiffte sonder einigen
Menschens Verletzung oder Wiederstand un-
ter dem Schein/ als wenn sie ein Theil des ge-
schlagenen Parthischen Heeres wären/ biß un-
ter die Stadt Edeßa. Daselbst kriegte er Kund-
schafft: daß folgenden Tag König Orodes ge-
gen der Stadt Carra aufbrechen würde; nach
dem ein Theil der Hoffstadt und der meiste
Reisige-zeug schon für zwey Tagen voran wä-
re. Daher stellte sich Segimer mit seinem Vol-
cke in einen Wald/ fiel hier auff die sich ehe des
Himmelfalls/ als eines Feindes versehende
Parther so grimmig an: daß Orodes mit ge-
nauer Noth wieder in die Stadt Edeßa ent-
ran/ seine zwey liebsten Söhne Pharnabazes
und Orosmanes aber/ welche er mit des Coma-
genischen Königs Antiochus Tochter gezeuget
hatte/ vom Fürsten Segimer nach Zeugma/
allwo er die Brücke über den Phrat besetzt ge-
lassen/ gefangen hinweg geführet wurden. O-
rodes meinte über diesem Verluste zu verzweif-
feln/ sonderlich weil er nach des Fürsten Pacor
Tode Pharnabazen zum Reichs-Erben be-
stimmt hatte. Er schickte deß halben nach Zeug-

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] nen in ſeinem Lager ihm bekandten Parthiſchen
Auskundſchafter Pharneus des Pacors Anzug
durch Einrathung eines fernen Umweges auf-
gehalten/ und inzwiſchen ſich zu verſtecken
Lufft bekommen haͤtte/ die Roͤmer dißmahl in
nicht geringere Gefahr als Craßus verfallen
waͤren. Ventidius ließ hierauff den Pacor
mit ſeinem gantzen Heere unverhindert uͤber
den Phrat ſetzen/ und verleitete durch angema-
ſte Furcht dieſen hitzigen Fuͤrſten zum andern
mahl: daß er an eben dem Tage/ als Craßus
geſchlagen worden war/ unter der eitelen Ein-
bildung: Es hielte das Rad des Gluͤckes einen
ſo richtigen Lauff als die Sonne innen/ das in
der Hoͤhe verwahrte Roͤmiſche Laͤger ſtuͤrmte.
Alleine der Ausſchlag lehrte ihn: daß der Sieg
ein Geſchaͤncke des Verhaͤngnuͤßes/ nicht ge-
wiſſer Zeiten ſey. Zwantzig tauſend Parthen
biſſen ins Graß/ und Pacor ſelbſt ward auf der
Flucht an einem ſteilen Berge von der deutſchen
Reuterey uͤberritten/ von einem Frieſiſchen Rit-
ter/ welcher hernach hiervon den Nahmen Ritt-
berg bekam/ durchſtochen/ und der Kern des
Parthiſchen Adels/ welche ſeine Leiche noch zu
erfechten vermeinten/ erlegt. Ja die Deutſchen
ſchnitten ſo gar den fluͤchtigen Parthen die Bruͤ-
cke uͤber den Phrat ab: daß die uͤberbliebenen
ſich nach Samoſata in das Comageniſche Sy-
rien fluͤchten muſten. Ventidius/ der des Fuͤr-
ſten Pacor Kopff zu einem Zeichen ſeines Sie-
ges/ und einem Schluͤſſel aller mit Parthen
noch beſetzten Feſtungen brauchte/ hatte zwar
Luſt nunmehr gar in Perſien einzubrechen; aber
der uͤber ſo viel Siegen eiferſuͤchtige Anton ſetz-
te durch einen uͤber Hals uͤber Kopff mit den
Parthern gemachten Frieden ihm allhier ein
Ziel/ dem Fuͤrſten Segimer aber ſchob er einen
Riegel fuͤr ſich ſeiner gefangenen Asblaſte wei-
ter zu naͤhern; und muſte ſich jener an einem
Siegs-Gepraͤnge/ dieſer an einem Lorberkran-
tze/ einem guͤldenen Halsbande/ einem mit Tuͤr-
kißen verſetzten Sebel und Bogen/ einer blau-
[Spaltenumbruch] en Fahne/ und einer goldgeſtuͤckten Roßdecke/
die ihm der Roͤmiſche Rath liefern ließ/ vergnuͤ-
gen. Alſo naget der Neid nichts minder an der
Tugend; als die Kefer an den edelſten Blumen
und Aehren; ja er ſchlaͤget ſelbter oͤffter als der
Feind ein Bein unter; und faͤllet ſo wol dem
Gluͤcke als der Tapfferkeit in die Speichen:
daß ſie nicht das voͤllige Ziel erreichen kan. Al-
leine Segimers Liebe erregte taͤglich in ſeinem
Gemuͤthe ein ſolches Ungeſtuͤm: daß es ſich mit
ſo eitelen Geſchencken/ als mit welchem Rauche
der Roͤmiſche Rath ſonſt meiſterlich zu handeln/
und ihre Bundsgenoſſen zu verblenden wuſte/
nicht beruhigte. Dieſemnach nahm er acht
hundert ſeiner Deutſchen/ und zweyhundert
Armenier der Parthiſchen Sprache wol erfahr-
ne Kriegs-Leute/ ließ ſie der erſchlagenen Par-
then/ theils auch Comageniſche Kleider und
Ruͤſtung nehmen; und ſtreiffte ſonder einigen
Menſchens Verletzung oder Wiederſtand un-
ter dem Schein/ als wenn ſie ein Theil des ge-
ſchlagenen Parthiſchen Heeres waͤren/ biß un-
ter die Stadt Edeßa. Daſelbſt kriegte er Kund-
ſchafft: daß folgenden Tag Koͤnig Orodes ge-
gen der Stadt Carra aufbrechen wuͤrde; nach
dem ein Theil der Hoffſtadt und der meiſte
Reiſige-zeug ſchon fuͤr zwey Tagen voran waͤ-
re. Daher ſtellte ſich Segimer mit ſeinem Vol-
cke in einen Wald/ fiel hier auff die ſich ehe des
Himmelfalls/ als eines Feindes verſehende
Parther ſo grimmig an: daß Orodes mit ge-
nauer Noth wieder in die Stadt Edeßa ent-
ran/ ſeine zwey liebſten Soͤhne Pharnabazes
und Oroſmanes aber/ welche er mit des Coma-
geniſchen Koͤnigs Antiochus Tochter gezeuget
hatte/ vom Fuͤrſten Segimer nach Zeugma/
allwo er die Bruͤcke uͤber den Phrat beſetzt ge-
laſſen/ gefangen hinweg gefuͤhret wurden. O-
rodes meinte uͤber dieſem Verluſte zu verzweif-
feln/ ſonderlich weil er nach des Fuͤrſten Pacor
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ſtimmt hatte. Er ſchickte deß halben nach Zeug-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1051[1053]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1115>, abgerufen am 23.11.2024.