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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] wol erholete er sich/ und fragte Segimern: wie
er denn an diesen Ort käme? Segimer ver-
setzte: Phraates müste es besser wissen/ als er/
den man um Mitternacht aus dem Kercker ge-
nommen/ und dahin geführet hätte. Phraates
verstand hieraus leicht den Jrrthum des Haupt-
manns/ und sagte: Jch wil deiner Asblaste zu
Liebe dir gleichwol die Freyheit gönnen. Hier-
mit machte er Anstalt: daß Segimer von zwan-
tzig Parthern durch Meden biß auf die Arme-
nische Gräntze geführt ward. Fürst Segi-
mer/ dessen Hertze bey seiner gefangenen As-
blaste noch zu Hecatompylus eingekerckert
ward/ hielt diese Freyheit für was ärgers als ei-
ne Dienstbarkeit. Daher war ihm so unmög-
lich als unverantwortlich das ihm doch so un-
holde Persien schlechter Dinges mit dem Rü-
cken anzusehen. Weil er nun in Armenien er-
fuhr: daß Labienus und Pacor den Römischen
Feldhauptmann Saxa geschlagen/ Antiochien/
Apamea/ Jerusalem und gantz Syrien biß
auff die Stadt Tyrus/ Cilicien biß auff die
Stadt Stratonicea eingenommen hatte/
und König Artabazes dem Ventidius/ welchen
Antonius mit Kriegs-Macht in Cilicien schick-
te/ etliche tausend Reuter zusendete/ zohe Segi-
mer mit diesen Hülffs-Völckern auch dahin.
Flavius ein Cheruskischer Ritter/ welcher tau-
send deutsche Reuter führte/ empfing seinen
Herrn mit unglaublichen Freuden; und ob wol
Segimer vom Flavius nicht entdeckt seyn wol-
te/ trat er ihm doch unter anderm Vorwand die
Botmäßigkeit über die Deutschen Hülffs-Völ-
cker ab. Labienus flohe aus Cilicien biß an
das Taurische Gebürge/ ehe er einen Römer zu
Gesichte bekam. Wie aber Pacor mit der gan-
tzen Persischen Macht zu ihm stieß/ hielt er
Stand/ und Ventidius schlug sein Läger aus
mit Fleiß angenommener Furcht auf einem
hohen Berge; wormit er die durch vorige Sie-
ge verwegen gemachte Parthen verleitete: daß
sie das Römische Läger stürmten. Diese aber
[Spaltenumbruch] liessen sie so nahe ankommen: daß sie keinen Platz
hatten sich der fernen Bogenschüsse zu bedienen.
Hierauf fielen die Römer aus allen Pforten so
grimmig die Parthen an: daß sie schier keine
viertel Stunde festen Fuß hielten/ sondern die
Flucht nahmen/ und durch Herabstürtzung von
den Höhen ihnen selbst mehr als die Römer
Schaden thäten. Segimer war mit seinen
Deutschen und zweytausend Armeniern unter
das Gebürge gestellt/ welche denen flüchtigen
Parthen mächtig in die Eisen giengen/ und de-
rer etliche tausend in der Flucht aufrieben. Pa-
cor entkam mit genauer Noth in Syrien/ und
besetzte mit dem Pharnabates die Cilicischen
Pforten an dem Amanischen Gebürge/ Labie-
nus aber flohe mit der grösten Uberbleibung
des Parthischen Heeres in Cilicien; welches sich
aber für dem folgenden Ventidius hin und wie-
der zerstreute/ nach dem Labienus verkleidet sich
desselbten entbrach und versteckte/ aber vom
Demetrius einem Freygelassenen des Kaysers
ausgespürt/ erschlagen/ sein Kopff dem Anto-
nius nach Athen geschickt ward/ allwo er es bey
einem prächtigen Gastmahle den Grichen zu
einem Schau-Essen auffsätzte. Nach wieder-
gewonenem Cilicien wehrte sich zwar Phar-
nabates in seiner Enge wieder den Silo tapfer;
aber die darzu kommende Macht des Ventidi-
us/ und die durch den grösten Schnee über das
Amanische Gebürge sich durchscharrenden
Deutschen umringten die Parthen/ und brach-
ten sie ins Gedrange. Ja Segimer hatte das
Glücke: daß er dem Pharnabates selbst einen
tödtlichen Streich versetzte. Ob nun zwar die
Parthen sich mit Hülffe des Nabatheischen Kö-
nigs Malchus wieder verstärckten/ musten sie
doch für der Römischen Macht bald gantz Sy-
rien räumen. Hiermit rückte Ventidius son-
derlich auff Veranlassung des Fürsten Segi-
mers gegen dem Flusse Phrat zu/ welchem aber
Pacor mit einem überaus mächtigen Heere
entgegen zoh; also: daß wenn er nicht durch ei-

nen

Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] wol erholete er ſich/ und fragte Segimern: wie
er denn an dieſen Ort kaͤme? Segimer ver-
ſetzte: Phraates muͤſte es beſſer wiſſen/ als er/
den man um Mitternacht aus dem Kercker ge-
nommen/ und dahin gefuͤhret haͤtte. Phraates
verſtand hieraus leicht den Jrrthum des Haupt-
manns/ und ſagte: Jch wil deiner Asblaſte zu
Liebe dir gleichwol die Freyheit goͤnnen. Hier-
mit machte er Anſtalt: daß Segimer von zwan-
tzig Parthern durch Meden biß auf die Arme-
niſche Graͤntze gefuͤhrt ward. Fuͤrſt Segi-
mer/ deſſen Hertze bey ſeiner gefangenen As-
blaſte noch zu Hecatompylus eingekerckert
ward/ hielt dieſe Freyheit fuͤr was aͤrgers als ei-
ne Dienſtbarkeit. Daher war ihm ſo unmoͤg-
lich als unverantwortlich das ihm doch ſo un-
holde Perſien ſchlechter Dinges mit dem Ruͤ-
cken anzuſehen. Weil er nun in Armenien er-
fuhr: daß Labienus und Pacor den Roͤmiſchen
Feldhauptmann Saxa geſchlagen/ Antiochien/
Apamea/ Jeruſalem und gantz Syrien biß
auff die Stadt Tyrus/ Cilicien biß auff die
Stadt Stratonicea eingenommen hatte/
und Koͤnig Artabazes dem Ventidius/ welchen
Antonius mit Kriegs-Macht in Cilicien ſchick-
te/ etliche tauſend Reuter zuſendete/ zohe Segi-
mer mit dieſen Huͤlffs-Voͤlckern auch dahin.
Flavius ein Cheruskiſcher Ritter/ welcher tau-
ſend deutſche Reuter fuͤhrte/ empfing ſeinen
Herꝛn mit unglaublichen Freuden; und ob wol
Segimer vom Flavius nicht entdeckt ſeyn wol-
te/ trat er ihm doch unter anderm Vorwand die
Botmaͤßigkeit uͤber die Deutſchen Huͤlffs-Voͤl-
cker ab. Labienus flohe aus Cilicien biß an
das Tauriſche Gebuͤrge/ ehe er einen Roͤmer zu
Geſichte bekam. Wie aber Pacor mit der gan-
tzen Perſiſchen Macht zu ihm ſtieß/ hielt er
Stand/ und Ventidius ſchlug ſein Laͤger aus
mit Fleiß angenommener Furcht auf einem
hohen Berge; wormit er die durch vorige Sie-
ge verwegen gemachte Parthen verleitete: daß
ſie das Roͤmiſche Laͤger ſtuͤrmten. Dieſe aber
[Spaltenumbruch] lieſſen ſie ſo nahe ankom̃en: daß ſie keinen Platz
hatten ſich der fernen Bogenſchuͤſſe zu bedienen.
Hierauf fielen die Roͤmer aus allen Pforten ſo
grimmig die Parthen an: daß ſie ſchier keine
viertel Stunde feſten Fuß hielten/ ſondern die
Flucht nahmen/ und durch Herabſtuͤrtzung von
den Hoͤhen ihnen ſelbſt mehr als die Roͤmer
Schaden thaͤten. Segimer war mit ſeinen
Deutſchen und zweytauſend Armeniern unter
das Gebuͤrge geſtellt/ welche denen fluͤchtigen
Parthen maͤchtig in die Eiſen giengen/ und de-
rer etliche tauſend in der Flucht aufrieben. Pa-
cor entkam mit genauer Noth in Syrien/ und
beſetzte mit dem Pharnabates die Ciliciſchen
Pforten an dem Amaniſchen Gebuͤrge/ Labie-
nus aber flohe mit der groͤſten Uberbleibung
des Parthiſchen Heeres in Cilicien; welches ſich
aber fuͤr dem folgenden Ventidius hin und wie-
der zerſtreute/ nach dem Labienus verkleidet ſich
deſſelbten entbrach und verſteckte/ aber vom
Demetrius einem Freygelaſſenen des Kayſers
ausgeſpuͤrt/ erſchlagen/ ſein Kopff dem Anto-
nius nach Athen geſchickt ward/ allwo er es bey
einem praͤchtigen Gaſtmahle den Grichen zu
einem Schau-Eſſen auffſaͤtzte. Nach wieder-
gewonenem Cilicien wehrte ſich zwar Phar-
nabates in ſeiner Enge wieder den Silo tapfer;
aber die darzu kommende Macht des Ventidi-
us/ und die durch den groͤſten Schnee uͤber das
Amaniſche Gebuͤrge ſich durchſcharrenden
Deutſchen umringten die Parthen/ und brach-
ten ſie ins Gedrange. Ja Segimer hatte das
Gluͤcke: daß er dem Pharnabates ſelbſt einen
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Parthen ſich mit Huͤlffe des Nabatheiſchen Koͤ-
nigs Malchus wieder verſtaͤrckten/ muſten ſie
doch fuͤr der Roͤmiſchen Macht bald gantz Sy-
rien raͤumen. Hiermit ruͤckte Ventidius ſon-
derlich auff Veranlaſſung des Fuͤrſten Segi-
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1050[1052]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1114>, abgerufen am 23.11.2024.