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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] nungsamen Thränen Ternamenen zu dancken;
versicherte sie auch: daß ihr Eh-Herr Segi-
mer den gefangenen Pharnabazes dahin/ wo
sie nur verlangte/ unversehrt liefern würde.
Diese gab Asblasten auch ein in Ariana wach-
sendes Feuer-rothes Kraut; welches das Oel
anzündet/ dafern es abgebrochen worden/
wenn die Sonne im Löwen ist; wormit sie auf
die Nacht bey ihrer angestellten Abholung als-
bald Licht machen/ und aus denen so weit
schweifigen Gewölbern ihren Abholern ein
Zeichen geben könte/ wo sie zu finden wäre. Hö-
ret aber/ wie das Verhängnüß diese kluge An-
stalt bey nahe verrückt hätte. Phraates/ wel-
cher durch die Hinrichtung Asblastens und sei-
ne Wiedersetzligkeit sich vom Könige Orodes
nichts anders/ als seines hefftigen Zornes zu
besorgen hatte/ entschloß sich nunmehr die Lar-
ve gar vom Gesichte zu ziehen/ und wieder sei-
nen Vater Orodes sich zum Könige aufzuwerf-
fen; weil doch grosse Laster anders nicht/ als durch
grössere auszuführen wären; auch so denn wie
die grossen Schlangen zu Drachen würden/ den
Nahmen der Tugenden erwürben. Daher
er denn das Königliche Zimmer bezog/ wo die
zwey grossen Schätze verwahret waren/ die
man des Rönigs Haupt-Küssen und Fußschem-
mel hieß; auch sich in das Bette legte/ welches
der güldene Weinstock mit denen Trauben aus
Edelgesteinen überschattete/ und mit dreyhun-
dert schönen für den Orodes verwahrten Dir-
nen sich ergötzte. Gleich als wenn die Herr-
schafft ohne Wollust eine unreiffe Frucht wä-
re; und der Ehrgeitz dem/ welchen man vom
Stule stürtzt/ in der Liebe Eintrag thun müste.
Diesen Schluß nun so viel glücklicher auszuü-
ben/ hatte ihn ein Zauberer beredet: daß er um
Mitternacht dem Geiste des Arsaces opffern/
seinen Siegel-Ring/ in welchem auff einen
grossen Rubin ein Pferd eingegraben war/ ab-
ziehen und tragen solte. Also kam Phraates
[Spaltenumbruch] mit dem Zauberer des Nachts in die Grufft.
Ob nun wol ieder eine Fackel in der Hand hat-
te/ und wegen ihrer abergläubischen Gebähr-
den einer und der ander bald hin bald her lieff;
wolte doch Asblaste/ dem Verlaß nach/ auch
ihr Feuer-Zeichen von sich geben. Hiermit
ergrieff sie eine bey dem Grabe des Pharna-
ces/ (welcher aus Liebe des gemeinen Wesens
seinen Bruder Mithridat/ mit Nachsetzung
seiner Kinder/ zum Reichs-Erben setzte/) mit
Oel und Balsam gefüllte Schale/ berührte sie
mit dem Ariannischen Feuer-Kraute; welches
augenblicks eine helle Flamme bekam. Dar-
mit gieng sie geraden Weges auf Phraaten
zu. Dieser und sein Zauberer erschracken über
der schnellen Glut: daß sie unbewegter/ als
die aufgestellten Leichen der verstorbenen Kö-
nige blieben. Wie aber Phraates die sich ihm
nähernde Asblaste erkiesete/ meinte er/ es wäre
ihr Geist; welcher käme an ihm als dem
Mörder Rache auszuüben. Denn ein böses
Gewissen bücker sich auch füreinem Schatten/
und meinet: daß die Göttliche Straffe die
Hand ihn zu peitschen schon gezückt habe. Da-
her warff er die Fackel von sich/ und flohe mit
Zittern und Zagen nebst dem ihm auff der
Ferse folgen den Zauberer aus den Grüfften.
Asblaste erkennte hierüber allererst Phraaten;
und wie sie nach der ihr bevorstehenden Ge-
fahr nachsaan/ ward sie in der Ferne eines neu-
en sich nähernden Lichtes gewahr; welches ihr
endlich Ternamenen zu erkennen gab; die sie denn
nach angehörtem Ebentheuer aus der Grufft
und durch den Garten leitete/ an der Pforte ihr
männliche Kleider durch einen Parthischen E-
delmann Mithridat/ des Moneses Vetter/ rei-
chen ließ; und nach dem sie ihm Asblasten auffs
beste befohlen hatte/ von ihr Abschied nam. Die-
ser brachte sie in Begleitung etlicher 20. Parthen/
unter dem Vorwand: daß er bey dem Comage-
nischen Könige was wichtiges zu verrichten hätte/

glücklich
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] nungſamen Thraͤnen Teꝛnamenen zu dancken;
verſicherte ſie auch: daß ihr Eh-Herꝛ Segi-
mer den gefangenen Pharnabazes dahin/ wo
ſie nur verlangte/ unverſehrt liefern wuͤrde.
Dieſe gab Asblaſten auch ein in Ariana wach-
ſendes Feuer-rothes Kraut; welches das Oel
anzuͤndet/ dafern es abgebrochen worden/
wenn die Sonne im Loͤwen iſt; wormit ſie auf
die Nacht bey ihrer angeſtellten Abholung als-
bald Licht machen/ und aus denen ſo weit
ſchweifigen Gewoͤlbern ihren Abholern ein
Zeichen geben koͤnte/ wo ſie zu finden waͤre. Hoͤ-
ret aber/ wie das Verhaͤngnuͤß dieſe kluge An-
ſtalt bey nahe verruͤckt haͤtte. Phraates/ wel-
cher durch die Hinrichtung Asblaſtens und ſei-
ne Wiederſetzligkeit ſich vom Koͤnige Orodes
nichts anders/ als ſeines hefftigen Zornes zu
beſorgen hatte/ entſchloß ſich nunmehr die Lar-
ve gar vom Geſichte zu ziehen/ und wieder ſei-
nen Vater Orodes ſich zum Koͤnige aufzuwerf-
fen; weil doch groſſe Laſter andeꝛs nicht/ als durch
groͤſſere auszufuͤhren waͤren; auch ſo denn wie
die groſſen Schlangen zu Drachen wuͤrden/ den
Nahmen der Tugenden erwuͤrben. Daher
er denn das Koͤnigliche Zimmer bezog/ wo die
zwey groſſen Schaͤtze verwahret waren/ die
man des Roͤnigs Haupt-Kuͤſſen und Fußſchem-
mel hieß; auch ſich in das Bette legte/ welches
der guͤldene Weinſtock mit denen Trauben aus
Edelgeſteinen uͤberſchattete/ und mit dreyhun-
dert ſchoͤnen fuͤr den Orodes verwahrten Dir-
nen ſich ergoͤtzte. Gleich als wenn die Herꝛ-
ſchafft ohne Wolluſt eine unreiffe Frucht waͤ-
re; und der Ehrgeitz dem/ welchen man vom
Stule ſtuͤrtzt/ in der Liebe Eintrag thun muͤſte.
Dieſen Schluß nun ſo viel gluͤcklicher auszuuͤ-
ben/ hatte ihn ein Zauberer beredet: daß er um
Mitternacht dem Geiſte des Arſaces opffern/
ſeinen Siegel-Ring/ in welchem auff einen
groſſen Rubin ein Pferd eingegraben war/ ab-
ziehen und tragen ſolte. Alſo kam Phraates
[Spaltenumbruch] mit dem Zauberer des Nachts in die Grufft.
Ob nun wol ieder eine Fackel in der Hand hat-
te/ und wegen ihrer aberglaͤubiſchen Gebaͤhr-
den einer und der ander bald hin bald her lieff;
wolte doch Asblaſte/ dem Verlaß nach/ auch
ihr Feuer-Zeichen von ſich geben. Hiermit
ergrieff ſie eine bey dem Grabe des Pharna-
ces/ (welcher aus Liebe des gemeinen Weſens
ſeinen Bruder Mithridat/ mit Nachſetzung
ſeiner Kinder/ zum Reichs-Erben ſetzte/) mit
Oel und Balſam gefuͤllte Schale/ beruͤhrte ſie
mit dem Arianniſchen Feuer-Kraute; welches
augenblicks eine helle Flamme bekam. Dar-
mit gieng ſie geraden Weges auf Phraaten
zu. Dieſer und ſein Zauberer erſchracken uͤber
der ſchnellen Glut: daß ſie unbewegter/ als
die aufgeſtellten Leichen der verſtorbenen Koͤ-
nige blieben. Wie aber Phraates die ſich ihm
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Gewiſſen buͤcker ſich auch fuͤreinem Schatten/
und meinet: daß die Goͤttliche Straffe die
Hand ihn zu peitſchen ſchon gezuͤckt habe. Da-
her warff er die Fackel von ſich/ und flohe mit
Zittern und Zagen nebſt dem ihm auff der
Ferſe folgen den Zauberer aus den Gruͤfften.
Asblaſte erkennte hieruͤber allererſt Phraaten;
und wie ſie nach der ihr bevorſtehenden Ge-
fahr nachſaan/ ward ſie in der Ferne eines neu-
en ſich naͤhernden Lichtes gewahr; welches ihr
endlich Ternamenen zu erkeñen gab; die ſie deñ
nach angehoͤrtem Ebentheuer aus der Grufft
und durch den Garten leitete/ an der Pforte ihr
maͤnnliche Kleider durch einen Parthiſchen E-
delmann Mithridat/ des Moneſes Vetter/ rei-
chen ließ; und nach dem ſie ihm Asblaſten auffs
beſte befohlen hatte/ von ihr Abſchied nam. Die-
ſer brachte ſie in Begleitung etlicher 20. Parthẽ/
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gluͤcklich
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1053[1055]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1117>, abgerufen am 23.11.2024.