Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Siebendes Buch [Spaltenumbruch]
Unterthanen vergället hätten/ angeklagt/ bey-de zum Tode ver dammt/ ja Hertzog Britton selbst das Blut-Urthel zu unterzeichnen genö- thigt. Denn ob er wol durch seinen eigenen Sohn den Rath um das Todes-Urthel in ewige Gefängnüß zu verwandeln ansuchte/ ward doch jenes vollstreckt/ und beyden der Kopff/ mit diesem aber dem Fürsten gleichsam seine rechte Hand und die Hertzogliche Gewalt ab- geschlagen. Den Marckmännern ward all ihr Begehren/ ja auch die Befriedigung ihres Kriegs-Volckes von dem Rathe der Hermun- durer gewilligt/ welche ihnen selbst nur darum wehe thaten: wormit ihr Fürst unrecht bliebe/ und seine Unterthanen gehorsamen müsten. Also wenn ein Fürst seinen Unterthanen schon verlaubet den Saum seiner Hoheit und Ge- walt anzurühren/ reissen sie ihm den Purper gar von dem Halse. Weil das Volck/ welches schon einmahl die Süßigkeit nach eigner Will- kühr zu leben geschmecket/ also fort auch nach dem Herrschen lüstern/ und zu Gehorsamen ungeschickt wird. Dahero ich mehr für ein tieffsinniges Lehrstücke/ als eine Hoffart der Persischen Könige halte: daß bey Lebens- Straffe kein Mensch das so genennte güldene Wasser kosten darff/ welches aus denen sieben- tzig nur für den König und seinen ältesten Sohn gewiedmeten Brunnen geschöpfft ward; wie auch: daß der König bey der Taffel einen Vor- hang für sich hat: daß er zwar die Gäste/ kein Gast aber ihn sehen kan. Jnsonderheit aber muß ein Fürst über seinen treuen Dienern die Hand halten/ und sich nicht durch ihre Seite verwunden lassen. Denn ob er zwar jene für das gemeine Heil als ein Versohnungs-Opffer auch ohne Schuld auf die Schlacht-Banck lie- fern kan; wenn nehmlich des Volckes Grimm auff sie/ nicht auf den Fürsten zielet; so stürtzet sich doch ein Fürst selbst in Grund/ wenn er zwar siehet: daß es auff sein Haupt selbst ge- müntzt sey; gleichwol aber sich durch Abschnei- [Spaltenumbruch] dung seiner Glieder verstimmeln/ und mit Un- ter grabung seiner Pfeiler seinen Stul selbst mit zu Bodem reissen läst. Sintemahl auch einem Zwerge nicht schwer fällt einen starcken Eich- Baum auff den Bodem zu reissen/ dem man vorher alle Wurtzeln verschnitten hat. Zum wenigsten machet die Furchtsamkeit des Für- sten auch die treuesten Diener verzagt: daß sie entweder den Mantel nach dem Winde hen- cken/ oder ihre Achseln der gefährlichen Herr- schens-Last entziehen. Welches letztere denn des Fürsten Britton meiste hohen Befehlhaber thaten; als sie sahen: daß der zwey höchsten Treue sie um den Hals gebracht hatte; und al- le freye Entschlüssungen nicht für einen Willen des frommen oder vielmehr alberen Fürsten/ sondern für eine Erfindung der Staats-Räthe angenommen ward. Die Stände masten sich nunmehr selbst an/ die vornehmsten Reichs- Aempter zu besetzen/ und ihrem Oberhaupte zu gebieten. Hierüber machten die Sebusier/ wel- che noch grossen Theils den Druyden beypflich- teten/ unter dem Vorwand des Hertzogs be- leidigte Hoheit und ihre in Gefahr gesetzte Ge- wissens-Freyheit zu vertheidigen/ einen Auff- stand/ und wüteten mit unmenschlicher Grau- samkeit wieder die Eubagen. Wiewol nun Britton sie für Aufrührer erklärte/ und selbte zu unter drücken alle Kräfften hervor suchte; wol wißende: daß die Sedusier sich gar von Her- mundurern abzutrennen/ und zu den Buriern zu schlagen im Schilde führten; so war jenen doch der Verdacht nicht auszureden: daß er mit den Sedusiern unter einer Decke läge. Einige der Land-Boten unterwunden sich hierbey den Pöfel zu erregen: daß er für Hertzog Brittons Schlosse nicht ihn und seine geheimen Räthe die abscheulichsten Schmähungen ausstieß/ in der Reichs-Versamlung aber auffzuwerffen: Ob es nicht rathsam wäre dem Fürsten die O- ber-Anstalt zum Kriege zu entziehen/ und ihm selbst andere Räthe an die Seite zu setzen. Brit- tons
Siebendes Buch [Spaltenumbruch]
Unterthanen vergaͤllet haͤtten/ angeklagt/ bey-de zum Tode ver dammt/ ja Hertzog Britton ſelbſt das Blut-Urthel zu unterzeichnen genoͤ- thigt. Denn ob er wol durch ſeinen eigenen Sohn den Rath um das Todes-Urthel in ewige Gefaͤngnuͤß zu verwandeln anſuchte/ ward doch jenes vollſtreckt/ und beyden der Kopff/ mit dieſem aber dem Fuͤrſten gleichſam ſeine rechte Hand und die Hertzogliche Gewalt ab- geſchlagen. Den Marckmaͤnnern ward all ihr Begehren/ ja auch die Befriedigung ihres Kriegs-Volckes von dem Rathe der Hermun- durer gewilligt/ welche ihnen ſelbſt nur darum wehe thaten: wormit ihr Fuͤrſt unrecht bliebe/ und ſeine Unterthanen gehorſamen muͤſten. Alſo wenn ein Fuͤrſt ſeinen Unterthanen ſchon verlaubet den Saum ſeiner Hoheit und Ge- walt anzuruͤhren/ reiſſen ſie ihm den Purper gar von dem Halſe. Weil das Volck/ welches ſchon einmahl die Suͤßigkeit nach eigner Will- kuͤhr zu leben geſchmecket/ alſo fort auch nach dem Herrſchen luͤſtern/ und zu Gehorſamen ungeſchickt wird. Dahero ich mehr fuͤr ein tieffſinniges Lehrſtuͤcke/ als eine Hoffart der Perſiſchen Koͤnige halte: daß bey Lebens- Straffe kein Menſch das ſo genennte guͤldene Waſſer koſten darff/ welches aus denen ſieben- tzig nur fuͤr den Koͤnig und ſeinen aͤlteſten Sohn gewiedmeten Brunnen geſchoͤpfft ward; wie auch: daß der Koͤnig bey der Taffel einen Vor- hang fuͤr ſich hat: daß er zwar die Gaͤſte/ kein Gaſt aber ihn ſehen kan. Jnſonderheit aber muß ein Fuͤrſt uͤber ſeinen treuen Dienern die Hand halten/ und ſich nicht durch ihre Seite verwunden laſſen. Denn ob er zwar jene fuͤr das gemeine Heil als ein Verſohnungs-Opffer auch ohne Schuld auf die Schlacht-Banck lie- fern kan; wenn nehmlich des Volckes Grimm auff ſie/ nicht auf den Fuͤrſten zielet; ſo ſtuͤrtzet ſich doch ein Fuͤrſt ſelbſt in Grund/ wenn er zwar ſiehet: daß es auff ſein Haupt ſelbſt ge- muͤntzt ſey; gleichwol aber ſich durch Abſchnei- [Spaltenumbruch] dung ſeiner Glieder verſtimmeln/ und mit Un- ter grabung ſeiner Pfeiler ſeinen Stul ſelbſt mit zu Bodem reiſſen laͤſt. Sintemahl auch einem Zwerge nicht ſchwer faͤllt einen ſtarcken Eich- Baum auff den Bodem zu reiſſen/ dem man vorher alle Wurtzeln verſchnitten hat. Zum wenigſten machet die Furchtſamkeit des Fuͤr- ſten auch die treueſten Diener verzagt: daß ſie entweder den Mantel nach dem Winde hen- cken/ oder ihre Achſeln der gefaͤhrlichen Herr- ſchens-Laſt entziehen. Welches letztere denn des Fuͤrſten Britton meiſte hohen Befehlhaber thaten; als ſie ſahen: daß der zwey hoͤchſten Treue ſie um den Hals gebracht hatte; und al- le freye Entſchluͤſſungen nicht fuͤr einen Willen des frommen oder vielmehr alberen Fuͤrſten/ ſondern fuͤr eine Erfindung der Staats-Raͤthe angenommen ward. Die Staͤnde maſten ſich nunmehr ſelbſt an/ die vornehmſten Reichs- Aempter zu beſetzen/ und ihrem Oberhaupte zu gebieten. Hieruͤber machten die Sebuſier/ wel- che noch groſſen Theils den Druyden beypflich- teten/ unter dem Vorwand des Hertzogs be- leidigte Hoheit und ihre in Gefahr geſetzte Ge- wiſſens-Freyheit zu vertheidigen/ einen Auff- ſtand/ und wuͤteten mit unmenſchlicher Grau- ſamkeit wieder die Eubagen. Wiewol nun Britton ſie fuͤr Aufruͤhrer erklaͤrte/ und ſelbte zu unter druͤcken alle Kraͤfften hervor ſuchte; wol wißende: daß die Seduſier ſich gar von Her- mundurern abzutrennen/ und zu den Buriern zu ſchlagen im Schilde fuͤhrten; ſo war jenen doch der Verdacht nicht auszureden: daß er mit den Seduſiern unter einer Decke laͤge. Einige der Land-Boten unterwunden ſich hierbey den Poͤfel zu erregen: daß er fuͤr Hertzog Brittons Schloſſe nicht ihn und ſeine geheimen Raͤthe die abſcheulichſten Schmaͤhungen ausſtieß/ in der Reichs-Verſamlung aber auffzuwerffen: Ob es nicht rathſam waͤre dem Fuͤrſten die O- ber-Anſtalt zum Kriege zu entziehen/ und ihm ſelbſt andere Raͤthe an die Seite zu ſetzen. Brit- tons
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Siebendes Buch
Unterthanen vergaͤllet haͤtten/ angeklagt/ bey-
de zum Tode ver dammt/ ja Hertzog Britton
ſelbſt das Blut-Urthel zu unterzeichnen genoͤ-
thigt. Denn ob er wol durch ſeinen eigenen
Sohn den Rath um das Todes-Urthel in ewige
Gefaͤngnuͤß zu verwandeln anſuchte/ ward
doch jenes vollſtreckt/ und beyden der Kopff/
mit dieſem aber dem Fuͤrſten gleichſam ſeine
rechte Hand und die Hertzogliche Gewalt ab-
geſchlagen. Den Marckmaͤnnern ward all
ihr Begehren/ ja auch die Befriedigung ihres
Kriegs-Volckes von dem Rathe der Hermun-
durer gewilligt/ welche ihnen ſelbſt nur darum
wehe thaten: wormit ihr Fuͤrſt unrecht bliebe/
und ſeine Unterthanen gehorſamen muͤſten.
Alſo wenn ein Fuͤrſt ſeinen Unterthanen ſchon
verlaubet den Saum ſeiner Hoheit und Ge-
walt anzuruͤhren/ reiſſen ſie ihm den Purper
gar von dem Halſe. Weil das Volck/ welches
ſchon einmahl die Suͤßigkeit nach eigner Will-
kuͤhr zu leben geſchmecket/ alſo fort auch nach
dem Herrſchen luͤſtern/ und zu Gehorſamen
ungeſchickt wird. Dahero ich mehr fuͤr ein
tieffſinniges Lehrſtuͤcke/ als eine Hoffart der
Perſiſchen Koͤnige halte: daß bey Lebens-
Straffe kein Menſch das ſo genennte guͤldene
Waſſer koſten darff/ welches aus denen ſieben-
tzig nur fuͤr den Koͤnig und ſeinen aͤlteſten Sohn
gewiedmeten Brunnen geſchoͤpfft ward; wie
auch: daß der Koͤnig bey der Taffel einen Vor-
hang fuͤr ſich hat: daß er zwar die Gaͤſte/ kein
Gaſt aber ihn ſehen kan. Jnſonderheit aber
muß ein Fuͤrſt uͤber ſeinen treuen Dienern die
Hand halten/ und ſich nicht durch ihre Seite
verwunden laſſen. Denn ob er zwar jene fuͤr
das gemeine Heil als ein Verſohnungs-Opffer
auch ohne Schuld auf die Schlacht-Banck lie-
fern kan; wenn nehmlich des Volckes Grimm
auff ſie/ nicht auf den Fuͤrſten zielet; ſo ſtuͤrtzet
ſich doch ein Fuͤrſt ſelbſt in Grund/ wenn er
zwar ſiehet: daß es auff ſein Haupt ſelbſt ge-
muͤntzt ſey; gleichwol aber ſich durch Abſchnei-
dung ſeiner Glieder verſtimmeln/ und mit Un-
ter grabung ſeiner Pfeiler ſeinen Stul ſelbſt mit
zu Bodem reiſſen laͤſt. Sintemahl auch einem
Zwerge nicht ſchwer faͤllt einen ſtarcken Eich-
Baum auff den Bodem zu reiſſen/ dem man
vorher alle Wurtzeln verſchnitten hat. Zum
wenigſten machet die Furchtſamkeit des Fuͤr-
ſten auch die treueſten Diener verzagt: daß ſie
entweder den Mantel nach dem Winde hen-
cken/ oder ihre Achſeln der gefaͤhrlichen Herr-
ſchens-Laſt entziehen. Welches letztere denn
des Fuͤrſten Britton meiſte hohen Befehlhaber
thaten; als ſie ſahen: daß der zwey hoͤchſten
Treue ſie um den Hals gebracht hatte; und al-
le freye Entſchluͤſſungen nicht fuͤr einen Willen
des frommen oder vielmehr alberen Fuͤrſten/
ſondern fuͤr eine Erfindung der Staats-Raͤthe
angenommen ward. Die Staͤnde maſten ſich
nunmehr ſelbſt an/ die vornehmſten Reichs-
Aempter zu beſetzen/ und ihrem Oberhaupte zu
gebieten. Hieruͤber machten die Sebuſier/ wel-
che noch groſſen Theils den Druyden beypflich-
teten/ unter dem Vorwand des Hertzogs be-
leidigte Hoheit und ihre in Gefahr geſetzte Ge-
wiſſens-Freyheit zu vertheidigen/ einen Auff-
ſtand/ und wuͤteten mit unmenſchlicher Grau-
ſamkeit wieder die Eubagen. Wiewol nun
Britton ſie fuͤr Aufruͤhrer erklaͤrte/ und ſelbte zu
unter druͤcken alle Kraͤfften hervor ſuchte; wol
wißende: daß die Seduſier ſich gar von Her-
mundurern abzutrennen/ und zu den Buriern
zu ſchlagen im Schilde fuͤhrten; ſo war jenen
doch der Verdacht nicht auszureden: daß er mit
den Seduſiern unter einer Decke laͤge. Einige
der Land-Boten unterwunden ſich hierbey den
Poͤfel zu erregen: daß er fuͤr Hertzog Brittons
Schloſſe nicht ihn und ſeine geheimen Raͤthe
die abſcheulichſten Schmaͤhungen ausſtieß/ in
der Reichs-Verſamlung aber auffzuwerffen:
Ob es nicht rathſam waͤre dem Fuͤrſten die O-
ber-Anſtalt zum Kriege zu entziehen/ und ihm
ſelbſt andere Raͤthe an die Seite zu ſetzen. Brit-
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