Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
tons Gedult konte diese Frevel-That nicht län-ger verdeyen; befahl also die Rädelsführer feste zu machen/ verfügte sich selbst in die Reichsver- samlung/ beklagte sich über diese Beleidiger sei- ner Hoheit/ und begehrte ihre verdiente Be- straffung. Diese aber nahmen diß für eine Ver- letzung ihrer Freyheit auff/ die Beklagten unter ihren Schirm/ das verhandene Krieges-Volck unter ihre Pflicht/ und das Schloß zu Calegia in ihre Gewahrsam; die wieder obige Auffrüh- rer geschickte Wache in Hafft; also: daß Hertzog Britton mit seiner Gemahlin und zweyen Söhnen sich für andräuender Gewalt von Ca- legia in das Gebürge Gabreta wegzuflüchten gezwungen ward. Jnzwischen warffen sie die der Hertzogin er- sich T t t t t t 2
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
tons Gedult konte dieſe Frevel-That nicht laͤn-ger verdeyen; befahl alſo die Raͤdelsfuͤhrer feſte zu machen/ verfuͤgte ſich ſelbſt in die Reichsver- ſamlung/ beklagte ſich uͤber dieſe Beleidiger ſei- ner Hoheit/ und begehrte ihre verdiente Be- ſtraffung. Dieſe aber nahmen diß fuͤr eine Ver- letzung ihrer Freyheit auff/ die Beklagten unter ihren Schirm/ das verhandene Krieges-Volck unter ihre Pflicht/ und das Schloß zu Calegia in ihre Gewahrſam; die wieder obige Auffruͤh- rer geſchickte Wache in Hafft; alſo: daß Hertzog Britton mit ſeiner Gemahlin und zweyen Soͤhnen ſich fuͤr andraͤuender Gewalt von Ca- legia in das Gebuͤrge Gabreta wegzufluͤchten gezwungen ward. Jnzwiſchen warffen ſie die der Hertzogin er- ſich T t t t t t 2
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Arminius und Thußnelda.
tons Gedult konte dieſe Frevel-That nicht laͤn-
ger verdeyen; befahl alſo die Raͤdelsfuͤhrer feſte
zu machen/ verfuͤgte ſich ſelbſt in die Reichsver-
ſamlung/ beklagte ſich uͤber dieſe Beleidiger ſei-
ner Hoheit/ und begehrte ihre verdiente Be-
ſtraffung. Dieſe aber nahmen diß fuͤr eine Ver-
letzung ihrer Freyheit auff/ die Beklagten unter
ihren Schirm/ das verhandene Krieges-Volck
unter ihre Pflicht/ und das Schloß zu Calegia
in ihre Gewahrſam; die wieder obige Auffruͤh-
rer geſchickte Wache in Hafft; alſo: daß Hertzog
Britton mit ſeiner Gemahlin und zweyen
Soͤhnen ſich fuͤr andraͤuender Gewalt von Ca-
legia in das Gebuͤrge Gabreta wegzufluͤchten
gezwungen ward.
Jnzwiſchen warffen ſie die der Hertzogin er-
laubte Druyden in Kercker/ ihnen/ wiewol nicht
gar ſonder Grund/ beymaͤſſende: daß ſie ihren
Hertzog mit groſſen Verſprechungen zu An-
nehmung ihres Gottesdienſtes zu bereden ge-
trachtet haͤtten. Der Reichs-Rath ſchickte dem
Britton gleichwol nach/ und forderten in einer
ſo benahmten Bittſchrifft das Kriegs-Heer und
den jungen Fuͤrſten Jubil zu ihrer eigenen Auf-
ſicht; und als diß Britton abſchlug/ nahmen ſie
eigene Kriegs-Haͤupter auf/ fuͤhrten ein Heer
zuſammen/ beſetzten etliche Feſtungen mit ih-
rem eigenen Volcke/ ſchloſſen ſelbte dem Her-
zoge fuͤr den Augen zu/ erklaͤrten ſeine Gewalt
dem Reichs-Rathe unterwuͤrffig zu ſeyn; und
daß er zwar nichts ohne ſie/ ſie aber alles ohne
ihn kraͤfftig ſchluͤſſen und urtheilen koͤnten; hier-
mit augenſcheinlich bezeugende: daß das einmal
jaͤhrende Gebluͤte des Volckes durch keine ge-
linde Artzney zu ſtillen ſey; des Poͤfels Ent-
ſchluͤſſungen aber weder Maaß noch Ziel ha-
ben. Hiermit kam es zu einem oͤffentlichen
Kriege/ in welchem iedes Theil des andern
Feld-Hauptleute fuͤr Verraͤther verdammte/
und durch ſolche hitzige Ubereilungen die Wege
zu gemeiner Ruh wieder zu kommen gleichſam
gar verſchrenckte/ Britton aber oͤffentlich ver-
kuͤndigen ließ: daß er nichts wieder den Reichs-
Rath noch ſein Volck/ ſondern nur wieder die
Uhrheber dieſer Unruh zu Beſchirmung ſeiner
Hoheit/ ihrer Freyheit und Glaubens die Waf-
fen ergrieffen haͤtte; der Reichs-Rath hingegen:
daß ihre Ruͤſtung fuͤr ihren Fuͤrſten/ wieder die/
welche ſich ſeiner Gewalt mißbrauchten/ und
die Erhaltung des Vaterlandes angeſehen waͤ-
re. Alſo hat ſich niemahls kein ſo unrechter Krieg
entſponnen/ deſſen Urſache nicht durch einen
ſcheinbaren Vorwand uͤberfirnſet worden.
Beyde Kriegs-Heere kamen gegen einander
ins Feld/ und ob wol einige dem Hertzog Brit-
ton riethen: Er ſolte durch allerhand Verzoͤge-
rungen den Feind muͤde/ die Reichs-Glieder
zwiſtig/ die Heerfuͤhrer verdaͤchtig/ das leiden-
de Volck ungedultig machen; weil dieſes die
beſte Krieges-Kunſt waͤre/ welche Fuͤrſten wie-
der kriegende Staͤnde ausuͤben koͤnten; traute
er doch zu viel ſeiner gerechten Sache/ und ſeiner
Kriegs-Macht; alſo kam es zu einer blutigen
Schlacht/ in welchem nicht der Sieg/ ſondern
die Macht das Ende machte. Jedoch ſchlug
ein Fuͤrſt der Narisker Patalin Hertzog Brit-
tons Vetter die Reuterey des Reichs-Raths im
lincken Fluͤgel in die Flucht; und haͤtte er nicht
den Feind allzu eiffrig verfolgt/ waͤre Britton
vermuthlich dieſen Tag nicht allein Meiſter im
Felde/ ſondern auch ein voͤlligeꝛ Uberwinder ſei-
ner Feinde bliebẽ. Alleine ſo buͤſte er ſeinen Feld-
Hauptmann/ und eine ziemliche Anzahl des A-
dels ein/ welche alle wie Loͤwen fochten; alſo:
daß ob wol auff der feindlichen Seite etliche
tauſend Mann mehr blieben/ es dennoch das
Anſehen gewann: als haͤtte Britton gegen
Erbſen Perlen aufgeſetzt. Gleichwol bemaͤch-
tigte er ſich etlicher Staͤdte/ und erſchreckte
durch ſeine Naͤherung gegen die Stadt Cale-
gia ſeinen Feind dermaſſen: daß ſie demuͤthi-
ger als iemahls an ihn ſchrieben/ und Friedens-
Vorſchlaͤge thaͤten. Aber hiermit meinten ſie
den Britton nur einzuſchlaͤffen. Denn er hatte
ſich
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