Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
zweiffeln/ weil der gantzen Welt unverborgenwäre/ wie weit in Hispanien der Fluß Anas/ in Africa der Neiger und Nil unter dem Erdbo- dem hinflüsse. Die Donau selbst werde zum Theil von der Erde verschlungen. Jn Sici- lien bey der Stadt Metaurus habe er eine Höle gesehen/ durch welche ein ziemlicher Fluß strö- me; und nach dem er weit unter der Erden sei- nen Lauff gehabt/ allererst hervor komme. Bey dem Emporischen Seebusem in Mauritanien solle eine Höle seyn/ in welcher man so gar des Meeres Epp und Flut wahrnehme. Und in Sarmatien flüssen nicht ferne von der Weichsel in tieffen Saltz-Klüfften starcke Bäche/ woraus man köstliches Saltz kochte. Alleine diß Wasser/ welches ihr durch diese durch sichtigen Steine hin und wieder brausen höret/ und schäumen se- het; sind keine solche unterirrdische Flüsse; sin- temahl dieses wieder die gemeine Art des Ober- irr dischen Wassers gerade empor steiget/ welches sonst mit seiner Schwerde nichts minder/ als der schwerste Stein gerade gegen dem Mittel- Puncte der Erden zudrückt. Marbod/ Lich- tenstein und Tannenberg/ als sie aus genauer Beobachtung dieser wahrhafften Emporftei- gung des Wassers diß wahr zu seyn befanden/ ersuchten den weisen Ariovist ihnen dieses Ge- heimnüß aus zulegen; welcher denn vermeldete: daß diß Wasser eben die Brunnen der Elbe/ des Bobers/ und etlicher anderer theils zu den Bo- jen/ theils zu den Marsingern abschüssender Bäche; diese Krystallen aber die wunder würdi- gen Röhre und Behältnisse dieser aufqvellenden Ströme wären/ und verhinderten: daß diese zwey Hölen nicht von dem Wasser angefüllet würden. Denn ob zwar einige Berg-Brunnen von dem einsinckenden Regen und Schnee- Wasser herrinneten; wären diß doch keine ewi- ge/ sondern bey grosser Dürre vertrocknende Brunnen. Die ewigen Brunnen und Flüsse hätten zwar ins gemein auch einen Zuwachs von Regen und Schnee; wiewol in der Nari- [Spaltenumbruch] nensischen und etlichen andern Landschaff[t]en die Brunnen beym Regen grossen theils [v]e[r]sie- gen/ die Erde bey nassem Wetter zu Staube/ bey dürrem zu Kothe wird. Der Brunnen ihr eigentlicher Uhrsprung rühre aber aus dem Mittel der Erd-Kugel her/ zu welchem sich das Wasser aus denen Meeren/ seiner eigentlichen Schwerde nach/ durch seinen sandichten Bo- dem eindringe. Der begierige Tannenberg fiel alsbald ein und fragte: durch was für eine Was- ser-Kunst oder Regung aber das einmahl schwe- re Wasser zu der eussersten Spitze des Erdbo- dens und zwar meist zu den Gipffeln der höch- sten Gebürge empor gezogen würde; und ob al- le Qvellen in solche steinerne Röhren einge- schlossen wären? Ariovist ließ ihm diese Sorg- falt gar wol belieben/ und antwortete: Es hät- ten zwar einige der Druyden ihn anfänglich be- redet: daß die Auffsteigung des Qvell-Wassers von dem die Erde überhöhenden Meere her- rührte; und in eitel solchen Röhren das Wasser zur obersten Fläche der Erden nicht anders/ als wie von Bergen oder Thürmen in die Wasser- Künste getrieben würde; indem es in solchen fe- sten Verfassungen nothwendig so hoch steigen müste/ als es anderwerts abfiele; alleine sein er- ster und letzter Lehrer der Sothische Weise hät- te ihm gewiesen; wie diese Meinung allzuweit hergesucht/ die angegebenen Wasser-Röhre auch blosse Träume wären. Sintemahl die oberste Fläche des Meeres nirgends so hoch/ als die Gipffel der Alpen/ des Caucasus/ der Pyre- neischen Gebürge; solche Brunnen auch mitten in dem grösten Welt-Meere (wordurch entwe- der derogleichen Wasser-Röhre unmöglich ge- hen/ oder doch wieder Sturm und Wellen nicht bestehen könten; oder solche Röhren unter der Tieffe des Meeres viel tausend Meilen weit ge- führet seyn müsten) auf den Bergen der klein- sten Eylande gefunden; ja auf den höchsten Ge- bürgen in den Brunnen eine Verwandnüß in Epp und Flut mit dem nahe darbey und um viel B b b b b b b 2
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
zweiffeln/ weil der gantzen Welt unverborgenwaͤre/ wie weit in Hiſpanien der Fluß Anas/ in Africa der Neiger und Nil unter dem Erdbo- dem hinfluͤſſe. Die Donau ſelbſt werde zum Theil von der Erde verſchlungen. Jn Sici- lien bey der Stadt Metaurus habe er eine Hoͤle geſehen/ durch welche ein ziemlicher Fluß ſtroͤ- me; und nach dem er weit unter der Erden ſei- nen Lauff gehabt/ allererſt hervor komme. Bey dem Emporiſchen Seebuſem in Mauritanien ſolle eine Hoͤle ſeyn/ in welcher man ſo gar des Meeres Epp und Flut wahrnehme. Und in Sarmatien fluͤſſen nicht ferne von der Weichſel in tieffen Saltz-Kluͤfften ſtarcke Baͤche/ woraus man koͤſtliches Saltz kochte. Alleine diß Waſſer/ welches ihr durch dieſe durch ſichtigen Steine hin und wieder brauſen hoͤret/ und ſchaͤumen ſe- het; ſind keine ſolche unterirrdiſche Fluͤſſe; ſin- temahl dieſes wieder die gemeine Art des Ober- irr diſchen Waſſers gerade empor ſteiget/ welches ſonſt mit ſeiner Schwerde nichts minder/ als der ſchwerſte Stein gerade gegen dem Mittel- Puncte der Erden zudruͤckt. Marbod/ Lich- tenſtein und Tannenberg/ als ſie aus genauer Beobachtung dieſer wahrhafften Emporftei- gung des Waſſers diß wahr zu ſeyn befanden/ erſuchten den weiſen Arioviſt ihnen dieſes Ge- heimnuͤß aus zulegen; welcher denn vermeldete: daß diß Waſſer eben die Brunnen der Elbe/ des Bobers/ und etlicher anderer theils zu den Bo- jen/ theils zu den Marſingern abſchuͤſſender Baͤche; dieſe Kryſtallen aber die wunder wuͤrdi- gen Roͤhre und Behaͤltniſſe dieſer aufqvellenden Stroͤme waͤren/ und verhinderten: daß dieſe zwey Hoͤlen nicht von dem Waſſer angefuͤllet wuͤrden. Denn ob zwar einige Berg-Brunnen von dem einſinckenden Regen und Schnee- Waſſer herrinneten; waͤren diß doch keine ewi- ge/ ſondern bey groſſer Duͤrre vertrocknende Brunnen. Die ewigen Brunnen und Fluͤſſe haͤtten zwar ins gemein auch einen Zuwachs von Regen und Schnee; wiewol in der Nari- [Spaltenumbruch] nenſiſchen und etlichen andern Landſchaff[t]en die Brunnen beym Regen groſſen theils [v]e[r]ſie- gen/ die Erde bey naſſem Wetter zu Staube/ bey duͤrrem zu Kothe wird. Der Brunnen ihr eigentlicher Uhrſprung ruͤhre aber aus dem Mittel der Erd-Kugel her/ zu welchem ſich das Waſſer aus denen Meeren/ ſeiner eigentlichen Schwerde nach/ durch ſeinen ſandichten Bo- dem eindringe. Der begierige Tannenberg fiel alsbald ein und fragte: durch was fuͤr eine Waſ- ſer-Kunſt oder Regung aber das einmahl ſchwe- re Waſſer zu der euſſerſten Spitze des Erdbo- dens und zwar meiſt zu den Gipffeln der hoͤch- ſten Gebuͤrge empor gezogen wuͤrde; und ob al- le Qvellen in ſolche ſteinerne Roͤhren einge- ſchloſſen waͤren? Arioviſt ließ ihm dieſe Sorg- falt gar wol belieben/ und antwortete: Es haͤt- ten zwar einige der Druyden ihn anfaͤnglich be- redet: daß die Auffſteigung des Qvell-Waſſers von dem die Erde uͤberhoͤhenden Meere her- ruͤhrte; und in eitel ſolchen Roͤhren das Waſſer zur oberſten Flaͤche der Erden nicht anders/ als wie von Bergen oder Thuͤrmen in die Waſſer- Kuͤnſte getrieben wuͤrde; indem es in ſolchen fe- ſten Verfaſſungen nothwendig ſo hoch ſteigen muͤſte/ als es anderwerts abfiele; alleine ſein er- ſter und letzter Lehrer der Sothiſche Weiſe haͤt- te ihm gewieſen; wie dieſe Meinung allzuweit hergeſucht/ die angegebenen Waſſer-Roͤhre auch bloſſe Traͤume waͤren. Sintemahl die oberſte Flaͤche des Meeres nirgends ſo hoch/ als die Gipffel der Alpen/ des Caucaſus/ der Pyre- neiſchen Gebuͤrge; ſolche Brunnen auch mitten in dem groͤſten Welt-Meere (wordurch entwe- der derogleichen Waſſer-Roͤhre unmoͤglich ge- hen/ oder doch wieder Sturm und Wellen nicht beſtehen koͤnten; oder ſolche Roͤhren unter der Tieffe des Meeres viel tauſend Meilen weit ge- fuͤhret ſeyn muͤſten) auf den Bergen der klein- ſten Eylande gefunden; ja auf den hoͤchſten Ge- buͤrgen in den Brunnen eine Verwandnuͤß in Epp und Flut mit dem nahe darbey und um viel B b b b b b b 2
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Arminius und Thußnelda.
zweiffeln/ weil der gantzen Welt unverborgen
waͤre/ wie weit in Hiſpanien der Fluß Anas/ in
Africa der Neiger und Nil unter dem Erdbo-
dem hinfluͤſſe. Die Donau ſelbſt werde zum
Theil von der Erde verſchlungen. Jn Sici-
lien bey der Stadt Metaurus habe er eine Hoͤle
geſehen/ durch welche ein ziemlicher Fluß ſtroͤ-
me; und nach dem er weit unter der Erden ſei-
nen Lauff gehabt/ allererſt hervor komme. Bey
dem Emporiſchen Seebuſem in Mauritanien
ſolle eine Hoͤle ſeyn/ in welcher man ſo gar des
Meeres Epp und Flut wahrnehme. Und in
Sarmatien fluͤſſen nicht ferne von der Weichſel
in tieffen Saltz-Kluͤfften ſtarcke Baͤche/ woraus
man koͤſtliches Saltz kochte. Alleine diß Waſſer/
welches ihr durch dieſe durch ſichtigen Steine
hin und wieder brauſen hoͤret/ und ſchaͤumen ſe-
het; ſind keine ſolche unterirrdiſche Fluͤſſe; ſin-
temahl dieſes wieder die gemeine Art des Ober-
irr diſchen Waſſers gerade empor ſteiget/ welches
ſonſt mit ſeiner Schwerde nichts minder/ als
der ſchwerſte Stein gerade gegen dem Mittel-
Puncte der Erden zudruͤckt. Marbod/ Lich-
tenſtein und Tannenberg/ als ſie aus genauer
Beobachtung dieſer wahrhafften Emporftei-
gung des Waſſers diß wahr zu ſeyn befanden/
erſuchten den weiſen Arioviſt ihnen dieſes Ge-
heimnuͤß aus zulegen; welcher denn vermeldete:
daß diß Waſſer eben die Brunnen der Elbe/ des
Bobers/ und etlicher anderer theils zu den Bo-
jen/ theils zu den Marſingern abſchuͤſſender
Baͤche; dieſe Kryſtallen aber die wunder wuͤrdi-
gen Roͤhre und Behaͤltniſſe dieſer aufqvellenden
Stroͤme waͤren/ und verhinderten: daß dieſe
zwey Hoͤlen nicht von dem Waſſer angefuͤllet
wuͤrden. Denn ob zwar einige Berg-Brunnen
von dem einſinckenden Regen und Schnee-
Waſſer herrinneten; waͤren diß doch keine ewi-
ge/ ſondern bey groſſer Duͤrre vertrocknende
Brunnen. Die ewigen Brunnen und Fluͤſſe
haͤtten zwar ins gemein auch einen Zuwachs
von Regen und Schnee; wiewol in der Nari-
nenſiſchen und etlichen andern Landſchafften
die Brunnen beym Regen groſſen theils verſie-
gen/ die Erde bey naſſem Wetter zu Staube/
bey duͤrrem zu Kothe wird. Der Brunnen ihr
eigentlicher Uhrſprung ruͤhre aber aus dem
Mittel der Erd-Kugel her/ zu welchem ſich das
Waſſer aus denen Meeren/ ſeiner eigentlichen
Schwerde nach/ durch ſeinen ſandichten Bo-
dem eindringe. Der begierige Tannenberg fiel
alsbald ein und fragte: durch was fuͤr eine Waſ-
ſer-Kunſt oder Regung aber das einmahl ſchwe-
re Waſſer zu der euſſerſten Spitze des Erdbo-
dens und zwar meiſt zu den Gipffeln der hoͤch-
ſten Gebuͤrge empor gezogen wuͤrde; und ob al-
le Qvellen in ſolche ſteinerne Roͤhren einge-
ſchloſſen waͤren? Arioviſt ließ ihm dieſe Sorg-
falt gar wol belieben/ und antwortete: Es haͤt-
ten zwar einige der Druyden ihn anfaͤnglich be-
redet: daß die Auffſteigung des Qvell-Waſſers
von dem die Erde uͤberhoͤhenden Meere her-
ruͤhrte; und in eitel ſolchen Roͤhren das Waſſer
zur oberſten Flaͤche der Erden nicht anders/ als
wie von Bergen oder Thuͤrmen in die Waſſer-
Kuͤnſte getrieben wuͤrde; indem es in ſolchen fe-
ſten Verfaſſungen nothwendig ſo hoch ſteigen
muͤſte/ als es anderwerts abfiele; alleine ſein er-
ſter und letzter Lehrer der Sothiſche Weiſe haͤt-
te ihm gewieſen; wie dieſe Meinung allzuweit
hergeſucht/ die angegebenen Waſſer-Roͤhre
auch bloſſe Traͤume waͤren. Sintemahl die
oberſte Flaͤche des Meeres nirgends ſo hoch/ als
die Gipffel der Alpen/ des Caucaſus/ der Pyre-
neiſchen Gebuͤrge; ſolche Brunnen auch mitten
in dem groͤſten Welt-Meere (wordurch entwe-
der derogleichen Waſſer-Roͤhre unmoͤglich ge-
hen/ oder doch wieder Sturm und Wellen nicht
beſtehen koͤnten; oder ſolche Roͤhren unter der
Tieffe des Meeres viel tauſend Meilen weit ge-
fuͤhret ſeyn muͤſten) auf den Bergen der klein-
ſten Eylande gefunden; ja auf den hoͤchſten Ge-
buͤrgen in den Brunnen eine Verwandnuͤß in
Epp und Flut mit dem nahe darbey und um
viel
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