Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
Tagen dahin; inzwischen breitete sich der Ruffvon des Vannius Fürhaben durch das gantze Land aus; also: daß nach dem der Ritter Ziero- tin mit seinem Bortrabe sechstausend Cherus- ker und Schwaben geschlagen hatte; die bey E- burodun versammleten Quaden auf Anstifften eines von Eburum dahin vom Vannius ge- schickten Edelmanns Choltitz/ die Cheruskischen Befehlhaber verliessen/ und zum Vannius ü- bergiengen; Die Cherusker und Schwaben a- ber theils in die Stadt und nahe darbey auf ei- nem Felsen liegende Festung sich verstecken mu- sten. Gleichwol entschloß sich Vannius mit der Helffte seines Heeres selbte zu belägern; mit der andern Helffte aber fortzurücken/ und die Versamlung der zertheilten Feinde zu hindern. Die Ritter Losenstein/ Würben/ Schlick/ Traun und Polheim waren die Kriegshäupter der Belägerer/ Hardeck/ Rothal/ Schlawata/ und Windisch-Grätz der Belägerten. Wie hartnäckicht sie nun gleich diese Stadt und Schloß vertheidigten/ so giengen doch alle Nacht viel Quaden zu den Marckmännern ü- ber/ alldar sie auffs freundlichste aufgenommen wurden/ hingegen den Belägerern alle Heim- ligkeiten entdeckten. Dahero denn/ weil diese durch einen unter irrdischen Gang fünff hun- dert Mann in die Stadt spielten/ die Quadi- schen Einwohner auch selbst wieder die Besaz- zung die Waffen ergrieffen/ die Stadt leicht stürmender Hand erobert/ Schlawata und Windisch-Grätz selbst tödtlich verwundet wur- den. Vannius aber rückte sonder einigen Wie- derstand biß nach Medoslamium fort/ allwo Segesthes oder Sieg-Ast der Caßuarier Her- tzog als Oberster Stadthalter des Feldherrn Segimers/ vom Flusse Narus/ als dem da- mahls eussersten Ende des Quadischen Reiches/ alle Macht versamlet hatte. Die Quaden aber verliessen ihn eben so wol grossen Theils; also: daß Vannius sonder grossen Verlust den Feind aus dem Felde schlug/ den Segesthes selbst ge- fangen bekam; die Städte Medoslamium und [Spaltenumbruch] Celemantia an dem Flusse Teja ihm die Schlüs- sel entgegen schickten; die Schwaben auch selbst sich dem Vannius ergaben; die flüchtigen Che- rusker aber nirgends hin/ als nach Carnunt an der Donau zu entkommen wusten; welche mäch- tige Stadt sich unter der Römer Schutz frey- willig begeben hatte; als Tiberius mit Hülffe der Skor disker so tieff bey denen Pannoniern eingebrochen war. Weßwegen der Römische Land-Pfleger zu dem Vannius schickte/ und ihn bedreulich aus dem Quadischen Gebiete/ weß- wegen die Römer mit den Cheruskern in Bünd- nüs stünden/ zu weichen ermahnen ließ; welchem Vannius/ nach eingeholetem Rathe des Königs Marbod/ antwortete: Die Römer hätten ihm in seinem väterlichen Reiche so wenig/ als er ih- nen zu Rom Gesetze für zuschreiben/ und er hätte an dem Könige Marbod einen mächtigern Bunds genossen/ als die Cherusker an den Rö- mern. Weil nun die Römer zu Carnunt zwar einen Fuß/ aber keinen Nachdruck hatten/ un- terdeß aber die Feindschafft zwischen dem Se- gimer und Drusus ruchbar ward; machte sich Vannius zum völligen Oberhaupte der Qua- den/ und bestieg mit grossem Frolocken den Stul des grossen Königes Tuder. Also hat das Verhängnüs gleichsam sein Zeit Erster Theil. F f f f f f f
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
Tagen dahin; inzwiſchen breitete ſich der Ruffvon des Vannius Fuͤrhaben durch das gantze Land aus; alſo: daß nach dem der Ritter Ziero- tin mit ſeinem Bortrabe ſechstauſend Cherus- ker und Schwaben geſchlagen hatte; die bey E- burodun verſammleten Quaden auf Anſtifften eines von Eburum dahin vom Vannius ge- ſchickten Edelmanns Choltitz/ die Cheruskiſchen Befehlhaber verlieſſen/ und zum Vannius uͤ- bergiengen; Die Cherusker und Schwaben a- ber theils in die Stadt und nahe darbey auf ei- nem Felſen liegende Feſtung ſich veꝛſtecken mu- ſten. Gleichwol entſchloß ſich Vannius mit der Helffte ſeines Heeres ſelbte zu belaͤgern; mit der andern Helffte aber fortzuruͤcken/ und die Verſamlung der zertheilten Feinde zu hindern. Die Ritter Loſenſtein/ Wuͤrben/ Schlick/ Traun und Polheim waren die Kriegshaͤupter der Belaͤgerer/ Hardeck/ Rothal/ Schlawata/ und Windiſch-Graͤtz der Belaͤgerten. Wie hartnaͤckicht ſie nun gleich dieſe Stadt und Schloß vertheidigten/ ſo giengen doch alle Nacht viel Quaden zu den Marckmaͤnnern uͤ- ber/ alldar ſie auffs freundlichſte aufgenommen wurden/ hingegen den Belaͤgerern alle Heim- ligkeiten entdeckten. Dahero denn/ weil dieſe durch einen unter irrdiſchen Gang fuͤnff hun- dert Mann in die Stadt ſpielten/ die Quadi- ſchen Einwohner auch ſelbſt wieder die Beſaz- zung die Waffen ergrieffen/ die Stadt leicht ſtuͤrmender Hand erobert/ Schlawata und Windiſch-Graͤtz ſelbſt toͤdtlich verwundet wur- den. Vannius aber ruͤckte ſonder einigen Wie- derſtand biß nach Medoslamium fort/ allwo Segeſthes oder Sieg-Aſt der Caßuarier Her- tzog als Oberſter Stadthalter des Feldherꝛn Segimers/ vom Fluſſe Narus/ als dem da- mahls euſſerſten Ende des Quadiſchen Reiches/ alle Macht verſamlet hatte. Die Quaden aber verlieſſen ihn eben ſo wol groſſen Theils; alſo: daß Vannius ſonder groſſen Verluſt den Feind aus dem Felde ſchlug/ den Segeſthes ſelbſt ge- fangen bekam; die Staͤdte Medoslamium und [Spaltenumbruch] Celemantia an dem Fluſſe Teja ihm die Schluͤſ- ſel entgegen ſchickten; die Schwaben auch ſelbſt ſich dem Vannius ergaben; die fluͤchtigen Che- rusker aber nirgends hin/ als nach Carnunt an der Donau zu entkommen wuſten; welche maͤch- tige Stadt ſich unter der Roͤmer Schutz frey- willig begeben hatte; als Tiberius mit Huͤlffe der Skor disker ſo tieff bey denen Pannoniern eingebrochen war. Weßwegen der Roͤmiſche Land-Pflegeꝛ zu dem Vannius ſchickte/ und ihn bedreulich aus dem Quadiſchen Gebiete/ weß- wegen die Roͤmer mit den Cheruskern in Buͤnd- nuͤs ſtuͤnden/ zu weichen eꝛmahnen ließ; welchem Vannius/ nach eingeholetem Rathe des Koͤnigs Marbod/ antwortete: Die Roͤmer haͤtten ihm in ſeinem vaͤterlichen Reiche ſo wenig/ als er ih- nen zu Rom Geſetze fuͤr zuſchreiben/ und er haͤtte an dem Koͤnige Marbod einen maͤchtigern Bunds genoſſen/ als die Cherusker an den Roͤ- mern. Weil nun die Roͤmer zu Carnunt zwar einen Fuß/ aber keinen Nachdruck hatten/ un- terdeß aber die Feindſchafft zwiſchen dem Se- gimer und Druſus ruchbar ward; machte ſich Vannius zum voͤlligen Oberhaupte der Qua- den/ und beſtieg mit groſſem Frolocken den Stul des groſſen Koͤniges Tuder. Alſo hat das Verhaͤngnuͤs gleichſam ſein Zeit Erſter Theil. F f f f f f f
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Arminius und Thußnelda.
Tagen dahin; inzwiſchen breitete ſich der Ruff
von des Vannius Fuͤrhaben durch das gantze
Land aus; alſo: daß nach dem der Ritter Ziero-
tin mit ſeinem Bortrabe ſechstauſend Cherus-
ker und Schwaben geſchlagen hatte; die bey E-
burodun verſammleten Quaden auf Anſtifften
eines von Eburum dahin vom Vannius ge-
ſchickten Edelmanns Choltitz/ die Cheruskiſchen
Befehlhaber verlieſſen/ und zum Vannius uͤ-
bergiengen; Die Cherusker und Schwaben a-
ber theils in die Stadt und nahe darbey auf ei-
nem Felſen liegende Feſtung ſich veꝛſtecken mu-
ſten. Gleichwol entſchloß ſich Vannius mit
der Helffte ſeines Heeres ſelbte zu belaͤgern; mit
der andern Helffte aber fortzuruͤcken/ und die
Verſamlung der zertheilten Feinde zu hindern.
Die Ritter Loſenſtein/ Wuͤrben/ Schlick/
Traun und Polheim waren die Kriegshaͤupter
der Belaͤgerer/ Hardeck/ Rothal/ Schlawata/
und Windiſch-Graͤtz der Belaͤgerten. Wie
hartnaͤckicht ſie nun gleich dieſe Stadt und
Schloß vertheidigten/ ſo giengen doch alle
Nacht viel Quaden zu den Marckmaͤnnern uͤ-
ber/ alldar ſie auffs freundlichſte aufgenommen
wurden/ hingegen den Belaͤgerern alle Heim-
ligkeiten entdeckten. Dahero denn/ weil dieſe
durch einen unter irrdiſchen Gang fuͤnff hun-
dert Mann in die Stadt ſpielten/ die Quadi-
ſchen Einwohner auch ſelbſt wieder die Beſaz-
zung die Waffen ergrieffen/ die Stadt leicht
ſtuͤrmender Hand erobert/ Schlawata und
Windiſch-Graͤtz ſelbſt toͤdtlich verwundet wur-
den. Vannius aber ruͤckte ſonder einigen Wie-
derſtand biß nach Medoslamium fort/ allwo
Segeſthes oder Sieg-Aſt der Caßuarier Her-
tzog als Oberſter Stadthalter des Feldherꝛn
Segimers/ vom Fluſſe Narus/ als dem da-
mahls euſſerſten Ende des Quadiſchen Reiches/
alle Macht verſamlet hatte. Die Quaden aber
verlieſſen ihn eben ſo wol groſſen Theils; alſo:
daß Vannius ſonder groſſen Verluſt den Feind
aus dem Felde ſchlug/ den Segeſthes ſelbſt ge-
fangen bekam; die Staͤdte Medoslamium und
Celemantia an dem Fluſſe Teja ihm die Schluͤſ-
ſel entgegen ſchickten; die Schwaben auch ſelbſt
ſich dem Vannius ergaben; die fluͤchtigen Che-
rusker aber nirgends hin/ als nach Carnunt an
der Donau zu entkommen wuſten; welche maͤch-
tige Stadt ſich unter der Roͤmer Schutz frey-
willig begeben hatte; als Tiberius mit Huͤlffe
der Skor disker ſo tieff bey denen Pannoniern
eingebrochen war. Weßwegen der Roͤmiſche
Land-Pflegeꝛ zu dem Vannius ſchickte/ und ihn
bedreulich aus dem Quadiſchen Gebiete/ weß-
wegen die Roͤmer mit den Cheruskern in Buͤnd-
nuͤs ſtuͤnden/ zu weichen eꝛmahnen ließ; welchem
Vannius/ nach eingeholetem Rathe des Koͤnigs
Marbod/ antwortete: Die Roͤmer haͤtten ihm
in ſeinem vaͤterlichen Reiche ſo wenig/ als er ih-
nen zu Rom Geſetze fuͤr zuſchreiben/ und er haͤtte
an dem Koͤnige Marbod einen maͤchtigern
Bunds genoſſen/ als die Cherusker an den Roͤ-
mern. Weil nun die Roͤmer zu Carnunt zwar
einen Fuß/ aber keinen Nachdruck hatten/ un-
terdeß aber die Feindſchafft zwiſchen dem Se-
gimer und Druſus ruchbar ward; machte ſich
Vannius zum voͤlligen Oberhaupte der Qua-
den/ und beſtieg mit groſſem Frolocken den
Stul des groſſen Koͤniges Tuder.
Alſo hat das Verhaͤngnuͤs gleichſam ſein
Spiel mit Veraͤnderung der Herꝛſchafften; und
ergetzet ſich an Erhebung eines unter gedruͤck-
ten/ und an Abſtuͤrtzung eines empor geſtie genen
Geſchlechtes/ welches aber mit der Zeit nach
dem Beyſpiele eines ſich umwendenden Rades
wieder in die Hoͤhe ſteigt; und laſſen ſich alle der
Herꝛſchafft gewohnte Staͤmme ſchwerer/ als
Dornen ausrotten. Denn wenn ſelbte gleich
aus bitterſtem Haſſe des Volckes verſtoſſen/
auch ſie mit groſſer Blutſtuͤrtzung vertilgt wer-
den/ bleibt doch noch ins gemein ein verbor-
gener Kaͤum uͤbrig/ welchen das Volck her-
nach ſo begierig wieder pfleget/ als es vor-
her ſeinen Stamm beſchaͤdigt hatte/ entwe-
der weil es ſich durch Erkieſung neuer Her-
ren ſelten verbeſſert ſieht; oder weil die
Zeit
Erſter Theil. F f f f f f f
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1145[1147]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1209>, abgerufen am 26.06.2024. |