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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
tene Mutter Hertzog Herrmanns Asblaste stellet sich im Tempel in Gestalt und wun-
derbahrer Gebehr dung einer Alironischen Wahrsagerin ein/ wird aber endlich mit tau-
sendfältiger Freude erkennet. Die mit allem Uberfluß und Pracht zubereitete Fürst-
liche Hochzeits-Taffeln. Thusneldens Begleitung in ihr herrlich Schlaff-Gemach.
Der neu-verheyratheten Deutschen und anderer Völcker hierbey sich ereignendewiedri-
ge Gewonheit. Adgandesters Erzehlung über Hertzog Herrmanns ausgestandene E-
bentheuer biß zu seiner erlangten gegenwärtigen Glückseligkeit. Kinder die sicherste
Vormauer eines herrschenden Haußes/ deren Mängel hingegen so wol bey Untertha-
nen als Nachbarn verächtlich. Des Feldherrn Segimers mit Asblasten siebenjährige
Unfruchtbarkeit schläget der gemeinen Wolfarth halber eine willkührliche Ehscheidung
vor: Dieser durch viel seltzame Ebentheuer aus Persten wieder erfolgte Zurückkehr in
Deutschland. Jhr kurtz hierauff verspürter Ehe-Segen durch einen nachdencklichen
Traum gleich der Olympia angedeutet. Hertzog Herrmanns und des Fürsten Fla-
vius Geburt und Aufferziehung. Der erstere in seiner Kindheit gleich dem Romulus
von einer Bährin geraubet/ von ihren Brüsten genähret/ endlich vom Segimer wie-
der errettet. Seine schöne Leibes-Gestalt und Anmuth/ was solche bey grimmigen Thie-
ren ausgerichtet. Tugend die einige Schönheit des Gemüths und das rühmlichste
Eigenthum der Fürsten. Seine frühzeitige Tapfferkeit und Gefangenschafft nebst
Asblasten und seinem Bruder Flavius durch des Drusus Hinterlist. Uber welcher
herrlichen Beute sich Kayser August dermassen vergnügt: daß er sich in Asblasten ver-
liebt/ den Fürst Herrmann und Flavius aber ihrem Stande zukommende Bedienung
verschaffet/ dafern die Gefangenschafft auch einigen Anstrich und Gold Firnis schein-
barer Freyheit annimt. Die Gräfin von der Lippe verführet des Adgandesters Erzeh-
lung: wie August besonders Livia durch Erhebung des lustigen Campaniens und Ver-
nichtung des kalten Deutschlands die schwermüthige Asblaste zu besänfftigen/ ja durch
vielfältig ersonnene Liebes-Vorstellungen ihre Keuschheit mit dem August ihren eige-
nen Gemahl zu bestricken suchet/ so aber von dieser mit den herrlichsten Vernunffts- und
Tugend-Gründen abgelehnet werden. Unglück das eigentliche Element der Tugend;
eine Prüff- und Reinigung der Seele wie der Schmeltz-Ofen des Goldes. Tugend wird
zwischen Rosen und Bisam stinckend; zwischen Dornen/ Schweiß und Staube aber e-
wig erhalten. Der Menschen Vollkommenheiten gleichen den mängelhafften Dia-
manten und fleckichten Sternen. Schönheit der Seele in was sie bestehe? Nicht von
Schmincke und falschem Anstriche/ sondern von dem Blute der Hertzhafften/ den Thrä-
nen der Gedultigen und Asche der beständigen. Terentia mahlet der Asblaste gleichfalls
die Liebe als das zärteste Schoß Kind der Seele vor/ so die Anmuth zur rechten/ Unge-
mach aber zur Stieff-Mutter habe. Die keusche Liebe wohnet mit den reinen Perlen
in einer Muschel/ pfropffet sich als die herrlichste Schnathe auff den Stamm der Tu-
gend/ ja sie bleibet ihre Krone und Mittel Punct. Liviens Art ihrem eigenen Gemahl
Kebs-Weiber zuzuführen/ und dardurch ihre Herrschafft über ihn zu befestigen. Asbla-
ste erzehlet ihren Nothstand der Gräfin von der Lippe/ wird folgenden Tag zu der in
der Ziegen-Jnsel vom Kayser angestellten Lustbarkeit und dem sogenannten Götter-
Looß gezogen. Dieser vornehmen Gesellschafft unter gewisser G[ö]tter und Göttin-
nen Nahmen herrlicher und überirrdischer Auffzug. Des den Jupiter vorbildenden

Drusus
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Arminius und Thußnelda.
tene Mutter Hertzog Herꝛmanns Asblaſte ſtellet ſich im Tempel in Geſtalt und wun-
derbahrer Gebehr dung einer Alironiſchen Wahrſagerin ein/ wird aber endlich mit tau-
ſendfaͤltiger Freude erkennet. Die mit allem Uberfluß und Pracht zubereitete Fuͤrſt-
liche Hochzeits-Taffeln. Thusneldens Begleitung in ihr herꝛlich Schlaff-Gemach.
Der neu-verheyratheten Deutſchen und anderer Voͤlcker hierbey ſich ereignendewiedri-
ge Gewonheit. Adgandeſters Erzehlung uͤber Hertzog Herꝛmanns ausgeſtandene E-
bentheuer biß zu ſeiner erlangten gegenwaͤrtigen Gluͤckſeligkeit. Kinder die ſicherſte
Vormauer eines herꝛſchenden Haußes/ deren Maͤngel hingegen ſo wol bey Untertha-
nen als Nachbarn veraͤchtlich. Des Feldherꝛn Segimers mit Asblaſten ſiebenjaͤhrige
Unfruchtbarkeit ſchlaͤget der gemeinen Wolfarth halber eine willkuͤhrliche Ehſcheidung
vor: Dieſer durch viel ſeltzame Ebentheuer aus Perſten wieder erfolgte Zuruͤckkehr in
Deutſchland. Jhr kurtz hierauff verſpuͤrter Ehe-Segen durch einen nachdencklichen
Traum gleich der Olympia angedeutet. Hertzog Herꝛmanns und des Fuͤrſten Fla-
vius Geburt und Aufferziehung. Der erſtere in ſeiner Kindheit gleich dem Romulus
von einer Baͤhrin geraubet/ von ihren Bruͤſten genaͤhret/ endlich vom Segimer wie-
der errettet. Seine ſchoͤne Leibes-Geſtalt und Anmuth/ was ſolche bey grimmigen Thie-
ren ausgerichtet. Tugend die einige Schoͤnheit des Gemuͤths und das ruͤhmlichſte
Eigenthum der Fuͤrſten. Seine fruͤhzeitige Tapfferkeit und Gefangenſchafft nebſt
Asblaſten und ſeinem Bruder Flavius durch des Druſus Hinterliſt. Uber welcher
herꝛlichen Beute ſich Kayſer Auguſt dermaſſen vergnuͤgt: daß er ſich in Asblaſten ver-
liebt/ den Fuͤrſt Herꝛmann und Flavius aber ihrem Stande zukommende Bedienung
verſchaffet/ dafern die Gefangenſchafft auch einigen Anſtrich und Gold Firnis ſchein-
barer Freyheit annimt. Die Graͤfin von der Lippe verfuͤhret des Adgandeſters Erzeh-
lung: wie Auguſt beſonders Livia durch Erhebung des luſtigen Campaniens und Ver-
nichtung des kalten Deutſchlands die ſchwermuͤthige Asblaſte zu beſaͤnfftigen/ ja durch
vielfaͤltig erſonnene Liebes-Vorſtellungen ihre Keuſchheit mit dem Auguſt ihren eige-
nen Gemahl zu beſtricken ſuchet/ ſo aber von dieſer mit den herrlichſten Vernunffts- und
Tugend-Gruͤnden abgelehnet werden. Ungluͤck das eigentliche Element der Tugend;
eine Pruͤff- und Reinigung der Seele wie der Schmeltz-Ofen des Goldes. Tugend wird
zwiſchen Roſen und Biſam ſtinckend; zwiſchen Dornen/ Schweiß und Staube aber e-
wig erhalten. Der Menſchen Vollkommenheiten gleichen den maͤngelhafften Dia-
manten und fleckichten Sternen. Schoͤnheit der Seele in was ſie beſtehe? Nicht von
Schmincke und falſchem Anſtriche/ ſondern von dem Blute der Hertzhafften/ den Thraͤ-
nen der Gedultigen und Aſche der beſtaͤndigen. Terentia mahlet der Asblaſte gleichfalls
die Liebe als das zaͤrteſte Schoß Kind der Seele vor/ ſo die Anmuth zur rechten/ Unge-
mach aber zur Stieff-Mutter habe. Die keuſche Liebe wohnet mit den reinen Perlen
in einer Muſchel/ pfropffet ſich als die herrlichſte Schnathe auff den Stamm der Tu-
gend/ ja ſie bleibet ihre Krone und Mittel Punct. Liviens Art ihrem eigenen Gemahl
Kebs-Weiber zuzufuͤhren/ und dardurch ihre Herꝛſchafft uͤber ihn zu befeſtigen. Asbla-
ſte erzehlet ihren Nothſtand der Graͤfin von der Lippe/ wird folgenden Tag zu der in
der Ziegen-Jnſel vom Kayſer angeſtellten Luſtbarkeit und dem ſogenannten Goͤtter-
Looß gezogen. Dieſer vornehmen Geſellſchafft unter gewiſſer G[oͤ]tter und Goͤttin-
nen Nahmen herꝛlicher und uͤberirrdiſcher Auffzug. Des den Jupiter vorbildenden

Druſus
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[1165[1167]/1231] Arminius und Thußnelda. tene Mutter Hertzog Herꝛmanns Asblaſte ſtellet ſich im Tempel in Geſtalt und wun- derbahrer Gebehr dung einer Alironiſchen Wahrſagerin ein/ wird aber endlich mit tau- ſendfaͤltiger Freude erkennet. Die mit allem Uberfluß und Pracht zubereitete Fuͤrſt- liche Hochzeits-Taffeln. Thusneldens Begleitung in ihr herꝛlich Schlaff-Gemach. Der neu-verheyratheten Deutſchen und anderer Voͤlcker hierbey ſich ereignendewiedri- ge Gewonheit. Adgandeſters Erzehlung uͤber Hertzog Herꝛmanns ausgeſtandene E- bentheuer biß zu ſeiner erlangten gegenwaͤrtigen Gluͤckſeligkeit. Kinder die ſicherſte Vormauer eines herꝛſchenden Haußes/ deren Maͤngel hingegen ſo wol bey Untertha- nen als Nachbarn veraͤchtlich. Des Feldherꝛn Segimers mit Asblaſten ſiebenjaͤhrige Unfruchtbarkeit ſchlaͤget der gemeinen Wolfarth halber eine willkuͤhrliche Ehſcheidung vor: Dieſer durch viel ſeltzame Ebentheuer aus Perſten wieder erfolgte Zuruͤckkehr in Deutſchland. Jhr kurtz hierauff verſpuͤrter Ehe-Segen durch einen nachdencklichen Traum gleich der Olympia angedeutet. Hertzog Herꝛmanns und des Fuͤrſten Fla- vius Geburt und Aufferziehung. Der erſtere in ſeiner Kindheit gleich dem Romulus von einer Baͤhrin geraubet/ von ihren Bruͤſten genaͤhret/ endlich vom Segimer wie- der errettet. Seine ſchoͤne Leibes-Geſtalt und Anmuth/ was ſolche bey grimmigen Thie- ren ausgerichtet. Tugend die einige Schoͤnheit des Gemuͤths und das ruͤhmlichſte Eigenthum der Fuͤrſten. Seine fruͤhzeitige Tapfferkeit und Gefangenſchafft nebſt Asblaſten und ſeinem Bruder Flavius durch des Druſus Hinterliſt. Uber welcher herꝛlichen Beute ſich Kayſer Auguſt dermaſſen vergnuͤgt: daß er ſich in Asblaſten ver- liebt/ den Fuͤrſt Herꝛmann und Flavius aber ihrem Stande zukommende Bedienung verſchaffet/ dafern die Gefangenſchafft auch einigen Anſtrich und Gold Firnis ſchein- barer Freyheit annimt. Die Graͤfin von der Lippe verfuͤhret des Adgandeſters Erzeh- lung: wie Auguſt beſonders Livia durch Erhebung des luſtigen Campaniens und Ver- nichtung des kalten Deutſchlands die ſchwermuͤthige Asblaſte zu beſaͤnfftigen/ ja durch vielfaͤltig erſonnene Liebes-Vorſtellungen ihre Keuſchheit mit dem Auguſt ihren eige- nen Gemahl zu beſtricken ſuchet/ ſo aber von dieſer mit den herrlichſten Vernunffts- und Tugend-Gruͤnden abgelehnet werden. Ungluͤck das eigentliche Element der Tugend; eine Pruͤff- und Reinigung der Seele wie der Schmeltz-Ofen des Goldes. Tugend wird zwiſchen Roſen und Biſam ſtinckend; zwiſchen Dornen/ Schweiß und Staube aber e- wig erhalten. Der Menſchen Vollkommenheiten gleichen den maͤngelhafften Dia- manten und fleckichten Sternen. Schoͤnheit der Seele in was ſie beſtehe? Nicht von Schmincke und falſchem Anſtriche/ ſondern von dem Blute der Hertzhafften/ den Thraͤ- nen der Gedultigen und Aſche der beſtaͤndigen. Terentia mahlet der Asblaſte gleichfalls die Liebe als das zaͤrteſte Schoß Kind der Seele vor/ ſo die Anmuth zur rechten/ Unge- mach aber zur Stieff-Mutter habe. Die keuſche Liebe wohnet mit den reinen Perlen in einer Muſchel/ pfropffet ſich als die herrlichſte Schnathe auff den Stamm der Tu- gend/ ja ſie bleibet ihre Krone und Mittel Punct. Liviens Art ihrem eigenen Gemahl Kebs-Weiber zuzufuͤhren/ und dardurch ihre Herꝛſchafft uͤber ihn zu befeſtigen. Asbla- ſte erzehlet ihren Nothſtand der Graͤfin von der Lippe/ wird folgenden Tag zu der in der Ziegen-Jnſel vom Kayſer angeſtellten Luſtbarkeit und dem ſogenannten Goͤtter- Looß gezogen. Dieſer vornehmen Geſellſchafft unter gewiſſer Goͤtter und Goͤttin- nen Nahmen herꝛlicher und uͤberirrdiſcher Auffzug. Des den Jupiter vorbildenden Druſus H h h h h h h 3

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1165[1167]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1231>, abgerufen am 23.11.2024.