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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] die gestirnten Zwillinge/ und er ward von vier
schneeweissen Pferden gezogen. Dem Kayser
folgte unmittelbar die schöne Asblaste in Gestalt
der feurigen Vesta; welche Vertretung sie ihr
für ein von dem Glücke zugeschicktes Glück
auffnahm; weil diese Göttin eine Auffseherin
der Keuschheit und Jungfrauschafft seyn soll.
Sie hatte einen Rock an mit eitel gläntzenden
Edelsteinen besetzt; welche gleichsam rechte
Feuer Strahlen von sich warffen. Auff der
Scheitel trug sie einen Krantz von weissen
Blumen. Jnsonderheit zierte sie ein Stirn-
Band von Rubinen/ welche das selbst-ständige
Feuer zu seyn schienen. Für ihren Füssen als
einer Gebieterin der Winde lag eine runde
Kessel-Paucke. Der Wagen bildete ein Altar/
für welches rings herum ein aus Zimmet/ Wey-
rauch und Agstein gemachtes Feuer erhellete/
die Lufft mit köstlichem Geruch erfüllte/ und
also Asblaste gleichsam mitten im Feuer zu sitzen
schien. Hinten war der gestirnte Steinbock
eingeetzt; und ward alles diß von zwey gezähm-
ten Löwen geführt. Asblasten folgte der in den
Mars vermummte Lucius. Sein Kleid war
ein blancker und ziervergoldeter Harnisch. Auf
dem Haupte hatte er einen Krantz von gemei-
nem Grase; welches von Menschen-Blute am
meisten wachsen soll. Jn der einen Hand einen
Spieß/ in der andern eine Fackel. Auff der
einen Schulter saß ihm ein Specht/ auff der
andern ein Geyer/ um ihn herum lag allerhand
Kriegs-Zeug. Er fuhr auf einem gesichelten
Streit-Wagen/ welchen vier Wölffe zohen;
hinten aber der gestirnte Scorpion zierte. Hier-
auff erschien in dem Bilde der keuschen Diana
die geile Julia. Jhr Kleid war grünes Sil-
berstück. Auff der Stirne hatte sie an statt des
Krantzes einen halben Mohnden; welcher von
denen köstlichsten Opalen über und über besetzt
war. An der Achsel hieng ein mit Schmarag-
den besetzter Bogen; an der Seite ein gleich-
mäßiger Köcher voller Pfeile; Um den Leib ei-
[Spaltenumbruch] nen Gürtel mit Opalen besetzt; Jn der rechten
Hand führte sie einen Jäger-Spieß; Sie aber
auff einem güldenen Wagen/ daran der ge-
stirnte Schütze seine Pfeile abschoß/ zwey weis-
se Hirschen. Hinter dieser unkeuschen Diana
kam Antonia in Gestalt der Venus. Jhr Kleid
war purpern/ und darauff das Gerichte des
Paris mit Perlen gestückt. Um ihren Hals
hatte sie ein Halsband von Perlen in der Grösse
der Hasel-Nüsse. Der auff das Haupt gesetzte
Rosen- und Myrten-Krantz starrte nichts weni-
ger als die Purper-Muschel/ darauf sie saß von
Perlen. Sie war mit einem güldenen Bogen/
Köcher und Pfeilen ausgerüstet. Jn der einen
Hand hatte sie eine weisse Wachs-Fackel/ in der
andern einen güldenen Apffel. Für ihr gab
ein güldenes Geschirr einen wolrüchenden
Rauch von sich. Hinter ihr stand ein Liebes-
Gott mit einem Sonnen-Schirme; vorwerts
fachete ihr einer mit Pfauen-Federn Lufft zu.
Jhr Wagen war wie eine Purper-Muschel
bereitet; daran hinten der gestirnte Ochse gebil-
det stand. Sie bewegte ihn durch künstliche
Gewichte gleichfalls mit den Füssen: daß es
schien; als wenn ihn die angespannten Schwa-
nen fortzügen. An statt des sonst in die Zahl
dieser zwölff Götter gehörigen Vulcans ward
der sauersehende Saturn aus einem sich hernach
ereignendem Absehen; oder durch den Gegen-
satz seiner Heßligkeit die ihm vorgehenden Zier-
rathen desto annehmlicher zu machen/ auffge-
führet; das Loß hatte den sauer sehenden Tibe-
rius gleichsam durch eine weise Erkiesung hier-
zu bestimmet; hier aber der Venus unmittelbar
beygesellet; entweder weil auff ihre Uppigkeit
meist traurige Bestürtzungen folgen; oder weil
sie aus denen dem Saturn vom Jupiter abge-
schnittenen und ins Meer gefallenen Geburts-
Gliedern soll gezeuget worden seyn. Er war
gebildet wie ein blasser und Eys-grauer Alter;
in der einen Hand hatte er eine Sichel; welcher
Erfinder er gewesen; in der andern eine ge-

krin-
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] die geſtirnten Zwillinge/ und er ward von vier
ſchneeweiſſen Pferden gezogen. Dem Kayſer
folgte unmittelbar die ſchoͤne Asblaſte in Geſtalt
der feurigen Veſta; welche Vertretung ſie ihr
fuͤr ein von dem Gluͤcke zugeſchicktes Gluͤck
auffnahm; weil dieſe Goͤttin eine Auffſeherin
der Keuſchheit und Jungfrauſchafft ſeyn ſoll.
Sie hatte einen Rock an mit eitel glaͤntzenden
Edelſteinen beſetzt; welche gleichſam rechte
Feuer Strahlen von ſich warffen. Auff der
Scheitel trug ſie einen Krantz von weiſſen
Blumen. Jnſonderheit zierte ſie ein Stirn-
Band von Rubinen/ welche das ſelbſt-ſtaͤndige
Feuer zu ſeyn ſchienen. Fuͤr ihren Fuͤſſen als
einer Gebieterin der Winde lag eine runde
Keſſel-Paucke. Der Wagen bildete ein Altar/
fuͤr welches rings herum ein aus Zimmet/ Wey-
rauch und Agſtein gemachtes Feuer erhellete/
die Lufft mit koͤſtlichem Geruch erfuͤllte/ und
alſo Asblaſte gleichſam mitten im Feuer zu ſitzen
ſchien. Hinten war der geſtirnte Steinbock
eingeetzt; und ward alles diß von zwey gezaͤhm-
ten Loͤwen gefuͤhrt. Asblaſten folgte der in den
Mars vermummte Lucius. Sein Kleid war
ein blancker und ziervergoldeter Harniſch. Auf
dem Haupte hatte er einen Krantz von gemei-
nem Graſe; welches von Menſchen-Blute am
meiſten wachſen ſoll. Jn der einen Hand einen
Spieß/ in der andern eine Fackel. Auff der
einen Schulter ſaß ihm ein Specht/ auff der
andern ein Geyer/ um ihn herum lag allerhand
Kriegs-Zeug. Er fuhr auf einem geſichelten
Streit-Wagen/ welchen vier Woͤlffe zohen;
hinten aber der geſtirnte Scorpion zierte. Hier-
auff erſchien in dem Bilde der keuſchen Diana
die geile Julia. Jhr Kleid war gruͤnes Sil-
berſtuͤck. Auff der Stirne hatte ſie an ſtatt des
Krantzes einen halben Mohnden; welcher von
denen koͤſtlichſten Opalen uͤber und uͤber beſetzt
war. An der Achſel hieng ein mit Schmarag-
den beſetzter Bogen; an der Seite ein gleich-
maͤßiger Koͤcher voller Pfeile; Um den Leib ei-
[Spaltenumbruch] nen Guͤrtel mit Opalen beſetzt; Jn der rechten
Hand fuͤhrte ſie einen Jaͤger-Spieß; Sie aber
auff einem guͤldenen Wagen/ daran der ge-
ſtirnte Schuͤtze ſeine Pfeile abſchoß/ zwey weiſ-
ſe Hirſchen. Hinter dieſer unkeuſchen Diana
kam Antonia in Geſtalt der Venus. Jhr Kleid
war purpern/ und darauff das Gerichte des
Paris mit Perlen geſtuͤckt. Um ihren Hals
hatte ſie ein Halsband von Perlen in der Groͤſſe
der Haſel-Nuͤſſe. Der auff das Haupt geſetzte
Roſen- und Myrten-Krantz ſtarrte nichts weni-
ger als die Purper-Muſchel/ darauf ſie ſaß von
Perlen. Sie war mit einem guͤldenen Bogen/
Koͤcher und Pfeilen ausgeruͤſtet. Jn der einen
Hand hatte ſie eine weiſſe Wachs-Fackel/ in der
andern einen guͤldenen Apffel. Fuͤr ihr gab
ein guͤldenes Geſchirr einen wolruͤchenden
Rauch von ſich. Hinter ihr ſtand ein Liebes-
Gott mit einem Sonnen-Schirme; vorwerts
fachete ihr einer mit Pfauen-Federn Lufft zu.
Jhr Wagen war wie eine Purper-Muſchel
bereitet; daran hinten der geſtirnte Ochſe gebil-
det ſtand. Sie bewegte ihn durch kuͤnſtliche
Gewichte gleichfalls mit den Fuͤſſen: daß es
ſchien; als wenn ihn die angeſpannten Schwa-
nen fortzuͤgen. An ſtatt des ſonſt in die Zahl
dieſer zwoͤlff Goͤtter gehoͤrigen Vulcans ward
der ſauerſehende Saturn aus einem ſich hernach
ereignendem Abſehen; oder durch den Gegen-
ſatz ſeiner Heßligkeit die ihm vorgehenden Zier-
rathen deſto annehmlicher zu machen/ auffge-
fuͤhret; das Loß hatte den ſauer ſehenden Tibe-
rius gleichſam durch eine weiſe Erkieſung hier-
zu beſtimmet; hier aber der Venus unmittelbar
beygeſellet; entweder weil auff ihre Uppigkeit
meiſt traurige Beſtuͤrtzungen folgen; oder weil
ſie aus denen dem Saturn vom Jupiter abge-
ſchnittenen und ins Meer gefallenen Geburts-
Gliedern ſoll gezeuget worden ſeyn. Er war
gebildet wie ein blaſſer und Eys-grauer Alter;
in der einen Hand hatte er eine Sichel; welcher
Erfinder er geweſen; in der andern eine ge-

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[1195[1197]/1261] Arminius und Thußnelda. die geſtirnten Zwillinge/ und er ward von vier ſchneeweiſſen Pferden gezogen. Dem Kayſer folgte unmittelbar die ſchoͤne Asblaſte in Geſtalt der feurigen Veſta; welche Vertretung ſie ihr fuͤr ein von dem Gluͤcke zugeſchicktes Gluͤck auffnahm; weil dieſe Goͤttin eine Auffſeherin der Keuſchheit und Jungfrauſchafft ſeyn ſoll. Sie hatte einen Rock an mit eitel glaͤntzenden Edelſteinen beſetzt; welche gleichſam rechte Feuer Strahlen von ſich warffen. Auff der Scheitel trug ſie einen Krantz von weiſſen Blumen. Jnſonderheit zierte ſie ein Stirn- Band von Rubinen/ welche das ſelbſt-ſtaͤndige Feuer zu ſeyn ſchienen. Fuͤr ihren Fuͤſſen als einer Gebieterin der Winde lag eine runde Keſſel-Paucke. Der Wagen bildete ein Altar/ fuͤr welches rings herum ein aus Zimmet/ Wey- rauch und Agſtein gemachtes Feuer erhellete/ die Lufft mit koͤſtlichem Geruch erfuͤllte/ und alſo Asblaſte gleichſam mitten im Feuer zu ſitzen ſchien. Hinten war der geſtirnte Steinbock eingeetzt; und ward alles diß von zwey gezaͤhm- ten Loͤwen gefuͤhrt. Asblaſten folgte der in den Mars vermummte Lucius. Sein Kleid war ein blancker und ziervergoldeter Harniſch. Auf dem Haupte hatte er einen Krantz von gemei- nem Graſe; welches von Menſchen-Blute am meiſten wachſen ſoll. Jn der einen Hand einen Spieß/ in der andern eine Fackel. Auff der einen Schulter ſaß ihm ein Specht/ auff der andern ein Geyer/ um ihn herum lag allerhand Kriegs-Zeug. Er fuhr auf einem geſichelten Streit-Wagen/ welchen vier Woͤlffe zohen; hinten aber der geſtirnte Scorpion zierte. Hier- auff erſchien in dem Bilde der keuſchen Diana die geile Julia. Jhr Kleid war gruͤnes Sil- berſtuͤck. Auff der Stirne hatte ſie an ſtatt des Krantzes einen halben Mohnden; welcher von denen koͤſtlichſten Opalen uͤber und uͤber beſetzt war. An der Achſel hieng ein mit Schmarag- den beſetzter Bogen; an der Seite ein gleich- maͤßiger Koͤcher voller Pfeile; Um den Leib ei- nen Guͤrtel mit Opalen beſetzt; Jn der rechten Hand fuͤhrte ſie einen Jaͤger-Spieß; Sie aber auff einem guͤldenen Wagen/ daran der ge- ſtirnte Schuͤtze ſeine Pfeile abſchoß/ zwey weiſ- ſe Hirſchen. Hinter dieſer unkeuſchen Diana kam Antonia in Geſtalt der Venus. Jhr Kleid war purpern/ und darauff das Gerichte des Paris mit Perlen geſtuͤckt. Um ihren Hals hatte ſie ein Halsband von Perlen in der Groͤſſe der Haſel-Nuͤſſe. Der auff das Haupt geſetzte Roſen- und Myrten-Krantz ſtarrte nichts weni- ger als die Purper-Muſchel/ darauf ſie ſaß von Perlen. Sie war mit einem guͤldenen Bogen/ Koͤcher und Pfeilen ausgeruͤſtet. Jn der einen Hand hatte ſie eine weiſſe Wachs-Fackel/ in der andern einen guͤldenen Apffel. Fuͤr ihr gab ein guͤldenes Geſchirr einen wolruͤchenden Rauch von ſich. Hinter ihr ſtand ein Liebes- Gott mit einem Sonnen-Schirme; vorwerts fachete ihr einer mit Pfauen-Federn Lufft zu. Jhr Wagen war wie eine Purper-Muſchel bereitet; daran hinten der geſtirnte Ochſe gebil- det ſtand. Sie bewegte ihn durch kuͤnſtliche Gewichte gleichfalls mit den Fuͤſſen: daß es ſchien; als wenn ihn die angeſpannten Schwa- nen fortzuͤgen. An ſtatt des ſonſt in die Zahl dieſer zwoͤlff Goͤtter gehoͤrigen Vulcans ward der ſauerſehende Saturn aus einem ſich hernach ereignendem Abſehen; oder durch den Gegen- ſatz ſeiner Heßligkeit die ihm vorgehenden Zier- rathen deſto annehmlicher zu machen/ auffge- fuͤhret; das Loß hatte den ſauer ſehenden Tibe- rius gleichſam durch eine weiſe Erkieſung hier- zu beſtimmet; hier aber der Venus unmittelbar beygeſellet; entweder weil auff ihre Uppigkeit meiſt traurige Beſtuͤrtzungen folgen; oder weil ſie aus denen dem Saturn vom Jupiter abge- ſchnittenen und ins Meer gefallenen Geburts- Gliedern ſoll gezeuget worden ſeyn. Er war gebildet wie ein blaſſer und Eys-grauer Alter; in der einen Hand hatte er eine Sichel; welcher Erfinder er geweſen; in der andern eine ge- krin- M m m m m m m 2

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1195[1197]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1261>, abgerufen am 23.11.2024.