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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Achtes Buch
[Spaltenumbruch] ob er wieder durch den Phrat setzen wolte. Wie
nun die Parthen sich daselbst gegen ihn stellten;
gieng Fürst Herrmann mit der deutschen Rey-
sigen Zeuge ihnen in Rücken; erlegte derer
zwar mehr nicht/ als tausend Mann vom Hin-
terhalte; jagte aber dem Phraates ein solches
Schrecken ein; sonderlich als er vernahm: daß
die Römer sich schon auff der lincken Seite des
Phrats verschantzt hatten: daß er den Römern
Friedens-Handlung antrug; und noch selbigen
Tag solchen auf einem mitten im Phrat gele-
genen Eylande mit dem Cajus durch beyder-
seitige Erkiesung des Fürsten Artavasdes zum
Könige in Armenien abredete. Beyde Phraa-
tes und Cajus bekräfftigten ihre neue Freund-
schafft durch herrliche Gast-Mahle; jener be-
schenckte auch den Fürsten Herrmann seiner
erwiesenen Tapfferkeit halber; und weil er hör-
te: daß er des berühmten Surena Enckel/ also
von Ankunfft ein halber Parthe wäre/ mit
zwölff Arabischen Pferden/ einer mit Diaman-
ten reich versetzten Sebel/ und einem mit Tür-
kißen prangendem Köcher und Bogen. Lolli-
us ließ hierüber/ und wegen der dem Fürsten
Herrmann sonst mehr bezeigten Höfligkeit ei-
niges Unvergnügen blicken; welches den trun-
ckenen Phraates derogestalt verdroß: daß er ihn
einen Verräther schalt/ und dem Cajus alle
vom Lollius erhaltene Nachrichten einliefferte.
Weßwegen Cajus den Lollius zwar durch Gift
hinrichten; dieser aber seinen Erben einen in
diesem Feldzuge zusammen gescharreten Schatz
von unglaublichem Werthe verließ; also: daß
nach der Zeit seine Enckelin Lollia Paulina des
Kaysers Cajus Buhlschafft auf einem mittel-
mäßigen Verlobungs-Mahle mit Perlen und
Schmaragden alle Kleider und Glieder gleich-
sam verhüllete; und über eine Tonne Goldes
an Edelgesteinen am Leibetrug.

Dieser Friede ward aber bald durch die Ar-
menier selbst zernichtet; welche den Artavasdes
der Königlichen Würde entsetzten/ den Gotar-
[Spaltenumbruch] tzes an seine Stelle erhoben/ und den Censorin
mit dem meisten Theile zweyer Legionen erleg-
ten. Cajus rückte hierüber zwar in Armenien/
brach aber wieder des Fürsten Herrmanns Rath
zugleich mit den Parthen; und suchte durch
Bestechung des Persischen Stadthalters Don-
nes sich der vorhin dem Phraates abgetretenen
Stadt Artagera zu bemeistern; ungeachtet ihm
Fürst Herrmann einhielt: daß böse Wercke sel-
ten wol von statten giengen; und alles diß/ was
nach Verrätherey rüche/ den guten Nahmen
stinckend machte. Massen denn auch Cajus
darüber gefährlich vom Donnes verwundet
ward; Fürst Herrmann aber mit seinen Deut-
schen diesen arglistigen Meuchel-Mörder in ei-
nem Berg-Schlosse besetzte/ und dergestalt be-
ängstigte: daß er in seinem eigenen Degen fal-
lende sich zugleich auff einen brennenden Holtz-
stoß von einem Thurme stürtzte/ und also die
Thorheit begieng: daß er zeitlicher starb/ als das
Verhängnüs ihm bestimmt hatte; wormit er
nicht längsamer sterben müste. Dem Fürsten
Herrmann lag inzwischen bey der Unfähigkeit
des verwundeten Cajus die gantze Krieges-
Sorge auf dem Halse; da er denn theils durch
seine und der Batavischen Reuterey Tapffer-
keit den Parthen in vielen Scharmützeln nicht
geringen Abbruch that; theils durch seine Klugheit
zwischen ihnen und denen Armeniern allerhand
Saamen des Mißtrauens und der Zwietracht
ausstreute/ insonderheit aber sich sehr wol der
aus etlicher Gefangenen erprestem Bekäntnüße/
wie in Persien wieder den Phraates ein mäch-
tiger Auffstand sich ereignet hätte/ bediente; in
dem er bey solcher im Parthischen Läger er-
wachsenden Bestürtzung selbten unverzüglich
auf den Halsrückte; und dem Phraates einen
vortheilhafften Frieden abzwang/ Krafft dessen
er in die Entsetzung des Gotartzes willigen/ und
den Ariobarzanes zum Könige in Armenien
belieben muste. Also ist die Geschwindigkeit im
Kriege meist die Mutter des Glückes; und die

haben

Achtes Buch
[Spaltenumbruch] ob er wieder durch den Phrat ſetzen wolte. Wie
nun die Parthen ſich daſelbſt gegen ihn ſtellten;
gieng Fuͤrſt Herrmann mit der deutſchen Rey-
ſigen Zeuge ihnen in Ruͤcken; erlegte derer
zwar mehr nicht/ als tauſend Mann vom Hin-
terhalte; jagte aber dem Phraates ein ſolches
Schrecken ein; ſonderlich als er vernahm: daß
die Roͤmer ſich ſchon auff der lincken Seite des
Phrats verſchantzt hatten: daß er den Roͤmern
Friedens-Handlung antrug; und noch ſelbigen
Tag ſolchen auf einem mitten im Phrat gele-
genen Eylande mit dem Cajus durch beyder-
ſeitige Erkieſung des Fuͤrſten Artavasdes zum
Koͤnige in Armenien abredete. Beyde Phraa-
tes und Cajus bekraͤfftigten ihre neue Freund-
ſchafft durch herrliche Gaſt-Mahle; jener be-
ſchenckte auch den Fuͤrſten Herrmann ſeiner
erwieſenen Tapfferkeit halber; und weil er hoͤr-
te: daß er des beruͤhmten Surena Enckel/ alſo
von Ankunfft ein halber Parthe waͤre/ mit
zwoͤlff Arabiſchen Pferden/ einer mit Diaman-
ten reich verſetzten Sebel/ und einem mit Tuͤr-
kißen prangendem Koͤcher und Bogen. Lolli-
us ließ hieruͤber/ und wegen der dem Fuͤrſten
Herrmann ſonſt mehr bezeigten Hoͤfligkeit ei-
niges Unvergnuͤgen blicken; welches den trun-
ckenen Phraates derogeſtalt verdroß: daß er ihn
einen Verraͤther ſchalt/ und dem Cajus alle
vom Lollius erhaltene Nachrichten einliefferte.
Weßwegen Cajus den Lollius zwar durch Gift
hinrichten; dieſer aber ſeinen Erben einen in
dieſem Feldzuge zuſam̃en geſcharreten Schatz
von unglaublichem Werthe verließ; alſo: daß
nach der Zeit ſeine Enckelin Lollia Paulina des
Kayſers Cajus Buhlſchafft auf einem mittel-
maͤßigen Verlobungs-Mahle mit Perlen und
Schmaragden alle Kleider und Glieder gleich-
ſam verhuͤllete; und uͤber eine Tonne Goldes
an Edelgeſteinen am Leibetrug.

Dieſer Friede ward aber bald durch die Ar-
menier ſelbſt zernichtet; welche den Artavasdes
der Koͤniglichen Wuͤrde entſetzten/ den Gotar-
[Spaltenumbruch] tzes an ſeine Stelle erhoben/ und den Cenſorin
mit dem meiſten Theile zweyer Legionen erleg-
ten. Cajus ruͤckte hieruͤber zwar in Armenien/
brach aber wieder des Fuͤrſten Herꝛmanns Rath
zugleich mit den Parthen; und ſuchte durch
Beſtechung des Perſiſchen Stadthalters Don-
nes ſich der vorhin dem Phraates abgetretenen
Stadt Artagera zu bemeiſtern; ungeachtet ihm
Fuͤrſt Herrmann einhielt: daß boͤſe Wercke ſel-
ten wol von ſtatten giengen; und alles diß/ was
nach Verraͤtherey ruͤche/ den guten Nahmen
ſtinckend machte. Maſſen denn auch Cajus
daruͤber gefaͤhrlich vom Donnes verwundet
ward; Fuͤrſt Herrmann aber mit ſeinen Deut-
ſchen dieſen argliſtigen Meuchel-Moͤrder in ei-
nem Berg-Schloſſe beſetzte/ und dergeſtalt be-
aͤngſtigte: daß er in ſeinem eigenen Degen fal-
lende ſich zugleich auff einen brennenden Holtz-
ſtoß von einem Thurme ſtuͤrtzte/ und alſo die
Thorheit begieng: daß er zeitlicher ſtarb/ als das
Verhaͤngnuͤs ihm beſtimmt hatte; wormit er
nicht laͤngſamer ſterben muͤſte. Dem Fuͤrſten
Herrmann lag inzwiſchen bey der Unfaͤhigkeit
des verwundeten Cajus die gantze Krieges-
Sorge auf dem Halſe; da er denn theils durch
ſeine und der Bataviſchen Reuterey Tapffer-
keit den Parthen in vielen Scharmuͤtzeln nicht
geringẽ Abbruch that; theils durch ſeine Klugheit
zwiſchen ihnen und denen Armeniern allerhand
Saamen des Mißtrauens und der Zwietracht
ausſtreute/ inſonderheit aber ſich ſehr wol der
aus etlicher Gefangenẽ erpreſtem Bekaͤntnuͤße/
wie in Perſien wieder den Phraates ein maͤch-
tiger Auffſtand ſich ereignet haͤtte/ bediente; in
dem er bey ſolcher im Parthiſchen Laͤger er-
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auf den Halsruͤckte; und dem Phraates einen
vortheilhafften Frieden abzwang/ Krafft deſſen
er in die Entſetzung des Gotartzes willigen/ und
den Ariobarzanes zum Koͤnige in Armenien
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[1232[1234]/1298] Achtes Buch ob er wieder durch den Phrat ſetzen wolte. Wie nun die Parthen ſich daſelbſt gegen ihn ſtellten; gieng Fuͤrſt Herrmann mit der deutſchen Rey- ſigen Zeuge ihnen in Ruͤcken; erlegte derer zwar mehr nicht/ als tauſend Mann vom Hin- terhalte; jagte aber dem Phraates ein ſolches Schrecken ein; ſonderlich als er vernahm: daß die Roͤmer ſich ſchon auff der lincken Seite des Phrats verſchantzt hatten: daß er den Roͤmern Friedens-Handlung antrug; und noch ſelbigen Tag ſolchen auf einem mitten im Phrat gele- genen Eylande mit dem Cajus durch beyder- ſeitige Erkieſung des Fuͤrſten Artavasdes zum Koͤnige in Armenien abredete. Beyde Phraa- tes und Cajus bekraͤfftigten ihre neue Freund- ſchafft durch herrliche Gaſt-Mahle; jener be- ſchenckte auch den Fuͤrſten Herrmann ſeiner erwieſenen Tapfferkeit halber; und weil er hoͤr- te: daß er des beruͤhmten Surena Enckel/ alſo von Ankunfft ein halber Parthe waͤre/ mit zwoͤlff Arabiſchen Pferden/ einer mit Diaman- ten reich verſetzten Sebel/ und einem mit Tuͤr- kißen prangendem Koͤcher und Bogen. Lolli- us ließ hieruͤber/ und wegen der dem Fuͤrſten Herrmann ſonſt mehr bezeigten Hoͤfligkeit ei- niges Unvergnuͤgen blicken; welches den trun- ckenen Phraates derogeſtalt verdroß: daß er ihn einen Verraͤther ſchalt/ und dem Cajus alle vom Lollius erhaltene Nachrichten einliefferte. Weßwegen Cajus den Lollius zwar durch Gift hinrichten; dieſer aber ſeinen Erben einen in dieſem Feldzuge zuſam̃en geſcharreten Schatz von unglaublichem Werthe verließ; alſo: daß nach der Zeit ſeine Enckelin Lollia Paulina des Kayſers Cajus Buhlſchafft auf einem mittel- maͤßigen Verlobungs-Mahle mit Perlen und Schmaragden alle Kleider und Glieder gleich- ſam verhuͤllete; und uͤber eine Tonne Goldes an Edelgeſteinen am Leibetrug. Dieſer Friede ward aber bald durch die Ar- menier ſelbſt zernichtet; welche den Artavasdes der Koͤniglichen Wuͤrde entſetzten/ den Gotar- tzes an ſeine Stelle erhoben/ und den Cenſorin mit dem meiſten Theile zweyer Legionen erleg- ten. Cajus ruͤckte hieruͤber zwar in Armenien/ brach aber wieder des Fuͤrſten Herꝛmanns Rath zugleich mit den Parthen; und ſuchte durch Beſtechung des Perſiſchen Stadthalters Don- nes ſich der vorhin dem Phraates abgetretenen Stadt Artagera zu bemeiſtern; ungeachtet ihm Fuͤrſt Herrmann einhielt: daß boͤſe Wercke ſel- ten wol von ſtatten giengen; und alles diß/ was nach Verraͤtherey ruͤche/ den guten Nahmen ſtinckend machte. Maſſen denn auch Cajus daruͤber gefaͤhrlich vom Donnes verwundet ward; Fuͤrſt Herrmann aber mit ſeinen Deut- ſchen dieſen argliſtigen Meuchel-Moͤrder in ei- nem Berg-Schloſſe beſetzte/ und dergeſtalt be- aͤngſtigte: daß er in ſeinem eigenen Degen fal- lende ſich zugleich auff einen brennenden Holtz- ſtoß von einem Thurme ſtuͤrtzte/ und alſo die Thorheit begieng: daß er zeitlicher ſtarb/ als das Verhaͤngnuͤs ihm beſtimmt hatte; wormit er nicht laͤngſamer ſterben muͤſte. Dem Fuͤrſten Herrmann lag inzwiſchen bey der Unfaͤhigkeit des verwundeten Cajus die gantze Krieges- Sorge auf dem Halſe; da er denn theils durch ſeine und der Bataviſchen Reuterey Tapffer- keit den Parthen in vielen Scharmuͤtzeln nicht geringẽ Abbruch that; theils durch ſeine Klugheit zwiſchen ihnen und denen Armeniern allerhand Saamen des Mißtrauens und der Zwietracht ausſtreute/ inſonderheit aber ſich ſehr wol der aus etlicher Gefangenẽ erpreſtem Bekaͤntnuͤße/ wie in Perſien wieder den Phraates ein maͤch- tiger Auffſtand ſich ereignet haͤtte/ bediente; in dem er bey ſolcher im Parthiſchen Laͤger er- wachſenden Beſtuͤrtzung ſelbten unverzuͤglich auf den Halsruͤckte; und dem Phraates einen vortheilhafften Frieden abzwang/ Krafft deſſen er in die Entſetzung des Gotartzes willigen/ und den Ariobarzanes zum Koͤnige in Armenien belieben muſte. Alſo iſt die Geſchwindigkeit im Kriege meiſt die Mutter des Gluͤckes; und die haben

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1232[1234]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1298>, abgerufen am 23.11.2024.