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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] weil Hertzog Arpus dieses mal durch sein Bey-
spiel die Eitelkeit der Römischen Verschwen-
dung fürzubilden/ oder vielmehr durchzuziehen
gemeint war. Auf einer an einer rauschenden
Bach gelegenen/ und mit einem Lust-Walde
umbgebenen grossen Wiese waren einen Kreiß
herumb fünfhundert denen Römern abgenom-
mene Zelten aufgespannet/ in welchen so viel
Tafeln mit Speisen auf Römische Weise für
das Kriegs-Volck zubereitet waren. Jn der
Mitte aber sahe man auf einem lustigen Hügel
sieben Zelten ausgespannet; welche Quintilius
Varus noch mit aus Syrien gebracht/ und ih-
nen nach Römischer Art/ welche ihre Speise-
Säle nicht nur nach gewissen Göttern nenne-
ten/ sondern auch selbten eine gewisse Anzahl
und Kostbarkeit der Speisen zueigneten/ die
Nahmen der sieben Jrrsterne nach ihrer eige-
nen Beschaffenheit gar füglich beygelegt hatte.
Alle waren aus Persischem Gewebe. Und
zwar anfangs zeigte sich das Zelt des Saturn
aus Viol-blauer Seide gewebet/ und darein
eitel Stein-Böcke aus Silber gewürcket. Jn
diesem stand die ey-rundte Taffel mit eitel seltza-
men Fischen bedeckt; vielleicht/ weil das Meer
aus des Saturnus Thränen entsprungen seyn
soll. Diese waren so künstlich gesotten: daß sie eben
die Farbe/ welche sie lebendig haben/ behalten
hatten. Darunter waren etliche grosse Bar-
ben; nicht so wol: daß dieser in Deutschland
allzu gemeine Fisch eine sonderbare Seltzamkeit/
sondern vielmehr eine Verhönung der Römer
seyn solte; bey denen mehrmals einer fünf-auch
acht-tausend Groschen gegolten/ und also ein
Fisch den Preiß etlicher Fischer übertroffen hatte.
Hierunter waren auch zugerichtete Kameel-
Fersen/ des Apicius Lecker-Bißlein/ und gan-
tze Schüsseln voll Murenen-Milch; welcher
Fisch an unterschiedenen Orten Deutschlands/
und sonderlich in dem Gebiete der Burier ge-
fangen wird. Auch mangelten hierbey nicht
die gar aus dem Carpatischen Meere mehrmals
[Spaltenumbruch] nach Rom verschriebene Skarus-Lebern; wel-
cher alleine unter allen Fischen käuet/ und denen
Felsen die Kräuter abfrißt; von den Römern
auch seiner Niedligkeit halber für den König
der Fische gehalten/ ja gar das Gehirne des Ju-
pitersgenennt wird. Die Taffel war überdis
aus allerhand von Zucker und Wachs künstlich
gearbeiteten und fast alle Arten der Fische ab-
bildenden Schau-Essen besätzt; unter denen in
der Mitte fürnemlich als ein grosses Wunder-
werck der Wallfisch zu sehen war; welcher die
für ihm in Lebens-Größe angebundene An-
dromeda zu verschlingen vergebens dräute;
auf der Taffel aber darzu diente: daß er aus
seinen Naselöchern in zwey bleyerne Kessel wol-
rüchendes Wasser sprützte. Jn dem Taffel-
Zeug waren allerhand Arten Fische; in die
Teppichte aber alle Getichte vom Saturnus
gewürcket. Die Trinck-Geschirre/ Schüsseln
und andere Gefäße waren alle Porcellanen/
die bey den Seren aus einer zarten Erde ge-
macht werden/ Pompejus aber aus dem Mi-
thridatischen Kriege zum ersten nach Rom ge-
bracht hat. Das andere dem Jupiter gewied-
mete Zelt war aus weisser Seide gewebt/ und
mit güldenen Adlern/ die innern Teppichte
aber mit Löwen durchwürckt. Die dreyeckichte
Taffel ward mit eitel köstlichen Speisen von
Flügelwerck angefüllt/ unter welchen zwey
grosse Schüsseln gleichsam zwey Berge Fasa-
nen in sich hatten; welche die Römer zwar aus
Colchis holeten/ und meist nur an grossen Fey-
ern und ihren Geburts-Tagen verspeiseten/
die Deutschen aber in ihren eigenen Püschen
fiengen. Unter der grossen Menge vieler köst-
lichen Speisen waren auch viel Zucker-Bilder/
welche alle die Geschichte des Adlers fürbildeten;
wie selbter nemlich die zu opffern gewiedmete
Helena/ und die Valeria Luperca errettete/ dem
Jupiter den Blitz/ und den Ganimedes zufüh-
rete/ dem Tarquinius Priscus den Hut aufsätz-
te/ in Liviens Schoß eine weisse Henne warf/

und

Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] weil Hertzog Arpus dieſes mal durch ſein Bey-
ſpiel die Eitelkeit der Roͤmiſchen Verſchwen-
dung fuͤrzubilden/ oder vielmehr durchzuziehen
gemeint war. Auf einer an einer rauſchenden
Bach gelegenen/ und mit einem Luſt-Walde
umbgebenen groſſen Wieſe waren einen Kreiß
herumb fuͤnfhundert denen Roͤmern abgenom-
mene Zelten aufgeſpannet/ in welchen ſo viel
Tafeln mit Speiſen auf Roͤmiſche Weiſe fuͤr
das Kriegs-Volck zubereitet waren. Jn der
Mitte aber ſahe man auf einem luſtigen Huͤgel
ſieben Zelten ausgeſpannet; welche Quintilius
Varus noch mit aus Syrien gebracht/ und ih-
nen nach Roͤmiſcher Art/ welche ihre Speiſe-
Saͤle nicht nur nach gewiſſen Goͤttern nenne-
ten/ ſondern auch ſelbten eine gewiſſe Anzahl
und Koſtbarkeit der Speiſen zueigneten/ die
Nahmen der ſieben Jrrſterne nach ihrer eige-
nen Beſchaffenheit gar fuͤglich beygelegt hatte.
Alle waren aus Perſiſchem Gewebe. Und
zwar anfangs zeigte ſich das Zelt des Saturn
aus Viol-blauer Seide gewebet/ und darein
eitel Stein-Boͤcke aus Silber gewuͤrcket. Jn
dieſem ſtand die ey-rundte Taffel mit eitel ſeltza-
men Fiſchen bedeckt; vielleicht/ weil das Meer
aus des Saturnus Thraͤnen entſprungen ſeyn
ſoll. Dieſe waren ſo kuͤnſtlich geſotten: daß ſie ebẽ
die Farbe/ welche ſie lebendig haben/ behalten
hatten. Darunter waren etliche groſſe Bar-
ben; nicht ſo wol: daß dieſer in Deutſchland
allzu gemeine Fiſch eine ſonderbaꝛe Seltzamkeit/
ſondern vielmehr eine Verhoͤnung der Roͤmer
ſeyn ſolte; bey denen mehrmals einer fuͤnf-auch
acht-tauſend Groſchen gegolten/ und alſo ein
Fiſch den Preiß etlicher Fiſcher uͤbeꝛtꝛoffen hatte.
Hierunter waren auch zugerichtete Kameel-
Ferſen/ des Apicius Lecker-Bißlein/ und gan-
tze Schuͤſſeln voll Murenen-Milch; welcher
Fiſch an unterſchiedenen Orten Deutſchlands/
und ſonderlich in dem Gebiete der Burier ge-
fangen wird. Auch mangelten hierbey nicht
die gar aus dem Carpatiſchen Meere mehrmals
[Spaltenumbruch] nach Rom verſchriebene Skarus-Lebern; wel-
cher alleine unter allen Fiſchen kaͤuet/ und denen
Felſen die Kraͤuter abfrißt; von den Roͤmern
auch ſeiner Niedligkeit halber fuͤr den Koͤnig
der Fiſche gehalten/ ja gar das Gehirne des Ju-
pitersgenennt wird. Die Taffel war uͤberdis
aus allerhand von Zucker und Wachs kuͤnſtlich
gearbeiteten und faſt alle Arten der Fiſche ab-
bildenden Schau-Eſſen beſaͤtzt; unter denen in
der Mitte fuͤrnemlich als ein groſſes Wunder-
werck der Wallfiſch zu ſehen war; welcher die
fuͤr ihm in Lebens-Groͤße angebundene An-
dromeda zu verſchlingen vergebens draͤute;
auf der Taffel aber darzu diente: daß er aus
ſeinen Naſeloͤchern in zwey bleyerne Keſſel wol-
ruͤchendes Waſſer ſpruͤtzte. Jn dem Taffel-
Zeug waren allerhand Arten Fiſche; in die
Teppichte aber alle Getichte vom Saturnus
gewuͤrcket. Die Trinck-Geſchirre/ Schuͤſſeln
und andere Gefaͤße waren alle Porcellanen/
die bey den Seren aus einer zarten Erde ge-
macht werden/ Pompejus aber aus dem Mi-
thridatiſchen Kriege zum erſten nach Rom ge-
bracht hat. Das andere dem Jupiter gewied-
mete Zelt war aus weiſſer Seide gewebt/ und
mit guͤldenen Adlern/ die innern Teppichte
aber mit Loͤwen durchwuͤrckt. Die dreyeckichte
Taffel ward mit eitel koͤſtlichen Speiſen von
Fluͤgelwerck angefuͤllt/ unter welchen zwey
groſſe Schuͤſſeln gleichſam zwey Berge Faſa-
nen in ſich hatten; welche die Roͤmer zwar aus
Colchis holeten/ und meiſt nur an groſſen Fey-
ern und ihren Geburts-Tagen verſpeiſeten/
die Deutſchen aber in ihren eigenen Puͤſchen
fiengen. Unter der groſſen Menge vieler koͤſt-
lichen Speiſen waren auch viel Zucker-Bilder/
welche alle die Geſchichte des Adlers fuͤꝛbildeten;
wie ſelbter nemlich die zu opffern gewiedmete
Helena/ und die Valeria Luperca errettete/ dem
Jupiter den Blitz/ und den Ganimedes zufuͤh-
rete/ dem Tarquinius Priſcus den Hut aufſaͤtz-
te/ in Liviens Schoß eine weiſſe Henne warf/

und
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[1362[1364]/1430] Neuntes Buch weil Hertzog Arpus dieſes mal durch ſein Bey- ſpiel die Eitelkeit der Roͤmiſchen Verſchwen- dung fuͤrzubilden/ oder vielmehr durchzuziehen gemeint war. Auf einer an einer rauſchenden Bach gelegenen/ und mit einem Luſt-Walde umbgebenen groſſen Wieſe waren einen Kreiß herumb fuͤnfhundert denen Roͤmern abgenom- mene Zelten aufgeſpannet/ in welchen ſo viel Tafeln mit Speiſen auf Roͤmiſche Weiſe fuͤr das Kriegs-Volck zubereitet waren. Jn der Mitte aber ſahe man auf einem luſtigen Huͤgel ſieben Zelten ausgeſpannet; welche Quintilius Varus noch mit aus Syrien gebracht/ und ih- nen nach Roͤmiſcher Art/ welche ihre Speiſe- Saͤle nicht nur nach gewiſſen Goͤttern nenne- ten/ ſondern auch ſelbten eine gewiſſe Anzahl und Koſtbarkeit der Speiſen zueigneten/ die Nahmen der ſieben Jrrſterne nach ihrer eige- nen Beſchaffenheit gar fuͤglich beygelegt hatte. Alle waren aus Perſiſchem Gewebe. Und zwar anfangs zeigte ſich das Zelt des Saturn aus Viol-blauer Seide gewebet/ und darein eitel Stein-Boͤcke aus Silber gewuͤrcket. Jn dieſem ſtand die ey-rundte Taffel mit eitel ſeltza- men Fiſchen bedeckt; vielleicht/ weil das Meer aus des Saturnus Thraͤnen entſprungen ſeyn ſoll. Dieſe waren ſo kuͤnſtlich geſotten: daß ſie ebẽ die Farbe/ welche ſie lebendig haben/ behalten hatten. Darunter waren etliche groſſe Bar- ben; nicht ſo wol: daß dieſer in Deutſchland allzu gemeine Fiſch eine ſonderbaꝛe Seltzamkeit/ ſondern vielmehr eine Verhoͤnung der Roͤmer ſeyn ſolte; bey denen mehrmals einer fuͤnf-auch acht-tauſend Groſchen gegolten/ und alſo ein Fiſch den Preiß etlicher Fiſcher uͤbeꝛtꝛoffen hatte. Hierunter waren auch zugerichtete Kameel- Ferſen/ des Apicius Lecker-Bißlein/ und gan- tze Schuͤſſeln voll Murenen-Milch; welcher Fiſch an unterſchiedenen Orten Deutſchlands/ und ſonderlich in dem Gebiete der Burier ge- fangen wird. Auch mangelten hierbey nicht die gar aus dem Carpatiſchen Meere mehrmals nach Rom verſchriebene Skarus-Lebern; wel- cher alleine unter allen Fiſchen kaͤuet/ und denen Felſen die Kraͤuter abfrißt; von den Roͤmern auch ſeiner Niedligkeit halber fuͤr den Koͤnig der Fiſche gehalten/ ja gar das Gehirne des Ju- pitersgenennt wird. Die Taffel war uͤberdis aus allerhand von Zucker und Wachs kuͤnſtlich gearbeiteten und faſt alle Arten der Fiſche ab- bildenden Schau-Eſſen beſaͤtzt; unter denen in der Mitte fuͤrnemlich als ein groſſes Wunder- werck der Wallfiſch zu ſehen war; welcher die fuͤr ihm in Lebens-Groͤße angebundene An- dromeda zu verſchlingen vergebens draͤute; auf der Taffel aber darzu diente: daß er aus ſeinen Naſeloͤchern in zwey bleyerne Keſſel wol- ruͤchendes Waſſer ſpruͤtzte. Jn dem Taffel- Zeug waren allerhand Arten Fiſche; in die Teppichte aber alle Getichte vom Saturnus gewuͤrcket. Die Trinck-Geſchirre/ Schuͤſſeln und andere Gefaͤße waren alle Porcellanen/ die bey den Seren aus einer zarten Erde ge- macht werden/ Pompejus aber aus dem Mi- thridatiſchen Kriege zum erſten nach Rom ge- bracht hat. Das andere dem Jupiter gewied- mete Zelt war aus weiſſer Seide gewebt/ und mit guͤldenen Adlern/ die innern Teppichte aber mit Loͤwen durchwuͤrckt. Die dreyeckichte Taffel ward mit eitel koͤſtlichen Speiſen von Fluͤgelwerck angefuͤllt/ unter welchen zwey groſſe Schuͤſſeln gleichſam zwey Berge Faſa- nen in ſich hatten; welche die Roͤmer zwar aus Colchis holeten/ und meiſt nur an groſſen Fey- ern und ihren Geburts-Tagen verſpeiſeten/ die Deutſchen aber in ihren eigenen Puͤſchen fiengen. Unter der groſſen Menge vieler koͤſt- lichen Speiſen waren auch viel Zucker-Bilder/ welche alle die Geſchichte des Adlers fuͤꝛbildeten; wie ſelbter nemlich die zu opffern gewiedmete Helena/ und die Valeria Luperca errettete/ dem Jupiter den Blitz/ und den Ganimedes zufuͤh- rete/ dem Tarquinius Priſcus den Hut aufſaͤtz- te/ in Liviens Schoß eine weiſſe Henne warf/ und

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1362[1364]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1430>, abgerufen am 17.06.2024.