Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
und dem Augustus das geraubte Brod wiederin die Hände gab. Jnsonderheit aber hackte ein durch Kunst bewegter Adler dem Prometheus unaufhörlich in die Leber; woraus der köstliche Baum-Balsam tröpfelte/ und alle Zelten mit dem süssesten Geruche anfüllte. Ein ander über der Taffel schwebender Adler spritzte aus dem Schnabel weissen Wein in zwey tieffe Jaspis- Schalen. Die Taffel-Geschirre waren alle aus Jaspis; die Trinck-Geschirre aber mit Schmaragden/ Saphiren und Hiacynthen be- sätzt. Das dritte nach dem Mars genennte Zelt war aus Feuer-farbichter Seide/ und darinnen von Gold gewürckte Wieder. Die Speisen auf der achteckichten Taffel waren meist von Raub- Thieren bereitet; unter denen war eine Menge bey den Römern so hochgeschätzter/ in Deut[s]ch- land aber gemeiner Trappen/ und eine grosse Schüssel voll Zungen von denen Phönicopter- Vögeln. Zu Schau-Gerichten standen drey ausgestopfte und Eisen verschlingende Straus- sen auf der Taffel. Jn der Mitte war der bren- nende Berg Etna aufgesätzt/ welcher eitel Zim- met in sich verzehrte/ und also auch die Lufft dar- mit erfüllte. Uber dis waren auch des Mars und der Venus Liebe/ des Vulcanus Netze/ und viel andere Gestalten mit grossen Zucker-Bil- dern fürgestellt. Auf der einen Seite der Taffel stand die Römische Wölffin nebst zweyen unter ihr liegenden Kindern aus Stein gehau- en; welche in einen marmelnen Kessel mit vier Strömen unaufhörlich Milch ausströmete; Auf der andern Seite spritzte ein Einhorn durch sein Horn rothen Wein in eine marmelne Scha- le aus. Die Taffel-Geschirre waren die köstlich- sten Samnitischen Gefäße; die Trinck-Ge- schirre mit Amethisten und Diamanten versätzt. Das vierdte der Venus geeignete Zelt war aus Rosen-farbener Seide und Golde gewürcket/ und durch und durch mit güldenen Rosen/ Nar- zissen und Lilgen/ der Bodem mit eitel Saffran/ die Taffel mit allerhand umb diese Jahres-Zeit ungewöhnlicher Blumen bestreuet/ sonst aber [Spaltenumbruch] mit eitel Früchten/ als Granaten- und Serischen Aepfeln/ Jndianischen Nüssen/ Cyprischen Fei- gen/ Cretischen Weintrauben/ Africanischen Datteln/ Melonen und andern seltzamen Erfri- schungen bedecket. Zwischen diesen aber standen zwölf zuckerne Liebes-Knaben/ welche mit ihren ausgestreckten Händen in Schüsseln aus To- patz/ mit Ambra/ und dem Kraute Satyrion/ wie auch Bibergeilen vermischtes Pfauen- und Straussen-Gehirne/ eingemachte Granaten- Zitron- und Pomerantz-Blüten denen Gästen zureichten/ und gleichsam einnöthigten. Denn diese Göttin/ als eine absondere Liebhaberin der Blüten und Blumen/ soll mit dieser wunder- schönen Geschöpfe Augen-Vergnügung sich nicht gesättiget/ sondern selbte zum Genüße des Mundes in einem zuckernen Begräbnüsse auf- zuheben/ oder ihre Seele durchs Feuer in hertz- erquickende Thränen zu zerflößen gelehret ha- ben. Jn der Mitte stand ein grosses ertztenes Bild der Natur/ welches aus der einen Brust Narden- und Jasmin-Wasser/ aus der andern Palmen-Wein in zwey Onyx-Schalen sprüzte. Jn diesem Zelt war auch des Varus alabasterne mit köstlichen Salben und Balsam gefüllte Wanne zu sehen/ darinnen er sich zu waschen oder gar zu baden pflegte. Außer dem war alles Ta- fel-Geschirre aus Agstein. Des fünfften Zeltes Bodem war aus blauer Seide/ darein aus viel- färbicht anderer eitel auf Bäumen spielende Pa- pegoyen gewebt waren. Auf der viereckichten Tafel waren meist aus gesunden Früchten ge- preßte Säffte; aus seltzamen Gewächsen und Würtzen vereinbarte Torten/ eingemachte Wurtzeln und Backwerck aufgesätzt; vielleicht weil Mercur nichts minder der Artzney/ als der Handlung fürstehet. Diese Gerüchte aber waren mit unterschiedenen aus Wachse/ Helffenbein und Marmel gemachten falschen Speisen/ wie auch dem Tiburtinischen Kiesel-Zucker vermischet/ umb die geitzigen Gäste schertzweise zu äffen. Auf der einen Ecke der Taffel stand sein grosses silbernes Bild/ die Zunge heraus reckende; wel- ches K k k k k k k k 2
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
und dem Auguſtus das geraubte Brod wiederin die Haͤnde gab. Jnſonderheit aber hackte ein durch Kunſt bewegter Adler dem Prometheus unaufhoͤrlich in die Leber; woraus der koͤſtliche Baum-Balſam troͤpfelte/ und alle Zelten mit dem ſuͤſſeſten Geruche anfuͤllte. Ein ander uͤber der Taffel ſchwebender Adler ſpritzte aus dem Schnabel weiſſen Wein in zwey tieffe Jaſpis- Schalen. Die Taffel-Geſchirre waren alle aus Jaſpis; die Trinck-Geſchirre aber mit Schmaragden/ Saphiren und Hiacynthen be- ſaͤtzt. Das dritte nach dem Mars genennte Zelt war aus Feuer-farbichter Seide/ und darinnen von Gold gewuͤꝛckte Wieder. Die Speiſen auf der achteckichten Taffel waren meiſt von Raub- Thieren bereitet; unter denen war eine Menge bey den Roͤmern ſo hochgeſchaͤtzter/ in Deut[ſ]ch- land aber gemeiner Trappen/ und eine groſſe Schuͤſſel voll Zungen von denen Phoͤnicopter- Voͤgeln. Zu Schau-Gerichten ſtanden drey ausgeſtopfte und Eiſen verſchlingende Strauſ- ſen auf der Taffel. Jn der Mitte war der bren- nende Berg Etna aufgeſaͤtzt/ welcher eitel Zim- met in ſich verzehrte/ und alſo auch die Lufft dar- mit erfuͤllte. Uber dis waren auch des Mars und der Venus Liebe/ des Vulcanus Netze/ und viel andere Geſtalten mit groſſen Zucker-Bil- dern fuͤrgeſtellt. Auf der einen Seite der Taffel ſtand die Roͤmiſche Woͤlffin nebſt zweyen unter ihr liegenden Kindern aus Stein gehau- en; welche in einen marmelnen Keſſel mit vier Stroͤmen unaufhoͤrlich Milch ausſtroͤmete; Auf der andeꝛn Seite ſpritzte ein Einhorn duꝛch ſein Horn rothen Wein in eine maꝛmelne Scha- le aus. Die Taffel-Geſchirre waren die koͤſtlich- ſten Samnitiſchen Gefaͤße; die Trinck-Ge- ſchirre mit Amethiſten und Diamanten verſaͤtzt. Das vierdte der Venus geeignete Zelt war aus Roſen-farbener Seide und Golde gewuͤrcket/ und durch und durch mit guͤldenen Roſen/ Nar- ziſſen und Lilgen/ der Bodem mit eitel Saffran/ die Taffel mit allerhand umb dieſe Jahres-Zeit ungewoͤhnlicher Blumen beſtreuet/ ſonſt aber [Spaltenumbruch] mit eitel Fruͤchten/ als Granaten- und Seriſchen Aepfeln/ Jndianiſchen Nuͤſſen/ Cypriſchen Fei- gen/ Cretiſchen Weintrauben/ Africaniſchen Datteln/ Melonen und andeꝛn ſeltzamen Erfri- ſchungen bedecket. Zwiſchen dieſen aber ſtanden zwoͤlf zuckerne Liebes-Knaben/ welche mit ihren ausgeſtreckten Haͤnden in Schuͤſſeln aus To- patz/ mit Ambra/ und dem Kraute Satyrion/ wie auch Bibergeilen vermiſchtes Pfauen- und Strauſſen-Gehirne/ eingemachte Granaten- Zitron- und Pomerantz-Bluͤten denen Gaͤſten zureichten/ und gleichſam einnoͤthigten. Denn dieſe Goͤttin/ als eine abſondere Liebhaberin der Bluͤten und Blumen/ ſoll mit dieſer wunder- ſchoͤnen Geſchoͤpfe Augen-Vergnuͤgung ſich nicht geſaͤttiget/ ſondern ſelbte zum Genuͤße des Mundes in einem zuckernen Begraͤbnuͤſſe auf- zuheben/ oder ihre Seele durchs Feuer in hertz- erquickende Thraͤnen zu zerfloͤßen gelehret ha- ben. Jn der Mitte ſtand ein groſſes ertztenes Bild der Natur/ welches aus der einen Bruſt Narden- und Jaſmin-Waſſer/ aus der andern Palmen-Wein in zwey Onyx-Schalen ſpꝛuͤzte. Jn dieſem Zelt war auch des Varus alabaſterne mit koͤſtlichen Salben und Balſam gefuͤllte Wanne zu ſehen/ dariñen er ſich zu waſchen oder gar zu baden pflegte. Außer dem war alles Ta- fel-Geſchirre aus Agſtein. Des fuͤnfften Zeltes Bodem war aus blauer Seide/ darein aus viel- faͤrbicht andeꝛer eitel auf Baͤumen ſpielende Pa- pegoyen gewebt waren. Auf der viereckichten Tafel waren meiſt aus geſunden Fruͤchten ge- preßte Saͤffte; aus ſeltzamen Gewaͤchſen und Wuͤrtzen vereinbarte Torten/ eingemachte Wurtzeln und Backwerck aufgeſaͤtzt; vielleicht weil Mercur nichts minder der Artzney/ als der Handlung fuͤrſtehet. Dieſe Geruͤchte aber warẽ mit unterſchiedenen aus Wachſe/ Helffenbein uñ Marmel gemachtẽ falſchen Speiſen/ wie auch dem Tiburtiniſchen Kieſel-Zucker vermiſchet/ umb die geitzigen Gaͤſte ſchertzweiſe zu aͤffen. Auf der einen Ecke der Taffel ſtand ſein groſſes ſilbernes Bild/ die Zunge heraus reckende; wel- ches K k k k k k k k 2
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Arminius und Thußnelda.
und dem Auguſtus das geraubte Brod wieder
in die Haͤnde gab. Jnſonderheit aber hackte ein
durch Kunſt bewegter Adler dem Prometheus
unaufhoͤrlich in die Leber; woraus der koͤſtliche
Baum-Balſam troͤpfelte/ und alle Zelten mit
dem ſuͤſſeſten Geruche anfuͤllte. Ein ander uͤber
der Taffel ſchwebender Adler ſpritzte aus dem
Schnabel weiſſen Wein in zwey tieffe Jaſpis-
Schalen. Die Taffel-Geſchirre waren alle
aus Jaſpis; die Trinck-Geſchirre aber mit
Schmaragden/ Saphiren und Hiacynthen be-
ſaͤtzt. Das dritte nach dem Mars genennte Zelt
war aus Feuer-farbichter Seide/ und darinnen
von Gold gewuͤꝛckte Wieder. Die Speiſen auf
der achteckichten Taffel waren meiſt von Raub-
Thieren bereitet; unter denen war eine Menge
bey den Roͤmern ſo hochgeſchaͤtzter/ in Deutſch-
land aber gemeiner Trappen/ und eine groſſe
Schuͤſſel voll Zungen von denen Phoͤnicopter-
Voͤgeln. Zu Schau-Gerichten ſtanden drey
ausgeſtopfte und Eiſen verſchlingende Strauſ-
ſen auf der Taffel. Jn der Mitte war der bren-
nende Berg Etna aufgeſaͤtzt/ welcher eitel Zim-
met in ſich verzehrte/ und alſo auch die Lufft dar-
mit erfuͤllte. Uber dis waren auch des Mars
und der Venus Liebe/ des Vulcanus Netze/ und
viel andere Geſtalten mit groſſen Zucker-Bil-
dern fuͤrgeſtellt. Auf der einen Seite der
Taffel ſtand die Roͤmiſche Woͤlffin nebſt zweyen
unter ihr liegenden Kindern aus Stein gehau-
en; welche in einen marmelnen Keſſel mit vier
Stroͤmen unaufhoͤrlich Milch ausſtroͤmete;
Auf der andeꝛn Seite ſpritzte ein Einhorn duꝛch
ſein Horn rothen Wein in eine maꝛmelne Scha-
le aus. Die Taffel-Geſchirre waren die koͤſtlich-
ſten Samnitiſchen Gefaͤße; die Trinck-Ge-
ſchirre mit Amethiſten und Diamanten verſaͤtzt.
Das vierdte der Venus geeignete Zelt war aus
Roſen-farbener Seide und Golde gewuͤrcket/
und durch und durch mit guͤldenen Roſen/ Nar-
ziſſen und Lilgen/ der Bodem mit eitel Saffran/
die Taffel mit allerhand umb dieſe Jahres-Zeit
ungewoͤhnlicher Blumen beſtreuet/ ſonſt aber
mit eitel Fruͤchten/ als Granaten- und Seriſchen
Aepfeln/ Jndianiſchen Nuͤſſen/ Cypriſchen Fei-
gen/ Cretiſchen Weintrauben/ Africaniſchen
Datteln/ Melonen und andeꝛn ſeltzamen Erfri-
ſchungen bedecket. Zwiſchen dieſen aber ſtanden
zwoͤlf zuckerne Liebes-Knaben/ welche mit ihren
ausgeſtreckten Haͤnden in Schuͤſſeln aus To-
patz/ mit Ambra/ und dem Kraute Satyrion/ wie
auch Bibergeilen vermiſchtes Pfauen- und
Strauſſen-Gehirne/ eingemachte Granaten-
Zitron- und Pomerantz-Bluͤten denen Gaͤſten
zureichten/ und gleichſam einnoͤthigten. Denn
dieſe Goͤttin/ als eine abſondere Liebhaberin der
Bluͤten und Blumen/ ſoll mit dieſer wunder-
ſchoͤnen Geſchoͤpfe Augen-Vergnuͤgung ſich
nicht geſaͤttiget/ ſondern ſelbte zum Genuͤße des
Mundes in einem zuckernen Begraͤbnuͤſſe auf-
zuheben/ oder ihre Seele durchs Feuer in hertz-
erquickende Thraͤnen zu zerfloͤßen gelehret ha-
ben. Jn der Mitte ſtand ein groſſes ertztenes
Bild der Natur/ welches aus der einen Bruſt
Narden- und Jaſmin-Waſſer/ aus der andern
Palmen-Wein in zwey Onyx-Schalen ſpꝛuͤzte.
Jn dieſem Zelt war auch des Varus alabaſterne
mit koͤſtlichen Salben und Balſam gefuͤllte
Wanne zu ſehen/ dariñen er ſich zu waſchen oder
gar zu baden pflegte. Außer dem war alles Ta-
fel-Geſchirre aus Agſtein. Des fuͤnfften Zeltes
Bodem war aus blauer Seide/ darein aus viel-
faͤrbicht andeꝛer eitel auf Baͤumen ſpielende Pa-
pegoyen gewebt waren. Auf der viereckichten
Tafel waren meiſt aus geſunden Fruͤchten ge-
preßte Saͤffte; aus ſeltzamen Gewaͤchſen und
Wuͤrtzen vereinbarte Torten/ eingemachte
Wurtzeln und Backwerck aufgeſaͤtzt; vielleicht
weil Mercur nichts minder der Artzney/ als der
Handlung fuͤrſtehet. Dieſe Geruͤchte aber warẽ
mit unterſchiedenen aus Wachſe/ Helffenbein
uñ Marmel gemachtẽ falſchen Speiſen/ wie auch
dem Tiburtiniſchen Kieſel-Zucker vermiſchet/
umb die geitzigen Gaͤſte ſchertzweiſe zu aͤffen.
Auf der einen Ecke der Taffel ſtand ſein groſſes
ſilbernes Bild/ die Zunge heraus reckende; wel-
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1363[1365]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1431>, abgerufen am 26.06.2024. |