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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] ches in der einen Hand eine silberne Schüssel aus
Lasursteine mit eitel Fisch- und Vogel-Zungen/
in der andern mit Papegoyen/ Staaren/ Agla-
stern/ Nachtigaln/ Lerchen und dergleichen zu
reden/ oder künstlich zu singen gewohnten Vö-
geln den Gästen zureichte; umb hierdurch die
Römer und fürnemlich den verschwenderischen
Esopus anzustechen; welcher in einer Schüssel
derogleichen für sechs-hundert-tausend Sester-
stier erkauffte Vögel seinen lüsternen Gästen
auftrug/ wormit sie gleichsam etwas/ was dem
Menschen nahe käme/ kosten möchten. An der
andern Eckestand ein ander Bild des Mercur/
welches in der rechten Hand seine ihm zugeeigne-
te Schlaff-Gerthe/ in der andern eine Agathene
Schale mit ausgepreßtem Mahsaffte hielt. Auf
der dritten Ecke stand sein Bild aus Silber in Ge-
stalt eines Hirten/ welcher aus einem Kruge in eine
Schale einen Safft ausgoß; der dem Ansehen nach
Milch/ in Warheit aber ein köstlicher Griechi-
scher Wein war. An der vierdten Ecke stand
gleicher gestalt ein silberner Mercur/ in der rech-
ten Hand eine Schüssel voll gesunder Kräuter;
in der andern ein Gefäße heissen Wassers hal-
tende/ welches aus einem Jndianischen Kraute
gekocht und zur Gesundheit gebraucht wird.
Die Tisch-Geschirre waren aus eitel Helffen-
bein gedrehet. Das sechste Zelt war auswendig
aus grüner/ inwendig aus weisser Seide gewe-
bet/ und beyderseits mit silbernen Narcissen be-
streuet. Auf der Spitze des Zeltes gläntzete ein
halber Monde. Die Taffel hatte gleicher weise
eine solche Monden-Gestalt. Alle Taffel- und
Trinck-Geschirre waren aus vollkommenen
Berg-Kristallen; Die Speisen allerhand Arten
von Britannischen Austern/ Schnecken/ Kreb-
sen/ Wasser-Schnepfen und anderm Geflügel/
und zwar in solchem Uberflusse: daß nach der
Weise der Römischen Uppigkeit die bloßen Hin-
tertheile zu Sättigung vieler Gäste einen Uber-
fluß abgaben; Auch waren allhier Biber und
andere Thiere/ die theils auf der Erde/ theils im
Wasser leben. Nichts minder allerhand Arten
[Spaltenumbruch] Piltze und Schwämme; welche die Römischen
Leckermäuler unter die geschmacktesten Köstlig-
keiten rechneten; und Tiberius den Asellius Sa-
binus damit für ein Gespräche ansehnlich be-
schenckte; darinnen die Piltze mit denen Austern/
Drusseln/ und denen Vögeln/ welche nichts als
Feigen und Weinbeeren essen/ umb den Vorzug
kämpften. Diese stachen ferner ab viel gläserne
Schalen mit eingemachten Wurtzeln und köstli-
chen Kräutern. Gleicher gestalt sahe man aus
Zucker allerhand dem Mohnden gewiedmete
Thiere/ als Katzen/ Gänse/ Reiger und deroglei-
chen mit eingemischet. Jn der Mitte stand ein
grosses aus Perlen-Mutter künstlich gearbeite-
tes Bild der dreyfachen Hecate; welche auf dem
einen Haupte einen halben Monden hatten;
aus dessen zwey Enden ein annehmlicher Wey-
rauch- und Ambra-Rauch empor stieg/ und das
gantze Zelt überwölckte. Jn der rechten Hand
hielt sie eine See-Muschel voller Perlen/ in der
andern eine Schale mit Eßig/ die Gäste gleich-
sam einladende: daß sie nach Cleopatrens und
des wollüstigen Clodius Esopus Beyspiele jene
Himmels- und Monden-Frucht durch die im Es-
sige befindlichen Würmer zerbeitzen/ und ihren
üppigen Gaumen darmit vergnügen solten.
Das andere Haupt der Hecate bildete einen
Hirsch für; weil sie auf der Erde eine Vorstehe-
rin der Jagt/ wie im Himmel eine Mutter der
Feuchtigkeit; und unter der Erde eine Beherr-
scher in der Geister seyn soll. Aus denen obersten
Enden der Geweihe sprützte ein wolrüchendes
Wasser/ welches sich aber in der Lufft in einen
linden Regen zertheilte. Jn der einen Hand hat-
te sie eine wolrüchende Fackel von weissem Ag-
steine/ in der andern ein viereckicht gespitztes
Stücke Stein-Saltz/ als ein Merckmaal der
Fruchtbarkeit/ welches in höchster Vollkommen-
heit nicht ferne von Carrodun gegraben wird.
Heeatens drittes Haupt bildete einen Hunds-
Kopff ab; in beyden Händen hatte sie zwey
Schalen mit gantz güldenen Brodten. Das
siebende recht in die Mitte der andern sechs ge-

schlossene

Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] ches in der einen Hand eine ſilberne Schuͤſſel aus
Laſurſteine mit eitel Fiſch- und Vogel-Zungen/
in der andern mit Papegoyen/ Staaren/ Agla-
ſtern/ Nachtigaln/ Lerchen und dergleichen zu
reden/ oder kuͤnſtlich zu ſingen gewohnten Voͤ-
geln den Gaͤſten zureichte; umb hierdurch die
Roͤmer und fuͤrnemlich den verſchwenderiſchen
Eſopus anzuſtechen; welcher in einer Schuͤſſel
derogleichen fuͤr ſechs-hundert-tauſend Seſter-
ſtier erkauffte Voͤgel ſeinen luͤſternen Gaͤſten
auftrug/ wormit ſie gleichſam etwas/ was dem
Menſchen nahe kaͤme/ koſten moͤchten. An der
andern Eckeſtand ein ander Bild des Mercur/
welches in der rechten Hand ſeine ihm zugeeigne-
te Schlaff-Gerthe/ in der andeꝛn eine Agathene
Schale mit ausgepreßtem Mahſaffte hielt. Auf
der dꝛittẽ Ecke ſtand ſein Bild aus Silbeꝛ in Ge-
ſtalt eines Hiꝛtẽ/ welcher aus einem Kꝛuge in eine
Schale einẽ Safft ausgoß; der dem Anſehẽ nach
Milch/ in Warheit aber ein koͤſtlicher Griechi-
ſcher Wein war. An der vierdten Ecke ſtand
gleicher geſtalt ein ſilbeꝛner Mercur/ in der rech-
ten Hand eine Schuͤſſel voll geſunder Kraͤuter;
in der andern ein Gefaͤße heiſſen Waſſers hal-
tende/ welches aus einem Jndianiſchen Kraute
gekocht und zur Geſundheit gebraucht wird.
Die Tiſch-Geſchirre waren aus eitel Helffen-
bein gedrehet. Das ſechſte Zelt war auswendig
aus gruͤner/ inwendig aus weiſſer Seide gewe-
bet/ und beyderſeits mit ſilbernen Narciſſen be-
ſtreuet. Auf der Spitze des Zeltes glaͤntzete ein
halber Monde. Die Taffel hatte gleicher weiſe
eine ſolche Monden-Geſtalt. Alle Taffel- und
Trinck-Geſchirre waren aus vollkommenen
Berg-Kriſtallen; Die Speiſen allerhand Arten
von Britanniſchen Auſtern/ Schnecken/ Kreb-
ſen/ Waſſer-Schnepfen und anderm Gefluͤgel/
und zwar in ſolchem Uberfluſſe: daß nach der
Weiſe der Roͤmiſchen Uppigkeit die bloßen Hin-
tertheile zu Saͤttigung vieler Gaͤſte einen Uber-
fluß abgaben; Auch waren allhier Biber und
andere Thiere/ die theils auf der Erde/ theils im
Waſſer leben. Nichts minder allerhand Arten
[Spaltenumbruch] Piltze und Schwaͤmme; welche die Roͤmiſchen
Leckermaͤuler unter die geſchmackteſten Koͤſtlig-
keiten rechneten; und Tiberius den Aſellius Sa-
binus damit fuͤr ein Geſpraͤche anſehnlich be-
ſchenckte; dariñen die Piltze mit denen Auſteꝛn/
Druſſeln/ und denen Voͤgeln/ welche nichts als
Feigen und Weinbeeren eſſen/ umb den Vorzug
kaͤmpften. Dieſe ſtachen ferner ab viel glaͤſerne
Schalen mit eingemachten Wuꝛtzeln und koͤſtli-
chen Kraͤutern. Gleicher geſtalt ſahe man aus
Zucker allerhand dem Mohnden gewiedmete
Thiere/ als Katzen/ Gaͤnſe/ Reiger und deroglei-
chen mit eingemiſchet. Jn der Mitte ſtand ein
groſſes aus Perlen-Mutter kuͤnſtlich gearbeite-
tes Bild der dreyfachen Hecate; welche auf dem
einen Haupte einen halben Monden hatten;
aus deſſen zwey Enden ein annehmlicher Wey-
rauch- und Ambra-Rauch empor ſtieg/ und das
gantze Zelt uͤberwoͤlckte. Jn der rechten Hand
hielt ſie eine See-Muſchel voller Perlen/ in der
andern eine Schale mit Eßig/ die Gaͤſte gleich-
ſam einladende: daß ſie nach Cleopatrens und
des wolluͤſtigen Clodius Eſopus Beyſpiele jene
Him̃els- und Monden-Frucht durch die im Eſ-
ſige befindlichen Wuͤrmer zerbeitzen/ und ihren
uͤppigen Gaumen darmit vergnuͤgen ſolten.
Das andere Haupt der Hecate bildete einen
Hirſch fuͤr; weil ſie auf der Erde eine Vorſtehe-
rin der Jagt/ wie im Himmel eine Mutter der
Feuchtigkeit; und unter der Erde eine Beherr-
ſcher in der Geiſter ſeyn ſoll. Aus denen oberſten
Enden der Geweihe ſpruͤtzte ein wolruͤchendes
Waſſer/ welches ſich aber in der Lufft in einen
linden Regen zertheilte. Jn der einen Hand hat-
te ſie eine wolruͤchende Fackel von weiſſem Ag-
ſteine/ in der andern ein viereckicht geſpitztes
Stuͤcke Stein-Saltz/ als ein Merckmaal der
Fruchtbarkeit/ welches in hoͤchſter Vollkom̃en-
heit nicht ferne von Carrodun gegraben wird.
Heeatens drittes Haupt bildete einen Hunds-
Kopff ab; in beyden Haͤnden hatte ſie zwey
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ſiebende recht in die Mitte der andern ſechs ge-

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[1364[1366]/1432] Neuntes Buch ches in der einen Hand eine ſilberne Schuͤſſel aus Laſurſteine mit eitel Fiſch- und Vogel-Zungen/ in der andern mit Papegoyen/ Staaren/ Agla- ſtern/ Nachtigaln/ Lerchen und dergleichen zu reden/ oder kuͤnſtlich zu ſingen gewohnten Voͤ- geln den Gaͤſten zureichte; umb hierdurch die Roͤmer und fuͤrnemlich den verſchwenderiſchen Eſopus anzuſtechen; welcher in einer Schuͤſſel derogleichen fuͤr ſechs-hundert-tauſend Seſter- ſtier erkauffte Voͤgel ſeinen luͤſternen Gaͤſten auftrug/ wormit ſie gleichſam etwas/ was dem Menſchen nahe kaͤme/ koſten moͤchten. An der andern Eckeſtand ein ander Bild des Mercur/ welches in der rechten Hand ſeine ihm zugeeigne- te Schlaff-Gerthe/ in der andeꝛn eine Agathene Schale mit ausgepreßtem Mahſaffte hielt. Auf der dꝛittẽ Ecke ſtand ſein Bild aus Silbeꝛ in Ge- ſtalt eines Hiꝛtẽ/ welcher aus einem Kꝛuge in eine Schale einẽ Safft ausgoß; der dem Anſehẽ nach Milch/ in Warheit aber ein koͤſtlicher Griechi- ſcher Wein war. An der vierdten Ecke ſtand gleicher geſtalt ein ſilbeꝛner Mercur/ in der rech- ten Hand eine Schuͤſſel voll geſunder Kraͤuter; in der andern ein Gefaͤße heiſſen Waſſers hal- tende/ welches aus einem Jndianiſchen Kraute gekocht und zur Geſundheit gebraucht wird. Die Tiſch-Geſchirre waren aus eitel Helffen- bein gedrehet. Das ſechſte Zelt war auswendig aus gruͤner/ inwendig aus weiſſer Seide gewe- bet/ und beyderſeits mit ſilbernen Narciſſen be- ſtreuet. Auf der Spitze des Zeltes glaͤntzete ein halber Monde. Die Taffel hatte gleicher weiſe eine ſolche Monden-Geſtalt. Alle Taffel- und Trinck-Geſchirre waren aus vollkommenen Berg-Kriſtallen; Die Speiſen allerhand Arten von Britanniſchen Auſtern/ Schnecken/ Kreb- ſen/ Waſſer-Schnepfen und anderm Gefluͤgel/ und zwar in ſolchem Uberfluſſe: daß nach der Weiſe der Roͤmiſchen Uppigkeit die bloßen Hin- tertheile zu Saͤttigung vieler Gaͤſte einen Uber- fluß abgaben; Auch waren allhier Biber und andere Thiere/ die theils auf der Erde/ theils im Waſſer leben. Nichts minder allerhand Arten Piltze und Schwaͤmme; welche die Roͤmiſchen Leckermaͤuler unter die geſchmackteſten Koͤſtlig- keiten rechneten; und Tiberius den Aſellius Sa- binus damit fuͤr ein Geſpraͤche anſehnlich be- ſchenckte; dariñen die Piltze mit denen Auſteꝛn/ Druſſeln/ und denen Voͤgeln/ welche nichts als Feigen und Weinbeeren eſſen/ umb den Vorzug kaͤmpften. Dieſe ſtachen ferner ab viel glaͤſerne Schalen mit eingemachten Wuꝛtzeln und koͤſtli- chen Kraͤutern. Gleicher geſtalt ſahe man aus Zucker allerhand dem Mohnden gewiedmete Thiere/ als Katzen/ Gaͤnſe/ Reiger und deroglei- chen mit eingemiſchet. Jn der Mitte ſtand ein groſſes aus Perlen-Mutter kuͤnſtlich gearbeite- tes Bild der dreyfachen Hecate; welche auf dem einen Haupte einen halben Monden hatten; aus deſſen zwey Enden ein annehmlicher Wey- rauch- und Ambra-Rauch empor ſtieg/ und das gantze Zelt uͤberwoͤlckte. Jn der rechten Hand hielt ſie eine See-Muſchel voller Perlen/ in der andern eine Schale mit Eßig/ die Gaͤſte gleich- ſam einladende: daß ſie nach Cleopatrens und des wolluͤſtigen Clodius Eſopus Beyſpiele jene Him̃els- und Monden-Frucht durch die im Eſ- ſige befindlichen Wuͤrmer zerbeitzen/ und ihren uͤppigen Gaumen darmit vergnuͤgen ſolten. Das andere Haupt der Hecate bildete einen Hirſch fuͤr; weil ſie auf der Erde eine Vorſtehe- rin der Jagt/ wie im Himmel eine Mutter der Feuchtigkeit; und unter der Erde eine Beherr- ſcher in der Geiſter ſeyn ſoll. Aus denen oberſten Enden der Geweihe ſpruͤtzte ein wolruͤchendes Waſſer/ welches ſich aber in der Lufft in einen linden Regen zertheilte. Jn der einen Hand hat- te ſie eine wolruͤchende Fackel von weiſſem Ag- ſteine/ in der andern ein viereckicht geſpitztes Stuͤcke Stein-Saltz/ als ein Merckmaal der Fruchtbarkeit/ welches in hoͤchſter Vollkom̃en- heit nicht ferne von Carrodun gegraben wird. Heeatens drittes Haupt bildete einen Hunds- Kopff ab; in beyden Haͤnden hatte ſie zwey Schalen mit gantz guͤldenen Brodten. Das ſiebende recht in die Mitte der andern ſechs ge- ſchloſſene

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1364[1366]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1432>, abgerufen am 23.11.2024.