Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] schlossene Zelt war aus eitel Golde gewürckt;
und mit einem regenbogichten Streiffen durch-
zogen/ in welchem als dem gestirnten Thier-
Kreiß die zwölf himmlischen Zeichen aus Golde
gestückt zu sehen waren. Oben auf der Spitze des
Zeltes leuchtete eine güldene Kugel mit Rubinen
versätzt. Die Taffel war kugel-rund; alle Ge-
schirre feines Gold; und alle niedliche in denen
andern Zelten vertheilte Speisen nichts minder
als für Zeiten in Mohren-Land auf der den
Nahmen eines Sonnen-Tisches verdienenden
Wiese hier zusammen vereinbart/ und das seltza-
me Wildpret in den weissesten Teig/ welcher sel-
bigen Thiere Gestalt fürbildete/ eingebacken;
gleich als wenn sonder Zuthat der Sonne kein
ander Gestirne etwas zu zeugen vermöchte.
Unter diesen stand eine hochaufgethürnte Schüs-
sel von eitel denen noch lebendigen Hähnen ab-
geschnittenen Kämmen/ mit Pfauen- und
Nachtigal-Zungen/ Phönicopter-Gehirne/
Rebhüner-Eyern/ Papegoy- und Fasan-Köp-
fen/ Kramß-Vögel-Gehirne/ Meer-Barben-
Bärten angefüllet. Nachdem aber dieser
Uberfluß auf einem Taffel-Blate keinen
Raum fand/ waren derer drey/ iedes eines Ellen-
bogens höher über einander gethürmet. Unter
diesen seltzamen Speisen waren fürnemlich die
aus Zucker bereitete zwölff himmlische Zeichen
würdig zu betrachten. Auf der Mitte des
obersten Blates war ein güldener Fenix; wel-
cher in einem Zimmet-Feuer sich nicht so sehr
einäscherte/ als mit seinem durch etliche kleine
Lufft-Löcher ausschmeltzenden Balsam die
Flamme lebhafft/ die Lufft aber wohlrüchend
machte. Umb die Taffel herumb standen
zwölff silbern-vergüldete Thiere/ nemlich ein
Löwe/ ein Pferd/ ein Ochse/ ein Wieder/ ein
Adler/ ein Schwan/ ein Hahn/ ein Pfau/ eine
Heydechse/ eine Feuer-Schlange/ ein Meer-
Schwein/ und ein Gold-grüner Kefer; wel-
che in zwölff güldene Schalen so viel Arten
Weine sprützten. Wormit aber nichts von
der Römischen Verschwendung vergessen/ oder
[Spaltenumbruch] auch des Antonius Küche beschämet würde/
standen auf einer absondern Taffel in viereckich-
ten Schüsseln zwölff gebratene wilde Schwei-
ne/ welche alle über sechs Centner wogen. Ja
wormit man allhier des verschwenderischen
Caranus in Macedonien berühmtes Hoch-
zeit-Mahl nicht wegstäche/ waren sie alle mit
Reb- und Hasel-Hünern/ wilden Tauben/
Austern/ Kälber-Milch und Sartellen gefüllt.
So war auch unter den deutschen Helden keiner
bey dieser Taffel/ welcher nicht auserhalb der
Netze ein wildes Schwein gefället hatte; wel-
ches alle die verübt haben musten/ so in Mace-
donien mit zu einer solchen Taffel gelassen wer-
den wolten. Zwischen diesen 7. Zelten waren die
annehmlichsten Seiten-Spiele verstecket/ wel-
che die darinnen nach Römischer Gewohnheit
bewirthete Fürstliche Versammlung zu voller
Belustigung ermunterten. Jn dem Zelte des
Saturnus waren zwölff Wald-Götter/ des
Jupiters/ zwölff schöne Jünglinge/ des Mars/
zwölff Cyclopen/ der Venus/ zwölff nackte
Jungfrauen/ des Mercur/ zwölff Affen/ des
Monden/ zwölff Wassermänner/ der Sonnen/
zwölff Götter die Gäste zu bedienen bemüht/
und wormit die Abwechselung sie so viel mehr
vergnügte/ leiteten sie sie aus einem Zelte in das
ander. Massen denn in allen Zelten kein Trinck-
Geschirre verhanden war/ wor aus die Fürsten
oder der Adel nicht des Feldherrn oder Thußnel-
dens Gesundheit trancken. Denn ob zwar hier alles
auf Römisch hergieng; so hatte doch diese den
Griechen und Deutschen von uhralter Zeit ge-
meine Gewohnheit: daß sie ihren Göttern und
Helden bey den Gastmahlen grosse Schalen
mit Weine opferten/ auch bey den Römern für-
längst Bürger-Recht gewonnen/ und ist nach
dem Siege des Fabius und Marius zu Rom
keine Mahlzeit gehalten worden; da sie nicht
auf Gesundheit dieser ihrer Erlöser grosse Be-
cher ausgeleeret. Ja der Römische Rath hat
bey ieder Mahlzeit des Käyser August Gesund-
heit zu trincken den Römern durch ein offentlich

Gesetze
K k k k k k k k 3

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] ſchloſſene Zelt war aus eitel Golde gewuͤrckt;
und mit einem regenbogichten Streiffen durch-
zogen/ in welchem als dem geſtirnten Thier-
Kreiß die zwoͤlf him̃liſchen Zeichen aus Golde
geſtuͤckt zu ſehen warẽ. Oben auf der Spitze des
Zeltes leuchtete eine guͤldene Kugel mit Rubinen
verſaͤtzt. Die Taffel war kugel-rund; alle Ge-
ſchirre feines Gold; und alle niedliche in denen
andern Zelten vertheilte Speiſen nichts minder
als fuͤr Zeiten in Mohren-Land auf der den
Nahmen eines Sonnen-Tiſches verdienenden
Wieſe hier zuſammen vereinbart/ und das ſeltza-
me Wildpret in den weiſſeſten Teig/ welcher ſel-
bigen Thiere Geſtalt fuͤrbildete/ eingebacken;
gleich als wenn ſonder Zuthat der Sonne kein
ander Geſtirne etwas zu zeugen vermoͤchte.
Unter dieſen ſtand eine hochaufgethuͤꝛnte Schuͤſ-
ſel von eitel denen noch lebendigen Haͤhnen ab-
geſchnittenen Kaͤmmen/ mit Pfauen- und
Nachtigal-Zungen/ Phoͤnicopter-Gehirne/
Rebhuͤner-Eyern/ Papegoy- und Faſan-Koͤp-
fen/ Kramß-Voͤgel-Gehirne/ Meer-Barben-
Baͤrten angefuͤllet. Nachdem aber dieſer
Uberfluß auf einem Taffel-Blate keinen
Raum fand/ waren dereꝛ drey/ iedes eines Ellen-
bogens hoͤher uͤber einander gethuͤrmet. Unter
dieſen ſeltzamen Speiſen waren fuͤrnemlich die
aus Zucker bereitete zwoͤlff him̃liſche Zeichen
wuͤrdig zu betrachten. Auf der Mitte des
oberſten Blates war ein guͤldener Fenix; wel-
cher in einem Zimmet-Feuer ſich nicht ſo ſehr
einaͤſcherte/ als mit ſeinem durch etliche kleine
Lufft-Loͤcher ausſchmeltzenden Balſam die
Flamme lebhafft/ die Lufft aber wohlruͤchend
machte. Umb die Taffel herumb ſtanden
zwoͤlff ſilbern-verguͤldete Thiere/ nemlich ein
Loͤwe/ ein Pferd/ ein Ochſe/ ein Wieder/ ein
Adler/ ein Schwan/ ein Hahn/ ein Pfau/ eine
Heydechſe/ eine Feuer-Schlange/ ein Meer-
Schwein/ und ein Gold-gruͤner Kefer; wel-
che in zwoͤlff guͤldene Schalen ſo viel Arten
Weine ſpruͤtzten. Wormit aber nichts von
der Roͤmiſchen Verſchwendung vergeſſen/ odeꝛ
[Spaltenumbruch] auch des Antonius Kuͤche beſchaͤmet wuͤrde/
ſtanden auf einer abſondern Taffel in viereckich-
ten Schuͤſſeln zwoͤlff gebratene wilde Schwei-
ne/ welche alle uͤber ſechs Centner wogen. Ja
wormit man allhier des verſchwenderiſchen
Caranus in Macedonien beruͤhmtes Hoch-
zeit-Mahl nicht wegſtaͤche/ waren ſie alle mit
Reb- und Haſel-Huͤnern/ wilden Tauben/
Auſtern/ Kaͤlber-Milch und Sartellen gefuͤllt.
So war auch unter den deutſchen Helden keiner
bey dieſer Taffel/ welcher nicht auſerhalb der
Netze ein wildes Schwein gefaͤllet hatte; wel-
ches alle die veruͤbt haben muſten/ ſo in Mace-
donien mit zu einer ſolchen Taffel gelaſſen wer-
den wolten. Zwiſchen dieſen 7. Zelten waren die
annehmlichſten Seiten-Spiele verſtecket/ wel-
che die darinnen nach Roͤmiſcher Gewohnheit
bewirthete Fuͤrſtliche Verſam̃lung zu voller
Beluſtigung ermunterten. Jn dem Zelte des
Saturnus waren zwoͤlff Wald-Goͤtter/ des
Jupiters/ zwoͤlff ſchoͤne Juͤnglinge/ des Mars/
zwoͤlff Cyclopen/ der Venus/ zwoͤlff nackte
Jungfrauen/ des Mercur/ zwoͤlff Affen/ des
Monden/ zwoͤlff Waſſermaͤnner/ der Sonnen/
zwoͤlff Goͤtter die Gaͤſte zu bedienen bemuͤht/
und wormit die Abwechſelung ſie ſo viel mehr
vergnuͤgte/ leiteten ſie ſie aus einem Zelte in das
ander. Maſſen denn in allen Zelten kein Trinck-
Geſchirre verhanden war/ wor aus die Fuͤrſten
oder der Adel nicht des Feldherrn oder Thußnel-
dens Geſundheit tranckẽ. Deñ ob zwar hier alles
auf Roͤmiſch hergieng; ſo hatte doch dieſe den
Griechen und Deutſchen von uhralter Zeit ge-
meine Gewohnheit: daß ſie ihren Goͤttern und
Helden bey den Gaſtmahlen groſſe Schalen
mit Weine opferten/ auch bey den Roͤmern fuͤr-
laͤngſt Buͤrger-Recht gewonnen/ und iſt nach
dem Siege des Fabius und Marius zu Rom
keine Mahlzeit gehalten worden; da ſie nicht
auf Geſundheit dieſer ihrer Erloͤſer groſſe Be-
cher ausgeleeret. Ja der Roͤmiſche Rath hat
bey ieder Mahlzeit des Kaͤyſer Auguſt Geſund-
heit zu trincken den Roͤmern durch ein offentlich

Geſetze
K k k k k k k k 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1433" n="1365[1367]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene Zelt war aus eitel Golde gewu&#x0364;rckt;<lb/>
und mit einem regenbogichten Streiffen durch-<lb/>
zogen/ in welchem als dem ge&#x017F;tirnten Thier-<lb/>
Kreiß die zwo&#x0364;lf him&#x0303;li&#x017F;chen Zeichen aus Golde<lb/>
ge&#x017F;tu&#x0364;ckt zu &#x017F;ehen ware&#x0303;. Oben auf der Spitze des<lb/>
Zeltes leuchtete eine gu&#x0364;ldene Kugel mit Rubinen<lb/>
ver&#x017F;a&#x0364;tzt. Die Taffel war kugel-rund; alle Ge-<lb/>
&#x017F;chirre feines Gold; und alle niedliche in denen<lb/>
andern Zelten vertheilte Spei&#x017F;en nichts minder<lb/>
als fu&#x0364;r Zeiten in Mohren-Land auf der den<lb/>
Nahmen eines Sonnen-Ti&#x017F;ches verdienenden<lb/>
Wie&#x017F;e hier zu&#x017F;ammen vereinbart/ und das &#x017F;eltza-<lb/>
me Wildpret in den wei&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Teig/ welcher &#x017F;el-<lb/>
bigen Thiere Ge&#x017F;talt fu&#x0364;rbildete/ eingebacken;<lb/>
gleich als wenn &#x017F;onder Zuthat der Sonne kein<lb/>
ander Ge&#x017F;tirne etwas zu zeugen vermo&#x0364;chte.<lb/>
Unter die&#x017F;en &#x017F;tand eine hochaufgethu&#x0364;&#xA75B;nte Schu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;el von eitel denen noch lebendigen Ha&#x0364;hnen ab-<lb/>
ge&#x017F;chnittenen Ka&#x0364;mmen/ mit Pfauen- und<lb/>
Nachtigal-Zungen/ Pho&#x0364;nicopter-Gehirne/<lb/>
Rebhu&#x0364;ner-Eyern/ Papegoy- und Fa&#x017F;an-Ko&#x0364;p-<lb/>
fen/ Kramß-Vo&#x0364;gel-Gehirne/ Meer-Barben-<lb/>
Ba&#x0364;rten angefu&#x0364;llet. Nachdem aber die&#x017F;er<lb/>
Uberfluß auf einem Taffel-Blate keinen<lb/>
Raum fand/ waren dere&#xA75B; drey/ iedes eines Ellen-<lb/>
bogens ho&#x0364;her u&#x0364;ber einander gethu&#x0364;rmet. Unter<lb/>
die&#x017F;en &#x017F;eltzamen Spei&#x017F;en waren fu&#x0364;rnemlich die<lb/>
aus Zucker bereitete zwo&#x0364;lff him&#x0303;li&#x017F;che Zeichen<lb/>
wu&#x0364;rdig zu betrachten. Auf der Mitte des<lb/>
ober&#x017F;ten Blates war ein gu&#x0364;ldener Fenix; wel-<lb/>
cher in einem Zimmet-Feuer &#x017F;ich nicht &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
eina&#x0364;&#x017F;cherte/ als mit &#x017F;einem durch etliche kleine<lb/>
Lufft-Lo&#x0364;cher aus&#x017F;chmeltzenden Bal&#x017F;am die<lb/>
Flamme lebhafft/ die Lufft aber wohlru&#x0364;chend<lb/>
machte. Umb die Taffel herumb &#x017F;tanden<lb/>
zwo&#x0364;lff &#x017F;ilbern-vergu&#x0364;ldete Thiere/ nemlich ein<lb/>
Lo&#x0364;we/ ein Pferd/ ein Och&#x017F;e/ ein Wieder/ ein<lb/>
Adler/ ein Schwan/ ein Hahn/ ein Pfau/ eine<lb/>
Heydech&#x017F;e/ eine Feuer-Schlange/ ein Meer-<lb/>
Schwein/ und ein Gold-gru&#x0364;ner Kefer; wel-<lb/>
che in zwo&#x0364;lff gu&#x0364;ldene Schalen &#x017F;o viel Arten<lb/>
Weine &#x017F;pru&#x0364;tzten. Wormit aber nichts von<lb/>
der Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Ver&#x017F;chwendung verge&#x017F;&#x017F;en/ ode&#xA75B;<lb/><cb/>
auch des Antonius Ku&#x0364;che be&#x017F;cha&#x0364;met wu&#x0364;rde/<lb/>
&#x017F;tanden auf einer ab&#x017F;ondern Taffel in viereckich-<lb/>
ten Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;eln zwo&#x0364;lff gebratene wilde Schwei-<lb/>
ne/ welche alle u&#x0364;ber &#x017F;echs Centner wogen. Ja<lb/>
wormit man allhier des ver&#x017F;chwenderi&#x017F;chen<lb/>
Caranus in Macedonien beru&#x0364;hmtes Hoch-<lb/>
zeit-Mahl nicht weg&#x017F;ta&#x0364;che/ waren &#x017F;ie alle mit<lb/>
Reb- und Ha&#x017F;el-Hu&#x0364;nern/ wilden Tauben/<lb/>
Au&#x017F;tern/ Ka&#x0364;lber-Milch und Sartellen gefu&#x0364;llt.<lb/>
So war auch unter den deut&#x017F;chen Helden keiner<lb/>
bey die&#x017F;er Taffel/ welcher nicht au&#x017F;erhalb der<lb/>
Netze ein wildes Schwein gefa&#x0364;llet hatte; wel-<lb/>
ches alle die veru&#x0364;bt haben mu&#x017F;ten/ &#x017F;o in Mace-<lb/>
donien mit zu einer &#x017F;olchen Taffel gela&#x017F;&#x017F;en wer-<lb/>
den wolten. Zwi&#x017F;chen die&#x017F;en 7. Zelten waren die<lb/>
annehmlich&#x017F;ten Seiten-Spiele ver&#x017F;tecket/ wel-<lb/>
che die darinnen nach Ro&#x0364;mi&#x017F;cher Gewohnheit<lb/>
bewirthete Fu&#x0364;r&#x017F;tliche Ver&#x017F;am&#x0303;lung zu voller<lb/>
Belu&#x017F;tigung ermunterten. Jn dem Zelte des<lb/>
Saturnus waren zwo&#x0364;lff Wald-Go&#x0364;tter/ des<lb/>
Jupiters/ zwo&#x0364;lff &#x017F;cho&#x0364;ne Ju&#x0364;nglinge/ des Mars/<lb/>
zwo&#x0364;lff Cyclopen/ der Venus/ zwo&#x0364;lff nackte<lb/>
Jungfrauen/ des Mercur/ zwo&#x0364;lff Affen/ des<lb/>
Monden/ zwo&#x0364;lff Wa&#x017F;&#x017F;erma&#x0364;nner/ der Sonnen/<lb/>
zwo&#x0364;lff Go&#x0364;tter die Ga&#x0364;&#x017F;te zu bedienen bemu&#x0364;ht/<lb/>
und wormit die Abwech&#x017F;elung &#x017F;ie &#x017F;o viel mehr<lb/>
vergnu&#x0364;gte/ leiteten &#x017F;ie &#x017F;ie aus einem Zelte in das<lb/>
ander. Ma&#x017F;&#x017F;en denn in allen Zelten kein Trinck-<lb/>
Ge&#x017F;chirre verhanden war/ wor aus die Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
oder der Adel nicht des Feldherrn oder Thußnel-<lb/>
dens Ge&#x017F;undheit trancke&#x0303;. Den&#x0303; ob zwar hier alles<lb/>
auf Ro&#x0364;mi&#x017F;ch hergieng; &#x017F;o hatte doch die&#x017F;e den<lb/>
Griechen und Deut&#x017F;chen von uhralter Zeit ge-<lb/>
meine Gewohnheit: daß &#x017F;ie ihren Go&#x0364;ttern und<lb/>
Helden bey den Ga&#x017F;tmahlen gro&#x017F;&#x017F;e Schalen<lb/>
mit Weine opferten/ auch bey den Ro&#x0364;mern fu&#x0364;r-<lb/>
la&#x0364;ng&#x017F;t Bu&#x0364;rger-Recht gewonnen/ und i&#x017F;t nach<lb/>
dem Siege des Fabius und Marius zu Rom<lb/>
keine Mahlzeit gehalten worden; da &#x017F;ie nicht<lb/>
auf Ge&#x017F;undheit die&#x017F;er ihrer Erlo&#x0364;&#x017F;er gro&#x017F;&#x017F;e Be-<lb/>
cher ausgeleeret. Ja der Ro&#x0364;mi&#x017F;che Rath hat<lb/>
bey ieder Mahlzeit des Ka&#x0364;y&#x017F;er Augu&#x017F;t Ge&#x017F;und-<lb/>
heit zu trincken den Ro&#x0364;mern durch ein offentlich<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k k k k k k k 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Ge&#x017F;etze</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1365[1367]/1433] Arminius und Thußnelda. ſchloſſene Zelt war aus eitel Golde gewuͤrckt; und mit einem regenbogichten Streiffen durch- zogen/ in welchem als dem geſtirnten Thier- Kreiß die zwoͤlf him̃liſchen Zeichen aus Golde geſtuͤckt zu ſehen warẽ. Oben auf der Spitze des Zeltes leuchtete eine guͤldene Kugel mit Rubinen verſaͤtzt. Die Taffel war kugel-rund; alle Ge- ſchirre feines Gold; und alle niedliche in denen andern Zelten vertheilte Speiſen nichts minder als fuͤr Zeiten in Mohren-Land auf der den Nahmen eines Sonnen-Tiſches verdienenden Wieſe hier zuſammen vereinbart/ und das ſeltza- me Wildpret in den weiſſeſten Teig/ welcher ſel- bigen Thiere Geſtalt fuͤrbildete/ eingebacken; gleich als wenn ſonder Zuthat der Sonne kein ander Geſtirne etwas zu zeugen vermoͤchte. Unter dieſen ſtand eine hochaufgethuͤꝛnte Schuͤſ- ſel von eitel denen noch lebendigen Haͤhnen ab- geſchnittenen Kaͤmmen/ mit Pfauen- und Nachtigal-Zungen/ Phoͤnicopter-Gehirne/ Rebhuͤner-Eyern/ Papegoy- und Faſan-Koͤp- fen/ Kramß-Voͤgel-Gehirne/ Meer-Barben- Baͤrten angefuͤllet. Nachdem aber dieſer Uberfluß auf einem Taffel-Blate keinen Raum fand/ waren dereꝛ drey/ iedes eines Ellen- bogens hoͤher uͤber einander gethuͤrmet. Unter dieſen ſeltzamen Speiſen waren fuͤrnemlich die aus Zucker bereitete zwoͤlff him̃liſche Zeichen wuͤrdig zu betrachten. Auf der Mitte des oberſten Blates war ein guͤldener Fenix; wel- cher in einem Zimmet-Feuer ſich nicht ſo ſehr einaͤſcherte/ als mit ſeinem durch etliche kleine Lufft-Loͤcher ausſchmeltzenden Balſam die Flamme lebhafft/ die Lufft aber wohlruͤchend machte. Umb die Taffel herumb ſtanden zwoͤlff ſilbern-verguͤldete Thiere/ nemlich ein Loͤwe/ ein Pferd/ ein Ochſe/ ein Wieder/ ein Adler/ ein Schwan/ ein Hahn/ ein Pfau/ eine Heydechſe/ eine Feuer-Schlange/ ein Meer- Schwein/ und ein Gold-gruͤner Kefer; wel- che in zwoͤlff guͤldene Schalen ſo viel Arten Weine ſpruͤtzten. Wormit aber nichts von der Roͤmiſchen Verſchwendung vergeſſen/ odeꝛ auch des Antonius Kuͤche beſchaͤmet wuͤrde/ ſtanden auf einer abſondern Taffel in viereckich- ten Schuͤſſeln zwoͤlff gebratene wilde Schwei- ne/ welche alle uͤber ſechs Centner wogen. Ja wormit man allhier des verſchwenderiſchen Caranus in Macedonien beruͤhmtes Hoch- zeit-Mahl nicht wegſtaͤche/ waren ſie alle mit Reb- und Haſel-Huͤnern/ wilden Tauben/ Auſtern/ Kaͤlber-Milch und Sartellen gefuͤllt. So war auch unter den deutſchen Helden keiner bey dieſer Taffel/ welcher nicht auſerhalb der Netze ein wildes Schwein gefaͤllet hatte; wel- ches alle die veruͤbt haben muſten/ ſo in Mace- donien mit zu einer ſolchen Taffel gelaſſen wer- den wolten. Zwiſchen dieſen 7. Zelten waren die annehmlichſten Seiten-Spiele verſtecket/ wel- che die darinnen nach Roͤmiſcher Gewohnheit bewirthete Fuͤrſtliche Verſam̃lung zu voller Beluſtigung ermunterten. Jn dem Zelte des Saturnus waren zwoͤlff Wald-Goͤtter/ des Jupiters/ zwoͤlff ſchoͤne Juͤnglinge/ des Mars/ zwoͤlff Cyclopen/ der Venus/ zwoͤlff nackte Jungfrauen/ des Mercur/ zwoͤlff Affen/ des Monden/ zwoͤlff Waſſermaͤnner/ der Sonnen/ zwoͤlff Goͤtter die Gaͤſte zu bedienen bemuͤht/ und wormit die Abwechſelung ſie ſo viel mehr vergnuͤgte/ leiteten ſie ſie aus einem Zelte in das ander. Maſſen denn in allen Zelten kein Trinck- Geſchirre verhanden war/ wor aus die Fuͤrſten oder der Adel nicht des Feldherrn oder Thußnel- dens Geſundheit tranckẽ. Deñ ob zwar hier alles auf Roͤmiſch hergieng; ſo hatte doch dieſe den Griechen und Deutſchen von uhralter Zeit ge- meine Gewohnheit: daß ſie ihren Goͤttern und Helden bey den Gaſtmahlen groſſe Schalen mit Weine opferten/ auch bey den Roͤmern fuͤr- laͤngſt Buͤrger-Recht gewonnen/ und iſt nach dem Siege des Fabius und Marius zu Rom keine Mahlzeit gehalten worden; da ſie nicht auf Geſundheit dieſer ihrer Erloͤſer groſſe Be- cher ausgeleeret. Ja der Roͤmiſche Rath hat bey ieder Mahlzeit des Kaͤyſer Auguſt Geſund- heit zu trincken den Roͤmern durch ein offentlich Geſetze K k k k k k k k 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1433
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1365[1367]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1433>, abgerufen am 23.11.2024.