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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] und geglaubt wird: daß er/ oder sein Bruder
Gadir zum ersten/ die Phönicier aber mehr-
mahls/ insonderheit unter dem Könige Hiram
aus Jdumäa/ und mit ihm die Juden dahin ge-
fahren. Die Phönicier hatten auch den Nord-
stern zum ersten zum Leitstern ihrer Schiffarth
erkieset. Die Ursachen liessen sich auch leicht
errathen; nachdem die Phönicier den Noth-
zwang ihrer Flucht aus ihrem Vaterlande/
woraus sie vorher in Egypten/ Persien/ Ba-
ctrian/ über den Ganges und Jndus/ und das
Caspische Meer in Jndien und zu den Scythen
Volckreiche Heere geschickt hatten/ selbst bey der
Stadt Tingis in eine marmelne Säule gegra-
ben/ nehmlich sie hätten für dem Antlitze des
Räubers Josua entlauffen müssen. Ob sie nun
zwar gantz Africa überschwemmet/ in Spanien
Gades/ in Gallien Maßilien/ die Baleari-
schen/ wie auch die Hesperischen und Caßiteri-
schen Eylande bebauet/ so haben sie doch daselbst
nicht immer festen Fuß setzen können; Son-
dern es haben die Pharusier und Nigriten in
Mauritanien alleine 300. ihrer Städte eingeä-
schert/ und sie die berühmten sieben glückseligen
Jnseln/ die man von den Cananeern hernach die
Canarischen geheissen/ zu bebauen/ hernach gar
hinter der berühmten Jnsel Cerne/ durch das
von Schilf und Kräutern gantz überwachsene
Atlantische Meer neue Länder zu suchen ge-
zwungen/ worvon diese glückseligen Eylande
selbst so leer und wüste stehen blieben/ daß die
Nachkommen so gar nichts mehr vom Gebrau-
che des Feuers gewüst. Diese Phönicier und
Gaditaner waren ebensfalls schon gantz Africa
zu umbschiffen gewohnt/ derer zerscheiterte
Schiffe mehrmals auf der Mohrenländischen
Küste bey dem Eingange des rothen Meers ge-
funden/ und aus dem Zeichen eines Pferdes für
Gaditanische erkennet/ ja von dem Egyptischen
Könige Necko die Schiffarth aus dem Nil biß
in das rothe Meer gewiesen worden. Der
Weg nach dem eusersten Eylande Thule war
[Spaltenumbruch] ihnen eine gebähnte Strasse; nach dem die zwey
Tyrier Mantinias und Dercyllides dahin ver-
schlagen worden/ wie die in ihren Gräbern zu
Tyrus gefundene Cypressen-Taffeln und des
Antonius Diogenes Anmerckungen hiervon
sattsames Licht geben. Also ihre Reise nach
dem Atlantischen Eylande für kein solch Wun-
derwerck zu halten/ in dem man von den glück-
seligen Jnseln bey gutem Winde in funfzehn
Tagen unschwer dahin segeln kan. Die Bri-
tannier haben diese Länder eben so reich von
Golde und Silber/ wie sie Silenus schon dem
Midas beschrieben/ ja unterschiedene ausgeleer-
te Ertzt-Gruben/ und aus den Adern gehaue-
nes Gold/ (worvon doch die Jnnwohner da-
selbst nichts gewust/ sondern das Gold aus den
Flüssen gefischt) nichts minder so dicke Bäume/
die sechszehn Menschen kaum umklaftern kön-
nen/ und der Phönicier runde Bauart gefun-
den. So diente auch für die Phönicier zum
Beweise: daß beyde Völcker des Königs Füsse
zu küssen/ die Haare biß auf den Würbel abzu-
schneiden/ die Leichen an der Sonne auszu-
dörren/ und in Häusern zum Gedächtnisse auf-
zusetzen/ die Jungfrauschafften ihrer Bräute
den Königen aufzuopffern/ das Hundefleisch
für köstliche Speise zu halten/ den Gott Cham
oder Chambal unter der Gestalt eines schwar-
tzen ein Weib abbildenden Steines zu verehren/
selbtem ihre Kinder beym Feuer zu opffern/
beym Beten die Hand auf den Mund zu legen/
und aus ihren Gliedern Blut zu lassen/ bey
Verehrung ihrer Götter übers Feuer zu sprin-
gen/ der Sonnen in Gestalt eines Löwen zu die-
nen gewohnt gewesen/ beyde auch die Mitter-
nächtischen Gestirne mit einerley Nahmen ge-
nennt/ die letzten Erfinder der neuen Welt sol-
che in Sitten und natürlichen Dingen aufs ge-
naueste befunden haben; wie die Alten das At-
lantische Eyland abgemahlt. Rhemetalces
fing hierauf an: Dieses sind sicher scheinbare
Kennzeichen/ daß die Phönicier dahin gesegelt;

aber
Erster Theil. Q

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] und geglaubt wird: daß er/ oder ſein Bruder
Gadir zum erſten/ die Phoͤnicier aber mehr-
mahls/ inſonderheit unter dem Koͤnige Hiram
aus Jdumaͤa/ und mit ihm die Juden dahin ge-
fahren. Die Phoͤnicier hatten auch den Nord-
ſtern zum erſten zum Leitſtern ihrer Schiffarth
erkieſet. Die Urſachen lieſſen ſich auch leicht
errathen; nachdem die Phoͤnicier den Noth-
zwang ihrer Flucht aus ihrem Vaterlande/
woraus ſie vorher in Egypten/ Perſien/ Ba-
ctrian/ uͤber den Ganges und Jndus/ und das
Caſpiſche Meer in Jndien und zu den Scythen
Volckreiche Heere geſchickt hatten/ ſelbſt bey der
Stadt Tingis in eine marmelne Saͤule gegra-
ben/ nehmlich ſie haͤtten fuͤr dem Antlitze des
Raͤubers Joſua entlauffen muͤſſen. Ob ſie nun
zwar gantz Africa uͤberſchwemmet/ in Spanien
Gades/ in Gallien Maßilien/ die Baleari-
ſchen/ wie auch die Heſperiſchen und Caßiteri-
ſchen Eylande bebauet/ ſo haben ſie doch daſelbſt
nicht immer feſten Fuß ſetzen koͤnnen; Son-
dern es haben die Pharuſier und Nigriten in
Mauritanien alleine 300. ihrer Staͤdte eingeaͤ-
ſchert/ und ſie die beruͤhmten ſieben gluͤckſeligen
Jnſeln/ die man von den Cananeern hernach die
Canariſchen geheiſſen/ zu bebauen/ hernach gar
hinter der beruͤhmten Jnſel Cerne/ durch das
von Schilf und Kraͤutern gantz uͤberwachſene
Atlantiſche Meer neue Laͤnder zu ſuchen ge-
zwungen/ worvon dieſe gluͤckſeligen Eylande
ſelbſt ſo leer und wuͤſte ſtehen blieben/ daß die
Nachkommen ſo gar nichts mehr vom Gebrau-
che des Feuers gewuͤſt. Dieſe Phoͤnicier und
Gaditaner waren ebensfalls ſchon gantz Africa
zu umbſchiffen gewohnt/ derer zerſcheiterte
Schiffe mehrmals auf der Mohrenlaͤndiſchen
Kuͤſte bey dem Eingange des rothen Meers ge-
funden/ und aus dem Zeichen eines Pferdes fuͤr
Gaditaniſche erkennet/ ja von dem Egyptiſchen
Koͤnige Necko die Schiffarth aus dem Nil biß
in das rothe Meer gewieſen worden. Der
Weg nach dem euſerſten Eylande Thule war
[Spaltenumbruch] ihnen eine gebaͤhnte Straſſe; nach dem die zwey
Tyrier Mantinias und Dercyllides dahin ver-
ſchlagen worden/ wie die in ihren Graͤbern zu
Tyrus gefundene Cypreſſen-Taffeln und des
Antonius Diogenes Anmerckungen hiervon
ſattſames Licht geben. Alſo ihre Reiſe nach
dem Atlantiſchen Eylande fuͤr kein ſolch Wun-
derwerck zu halten/ in dem man von den gluͤck-
ſeligen Jnſeln bey gutem Winde in funfzehn
Tagen unſchwer dahin ſegeln kan. Die Bri-
tannier haben dieſe Laͤnder eben ſo reich von
Golde und Silber/ wie ſie Silenus ſchon dem
Midas beſchrieben/ ja unterſchiedene ausgeleer-
te Ertzt-Gruben/ und aus den Adern gehaue-
nes Gold/ (worvon doch die Jnnwohner da-
ſelbſt nichts gewuſt/ ſondern das Gold aus den
Fluͤſſen gefiſcht) nichts minder ſo dicke Baͤume/
die ſechszehn Menſchen kaum umklaftern koͤn-
nen/ und der Phoͤnicier runde Bauart gefun-
den. So diente auch fuͤr die Phoͤnicier zum
Beweiſe: daß beyde Voͤlcker des Koͤnigs Fuͤſſe
zu kuͤſſen/ die Haare biß auf den Wuͤrbel abzu-
ſchneiden/ die Leichen an der Sonne auszu-
doͤrren/ und in Haͤuſern zum Gedaͤchtniſſe auf-
zuſetzen/ die Jungfrauſchafften ihrer Braͤute
den Koͤnigen aufzuopffern/ das Hundefleiſch
fuͤr koͤſtliche Speiſe zu halten/ den Gott Cham
oder Chambal unter der Geſtalt eines ſchwar-
tzen ein Weib abbildenden Steines zu verehren/
ſelbtem ihre Kinder beym Feuer zu opffern/
beym Beten die Hand auf den Mund zu legen/
und aus ihren Gliedern Blut zu laſſen/ bey
Verehrung ihrer Goͤtter uͤbers Feuer zu ſprin-
gen/ der Sonnen in Geſtalt eines Loͤwen zu die-
nen gewohnt geweſen/ beyde auch die Mitter-
naͤchtiſchen Geſtirne mit einerley Nahmen ge-
nennt/ die letzten Erfinder der neuen Welt ſol-
che in Sitten und natuͤrlichen Dingen aufs ge-
naueſte befunden haben; wie die Alten das At-
lantiſche Eyland abgemahlt. Rhemetalces
fing hierauf an: Dieſes ſind ſicher ſcheinbare
Kennzeichen/ daß die Phoͤnicier dahin geſegelt;

aber
Erſter Theil. Q
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/171>, abgerufen am 24.11.2024.