Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Vorbericht an den Leser. mer Personen und guten Freunde eigenen Gefallen und Vergnügung/ in de-nen/ wegen seines mühsamen Amptes häuffigen Geschäffte und schwerer Rechts-Händel/ wenig übrigen Stunden/ besonders aber meistens in seinem Gicht- oder Geduld-Bette zum Zeitvertreib und Gemüths-Beruhigung ge- schrieben/ und zuweilen ihnen etwas davon mitgetheilet/ die sich denn mit des- sen Durchlesung nichts weniger/ als er mit der Arbeit belustiget/ und ihn im- mer mehr aufgemuntert haben. Das Absehen dieser Arbeit wird der kluge Leser gleichfals leicht wahr- durch
Vorbericht an den Leſer. mer Perſonen und guten Freunde eigenen Gefallen und Vergnuͤgung/ in de-nen/ wegen ſeines muͤhſamen Amptes haͤuffigen Geſchaͤffte und ſchwerer Rechts-Haͤndel/ wenig uͤbrigen Stunden/ beſonders aber meiſtens in ſeinem Gicht- oder Geduld-Bette zum Zeitvertreib und Gemuͤths-Beruhigung ge- ſchrieben/ und zuweilen ihnen etwas davon mitgetheilet/ die ſich denn mit deſ- ſen Durchleſung nichts weniger/ als er mit der Arbeit beluſtiget/ und ihn im- mer mehr aufgemuntert haben. Das Abſehen dieſer Arbeit wird der kluge Leſer gleichfals leicht wahr- durch
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Vorbericht an den Leſer.
mer Perſonen und guten Freunde eigenen Gefallen und Vergnuͤgung/ in de-
nen/ wegen ſeines muͤhſamen Amptes haͤuffigen Geſchaͤffte und ſchwerer
Rechts-Haͤndel/ wenig uͤbrigen Stunden/ beſonders aber meiſtens in ſeinem
Gicht- oder Geduld-Bette zum Zeitvertreib und Gemuͤths-Beruhigung ge-
ſchrieben/ und zuweilen ihnen etwas davon mitgetheilet/ die ſich denn mit deſ-
ſen Durchleſung nichts weniger/ als er mit der Arbeit beluſtiget/ und ihn im-
mer mehr aufgemuntert haben.
Das Abſehen dieſer Arbeit wird der kluge Leſer gleichfals leicht wahr-
nehmen koͤnnen: daß er der Welt dadurch einen guten Nutzen zu ſchaffen ge-
trachtet; weil er vornehmlich angemercket: daß ins gemein junge Standes-Per-
ſonen allzuzeitlich einen Eckel vor ernſthafften Buͤchern zu bekommen/ und lie-
ber die mit vielen Eitelkeiten und trockenen Worten angefuͤlleten Liebes-Buͤ-
cher/ als den la Motte/ oder den Spaniſchen Saavedra/ da doch dieſe
Buͤcher ihre Gelehrſamkeit und ihren Nutzen haben/ zu leſen pflegen. Dahe-
ro unſer Lohenſtein auf die Gedancken gerathen: ob man nicht unter dem
Zucker ſolcher Liebes-Beſchreibungen auch eine Wuͤrtze nuͤtzlicher Kuͤnſte und
ernſthaffter Staats-Sachen/ beſonders nach der Gewohn- und Beſchaffenheit
Deutſchlands/ mit einmiſchen/ und alſo die zaͤrtlichen Gemuͤther hierdurch
gleichſam ſpielende und unvermerckt oder ſonder Zwang auf den Weg der Tu-
gend leiten/ und hingegen ihnen einen Eckel vor andern unnuͤtzen Buͤchern er-
wecken koͤnte. Weßwegen er auch hierinnen allerhand froͤliche und traurige
Abwechſelungen von luſtigen/ verliebten/ ernſthafften und geiſtlichen Sachen
gebrauchet/ umb die Gemuͤther deſto aufmerckſamer zu machen; auch uͤber diß
mehr auf anmuthige Reden/ gute Gleichnuͤße und ſinnreiche Spruͤche/ als all-
zuweitlaͤufftige Umbſtaͤnde und Verwickelungen der Geſchichte geſehen. De-
rowegen wolle der beſcheidene Leſer auch nicht uͤbel vermercken/ wenn er da o-
der dort einigen Jrrthum entweder in dem Nahmen oder der Zeit-Rechnung
befinden moͤchte. Maſſen der ſeelige Verfaſſer wegen ſeines geſchwinden Abſter-
bens das gantze Werck nicht gaͤntzlich durchleſen koͤnnen/ da Er ſonder Zweifel
wol noch eines oder das andere ab- oder zugethan haben wuͤrde. Ob Er nun
ſchon ſeinen Zweck nicht in allem nach Wunſch erreichet haben doͤrffte; ſo wird
Er doch zum wenigſten hierinnen die Bahn gebrochen/ und ſo wol den Nach-
kommen ein Licht aufgeſteckt/ als die Lehre eines gewiſſen Auslaͤnders beob-
achtet haben: daß dergleichen Buͤcher ſtumme Hofemeiſter ſeyn/ und wie die
Redenden gute Lehren und Unterricht geben; alſo dieſe neben denſelben
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