Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
auch mit den Colchisch- und Meotischen Völ-ckern zu ihm zu stossen/ und in Armenien einzu- brechen/ er stünde mit einem ansehnlichen Heere schon an dem Flusse Melas/ und wolte daselbst dem Ariobarzanes die Stirne bieten. Dieser hatte hingegen nicht vergessen bey sich alle Ver- nunft/ aus Meden und Armenien alle Kräfften zusammen zu ziehen/ wormit Polemon seine Dräuungen nicht für gläserne Donner-Keile halten möchte. Erato und Bardanes kriegten Nachricht/ daß Ariobarzanes mit 200000. Mann in das kleinere Armenien eingebrochen wäre/ und an dem Flusse Melas und Phrat die Haupt-Stadt des kleinen Armeniens Melite- ne belägere; auch eine ansehnliche Parthische Reiterey vom Phraates folgen solte. Dahero/ weil sie den König Polemon dieser Macht nicht gewachsen zu seyn meynten/ änderten sie ihren nach Artaxata/ als dem Hertzen des Königreichs fürgenommenen Zug/ umb den Meden in Rü- cken zu gehen/ und den Ariobarzanes zu zwin- gen/ daß er seine Macht zertheilen müste. Wir reiseten gantzer 7. Tage/ sonder einigen Feind zu sehen/ weniger einige Gegenwehre zu finden/ besetzten hinter uns alle Pässe; den achten Tag kamen wir für die Stadt Cergia/ und machten Anstalt zu derselben Belägerung. Die Arme- nier aber kamen des Nachts heimlich aus der Stadt/ und brachten auf kleinen Nachen etliche hundert auf dem Flusse Phrat hinein/ welche mit Gewalt sich der einen Pforte bemächtigten/ daß der neue Artaxias mit der Reiterey hinein- brechen konte. Bey Eroberung dieser grossen Stadt kriegten wir genungsam Schiffe das gantze Heer den Strom hinab gegen Melitene zu führen. Welches sonder alle Hindernüsse auch geschahe/ weil die Städte auf der rechten Hand des Stromes sämmtlich dem Polemon ge- höreten/ und von ihm besetzt waren. Zu Ana- liba aber erfuhren wir/ daß Ariobarzanes bey Näherung des Polemon die Melitenische Be- lägerung aufgehoben/ und gegen Mardara wi- [Spaltenumbruch] der den Polemon sich gewendet hätte. Diese Nachricht bewegte den Artaxias und Bardanes/ daß sie zu Teucila ihre Heere eilends aussetzten/ und dem Arwbarzanes in Rücken gingen. Den andern Tag kamen wir dem Medischen Kriegs- heere auf die Spur/ und den dritten nach Mittags brachte uns unser Vortrab/ und etliche von ih- nen gelieferte Gefangene die Zeitung/ daß Ario- barzanes und Polemon unferne in einer hitzigen Schlacht miteinander begriffen/ die Pontischen Völcker aber schon in Verwirrung bracht/ ja des lincke Flügel in die Flucht gediegen wäre. Erato und Bardanes stellten unverzüglich ihr Heer in Schlacht-Ordnung/ und Artasernes erlangte die Ehre/ daß er mit 6000. leichten Reitern dem Feinde voran einbrechen muste. Wiewohl nun dieser rückliche Einfall den Meden nicht anders/ als wenn ihnen neue Feinde vom Him- mel stelen/ fürkam/ so schwenckte sich doch ihr rechter Flügel/ welchen ein alter erfahrner Par- thischer Kriegsheld Coßrhoes führte/ nachdem er vorwerts keinen Feind mehr hatte/ alsofort her- umb/ und begegnete dem Artafernes derogestalt/ daß er etwas zurück weichen muste. Hiermit thät sich Erato und Bardanes mit ihrem auser- lesenen Heere herfür/ welches den Cosrhoes an- fänglich stutzig machte. Er sprach aber den Seinen ein Hertze zu/ theilte seinen Flügel gegen des neuen Feindes Schlacht-Ordnung aufs beste ein; und hiermit ging die andere blutige Schlacht an. Die Sonne ging zwar unter/ aber beyde erhitzte Feinde wolten ihre Sebeln nicht einstecken. Es ist unmöglich die Blut- stürtzung/ die theils ritterlichen/ theils verzwei- felten Thaten so wohl auf ein als dem andern Theile zu erzehlen. Denn die Nacht verdeckte viel/ und war der aufgehende Monde allzu dü- ster so vielen Tapferkeiten ihr gehöriges Licht zu geben. Daher verlängerte die Hartnäckigkeit der erbitterten Feinde ihr Wüten biß auf den andern Tag. Beyder Könige Vorsatz war zu siegen/ oder zu sterben. Jnsonderheit fochte der belei- Erster Theil. O o
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
auch mit den Colchiſch- und Meotiſchen Voͤl-ckern zu ihm zu ſtoſſen/ und in Armenien einzu- brechen/ er ſtuͤnde mit einem anſehnlichen Heere ſchon an dem Fluſſe Melas/ und wolte daſelbſt dem Ariobarzanes die Stirne bieten. Dieſer hatte hingegen nicht vergeſſen bey ſich alle Ver- nunft/ aus Meden und Armenien alle Kraͤfften zuſammen zu ziehen/ wormit Polemon ſeine Draͤuungen nicht fuͤr glaͤſerne Donner-Keile halten moͤchte. Erato und Bardanes kriegten Nachricht/ daß Ariobarzanes mit 200000. Mann in das kleinere Armenien eingebrochen waͤre/ und an dem Fluſſe Melas und Phrat die Haupt-Stadt des kleinen Armeniens Melite- ne belaͤgere; auch eine anſehnliche Parthiſche Reiterey vom Phraates folgen ſolte. Dahero/ weil ſie den Koͤnig Polemon dieſer Macht nicht gewachſen zu ſeyn meynten/ aͤnderten ſie ihren nach Artaxata/ als dem Hertzen des Koͤnigreichs fuͤrgenommenen Zug/ umb den Meden in Ruͤ- cken zu gehen/ und den Ariobarzanes zu zwin- gen/ daß er ſeine Macht zertheilen muͤſte. Wir reiſeten gantzer 7. Tage/ ſonder einigen Feind zu ſehen/ weniger einige Gegenwehre zu finden/ beſetzten hinter uns alle Paͤſſe; den achten Tag kamen wir fuͤr die Stadt Cergia/ und machten Anſtalt zu derſelben Belaͤgerung. Die Arme- nier aber kamen des Nachts heimlich aus der Stadt/ und brachten auf kleinen Nachen etliche hundert auf dem Fluſſe Phrat hinein/ welche mit Gewalt ſich der einen Pforte bemaͤchtigten/ daß der neue Artaxias mit der Reiterey hinein- brechen konte. Bey Eroberung dieſer groſſen Stadt kriegten wir genungſam Schiffe das gantze Heer den Strom hinab gegen Melitene zu fuͤhren. Welches ſonder alle Hindernuͤſſe auch geſchahe/ weil die Staͤdte auf der rechten Hand des Stromes ſaͤm̃tlich dem Polemon ge- hoͤreten/ und von ihm beſetzt waren. Zu Ana- liba aber erfuhren wir/ daß Ariobarzanes bey Naͤherung des Polemon die Meliteniſche Be- laͤgerung aufgehoben/ und gegen Mardara wi- [Spaltenumbruch] der den Polemon ſich gewendet haͤtte. Dieſe Nachricht bewegte den Artaxias und Bardanes/ daß ſie zu Teucila ihre Heere eilends ausſetzten/ und dem Arwbarzanes in Ruͤcken gingen. Den andern Tag kamen wir dem Mediſchen Kriegs- heere auf die Spur/ und den drittẽ nach Mittags brachte uns unſer Vortrab/ und etliche von ih- nen gelieferte Gefangene die Zeitung/ daß Ario- barzanes und Polemon unferne in einer hitzigen Schlacht miteinander begriffen/ die Pontiſchen Voͤlcker aber ſchon in Verwirrung bracht/ ja des lincke Fluͤgel in die Flucht gediegen waͤre. Erato und Bardanes ſtellten unverzuͤglich ihr Heer in Schlacht-Ordnung/ und Artaſernes erlangte die Ehre/ daß er mit 6000. leichten Reitern dem Feinde voran einbrechen muſte. Wiewohl nun dieſer ruͤckliche Einfall den Meden nicht anders/ als wenn ihnen neue Feinde vom Him- mel ſtelen/ fuͤrkam/ ſo ſchwenckte ſich doch ihr rechter Fluͤgel/ welchen ein alter erfahrner Par- thiſcher Kriegsheld Coßrhoes fuͤhrte/ nachdem er vorwerts keinen Feind mehr hatte/ alſofort her- umb/ und begegnete dem Artafernes derogeſtalt/ daß er etwas zuruͤck weichen muſte. Hiermit thaͤt ſich Erato und Bardanes mit ihrem auser- leſenen Heere herfuͤr/ welches den Coſrhoes an- faͤnglich ſtutzig machte. Er ſprach aber den Seinen ein Hertze zu/ theilte ſeinen Fluͤgel gegen des neuen Feindes Schlacht-Ordnung aufs beſte ein; und hiermit ging die andere blutige Schlacht an. Die Sonne ging zwar unter/ aber beyde erhitzte Feinde wolten ihre Sebeln nicht einſtecken. Es iſt unmoͤglich die Blut- ſtuͤrtzung/ die theils ritterlichen/ theils verzwei- felten Thaten ſo wohl auf ein als dem andern Theile zu erzehlen. Denn die Nacht verdeckte viel/ und war der aufgehende Monde allzu duͤ- ſter ſo vielen Tapferkeiten ihr gehoͤriges Licht zu geben. Daher verlaͤngerte die Hartnaͤckigkeit der erbitterten Feinde ihr Wuͤten biß auf den andern Tag. Beyder Koͤnige Vorſatz war zu ſiegen/ oder zu ſterben. Jnſonderheit fochte der belei- Erſter Theil. O o
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Arminius und Thußnelda.
auch mit den Colchiſch- und Meotiſchen Voͤl-
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brechen/ er ſtuͤnde mit einem anſehnlichen Heere
ſchon an dem Fluſſe Melas/ und wolte daſelbſt
dem Ariobarzanes die Stirne bieten. Dieſer
hatte hingegen nicht vergeſſen bey ſich alle Ver-
nunft/ aus Meden und Armenien alle Kraͤfften
zuſammen zu ziehen/ wormit Polemon ſeine
Draͤuungen nicht fuͤr glaͤſerne Donner-Keile
halten moͤchte. Erato und Bardanes kriegten
Nachricht/ daß Ariobarzanes mit 200000.
Mann in das kleinere Armenien eingebrochen
waͤre/ und an dem Fluſſe Melas und Phrat die
Haupt-Stadt des kleinen Armeniens Melite-
ne belaͤgere; auch eine anſehnliche Parthiſche
Reiterey vom Phraates folgen ſolte. Dahero/
weil ſie den Koͤnig Polemon dieſer Macht nicht
gewachſen zu ſeyn meynten/ aͤnderten ſie ihren
nach Artaxata/ als dem Hertzen des Koͤnigreichs
fuͤrgenommenen Zug/ umb den Meden in Ruͤ-
cken zu gehen/ und den Ariobarzanes zu zwin-
gen/ daß er ſeine Macht zertheilen muͤſte. Wir
reiſeten gantzer 7. Tage/ ſonder einigen Feind zu
ſehen/ weniger einige Gegenwehre zu finden/
beſetzten hinter uns alle Paͤſſe; den achten Tag
kamen wir fuͤr die Stadt Cergia/ und machten
Anſtalt zu derſelben Belaͤgerung. Die Arme-
nier aber kamen des Nachts heimlich aus der
Stadt/ und brachten auf kleinen Nachen etliche
hundert auf dem Fluſſe Phrat hinein/ welche
mit Gewalt ſich der einen Pforte bemaͤchtigten/
daß der neue Artaxias mit der Reiterey hinein-
brechen konte. Bey Eroberung dieſer groſſen
Stadt kriegten wir genungſam Schiffe das
gantze Heer den Strom hinab gegen Melitene
zu fuͤhren. Welches ſonder alle Hindernuͤſſe
auch geſchahe/ weil die Staͤdte auf der rechten
Hand des Stromes ſaͤm̃tlich dem Polemon ge-
hoͤreten/ und von ihm beſetzt waren. Zu Ana-
liba aber erfuhren wir/ daß Ariobarzanes bey
Naͤherung des Polemon die Meliteniſche Be-
laͤgerung aufgehoben/ und gegen Mardara wi-
der den Polemon ſich gewendet haͤtte. Dieſe
Nachricht bewegte den Artaxias und Bardanes/
daß ſie zu Teucila ihre Heere eilends ausſetzten/
und dem Arwbarzanes in Ruͤcken gingen. Den
andern Tag kamen wir dem Mediſchen Kriegs-
heere auf die Spur/ und den drittẽ nach Mittags
brachte uns unſer Vortrab/ und etliche von ih-
nen gelieferte Gefangene die Zeitung/ daß Ario-
barzanes und Polemon unferne in einer hitzigen
Schlacht miteinander begriffen/ die Pontiſchen
Voͤlcker aber ſchon in Verwirrung bracht/ ja des
lincke Fluͤgel in die Flucht gediegen waͤre. Erato
und Bardanes ſtellten unverzuͤglich ihr Heer in
Schlacht-Ordnung/ und Artaſernes erlangte
die Ehre/ daß er mit 6000. leichten Reitern dem
Feinde voran einbrechen muſte. Wiewohl
nun dieſer ruͤckliche Einfall den Meden nicht
anders/ als wenn ihnen neue Feinde vom Him-
mel ſtelen/ fuͤrkam/ ſo ſchwenckte ſich doch ihr
rechter Fluͤgel/ welchen ein alter erfahrner Par-
thiſcher Kriegsheld Coßrhoes fuͤhrte/ nachdem er
vorwerts keinen Feind mehr hatte/ alſofort her-
umb/ und begegnete dem Artafernes derogeſtalt/
daß er etwas zuruͤck weichen muſte. Hiermit
thaͤt ſich Erato und Bardanes mit ihrem auser-
leſenen Heere herfuͤr/ welches den Coſrhoes an-
faͤnglich ſtutzig machte. Er ſprach aber den
Seinen ein Hertze zu/ theilte ſeinen Fluͤgel gegen
des neuen Feindes Schlacht-Ordnung aufs
beſte ein; und hiermit ging die andere blutige
Schlacht an. Die Sonne ging zwar unter/
aber beyde erhitzte Feinde wolten ihre Sebeln
nicht einſtecken. Es iſt unmoͤglich die Blut-
ſtuͤrtzung/ die theils ritterlichen/ theils verzwei-
felten Thaten ſo wohl auf ein als dem andern
Theile zu erzehlen. Denn die Nacht verdeckte
viel/ und war der aufgehende Monde allzu duͤ-
ſter ſo vielen Tapferkeiten ihr gehoͤriges Licht zu
geben. Daher verlaͤngerte die Hartnaͤckigkeit
der erbitterten Feinde ihr Wuͤten biß auf den
andern Tag. Beyder Koͤnige Vorſatz war zu
ſiegen/ oder zu ſterben. Jnſonderheit fochte der
belei-
Erſter Theil. O o
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