Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Ehren-Getichte. Rom klebt die Hoffart an: was nach der Tiber schmekkt Geht Tagus göldnen Sand' und Jsters Perlen oben. Wird nicht der Nachbarn Ruhm durch Eyfersucht beflekkt/ So siht man selten doch den Feind nach Würdenloben. Weil sich die halbe Welt gelegt zu seinen Füssen/ Hat aller Barbarn Preiß für Jhm verstummen müssen. Des Grichen Buch ist oft ein leerer Fabel-Klang/ Der eingebildte Witz umbnebelt sein Gehirne/ Und weil der Teutschen Schwert Jhm biß zum Hertzen drang/ So scheint Jhm noch der Gram zu stekken in der Stirne. Zeugt nicht von seinem Haß und Jrthum zur Genüge/ Daß Er den Galliern schreibt zu der Teutschen Züge? Kömmts auf die neue Zeit: wo selbe Francken seyn/ Die haben Teutsch zu sein durch Lufft und Zeit vergessen/ Jhr stoltzer Hochmuth wächst/ macht andre Völcker klein/ Und trachtet allen Ruhm sich selber beyzumessen. Wil man den Spanier/ wil man den Welschen fragen/ Jhr wen'ge werden uns gleich-zu vom Teutschen sagen. Doch schwätze fremder Feind/ und Neyder was Er wil/ Das Lob der Tapferkeit muß unsren Teutschen bleiben. Jst ihre Redligkeit verschmitzter Nachbarn Spil/ Doch kan sie keine List aus ihrem Lager treiben: Und/ was nicht fremde Faust der Wahrheit wil vergönnen/ Wird noch wol von sich selbst der Teutsche schreiben können. Was e
Ehren-Getichte. Rom klebt die Hoffart an: was nach der Tiber ſchmekkt Geht Tagus goͤldnen Sand’ und Jſters Perlen oben. Wird nicht der Nachbarn Ruhm durch Eyferſucht beflekkt/ So ſiht man ſelten doch den Feind nach Wuͤrdenloben. Weil ſich die halbe Welt gelegt zu ſeinen Fuͤſſen/ Hat aller Barbarn Preiß fuͤr Jhm verſtummen muͤſſen. Des Grichen Buch iſt oft ein leerer Fabel-Klang/ Der eingebildte Witz umbnebelt ſein Gehirne/ Und weil der Teutſchen Schwert Jhm biß zum Hertzen drang/ So ſcheint Jhm noch der Gram zu ſtekken in der Stirne. Zeugt nicht von ſeinem Haß und Jrthum zur Genuͤge/ Daß Er den Galliern ſchreibt zu der Teutſchen Zuͤge? Koͤmmts auf die neue Zeit: wo ſelbe Francken ſeyn/ Die haben Teutſch zu ſein durch Lufft und Zeit vergeſſen/ Jhr ſtoltzer Hochmuth waͤchſt/ macht andre Voͤlcker klein/ Und trachtet allen Ruhm ſich ſelber beyzumeſſen. Wil man den Spanier/ wil man den Welſchen fragen/ Jhr wen’ge werden uns gleich-zu vom Teutſchen ſagen. Doch ſchwaͤtze fremder Feind/ und Neyder was Er wil/ Das Lob der Tapferkeit muß unſren Teutſchen bleiben. Jſt ihre Redligkeit verſchmitzter Nachbarn Spil/ Doch kan ſie keine Liſt aus ihrem Lager treiben: Und/ was nicht fremde Fauſt der Wahrheit wil vergoͤnnen/ Wird noch wol von ſich ſelbſt der Teutſche ſchreiben koͤnnen. Was e
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Ehren-Getichte.
Rom klebt die Hoffart an: was nach der Tiber ſchmekkt
Geht Tagus goͤldnen Sand’ und Jſters Perlen oben.
Wird nicht der Nachbarn Ruhm durch Eyferſucht beflekkt/
So ſiht man ſelten doch den Feind nach Wuͤrdenloben.
Weil ſich die halbe Welt gelegt zu ſeinen Fuͤſſen/
Hat aller Barbarn Preiß fuͤr Jhm verſtummen muͤſſen.
Des Grichen Buch iſt oft ein leerer Fabel-Klang/
Der eingebildte Witz umbnebelt ſein Gehirne/
Und weil der Teutſchen Schwert Jhm biß zum Hertzen drang/
So ſcheint Jhm noch der Gram zu ſtekken in der Stirne.
Zeugt nicht von ſeinem Haß und Jrthum zur Genuͤge/
Daß Er den Galliern ſchreibt zu der Teutſchen Zuͤge?
Koͤmmts auf die neue Zeit: wo ſelbe Francken ſeyn/
Die haben Teutſch zu ſein durch Lufft und Zeit vergeſſen/
Jhr ſtoltzer Hochmuth waͤchſt/ macht andre Voͤlcker klein/
Und trachtet allen Ruhm ſich ſelber beyzumeſſen.
Wil man den Spanier/ wil man den Welſchen fragen/
Jhr wen’ge werden uns gleich-zu vom Teutſchen ſagen.
Doch ſchwaͤtze fremder Feind/ und Neyder was Er wil/
Das Lob der Tapferkeit muß unſren Teutſchen bleiben.
Jſt ihre Redligkeit verſchmitzter Nachbarn Spil/
Doch kan ſie keine Liſt aus ihrem Lager treiben:
Und/ was nicht fremde Fauſt der Wahrheit wil vergoͤnnen/
Wird noch wol von ſich ſelbſt der Teutſche ſchreiben koͤnnen.
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