Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] le vergebener Hoffnung. Jch habe deroglei-
chen unnütze Arbeit in Augenschein genommen/
wo Seleucus Nicanor das Caspische und
schwartze Meer zu vereinbaren gesucht. Als
die Gniedier ein anhängendes Stücke von
Carien abschneiden wollen/ hätte es ihnen A-
pollo zu Delphis nicht nur untersagt/ sondern
die Steine wären denen/ die durch selbige Fel-
sen hauen wollen/ in die Augen gesprungen/
also/ daß sie davon abstehen musten. Pyr-
rhus habe vergebens aus Epirus in Calabrien/
Xerxes über den Hellespont eine Brücke zu
machen/ Diomedes das Gaganische Vorge-
bürge von festem Lande abzureissen sich bemü-
het. Daher wolte er es weder selbst wagen/
noch einem andern rathen/ es dem Drusus
nachzuthun/ und die Natur zu meistern/ wel-
che allen Dingen der Sterblichen am besten
gerathen/ und so wohl ihren Ursprung/ als
Ausfluß am weisesten eingerichtet hätte. Ja
es würde durch solche Veränderung gleichsam
die über Ströme und Berge herrschende Gott-
heit/ denen die Vorwelt Heynen geweihet/ und
Altäre gebauet/ beleidiget. Adgandester ant-
wortete dem Thracischen Fürsten: Wenn aus
blosser Ehrsucht/ oder einen wenigen Umweg
zu verkürtzen/ Felsen durchbrechen/ aus blosser
Eitelkeit Berge abtragen/ oder seltzame Gestal-
ten daraus bilden/ und einen unbedachtsamen
Eifer über einem etwan ertrunckenen Pferde
schiffbare Ströme in seichte Regenbäche zerthei-
len/ wie es Cyrus mit dem Flusse Gyndes ge-
macht/ wegen eines freyern Aussehens von ei-
nem Lusthause hohe Hügel wegräumen/ oder zu
blosser Vergnügung des Auges auff fruchtba-
ren Flächen rauhe Klippen über einander tra-
gen wolte; müste er dem Rhemetalces in alle-
wege beyfallen. Aber wenn derogleichen Wer-
cke zum allgemeinen Nutz/ oder aus Noth/ und
zu Abwendung allerhand Ungemachs/ angefan-
gen würden/ hielte er sie in alle wege für löb-
lich; Und da die Klugheit hierbey das Richt-
[Spaltenumbruch] scheit führte/ würden sie auch mit gewünschtem
Ausschlage/ ihr Stiffter aber mit unsterbli-
chem Nachruhme beseligt. So wenig eine
Mutter ihrem Kinde mit der Geburt zugleich
alle Vollkommenheiten beylege; so wenig
habe die Natur auch ihre Geschöpffe deroge-
stalt gefertigt/ daß sie dem menschlichen Nach-
dencken nichts daran zu verbessern übrig gelas-
sen. Sie habe ja so viel wilde Bäume gezeugt/
daß die Kunst ihnen durch Pfropffung hülffe.
Dem Agsteine und den schönsten Diamanten
müsten die rauhesten Schalen abgeschliffen/ das
Gold aus häßlichen Schlacken geschmeltzet/
die Perlen allererst durchlöchert werden. Der
Mensch werde halb wild gebohren/ ja die Weiß-
heit selbst sey anfangs eine Bäuerin/ und die
gantze Welt Barbarn gewest. Warum solte
menschlicher Witz nicht auch an rauhe Gebür-
ge und unbeqveme Flüsse Hand anlegen dörf-
fen? Welche die Natur mehrmahls selbst den
Lauff der Ströme ändert/ ja durch Erdbeben/
unterirrdische Winde und andere Verrückun-
gen der aus dem Meere in die Gebürge ge-
henden Wasserröhre/ neue Flüsse machet/ und
die Felsen in Seen verwandelt? Er wolte sich
mit keinen Ungewißheiten/ als daß der Phö-
nicische Hercules bey Gades/ das Mittelländi-
sche und das grosse Welt-Meer/ der Cimmeri-
sche die Ost- und West-See zusammen gegra-
ben haben solle/ behelffen. Allein es habe nicht
nur Drusus mit dem Rheine/ sondern auch
Marius mit dem fast gantz versändeten Rho-
dan/ den er an einem andern tiefferen/ und für
dem Sturme sicheren Orte ins Meer geleitet/
es glücklich ausgeführt. Cyrus habe durch
Ableitung deß Flusses Phrat sich der Stadt
Babylon/ Käyser Julius mit Zertheilung des
Flusses Sicoris/ Hispaniens bemächtigt/ Se-
gimer mit Schwellung der Ocker die Haupt-
Stadt der Campsacer erobert. Für weniger
Zeit habe Grubenbrand/ der fürtreffliche Her-
tzog der Sicambrer/ Longobarder und Estier/

den

Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] le vergebener Hoffnung. Jch habe deroglei-
chen unnuͤtze Arbeit in Augenſchein genommen/
wo Seleucus Nicanor das Caſpiſche und
ſchwartze Meer zu vereinbaren geſucht. Als
die Gniedier ein anhaͤngendes Stuͤcke von
Carien abſchneiden wollen/ haͤtte es ihnen A-
pollo zu Delphis nicht nur unterſagt/ ſondern
die Steine waͤren denen/ die durch ſelbige Fel-
ſen hauen wollen/ in die Augen geſprungen/
alſo/ daß ſie davon abſtehen muſten. Pyr-
rhus habe vergebens aus Epirus in Calabrien/
Xerxes uͤber den Helleſpont eine Bruͤcke zu
machen/ Diomedes das Gaganiſche Vorge-
buͤrge von feſtem Lande abzureiſſen ſich bemuͤ-
het. Daher wolte er es weder ſelbſt wagen/
noch einem andern rathen/ es dem Druſus
nachzuthun/ und die Natur zu meiſtern/ wel-
che allen Dingen der Sterblichen am beſten
gerathen/ und ſo wohl ihren Urſprung/ als
Ausfluß am weiſeſten eingerichtet haͤtte. Ja
es wuͤrde durch ſolche Veraͤnderung gleichſam
die uͤber Stroͤme und Berge herrſchende Gott-
heit/ denen die Vorwelt Heynen geweihet/ und
Altaͤre gebauet/ beleidiget. Adgandeſter ant-
wortete dem Thraciſchen Fuͤrſten: Wenn aus
bloſſer Ehrſucht/ oder einen wenigen Umweg
zu verkuͤrtzen/ Felſen durchbrechen/ aus bloſſer
Eitelkeit Berge abtragen/ oder ſeltzame Geſtal-
ten daraus bilden/ und einen unbedachtſamen
Eifer uͤber einem etwan ertrunckenen Pferde
ſchiffbare Stroͤme in ſeichte Regenbaͤche zerthei-
len/ wie es Cyrus mit dem Fluſſe Gyndes ge-
macht/ wegen eines freyern Ausſehens von ei-
nem Luſthauſe hohe Huͤgel wegraͤumen/ oder zu
bloſſer Vergnuͤgung des Auges auff fruchtba-
ren Flaͤchen rauhe Klippen uͤber einander tra-
gen wolte; muͤſte er dem Rhemetalces in alle-
wege beyfallen. Aber wenn derogleichen Wer-
cke zum allgemeinen Nutz/ oder aus Noth/ und
zu Abwendung allerhand Ungemachs/ angefan-
gen wuͤrden/ hielte er ſie in alle wege fuͤr loͤb-
lich; Und da die Klugheit hierbey das Richt-
[Spaltenumbruch] ſcheit fuͤhrte/ wuͤrden ſie auch mit gewuͤnſchtem
Ausſchlage/ ihr Stiffter aber mit unſterbli-
chem Nachruhme beſeligt. So wenig eine
Mutter ihrem Kinde mit der Geburt zugleich
alle Vollkommenheiten beylege; ſo wenig
habe die Natur auch ihre Geſchoͤpffe deroge-
ſtalt gefertigt/ daß ſie dem menſchlichen Nach-
dencken nichts daran zu verbeſſern uͤbrig gelaſ-
ſen. Sie habe ja ſo viel wilde Baͤume gezeugt/
daß die Kunſt ihnen durch Pfropffung huͤlffe.
Dem Agſteine und den ſchoͤnſten Diamanten
muͤſten die rauheſten Schalen abgeſchliffen/ das
Gold aus haͤßlichen Schlacken geſchmeltzet/
die Perlen allererſt durchloͤchert werden. Der
Menſch werde halb wild gebohren/ ja die Weiß-
heit ſelbſt ſey anfangs eine Baͤuerin/ und die
gantze Welt Barbarn geweſt. Warum ſolte
menſchlicher Witz nicht auch an rauhe Gebuͤr-
ge und unbeqveme Fluͤſſe Hand anlegen doͤrf-
fen? Welche die Natur mehrmahls ſelbſt den
Lauff der Stroͤme aͤndert/ ja durch Erdbeben/
unterirrdiſche Winde und andere Verruͤckun-
gen der aus dem Meere in die Gebuͤrge ge-
henden Waſſerroͤhre/ neue Fluͤſſe machet/ und
die Felſen in Seen verwandelt? Er wolte ſich
mit keinen Ungewißheiten/ als daß der Phoͤ-
niciſche Hercules bey Gades/ das Mittellaͤndi-
ſche und das groſſe Welt-Meer/ der Cimmeri-
ſche die Oſt- und Weſt-See zuſammen gegra-
ben haben ſolle/ behelffen. Allein es habe nicht
nur Druſus mit dem Rheine/ ſondern auch
Marius mit dem faſt gantz verſaͤndeten Rho-
dan/ den er an einem andern tiefferen/ und fuͤr
dem Sturme ſicheren Orte ins Meer geleitet/
es gluͤcklich ausgefuͤhrt. Cyrus habe durch
Ableitung deß Fluſſes Phrat ſich der Stadt
Babylon/ Kaͤyſer Julius mit Zertheilung des
Fluſſes Sicoris/ Hiſpaniens bemaͤchtigt/ Se-
gimer mit Schwellung der Ocker die Haupt-
Stadt der Campſacer erobert. Fuͤr weniger
Zeit habe Grubenbrand/ der fuͤrtreffliche Her-
tzog der Sicambrer/ Longobarder und Eſtier/

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0426" n="372"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdtes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
le vergebener Hoffnung. Jch habe deroglei-<lb/>
chen unnu&#x0364;tze Arbeit in Augen&#x017F;chein genommen/<lb/>
wo Seleucus Nicanor das Ca&#x017F;pi&#x017F;che und<lb/>
&#x017F;chwartze Meer zu vereinbaren ge&#x017F;ucht. Als<lb/>
die Gniedier ein anha&#x0364;ngendes Stu&#x0364;cke von<lb/>
Carien ab&#x017F;chneiden wollen/ ha&#x0364;tte es ihnen A-<lb/>
pollo zu Delphis nicht nur unter&#x017F;agt/ &#x017F;ondern<lb/>
die Steine wa&#x0364;ren denen/ die durch &#x017F;elbige Fel-<lb/>
&#x017F;en hauen wollen/ in die Augen ge&#x017F;prungen/<lb/>
al&#x017F;o/ daß &#x017F;ie davon ab&#x017F;tehen mu&#x017F;ten. Pyr-<lb/>
rhus habe vergebens aus Epirus in Calabrien/<lb/>
Xerxes u&#x0364;ber den Helle&#x017F;pont eine Bru&#x0364;cke zu<lb/>
machen/ Diomedes das Gagani&#x017F;che Vorge-<lb/>
bu&#x0364;rge von fe&#x017F;tem Lande abzurei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich bemu&#x0364;-<lb/>
het. Daher wolte er es weder &#x017F;elb&#x017F;t wagen/<lb/>
noch einem andern rathen/ es dem Dru&#x017F;us<lb/>
nachzuthun/ und die Natur zu mei&#x017F;tern/ wel-<lb/>
che allen Dingen der Sterblichen am be&#x017F;ten<lb/>
gerathen/ und &#x017F;o wohl ihren Ur&#x017F;prung/ als<lb/>
Ausfluß am wei&#x017F;e&#x017F;ten eingerichtet ha&#x0364;tte. Ja<lb/>
es wu&#x0364;rde durch &#x017F;olche Vera&#x0364;nderung gleich&#x017F;am<lb/>
die u&#x0364;ber Stro&#x0364;me und Berge herr&#x017F;chende Gott-<lb/>
heit/ denen die Vorwelt Heynen geweihet/ und<lb/>
Alta&#x0364;re gebauet/ beleidiget. Adgande&#x017F;ter ant-<lb/>
wortete dem Thraci&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten: Wenn aus<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;er Ehr&#x017F;ucht/ oder einen wenigen Umweg<lb/>
zu verku&#x0364;rtzen/ Fel&#x017F;en durchbrechen/ aus blo&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Eitelkeit Berge abtragen/ oder &#x017F;eltzame Ge&#x017F;tal-<lb/>
ten daraus bilden/ und einen unbedacht&#x017F;amen<lb/>
Eifer u&#x0364;ber einem etwan ertrunckenen Pferde<lb/>
&#x017F;chiffbare Stro&#x0364;me in &#x017F;eichte Regenba&#x0364;che zerthei-<lb/>
len/ wie es Cyrus mit dem Flu&#x017F;&#x017F;e Gyndes ge-<lb/>
macht/ wegen eines freyern Aus&#x017F;ehens von ei-<lb/>
nem Lu&#x017F;thau&#x017F;e hohe Hu&#x0364;gel wegra&#x0364;umen/ oder zu<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;er Vergnu&#x0364;gung des Auges auff fruchtba-<lb/>
ren Fla&#x0364;chen rauhe Klippen u&#x0364;ber einander tra-<lb/>
gen wolte; mu&#x0364;&#x017F;te er dem Rhemetalces in alle-<lb/>
wege beyfallen. Aber wenn derogleichen Wer-<lb/>
cke zum allgemeinen Nutz/ oder aus Noth/ und<lb/>
zu Abwendung allerhand Ungemachs/ angefan-<lb/>
gen wu&#x0364;rden/ hielte er &#x017F;ie in alle wege fu&#x0364;r lo&#x0364;b-<lb/>
lich; Und da die Klugheit hierbey das Richt-<lb/><cb/>
&#x017F;cheit fu&#x0364;hrte/ wu&#x0364;rden &#x017F;ie auch mit gewu&#x0364;n&#x017F;chtem<lb/>
Aus&#x017F;chlage/ ihr Stiffter aber mit un&#x017F;terbli-<lb/>
chem Nachruhme be&#x017F;eligt. So wenig eine<lb/>
Mutter ihrem Kinde mit der Geburt zugleich<lb/>
alle Vollkommenheiten beylege; &#x017F;o wenig<lb/>
habe die Natur auch ihre Ge&#x017F;cho&#x0364;pffe deroge-<lb/>
&#x017F;talt gefertigt/ daß &#x017F;ie dem men&#x017F;chlichen Nach-<lb/>
dencken nichts daran zu verbe&#x017F;&#x017F;ern u&#x0364;brig gela&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Sie habe ja &#x017F;o viel wilde Ba&#x0364;ume gezeugt/<lb/>
daß die Kun&#x017F;t ihnen durch Pfropffung hu&#x0364;lffe.<lb/>
Dem Ag&#x017F;teine und den &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Diamanten<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;ten die rauhe&#x017F;ten Schalen abge&#x017F;chliffen/ das<lb/>
Gold aus ha&#x0364;ßlichen Schlacken ge&#x017F;chmeltzet/<lb/>
die Perlen allerer&#x017F;t durchlo&#x0364;chert werden. Der<lb/>
Men&#x017F;ch werde halb wild gebohren/ ja die Weiß-<lb/>
heit &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ey anfangs eine Ba&#x0364;uerin/ und die<lb/>
gantze Welt Barbarn gewe&#x017F;t. Warum &#x017F;olte<lb/>
men&#x017F;chlicher Witz nicht auch an rauhe Gebu&#x0364;r-<lb/>
ge und unbeqveme Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Hand anlegen do&#x0364;rf-<lb/>
fen? Welche die Natur mehrmahls &#x017F;elb&#x017F;t den<lb/>
Lauff der Stro&#x0364;me a&#x0364;ndert/ ja durch Erdbeben/<lb/>
unterirrdi&#x017F;che Winde und andere Verru&#x0364;ckun-<lb/>
gen der aus dem Meere in die Gebu&#x0364;rge ge-<lb/>
henden Wa&#x017F;&#x017F;erro&#x0364;hre/ neue Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e machet/ und<lb/>
die Fel&#x017F;en in Seen verwandelt? Er wolte &#x017F;ich<lb/>
mit keinen Ungewißheiten/ als daß der Pho&#x0364;-<lb/>
nici&#x017F;che Hercules bey Gades/ das Mittella&#x0364;ndi-<lb/>
&#x017F;che und das gro&#x017F;&#x017F;e Welt-Meer/ der Cimmeri-<lb/>
&#x017F;che die O&#x017F;t- und We&#x017F;t-See zu&#x017F;ammen gegra-<lb/>
ben haben &#x017F;olle/ behelffen. Allein es habe nicht<lb/>
nur Dru&#x017F;us mit dem Rheine/ &#x017F;ondern auch<lb/>
Marius mit dem fa&#x017F;t gantz ver&#x017F;a&#x0364;ndeten Rho-<lb/>
dan/ den er an einem andern tiefferen/ und fu&#x0364;r<lb/>
dem Sturme &#x017F;icheren Orte ins Meer geleitet/<lb/>
es glu&#x0364;cklich ausgefu&#x0364;hrt. Cyrus habe durch<lb/>
Ableitung deß Flu&#x017F;&#x017F;es Phrat &#x017F;ich der Stadt<lb/>
Babylon/ Ka&#x0364;y&#x017F;er Julius mit Zertheilung des<lb/>
Flu&#x017F;&#x017F;es Sicoris/ Hi&#x017F;paniens bema&#x0364;chtigt/ Se-<lb/>
gimer mit Schwellung der Ocker die Haupt-<lb/>
Stadt der Camp&#x017F;acer erobert. Fu&#x0364;r weniger<lb/>
Zeit habe Grubenbrand/ der fu&#x0364;rtreffliche Her-<lb/>
tzog der Sicambrer/ Longobarder und E&#x017F;tier/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[372/0426] Vierdtes Buch le vergebener Hoffnung. Jch habe deroglei- chen unnuͤtze Arbeit in Augenſchein genommen/ wo Seleucus Nicanor das Caſpiſche und ſchwartze Meer zu vereinbaren geſucht. Als die Gniedier ein anhaͤngendes Stuͤcke von Carien abſchneiden wollen/ haͤtte es ihnen A- pollo zu Delphis nicht nur unterſagt/ ſondern die Steine waͤren denen/ die durch ſelbige Fel- ſen hauen wollen/ in die Augen geſprungen/ alſo/ daß ſie davon abſtehen muſten. Pyr- rhus habe vergebens aus Epirus in Calabrien/ Xerxes uͤber den Helleſpont eine Bruͤcke zu machen/ Diomedes das Gaganiſche Vorge- buͤrge von feſtem Lande abzureiſſen ſich bemuͤ- het. Daher wolte er es weder ſelbſt wagen/ noch einem andern rathen/ es dem Druſus nachzuthun/ und die Natur zu meiſtern/ wel- che allen Dingen der Sterblichen am beſten gerathen/ und ſo wohl ihren Urſprung/ als Ausfluß am weiſeſten eingerichtet haͤtte. Ja es wuͤrde durch ſolche Veraͤnderung gleichſam die uͤber Stroͤme und Berge herrſchende Gott- heit/ denen die Vorwelt Heynen geweihet/ und Altaͤre gebauet/ beleidiget. Adgandeſter ant- wortete dem Thraciſchen Fuͤrſten: Wenn aus bloſſer Ehrſucht/ oder einen wenigen Umweg zu verkuͤrtzen/ Felſen durchbrechen/ aus bloſſer Eitelkeit Berge abtragen/ oder ſeltzame Geſtal- ten daraus bilden/ und einen unbedachtſamen Eifer uͤber einem etwan ertrunckenen Pferde ſchiffbare Stroͤme in ſeichte Regenbaͤche zerthei- len/ wie es Cyrus mit dem Fluſſe Gyndes ge- macht/ wegen eines freyern Ausſehens von ei- nem Luſthauſe hohe Huͤgel wegraͤumen/ oder zu bloſſer Vergnuͤgung des Auges auff fruchtba- ren Flaͤchen rauhe Klippen uͤber einander tra- gen wolte; muͤſte er dem Rhemetalces in alle- wege beyfallen. Aber wenn derogleichen Wer- cke zum allgemeinen Nutz/ oder aus Noth/ und zu Abwendung allerhand Ungemachs/ angefan- gen wuͤrden/ hielte er ſie in alle wege fuͤr loͤb- lich; Und da die Klugheit hierbey das Richt- ſcheit fuͤhrte/ wuͤrden ſie auch mit gewuͤnſchtem Ausſchlage/ ihr Stiffter aber mit unſterbli- chem Nachruhme beſeligt. So wenig eine Mutter ihrem Kinde mit der Geburt zugleich alle Vollkommenheiten beylege; ſo wenig habe die Natur auch ihre Geſchoͤpffe deroge- ſtalt gefertigt/ daß ſie dem menſchlichen Nach- dencken nichts daran zu verbeſſern uͤbrig gelaſ- ſen. Sie habe ja ſo viel wilde Baͤume gezeugt/ daß die Kunſt ihnen durch Pfropffung huͤlffe. Dem Agſteine und den ſchoͤnſten Diamanten muͤſten die rauheſten Schalen abgeſchliffen/ das Gold aus haͤßlichen Schlacken geſchmeltzet/ die Perlen allererſt durchloͤchert werden. Der Menſch werde halb wild gebohren/ ja die Weiß- heit ſelbſt ſey anfangs eine Baͤuerin/ und die gantze Welt Barbarn geweſt. Warum ſolte menſchlicher Witz nicht auch an rauhe Gebuͤr- ge und unbeqveme Fluͤſſe Hand anlegen doͤrf- fen? Welche die Natur mehrmahls ſelbſt den Lauff der Stroͤme aͤndert/ ja durch Erdbeben/ unterirrdiſche Winde und andere Verruͤckun- gen der aus dem Meere in die Gebuͤrge ge- henden Waſſerroͤhre/ neue Fluͤſſe machet/ und die Felſen in Seen verwandelt? Er wolte ſich mit keinen Ungewißheiten/ als daß der Phoͤ- niciſche Hercules bey Gades/ das Mittellaͤndi- ſche und das groſſe Welt-Meer/ der Cimmeri- ſche die Oſt- und Weſt-See zuſammen gegra- ben haben ſolle/ behelffen. Allein es habe nicht nur Druſus mit dem Rheine/ ſondern auch Marius mit dem faſt gantz verſaͤndeten Rho- dan/ den er an einem andern tiefferen/ und fuͤr dem Sturme ſicheren Orte ins Meer geleitet/ es gluͤcklich ausgefuͤhrt. Cyrus habe durch Ableitung deß Fluſſes Phrat ſich der Stadt Babylon/ Kaͤyſer Julius mit Zertheilung des Fluſſes Sicoris/ Hiſpaniens bemaͤchtigt/ Se- gimer mit Schwellung der Ocker die Haupt- Stadt der Campſacer erobert. Fuͤr weniger Zeit habe Grubenbrand/ der fuͤrtreffliche Her- tzog der Sicambrer/ Longobarder und Eſtier/ den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/426
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/426>, abgerufen am 22.11.2024.