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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] stigen Reise gleichfals zu einer Kriegs-List/ um
vielleicht die alte Meinung und das Gedichte
wahr zu machen/ daß die Liebe die scharfsinnigste
Erfinderin unter den Göttern/ und Mercur
niemals nachdencklicher gewesen sey/ als wenn
ihr annehmliches Feuer nichts minder seinen
Verstand erleuchtet/ als sein Hertze entzündet
hätte. Denn er stellte sich/ als wenn er mit sei-
ner Kriegs-Macht wieder bey den Sicambrern
einbrechen wolte; weßwegen die Catten/ unge-
achtet ihres letztern Zwistes wegen der Beute/
ihnen etliche tausend der am besten berittenen
Mannschafft/ treuhertzig zu Hülffe schickten.
Sintemal die sich mit einander beissenden Tau-
ben nicht geschwinder mit einander vereinbaret
werden können/ als wenn sich ein Habicht/ der
sie alle zu zerreissen vermag/ empor schwingt.
Ehe sichs aber die Deutschen versahen/ oder
Kundschafft erlangen konten/ setzte Drusus bey
Antonach die Römischen Legionen/ und Galli-
schen Hülfs-Völcker über/ und brach bey den
Catten mit völliger Macht ein. Hertzog Ar-
pus bot mit seinen versammleten Catten den Rö-
mern die Stirne/ und wolte weder seine denen
Sicambrern zu Hülffe geschickte Völcker/ noch
auch andern Beystand erwarten/ entweder weil
er die Römer nicht für so starck/ oder sich alleine
dem Feinde genungsam gewachsen hielt/ und
deßwegen in Zurücktreibung der Römer die
Ehre alleine einlegen wolte. Also gieng das
Treffen beyderseits mit grosser Tapfferkeit an/
Hertzog Arpus fochte wie ein Löwe an der Spi-
tze seiner hertzhafften Catten. Aber weil der
Römer wohl viermal mehr als der Deutschen
waren/ wurden sie übermannet/ und Arpus
mit seinem Heere zurück zu weichen gezwungen;
welches wie allhier gegen die Deutschen/ also fast
allezeit der Römer Vortheil gewest/ daß ihre
Feinde sich nicht mit einander um die gemeine
Erhaltung berathen haben/ sondern in dem sie
eintzel weise gefochten/ alle nach einander über-
wunden worden. Gleichwol aber hatten diß-
[Spaltenumbruch] mal sich die Römer schlechten Vortheils zu rüh-
men; indem ihrer so viel/ wo nicht mehr als der
Deutschen geblieben waren/ und die Catten an
der Lahne wiederum festen Fuß setzten/ um des
Feindes Uberkunfft zu verwehren. Drusus
ward über dem/ daß eine Handvoll der Deut-
schen ihm so viel zu schaffen machten/ erbittert;
hielt auch die so kostbare Erhaltung des Feldes
mehr für Verlust als Sieg; und die Beschir-
mung dieses kleinen Flusses für eine grosse
Schande der Römer. Weßwegen er folgen-
den Tages seinem in voller Bereitschafft stehen-
den Heere andeutete: Er wolte in dreyen Stun-
den Meister beyder Ufer seyn/ oder selbst sein Be-
gräbnüß im Flusse haben. Hiermit setzte er an
dreyen Orten an/ wormit er die schwächere
Macht der Feinde so viel mehr zertheilte. Die
Gallier als geringgeschätzte Fremdlingen/ wel-
che wie die angepflöckten Krähen auch denen
Deutschen den ihnen angeschlingten Strick der
Dienstbarkeit um den Hals zu werffen bemüht
waren/ musten den ersten Angriff thun/ und
weil die Catten mit unglaublicher Gegenwehr
keinem einen Fuß aus dem Wasser zu setzen er-
laubten/ gleichsam mit ihren Leichen den Rö-
mern drey Brücken über den Fluß machen/ al-
so/ daß von viel tausend Galliern wenig übrig
blieben/ welchen nicht entweder von den Waf-
fen der Deutschen das Licht ausgelescht/ oder
von dem Wasser verdüstert ward. Als nun aber
die Römischen Legionen folgten/ und Drusus
selbst mit der Reuterey an einem neuen Furthe
durchbrechen wolte/ gieng die Schlacht allererst
mit erbärmlicher Blutstürtzung an. Arpus
wolte mit seinen Catten keinen Fuß breit Erde
dem Feinde einräumen/ und Drusus nicht ab-
ziehen/ und solte das Römische Heer auch mit
Strumpf und Stiel vertilget werden. Er
selbst hielt zu Pferde mitten im Strome/ umb
den Seinigen ein Beyspiel zu seyn; Hertzog
Arpus aber gegen ihm am Ufer; ja endlich
kamen sie einander so nahe/ daß der Cat-

ten

Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] ſtigen Reiſe gleichfals zu einer Kriegs-Liſt/ um
vielleicht die alte Meinung und das Gedichte
wahr zu machen/ daß die Liebe die ſcharfſinnigſte
Erfinderin unter den Goͤttern/ und Mercur
niemals nachdencklicher geweſen ſey/ als wenn
ihr annehmliches Feuer nichts minder ſeinen
Verſtand erleuchtet/ als ſein Hertze entzuͤndet
haͤtte. Denn er ſtellte ſich/ als wenn er mit ſei-
ner Kriegs-Macht wieder bey den Sicambrern
einbrechen wolte; weßwegen die Catten/ unge-
achtet ihres letztern Zwiſtes wegen der Beute/
ihnen etliche tauſend der am beſten berittenen
Mannſchafft/ treuhertzig zu Huͤlffe ſchickten.
Sintemal die ſich mit einander beiſſenden Tau-
ben nicht geſchwinder mit einander vereinbaret
werden koͤnnen/ als wenn ſich ein Habicht/ der
ſie alle zu zerreiſſen vermag/ empor ſchwingt.
Ehe ſichs aber die Deutſchen verſahen/ oder
Kundſchafft erlangen konten/ ſetzte Druſus bey
Antonach die Roͤmiſchen Legionen/ und Galli-
ſchen Huͤlfs-Voͤlcker uͤber/ und brach bey den
Catten mit voͤlliger Macht ein. Hertzog Ar-
pus bot mit ſeinen verſammleten Catten den Roͤ-
mern die Stirne/ und wolte weder ſeine denen
Sicambrern zu Huͤlffe geſchickte Voͤlcker/ noch
auch andern Beyſtand erwarten/ entweder weil
er die Roͤmer nicht fuͤr ſo ſtarck/ oder ſich alleine
dem Feinde genungſam gewachſen hielt/ und
deßwegen in Zuruͤcktreibung der Roͤmer die
Ehre alleine einlegen wolte. Alſo gieng das
Treffen beyderſeits mit groſſer Tapfferkeit an/
Hertzog Arpus fochte wie ein Loͤwe an der Spi-
tze ſeiner hertzhafften Catten. Aber weil der
Roͤmer wohl viermal mehr als der Deutſchen
waren/ wurden ſie uͤbermannet/ und Arpus
mit ſeinem Heere zuruͤck zu weichen gezwungen;
welches wie allhier gegen die Deutſchen/ alſo faſt
allezeit der Roͤmer Vortheil geweſt/ daß ihre
Feinde ſich nicht mit einander um die gemeine
Erhaltung berathen haben/ ſondern in dem ſie
eintzel weiſe gefochten/ alle nach einander uͤber-
wunden worden. Gleichwol aber hatten diß-
[Spaltenumbruch] mal ſich die Roͤmer ſchlechten Vortheils zu ruͤh-
men; indem ihrer ſo viel/ wo nicht mehr als der
Deutſchen geblieben waren/ und die Catten an
der Lahne wiederum feſten Fuß ſetzten/ um des
Feindes Uberkunfft zu verwehren. Druſus
ward uͤber dem/ daß eine Handvoll der Deut-
ſchen ihm ſo viel zu ſchaffen machten/ erbittert;
hielt auch die ſo koſtbare Erhaltung des Feldes
mehr fuͤr Verluſt als Sieg; und die Beſchir-
mung dieſes kleinen Fluſſes fuͤr eine groſſe
Schande der Roͤmer. Weßwegen er folgen-
den Tages ſeinem in voller Bereitſchafft ſtehen-
den Heere andeutete: Er wolte in dreyen Stun-
den Meiſter beyder Ufer ſeyn/ oder ſelbſt ſein Be-
graͤbnuͤß im Fluſſe haben. Hiermit ſetzte er an
dreyen Orten an/ wormit er die ſchwaͤchere
Macht der Feinde ſo viel mehr zertheilte. Die
Gallier als geringgeſchaͤtzte Fremdlingen/ wel-
che wie die angepfloͤckten Kraͤhen auch denen
Deutſchen den ihnen angeſchlingten Strick der
Dienſtbarkeit um den Hals zu werffen bemuͤht
waren/ muſten den erſten Angriff thun/ und
weil die Catten mit unglaublicher Gegenwehr
keinem einen Fuß aus dem Waſſer zu ſetzen er-
laubten/ gleichſam mit ihren Leichen den Roͤ-
mern drey Bruͤcken uͤber den Fluß machen/ al-
ſo/ daß von viel tauſend Galliern wenig uͤbrig
blieben/ welchen nicht entweder von den Waf-
fen der Deutſchen das Licht ausgeleſcht/ oder
von dem Waſſer verduͤſtert ward. Als nun aber
die Roͤmiſchen Legionen folgten/ und Druſus
ſelbſt mit der Reuterey an einem neuen Furthe
durchbrechen wolte/ gieng die Schlacht allererſt
mit erbaͤrmlicher Blutſtuͤrtzung an. Arpus
wolte mit ſeinen Catten keinen Fuß breit Erde
dem Feinde einraͤumen/ und Druſus nicht ab-
ziehen/ und ſolte das Roͤmiſche Heer auch mit
Strumpf und Stiel vertilget werden. Er
ſelbſt hielt zu Pferde mitten im Strome/ umb
den Seinigen ein Beyſpiel zu ſeyn; Hertzog
Arpus aber gegen ihm am Ufer; ja endlich
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/462>, abgerufen am 22.11.2024.