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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Sieg der Lorrer wider die Crotoniaten in Jtali-
en sollen eben selbigen Tag die Stadt Corinth/
Athen/ und Sparta/ die Pharsalische Schlacht
viele entfernte Oerter/ des Käysers August Si-
cilische Uberwindung Rom erfahren haben.
Flavius versetzte: Es hätten zwar unzehlich
viel Wunderzeichen ein grosses Unglück zu Rom
angedeutet/ indem der Blitz in den Tempel des
Mars geschlagen/ gantze Wolcken voll Heu-
schrecken in Rom kommen/ und von Schwalben
aufgezehret worden; in dem Apemnius und Al-
pen die Gipfel der Berge eingebrochen und ge-
gen einander gefallen/ daraus drey Feuer-Säu-
len aufgefahren/ der Himmel etliche mal in vol-
lem Feuer gestanden/ etliche Schwantz-Sterne
zugleich erschienen wären. Alleine diese Zei-
tung wäre durch die schnelle Post/ welche Käy-
ser August in ordentlichen Stand gebracht hät-
te/ dahin kommen. Denn ob wohl vorhin die Rö-
mer auch unterschiedene mahl sich rennender Bo-
then gebrauchet/ in dem Sempronius Grach-
chus in Griechenland von Amphissa nach Pella
den dritten Tag/ Vibullius zum weit entfern-
ten Pompejus in kurtzer Zeit/ Marcus Cato den
fünften Tag von Hydrunt nach Rom/ Julius
Cäsar den achten von Rom an Rhodan auf ab-
gewechselten Pferden kommen/ und ieglichen
Tag hundert tausend Schritte gereiset hätten;
so wäre doch diese schnelle Post allererst von ietzi-
gem Käyser ordentlich eingeführt/ welcher durch
gantz Jtalien/ ausserhalb der gemeinen Land-
Strassen/ absondere schnur-gerade Kriegs-
Wege mit breiten Steinen gantz gleiche habe
pflastern lassen/ also/ daß die Post-Wagen gar
leichte und fluggeschwinde fortgerollet würden.
Rhemetalces antwortete: Es wäre diese Erfin-
dung mit denen schnellen Wagen besser und ge-
mächlicher als des Cyrus darzu auf ieder Tage-
Reise bestellte Angar-Pferde und Ställe/ auf
denen sich die Bothen offt zu Tode rennten/ oder
die Pferde stürtzten/ und zu schanden würden.
Uber diß wäre von der Lippe den fünften Tag et-
[Spaltenumbruch] was nach Rom zu bringen eine solche Geschwin-
digkeit/ welche alle vorhin erzehlte und die von
den Persen übernommenen übertreffe; ja er könte
dieser/ weder des Hannibals/ der nach verspielter
Schlacht gegen den Seipio in zwey Tag- und
Nächten drey tausend Stadia weit nach Adru-
met/ noch auch kaum des Königs Mithridates/
welcher in einem Tage tausend Stadia/ derer
acht eine Römische Meile machen/ gereiset soll
seyn/ vergleichen. Es ist wahr/ versetzte Flavi-
us; iedoch meyne ich/ daß derselbige Freygelasse-
ne/ der zu meiner Zeit von Rom in sieben Tagen
nach Tarracon zum Käyser in Spanien gerit-
ten/ und der Philippides/ welcher von Mara-
thon nach Athen noch selbigen Tag kommen/
und mit diesen Worten: Seyd gegrüßt/ wir
haben überwunden/ seine müde Seele ausgebla-
sen hat; nicht längsamer/ als der in fünf Tagen
von der Lippe nach Rom kommen kan/ gereiset
sey/ und so gute Pferde/ oder der Persischen Kö-
nige Dromedarien/ die in einem Tage funfzehn-
hundert Stadien gerennet haben sollen/ gehabt
haben müsse. Aber es hätten diese schnelle Post
nicht allein die Pferde/ sondern guten theils die
Stimme der Menschen verrichtet. Denn
nach dem die Gallier und Deutschen schon für
langer Zeit gewohnt wären in wichtigen Zügen
gewisse Menschen/ die helle Stimmen hätten/
hinter- und so weit von einander/ als des andern
Ruffen zu vernehmen wäre/ zu stellen/ da im-
mer einer dem andern die Zeitung zuschreyet/ al-
so/ daß in des Käysers Julius Kriege diß/ was
früh bey der Belägerung Genab vorgieng/ des
Abends in der Averner Gräntze schon vernom-
men ward; so habe Käyser Augustus eben dieses
von dem Rhein an/ an allen bergichten Orten/
wo man mit den Post-Pferden so geschwinde
nicht rennen kan/ angeordnet. Rhemetalces be-
danckte sich für so gute Nachricht/ mit dem Bey-
satze: Er erinnere sich numehr/ daß in Persien für
Zeiten auch derogleichen auf die Berge und
Hügel gestellte Postschreyer bräuchig gewest

wären/
K k k 2

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Sieg der Lorrer wider die Crotoniaten in Jtali-
en ſollen eben ſelbigen Tag die Stadt Corinth/
Athen/ und Sparta/ die Pharſaliſche Schlacht
viele entfernte Oerter/ des Kaͤyſers Auguſt Si-
ciliſche Uberwindung Rom erfahren haben.
Flavius verſetzte: Es haͤtten zwar unzehlich
viel Wunderzeichen ein groſſes Ungluͤck zu Rom
angedeutet/ indem der Blitz in den Tempel des
Mars geſchlagen/ gantze Wolcken voll Heu-
ſchrecken in Rom kommen/ und von Schwalben
aufgezehret worden; in dem Apemnius und Al-
pen die Gipfel der Berge eingebrochen und ge-
gen einander gefallen/ daraus drey Feuer-Saͤu-
len aufgefahren/ der Himmel etliche mal in vol-
lem Feuer geſtanden/ etliche Schwantz-Sterne
zugleich erſchienen waͤren. Alleine dieſe Zei-
tung waͤre durch die ſchnelle Poſt/ welche Kaͤy-
ſer Auguſt in ordentlichen Stand gebracht haͤt-
te/ dahin kommen. Denn ob wohl vorhin die Roͤ-
mer auch unterſchiedene mahl ſich reñender Bo-
then gebrauchet/ in dem Sempronius Grach-
chus in Griechenland von Amphiſſa nach Pella
den dritten Tag/ Vibullius zum weit entfern-
ten Pompejus in kurtzer Zeit/ Marcus Cato den
fuͤnften Tag von Hydrunt nach Rom/ Julius
Caͤſar den achten von Rom an Rhodan auf ab-
gewechſelten Pferden kommen/ und ieglichen
Tag hundert tauſend Schritte gereiſet haͤtten;
ſo waͤre doch dieſe ſchnelle Poſt allererſt von ietzi-
gem Kaͤyſer ordentlich eingefuͤhrt/ welcher durch
gantz Jtalien/ auſſerhalb der gemeinen Land-
Straſſen/ abſondere ſchnur-gerade Kriegs-
Wege mit breiten Steinen gantz gleiche habe
pflaſtern laſſen/ alſo/ daß die Poſt-Wagen gar
leichte und fluggeſchwinde fortgerollet wuͤrden.
Rhemetalces antwortete: Es waͤre dieſe Erfin-
dung mit denen ſchnellen Wagen beſſer und ge-
maͤchlicher als des Cyrus darzu auf ieder Tage-
Reiſe beſtellte Angar-Pferde und Staͤlle/ auf
denen ſich die Bothen offt zu Tode rennten/ oder
die Pferde ſtuͤrtzten/ und zu ſchanden wuͤrden.
Uber diß waͤre von der Lippe den fuͤnften Tag et-
[Spaltenumbruch] was nach Rom zu bringen eine ſolche Geſchwin-
digkeit/ welche alle vorhin erzehlte und die von
den Perſen uͤbernommenen uͤbertreffe; ja er koͤnte
dieſer/ weder des Hannibals/ der nach verſpielter
Schlacht gegen den Seipio in zwey Tag- und
Naͤchten drey tauſend Stadia weit nach Adru-
met/ noch auch kaum des Koͤnigs Mithridates/
welcher in einem Tage tauſend Stadia/ derer
acht eine Roͤmiſche Meile machen/ gereiſet ſoll
ſeyn/ vergleichen. Es iſt wahr/ verſetzte Flavi-
us; iedoch meyne ich/ daß derſelbige Freygelaſſe-
ne/ der zu meiner Zeit von Rom in ſieben Tagen
nach Tarracon zum Kaͤyſer in Spanien gerit-
ten/ und der Philippides/ welcher von Mara-
thon nach Athen noch ſelbigen Tag kommen/
und mit dieſen Worten: Seyd gegruͤßt/ wir
haben uͤberwunden/ ſeine muͤde Seele ausgebla-
ſen hat; nicht laͤngſamer/ als der in fuͤnf Tagen
von der Lippe nach Rom kommen kan/ gereiſet
ſey/ und ſo gute Pferde/ oder der Perſiſchen Koͤ-
nige Dromedarien/ die in einem Tage funfzehn-
hundert Stadien gerennet haben ſollen/ gehabt
haben muͤſſe. Aber es haͤtten dieſe ſchnelle Poſt
nicht allein die Pferde/ ſondern guten theils die
Stimme der Menſchen verrichtet. Denn
nach dem die Gallier und Deutſchen ſchon fuͤr
langer Zeit gewohnt waͤren in wichtigen Zuͤgen
gewiſſe Menſchen/ die helle Stimmen haͤtten/
hinter- und ſo weit von einander/ als des andern
Ruffen zu vernehmen waͤre/ zu ſtellen/ da im-
mer einer dem andern die Zeitung zuſchreyet/ al-
ſo/ daß in des Kaͤyſers Julius Kriege diß/ was
fruͤh bey der Belaͤgerung Genab vorgieng/ des
Abends in der Averner Graͤntze ſchon vernom-
men ward; ſo habe Kaͤyſer Auguſtus eben dieſes
von dem Rhein an/ an allen bergichten Orten/
wo man mit den Poſt-Pferden ſo geſchwinde
nicht rennen kan/ angeordnet. Rhemetalces be-
danckte ſich fuͤr ſo gute Nachricht/ mit dem Bey-
ſatze: Er erinnere ſich numehr/ daß in Perſien fuͤr
Zeiten auch derogleichen auf die Berge und
Huͤgel geſtellte Poſtſchreyer braͤuchig geweſt

waͤren/
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[443/0497] Arminius und Thußnelda. Sieg der Lorrer wider die Crotoniaten in Jtali- en ſollen eben ſelbigen Tag die Stadt Corinth/ Athen/ und Sparta/ die Pharſaliſche Schlacht viele entfernte Oerter/ des Kaͤyſers Auguſt Si- ciliſche Uberwindung Rom erfahren haben. Flavius verſetzte: Es haͤtten zwar unzehlich viel Wunderzeichen ein groſſes Ungluͤck zu Rom angedeutet/ indem der Blitz in den Tempel des Mars geſchlagen/ gantze Wolcken voll Heu- ſchrecken in Rom kommen/ und von Schwalben aufgezehret worden; in dem Apemnius und Al- pen die Gipfel der Berge eingebrochen und ge- gen einander gefallen/ daraus drey Feuer-Saͤu- len aufgefahren/ der Himmel etliche mal in vol- lem Feuer geſtanden/ etliche Schwantz-Sterne zugleich erſchienen waͤren. Alleine dieſe Zei- tung waͤre durch die ſchnelle Poſt/ welche Kaͤy- ſer Auguſt in ordentlichen Stand gebracht haͤt- te/ dahin kommen. Denn ob wohl vorhin die Roͤ- mer auch unterſchiedene mahl ſich reñender Bo- then gebrauchet/ in dem Sempronius Grach- chus in Griechenland von Amphiſſa nach Pella den dritten Tag/ Vibullius zum weit entfern- ten Pompejus in kurtzer Zeit/ Marcus Cato den fuͤnften Tag von Hydrunt nach Rom/ Julius Caͤſar den achten von Rom an Rhodan auf ab- gewechſelten Pferden kommen/ und ieglichen Tag hundert tauſend Schritte gereiſet haͤtten; ſo waͤre doch dieſe ſchnelle Poſt allererſt von ietzi- gem Kaͤyſer ordentlich eingefuͤhrt/ welcher durch gantz Jtalien/ auſſerhalb der gemeinen Land- Straſſen/ abſondere ſchnur-gerade Kriegs- Wege mit breiten Steinen gantz gleiche habe pflaſtern laſſen/ alſo/ daß die Poſt-Wagen gar leichte und fluggeſchwinde fortgerollet wuͤrden. Rhemetalces antwortete: Es waͤre dieſe Erfin- dung mit denen ſchnellen Wagen beſſer und ge- maͤchlicher als des Cyrus darzu auf ieder Tage- Reiſe beſtellte Angar-Pferde und Staͤlle/ auf denen ſich die Bothen offt zu Tode rennten/ oder die Pferde ſtuͤrtzten/ und zu ſchanden wuͤrden. Uber diß waͤre von der Lippe den fuͤnften Tag et- was nach Rom zu bringen eine ſolche Geſchwin- digkeit/ welche alle vorhin erzehlte und die von den Perſen uͤbernommenen uͤbertreffe; ja er koͤnte dieſer/ weder des Hannibals/ der nach verſpielter Schlacht gegen den Seipio in zwey Tag- und Naͤchten drey tauſend Stadia weit nach Adru- met/ noch auch kaum des Koͤnigs Mithridates/ welcher in einem Tage tauſend Stadia/ derer acht eine Roͤmiſche Meile machen/ gereiſet ſoll ſeyn/ vergleichen. Es iſt wahr/ verſetzte Flavi- us; iedoch meyne ich/ daß derſelbige Freygelaſſe- ne/ der zu meiner Zeit von Rom in ſieben Tagen nach Tarracon zum Kaͤyſer in Spanien gerit- ten/ und der Philippides/ welcher von Mara- thon nach Athen noch ſelbigen Tag kommen/ und mit dieſen Worten: Seyd gegruͤßt/ wir haben uͤberwunden/ ſeine muͤde Seele ausgebla- ſen hat; nicht laͤngſamer/ als der in fuͤnf Tagen von der Lippe nach Rom kommen kan/ gereiſet ſey/ und ſo gute Pferde/ oder der Perſiſchen Koͤ- nige Dromedarien/ die in einem Tage funfzehn- hundert Stadien gerennet haben ſollen/ gehabt haben muͤſſe. Aber es haͤtten dieſe ſchnelle Poſt nicht allein die Pferde/ ſondern guten theils die Stimme der Menſchen verrichtet. Denn nach dem die Gallier und Deutſchen ſchon fuͤr langer Zeit gewohnt waͤren in wichtigen Zuͤgen gewiſſe Menſchen/ die helle Stimmen haͤtten/ hinter- und ſo weit von einander/ als des andern Ruffen zu vernehmen waͤre/ zu ſtellen/ da im- mer einer dem andern die Zeitung zuſchreyet/ al- ſo/ daß in des Kaͤyſers Julius Kriege diß/ was fruͤh bey der Belaͤgerung Genab vorgieng/ des Abends in der Averner Graͤntze ſchon vernom- men ward; ſo habe Kaͤyſer Auguſtus eben dieſes von dem Rhein an/ an allen bergichten Orten/ wo man mit den Poſt-Pferden ſo geſchwinde nicht rennen kan/ angeordnet. Rhemetalces be- danckte ſich fuͤr ſo gute Nachricht/ mit dem Bey- ſatze: Er erinnere ſich numehr/ daß in Perſien fuͤr Zeiten auch derogleichen auf die Berge und Huͤgel geſtellte Poſtſchreyer braͤuchig geweſt waͤren/ K k k 2

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/497>, abgerufen am 22.11.2024.