Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] wären/ und insonderheit sich derselben Eumenes
derogestalt bedienet hätte/ daß er in einem Tage
dreißig Tagereisen weit etwas hätte zu wissen
machen können. Und als Xerxes in Grie-
chenland Krieg geführet/ hätte er von Athen
biß nach Susis derogleichen Ruffer ausgesetzt/
durch welche man in acht und viertzig Stun-
den in Persien erfahren/ was in Griechenland
geschehen wäre. Peucestes hätte eben des gros-
sen Alexanders Tod in einem Tage dem eusser-
sten Persien zu wissen gemacht. Der Feldherr
setzte bey/ diese Post-Art wäre wohl die schnellste/
aber sehr ungewiß; indem ein widriger Wind
selbte auff einmahl vernichtete/ die Erfahrung
auch öffters mit Schaden gewiesen hätte/ daß
die darzu bestellten Leute eine Sache gantz un-
recht vernommen/ und mehrmahls das Wi-
derspiel an den bestimten Ort berichtet wor-
den wäre. Denn eines einigen übeles Ge-
höre verfälsche aller andern Zungen. So
liesse sich auch hier durch nichts berichten/ an des-
sen Heimligkeit offtmahls so viel gelegen wäre.
Noch ungewisser wären die in Sicilien bräuch-
liche Fackeln/ der man sich auch nur des Nachts
bedienen könte. Weil sich auch so gleiche We-
ge zu bereiten/ wie Augustus gethan/ allzu kost-
bar/ die bergichten Länder aber darzu gar nicht
geschickt wären/ hielte er es mit den Scythischen
und Sarmatischen Pferden/ derer sie etliche
zwantzig Stück auff der Rennebahn gesehen/
welche/ wie unansehnlich sie gleich wären/ in ei-
nem Tage/ und zwar wohl zehn Tage hinter
einander sonder einige Uberlast hundert Römi-
sche/ oder fünff und zwantzig deutsche Meilen/
auff eussersten Nothfall auch/ wenn man sie den
Tag vorher nicht überfütterte/ noch halb so weit
lauffen könten. Rhemetalces wunderte sich hier-
über/ und sagte/ diese Pferde wären mit Golde
nicht zu bezahlen/ und eines prächtigen Grab-
mahls besser werth/ als die Krähe des Egypti-
schen Königs Marrha/ die er allenthalben hin
Brieffe zu tragen abgerichtet hatte. Hertzog
[Spaltenumbruch] Jubil fiel ihm ein: Jch halte diese Pferde we-
niger wunderns-werth/ als den Philippidas/
der im Persischen Kriege in zwey Tagen von
Athen nach Sparta/ zwölff hundert und sechzig
Stadia weit/ um Hülffe zu bitten; und noch
mehr den Euchidas/ der in einen Tage das heilige
Feuer zu holen von Athen nach Delphis und wie-
der zurück also tausend Stadia weit zu Fuße ge-
lauffen. Ja unglaublich scheint/ daß des gros-
sen Alexanders Bothe Philonides von Sicyon
nach Elis hundert funffzig Römische Meilenin
neun Stunden gegangen/ und auch alsobald
zurücke gekehret sey/ also gleichsam die Sonne
überlauffen habe. Wiewohl ich darfür halte/
daß es neun Sommer-Stunden gewesen/ und
daß man damahls eben wie itzt die Römer/ den
langen und kurtzen Tag in zwölff Stunden ab-
getheilet/ und selbte/ nach dem der Tag lang oder
kurtz ist/ verlängert oder verkürtzt habe. Eben
so unglaublich scheint/ daß Philip ein edler
Jüngling den grossen Alexander fünff hundert
Stadia weit in voller Rüstung begleitet/ und
das ihm vom Lysimachus offt angebotene Pferd
anzunehmen geweigert habe. Sonsten aber
halte ich die Botschafft durch das Geflügel
sehr hoch/ nützlich/ und nicht allein den geschwin-
desten Pferden/ sondern auch denen in den eus-
sersten Nordländern bräuchigen Rennthieren/
welche täglich dreißig deutsche Meilen/ und also
alle Pferde der Welt überlauffen/ überlegen zu
seyn. Sintemahl sie keinen krümmenden Um-
weg machen dörffen/ auch über Seen und Flüs-
se fliegen/ durch keine Läger/ Mauern und
Bollwercke auffgehalten werden können. Und
wie in Egypten die Tauben insgemein zu Brief-
trägern gebraucht werden/ also weiß ich bey de-
nen benach barten Batavern/ wie auch in Sy-
rien eine berühmte Stadt/ welche bey ihrer Be-
lägerung sich derselben nützlich bedienet hat.
Mir ist aber auch nicht unbekandt/ versetzte. Rhe-
metalces/ daß eine andere Festung dardurch zur
Ubergabe gebracht worden/ als eine solche Post-

Tau-

Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] waͤren/ und inſonderheit ſich derſelben Eumenes
derogeſtalt bedienet haͤtte/ daß er in einem Tage
dreißig Tagereiſen weit etwas haͤtte zu wiſſen
machen koͤnnen. Und als Xerxes in Grie-
chenland Krieg gefuͤhret/ haͤtte er von Athen
biß nach Suſis derogleichen Ruffer ausgeſetzt/
durch welche man in acht und viertzig Stun-
den in Perſien erfahren/ was in Griechenland
geſchehen waͤre. Peuceſtes haͤtte eben des groſ-
ſen Alexanders Tod in einem Tage dem euſſer-
ſten Perſien zu wiſſen gemacht. Der Feldherr
ſetzte bey/ dieſe Poſt-Art waͤre wohl die ſchnellſte/
aber ſehr ungewiß; indem ein widriger Wind
ſelbte auff einmahl vernichtete/ die Erfahrung
auch oͤffters mit Schaden gewieſen haͤtte/ daß
die darzu beſtellten Leute eine Sache gantz un-
recht vernommen/ und mehrmahls das Wi-
derſpiel an den beſtimten Ort berichtet wor-
den waͤre. Denn eines einigen uͤbeles Ge-
hoͤre verfaͤlſche aller andern Zungen. So
lieſſe ſich auch hier durch nichts berichten/ an deſ-
ſen Heimligkeit offtmahls ſo viel gelegen waͤre.
Noch ungewiſſer waͤren die in Sicilien braͤuch-
liche Fackeln/ der man ſich auch nur des Nachts
bedienen koͤnte. Weil ſich auch ſo gleiche We-
ge zu bereiten/ wie Auguſtus gethan/ allzu koſt-
bar/ die bergichten Laͤnder aber darzu gar nicht
geſchickt waͤren/ hielte er es mit den Scythiſchen
und Sarmatiſchen Pferden/ derer ſie etliche
zwantzig Stuͤck auff der Rennebahn geſehen/
welche/ wie unanſehnlich ſie gleich waͤren/ in ei-
nem Tage/ und zwar wohl zehn Tage hinter
einander ſonder einige Uberlaſt hundert Roͤmi-
ſche/ oder fuͤnff und zwantzig deutſche Meilen/
auff euſſerſten Nothfall auch/ wenn man ſie den
Tag vorher nicht uͤberfuͤtterte/ noch halb ſo weit
lauffen koͤnten. Rhemetalces wunderte ſich hier-
uͤber/ und ſagte/ dieſe Pferde waͤren mit Golde
nicht zu bezahlen/ und eines praͤchtigen Grab-
mahls beſſer werth/ als die Kraͤhe des Egypti-
ſchen Koͤnigs Marrha/ die er allenthalben hin
Brieffe zu tragen abgerichtet hatte. Hertzog
[Spaltenumbruch] Jubil fiel ihm ein: Jch halte dieſe Pferde we-
niger wunderns-werth/ als den Philippidas/
der im Perſiſchen Kriege in zwey Tagen von
Athen nach Sparta/ zwoͤlff hundert und ſechzig
Stadia weit/ um Huͤlffe zu bitten; und noch
mehr den Euchidas/ der in einẽ Tage das heilige
Feuer zu holẽ von Athen nach Delphis und wie-
der zuruͤck alſo tauſend Stadia weit zu Fuße ge-
lauffen. Ja unglaublich ſcheint/ daß des groſ-
ſen Alexanders Bothe Philonides von Sicyon
nach Elis hundert funffzig Roͤmiſche Meilenin
neun Stunden gegangen/ und auch alſobald
zuruͤcke gekehret ſey/ alſo gleichſam die Sonne
uͤberlauffen habe. Wiewohl ich darfuͤr halte/
daß es neun Sommer-Stunden geweſen/ und
daß man damahls eben wie itzt die Roͤmer/ den
langen und kurtzen Tag in zwoͤlff Stunden ab-
getheilet/ und ſelbte/ nach dem der Tag lang oder
kurtz iſt/ verlaͤngert oder verkuͤrtzt habe. Eben
ſo unglaublich ſcheint/ daß Philip ein edler
Juͤngling den groſſen Alexander fuͤnff hundert
Stadia weit in voller Ruͤſtung begleitet/ und
das ihm vom Lyſimachus offt angebotene Pferd
anzunehmen geweigert habe. Sonſten aber
halte ich die Botſchafft durch das Gefluͤgel
ſehr hoch/ nuͤtzlich/ und nicht allein den geſchwin-
deſten Pferden/ ſondern auch denen in den euſ-
ſerſten Nordlaͤndern braͤuchigen Rennthieren/
welche taͤglich dreißig deutſche Meilen/ und alſo
alle Pferde der Welt uͤberlauffen/ uͤberlegen zu
ſeyn. Sintemahl ſie keinen kruͤmmenden Um-
weg machen doͤrffen/ auch uͤber Seen und Fluͤſ-
ſe fliegen/ durch keine Laͤger/ Mauern und
Bollwercke auffgehalten werden koͤnnen. Und
wie in Egypten die Taubẽ insgemein zu Brief-
traͤgern gebraucht werden/ alſo weiß ich bey de-
nen benach barten Batavern/ wie auch in Sy-
rien eine beruͤhmte Stadt/ welche bey ihrer Be-
laͤgerung ſich derſelben nuͤtzlich bedienet hat.
Mir iſt aber auch nicht unbekandt/ verſetzte. Rhe-
metalces/ daß eine andere Feſtung dardurch zur
Ubergabe gebracht worden/ als eine ſolche Poſt-

Tau-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0498" n="444"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdtes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
wa&#x0364;ren/ und in&#x017F;onderheit &#x017F;ich der&#x017F;elben Eumenes<lb/>
deroge&#x017F;talt bedienet ha&#x0364;tte/ daß er in einem Tage<lb/>
dreißig Tagerei&#x017F;en weit etwas ha&#x0364;tte zu wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
machen ko&#x0364;nnen. Und als Xerxes in Grie-<lb/>
chenland Krieg gefu&#x0364;hret/ ha&#x0364;tte er von Athen<lb/>
biß nach Su&#x017F;is derogleichen Ruffer ausge&#x017F;etzt/<lb/>
durch welche man in acht und viertzig Stun-<lb/>
den in Per&#x017F;ien erfahren/ was in Griechenland<lb/>
ge&#x017F;chehen wa&#x0364;re. Peuce&#x017F;tes ha&#x0364;tte eben des gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Alexanders Tod in einem Tage dem eu&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
&#x017F;ten Per&#x017F;ien zu wi&#x017F;&#x017F;en gemacht. Der Feldherr<lb/>
&#x017F;etzte bey/ die&#x017F;e Po&#x017F;t-Art wa&#x0364;re wohl die &#x017F;chnell&#x017F;te/<lb/>
aber &#x017F;ehr ungewiß; indem ein widriger Wind<lb/>
&#x017F;elbte auff einmahl vernichtete/ die Erfahrung<lb/>
auch o&#x0364;ffters mit Schaden gewie&#x017F;en ha&#x0364;tte/ daß<lb/>
die darzu be&#x017F;tellten Leute eine Sache gantz un-<lb/>
recht vernommen/ und mehrmahls das Wi-<lb/>
der&#x017F;piel an den be&#x017F;timten Ort berichtet wor-<lb/>
den wa&#x0364;re. Denn eines einigen u&#x0364;beles Ge-<lb/>
ho&#x0364;re verfa&#x0364;l&#x017F;che aller andern Zungen. So<lb/>
lie&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich auch hier durch nichts berichten/ an de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Heimligkeit offtmahls &#x017F;o viel gelegen wa&#x0364;re.<lb/>
Noch ungewi&#x017F;&#x017F;er wa&#x0364;ren die in Sicilien bra&#x0364;uch-<lb/>
liche Fackeln/ der man &#x017F;ich auch nur des Nachts<lb/>
bedienen ko&#x0364;nte. Weil &#x017F;ich auch &#x017F;o gleiche We-<lb/>
ge zu bereiten/ wie Augu&#x017F;tus gethan/ allzu ko&#x017F;t-<lb/>
bar/ die bergichten La&#x0364;nder aber darzu gar nicht<lb/>
ge&#x017F;chickt wa&#x0364;ren/ hielte er es mit den Scythi&#x017F;chen<lb/>
und Sarmati&#x017F;chen Pferden/ derer &#x017F;ie etliche<lb/>
zwantzig Stu&#x0364;ck auff der Rennebahn ge&#x017F;ehen/<lb/>
welche/ wie unan&#x017F;ehnlich &#x017F;ie gleich wa&#x0364;ren/ in ei-<lb/>
nem Tage/ und zwar wohl zehn Tage hinter<lb/>
einander &#x017F;onder einige Uberla&#x017F;t hundert Ro&#x0364;mi-<lb/>
&#x017F;che/ oder fu&#x0364;nff und zwantzig deut&#x017F;che Meilen/<lb/>
auff eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Nothfall auch/ wenn man &#x017F;ie den<lb/>
Tag vorher nicht u&#x0364;berfu&#x0364;tterte/ noch halb &#x017F;o weit<lb/>
lauffen ko&#x0364;nten. Rhemetalces wunderte &#x017F;ich hier-<lb/>
u&#x0364;ber/ und &#x017F;agte/ die&#x017F;e Pferde wa&#x0364;ren mit Golde<lb/>
nicht zu bezahlen/ und eines pra&#x0364;chtigen Grab-<lb/>
mahls be&#x017F;&#x017F;er werth/ als die Kra&#x0364;he des Egypti-<lb/>
&#x017F;chen Ko&#x0364;nigs Marrha/ die er allenthalben hin<lb/>
Brieffe zu tragen abgerichtet hatte. Hertzog<lb/><cb/>
Jubil fiel ihm ein: Jch halte die&#x017F;e Pferde we-<lb/>
niger wunderns-werth/ als den Philippidas/<lb/>
der im Per&#x017F;i&#x017F;chen Kriege in zwey Tagen von<lb/>
Athen nach Sparta/ zwo&#x0364;lff hundert und &#x017F;echzig<lb/>
Stadia weit/ um Hu&#x0364;lffe zu bitten; und noch<lb/>
mehr den Euchidas/ der in eine&#x0303; Tage das heilige<lb/>
Feuer zu hole&#x0303; von Athen nach Delphis und wie-<lb/>
der zuru&#x0364;ck al&#x017F;o tau&#x017F;end Stadia weit zu Fuße ge-<lb/>
lauffen. Ja unglaublich &#x017F;cheint/ daß des gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Alexanders Bothe Philonides von Sicyon<lb/>
nach Elis hundert funffzig Ro&#x0364;mi&#x017F;che Meilenin<lb/>
neun Stunden gegangen/ und auch al&#x017F;obald<lb/>
zuru&#x0364;cke gekehret &#x017F;ey/ al&#x017F;o gleich&#x017F;am die Sonne<lb/>
u&#x0364;berlauffen habe. Wiewohl ich darfu&#x0364;r halte/<lb/>
daß es neun Sommer-Stunden gewe&#x017F;en/ und<lb/>
daß man damahls eben wie itzt die Ro&#x0364;mer/ den<lb/>
langen und kurtzen Tag in zwo&#x0364;lff Stunden ab-<lb/>
getheilet/ und &#x017F;elbte/ nach dem der Tag lang oder<lb/>
kurtz i&#x017F;t/ verla&#x0364;ngert oder verku&#x0364;rtzt habe. Eben<lb/>
&#x017F;o unglaublich &#x017F;cheint/ daß Philip ein edler<lb/>
Ju&#x0364;ngling den gro&#x017F;&#x017F;en Alexander fu&#x0364;nff hundert<lb/>
Stadia weit in voller Ru&#x0364;&#x017F;tung begleitet/ und<lb/>
das ihm vom Ly&#x017F;imachus offt angebotene Pferd<lb/>
anzunehmen geweigert habe. Son&#x017F;ten aber<lb/>
halte ich die Bot&#x017F;chafft durch das Geflu&#x0364;gel<lb/>
&#x017F;ehr hoch/ nu&#x0364;tzlich/ und nicht allein den ge&#x017F;chwin-<lb/>
de&#x017F;ten Pferden/ &#x017F;ondern auch denen in den eu&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er&#x017F;ten Nordla&#x0364;ndern bra&#x0364;uchigen Rennthieren/<lb/>
welche ta&#x0364;glich dreißig deut&#x017F;che Meilen/ und al&#x017F;o<lb/>
alle Pferde der Welt u&#x0364;berlauffen/ u&#x0364;berlegen zu<lb/>
&#x017F;eyn. Sintemahl &#x017F;ie keinen kru&#x0364;mmenden Um-<lb/>
weg machen do&#x0364;rffen/ auch u&#x0364;ber Seen und Flu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e fliegen/ durch keine La&#x0364;ger/ Mauern und<lb/>
Bollwercke auffgehalten werden ko&#x0364;nnen. Und<lb/>
wie in Egypten die Taube&#x0303; insgemein zu Brief-<lb/>
tra&#x0364;gern gebraucht werden/ al&#x017F;o weiß ich bey de-<lb/>
nen benach barten Batavern/ wie auch in Sy-<lb/>
rien eine beru&#x0364;hmte Stadt/ welche bey ihrer Be-<lb/>
la&#x0364;gerung &#x017F;ich der&#x017F;elben nu&#x0364;tzlich bedienet hat.<lb/>
Mir i&#x017F;t aber auch nicht unbekandt/ ver&#x017F;etzte. Rhe-<lb/>
metalces/ daß eine andere Fe&#x017F;tung dardurch zur<lb/>
Ubergabe gebracht worden/ als eine &#x017F;olche Po&#x017F;t-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Tau-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[444/0498] Vierdtes Buch waͤren/ und inſonderheit ſich derſelben Eumenes derogeſtalt bedienet haͤtte/ daß er in einem Tage dreißig Tagereiſen weit etwas haͤtte zu wiſſen machen koͤnnen. Und als Xerxes in Grie- chenland Krieg gefuͤhret/ haͤtte er von Athen biß nach Suſis derogleichen Ruffer ausgeſetzt/ durch welche man in acht und viertzig Stun- den in Perſien erfahren/ was in Griechenland geſchehen waͤre. Peuceſtes haͤtte eben des groſ- ſen Alexanders Tod in einem Tage dem euſſer- ſten Perſien zu wiſſen gemacht. Der Feldherr ſetzte bey/ dieſe Poſt-Art waͤre wohl die ſchnellſte/ aber ſehr ungewiß; indem ein widriger Wind ſelbte auff einmahl vernichtete/ die Erfahrung auch oͤffters mit Schaden gewieſen haͤtte/ daß die darzu beſtellten Leute eine Sache gantz un- recht vernommen/ und mehrmahls das Wi- derſpiel an den beſtimten Ort berichtet wor- den waͤre. Denn eines einigen uͤbeles Ge- hoͤre verfaͤlſche aller andern Zungen. So lieſſe ſich auch hier durch nichts berichten/ an deſ- ſen Heimligkeit offtmahls ſo viel gelegen waͤre. Noch ungewiſſer waͤren die in Sicilien braͤuch- liche Fackeln/ der man ſich auch nur des Nachts bedienen koͤnte. Weil ſich auch ſo gleiche We- ge zu bereiten/ wie Auguſtus gethan/ allzu koſt- bar/ die bergichten Laͤnder aber darzu gar nicht geſchickt waͤren/ hielte er es mit den Scythiſchen und Sarmatiſchen Pferden/ derer ſie etliche zwantzig Stuͤck auff der Rennebahn geſehen/ welche/ wie unanſehnlich ſie gleich waͤren/ in ei- nem Tage/ und zwar wohl zehn Tage hinter einander ſonder einige Uberlaſt hundert Roͤmi- ſche/ oder fuͤnff und zwantzig deutſche Meilen/ auff euſſerſten Nothfall auch/ wenn man ſie den Tag vorher nicht uͤberfuͤtterte/ noch halb ſo weit lauffen koͤnten. Rhemetalces wunderte ſich hier- uͤber/ und ſagte/ dieſe Pferde waͤren mit Golde nicht zu bezahlen/ und eines praͤchtigen Grab- mahls beſſer werth/ als die Kraͤhe des Egypti- ſchen Koͤnigs Marrha/ die er allenthalben hin Brieffe zu tragen abgerichtet hatte. Hertzog Jubil fiel ihm ein: Jch halte dieſe Pferde we- niger wunderns-werth/ als den Philippidas/ der im Perſiſchen Kriege in zwey Tagen von Athen nach Sparta/ zwoͤlff hundert und ſechzig Stadia weit/ um Huͤlffe zu bitten; und noch mehr den Euchidas/ der in einẽ Tage das heilige Feuer zu holẽ von Athen nach Delphis und wie- der zuruͤck alſo tauſend Stadia weit zu Fuße ge- lauffen. Ja unglaublich ſcheint/ daß des groſ- ſen Alexanders Bothe Philonides von Sicyon nach Elis hundert funffzig Roͤmiſche Meilenin neun Stunden gegangen/ und auch alſobald zuruͤcke gekehret ſey/ alſo gleichſam die Sonne uͤberlauffen habe. Wiewohl ich darfuͤr halte/ daß es neun Sommer-Stunden geweſen/ und daß man damahls eben wie itzt die Roͤmer/ den langen und kurtzen Tag in zwoͤlff Stunden ab- getheilet/ und ſelbte/ nach dem der Tag lang oder kurtz iſt/ verlaͤngert oder verkuͤrtzt habe. Eben ſo unglaublich ſcheint/ daß Philip ein edler Juͤngling den groſſen Alexander fuͤnff hundert Stadia weit in voller Ruͤſtung begleitet/ und das ihm vom Lyſimachus offt angebotene Pferd anzunehmen geweigert habe. Sonſten aber halte ich die Botſchafft durch das Gefluͤgel ſehr hoch/ nuͤtzlich/ und nicht allein den geſchwin- deſten Pferden/ ſondern auch denen in den euſ- ſerſten Nordlaͤndern braͤuchigen Rennthieren/ welche taͤglich dreißig deutſche Meilen/ und alſo alle Pferde der Welt uͤberlauffen/ uͤberlegen zu ſeyn. Sintemahl ſie keinen kruͤmmenden Um- weg machen doͤrffen/ auch uͤber Seen und Fluͤſ- ſe fliegen/ durch keine Laͤger/ Mauern und Bollwercke auffgehalten werden koͤnnen. Und wie in Egypten die Taubẽ insgemein zu Brief- traͤgern gebraucht werden/ alſo weiß ich bey de- nen benach barten Batavern/ wie auch in Sy- rien eine beruͤhmte Stadt/ welche bey ihrer Be- laͤgerung ſich derſelben nuͤtzlich bedienet hat. Mir iſt aber auch nicht unbekandt/ verſetzte. Rhe- metalces/ daß eine andere Feſtung dardurch zur Ubergabe gebracht worden/ als eine ſolche Poſt- Tau-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/498
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/498>, abgerufen am 22.11.2024.